USA Süd-Westen 1991

Unser erster Urlaub in den USA. Wir haben uns den Süd-Westen ausgesucht, da es dort eine relative hohe Dichte an National Parks gibt und San Francisco der Ruf einer wunderschönen Stadt hat. Wir haben ein normales Auto und Motel Übernachtungen gewählt, Camper sind zwar  populär, aber auch teuer und unpraktisch in den Städten.

08.09.1991 – 06.10.1991

Flag of the United States (Pantone)

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Dieser Text und alle enthaltenen Bilder sind urheberrechtlich geschützt. ©Mossels Gabi Moraw, Jan Wessels. Der Text darf weder im Ganzen noch in Teilen ohne vorherige schriftliche Genehmigung der Autoren kopiert, gespeichert oder anderweitig verwendet werden.

Inhalt

Reiseroute

Reiseroute

Reiseroute

Sonntag 8.9.91  Anreise

Es ist Sonntag. Das Taxi bringt uns pünktlich zum Flughafen. Wir müssen 1 ½ h vorher da sein, dann werden uns noch 1 ½ h Verspätung beschert. Wir haben einen Gang/Fensterblock in der B 767 für uns und es ist leidlich bequem. Mit gut 2 h Verspätung sind wir um ca. 15.00 in Chicago. Unsere Maschine nach San Francisco ist weg. Wir sind auf die 19.00 Maschine umgebucht.

Aber erst müssen wir noch 1 h auf die Immigration warten. Unsere 19.00 Maschine geht dann glücklich um 20.30 in die Luft und um 23.00 in San Francisco wieder ‚runter (alles Ortszeit).

Mit Gepäck und Mietwagen sind wir um 0.30 endlich im Hotel, insgesamt 27 h Reisezeit.

Montag 9.9.91 – Sonntag 15.9.91  San Francisco

Die Zeitverschiebung sorgt trotz aller Strapazen dafür, daß wir früh aus den Federn kommen. Der Langschläferrythmus setzt erst ein paar Tage später wieder ein.

Unser Hotel hat kein Restaurant, aber dafür eine Kaffee-Expressmaschine im Zimmer, und morgens frische Donuts, Croissant u.ä. im Foyer zur freien Bedienung.

Wir beginnen unsere Entdeckung von San Francisco mit dem größten Erlebnis in dieser Stadt – Cable Car Fahren. Die Cable Car versetzt einen gleich einige Jahrzehnte in die Vergangenheit. Sie muß ganz schön arbeiten, um die steilen Berge ‚rauf zu kommen. Beim Runterfahren hat der Bremser dafür gut zu tun. Das sieht richtig nach Arbeit aus. An der Endstation in Downtown können wir die Drehung der Cable Car um die eigene Achse auf das Gleis der Gegenrichtung bewundern. Auf der hölzernen Drehscheibe ist auch das Drehen mit Muskelkraft verbunden. Stellt man sich über die Gleise, kann man das Seil, das die Cable Car antreibt, im Untergrund flitzen sehen.

Ganz in der Nähe befindet sich Fishermen’s Wharft. Ein großer Touristenrummel, ein Geschäft ist an das andere gereiht und versucht Touris konsummäßig einzufangen. Außerdem kann man auch Fischiges kaufen. Wir fallen auf ein paar Prawns herein, um unsere niederen Gelüste zu befriedigen. Sie schmecken jedoch nicht besonders.

Downtown bietet allerdings auch einige Sehenswürdigkeiten. Das Wax-Museum direkt auf Fishermen’s Wharft ist das Schwester-Museum der Madame Tusseau in London. Hier jedoch mit sehr viel mehr High-Tech und nicht so sehr klassisch gediegen ausgestaltet. Einige Figuren sind sehr naturgetreu getroffen, andere sind dafür weniger identifizierbar.

Einige Blocks weiter am Hyde Street Pier befindet sich der Maritime National State Park. Dieser besteht im wesentlichen aus 4 historischen Schiffen (Fähre, Segler, etc.), die zu besichtigen sind. Allesamt liebevoll restauriert und teilweise mit dem Original-Interieur ausgestattet.

Direkt neben dem Pier, Hyde Street, endet (oder startet ganz wie man will) eine Cable Car Linie. Diese Endstation scheint besonders beliebt zu sein, sie ist meistens von Tourischlangen überbevölkert und mit mindestens 1 h Wartezeit verbunden, ehe man einen Platz in der Cable Car ergattern kann. Sie fahren auch streng nach Fahrplan, ca. alle 30 Minuten ein Wagen. Alternativ besteht natürlich die Möglichkeit mit dem Taxi zu fahren oder aber durch die Sonne zu Fuß zu gehen. In San Francisco fällt man ja auch als Fußgänger nicht weiter auf.

Ein Fußmarsch von ca. 30 Minuten führt uns zum Cable Car Museum. Der Weg geht überwiegend bergauf und jede vorbeifahrende Cable Car ist übervoll. Jeder Versuch, unterwegs eine Cable Car zu entern, scheitert kläglich. Das Cable Car Museum zeigt die Maschinen, Räder und Seile, die das gesamte Cable Car Netz der Gegend antreiben. Sehr beeindruckend. Natürlich sind Geschichte und Funktionsweise der Cable Car liebevoll und informativ für den geneigten Besucher dargestellt.

Direkt neben dem Cable Car Museum beginnt China Town. Bunte Häuser mit geschwungenen Dächern und buntes Treiben auf der Straße begrüßen uns. Wir strommern durch die Straßen und betrachten Menschen, Schaufenster und was es sonst noch so zu sehen gibt. Interessante Kontraste bietet das direkt nebenan liegende Geschäftsviertel mit seinen hochmodernen Hochhäusern.

Zur Golden Gate Bridge müssen wir unser Auto bemühen. Im Sonnenuntergang soll sie von der gegenüberliegenden Seite besonders schön sein. Aber außer Wind, Nebel und Kälte hat uns die Golden Gate an keinem Sight-Seeing-Point oder Tageszeit etwas geboten. Wir haben häufiger den Anlauf zur Golden Gate unternommen, sofern es in der Stadt klar war, aber es war nie mit ebenso klarer Sicht auf die Brücke gekrönt. Stadtauswärts ist das Befahren der Brücke kostenfrei, lediglich stadteinwärts muß man Gebühren (Eintrittsgeld?) entrichten.

Fährt man die Golden Gate Bridge stadteinwärts und dann immer geradeaus, erreicht man automatisch die Lombard Street. Die kurvigste Straße der Welt die in fast keinem Film, der in San Francisco spielt, fehlen darf. Zur Zeit ist sie mit Hortensien bepflanzt, die sehr schön in der Sonne leuchten. Von der Kuppe über der Lombard Street, die sich den Berg hinab windet, hat man einen phantastischen Blick über die Stadt und die Bay. Zur Verkehrsberuhigung sollten die vielen Kurven dienen. Ich denke, die Anwohner haben eher das Gegenteil erreicht. Jeder Touri muß mindestens ein Mal durchgefahren sein. Eine witzige Straße.

Von unserem Hotel, das sich Downtown befindet, stadtauswärts gesehen befindet sich das Civic Center. Dies ist ein von Bäumen bestandener großer Platz, der umgeben ist von monumentalen Bauten, die wir eher in Europa erwarten würden. Wir verfolgen den Weg weiter Richtung Japan Town und passieren zwangsläufig die St. Mary’s Cathedral, ein sehr moderner Betonbau in Form einer Bischofsmütze.

Das Zentrum von Japan Town bildet eine 5-stöckige Pagode, die von Geschäften und Restaurants umgeben ist. Einem der Restaurants können wir nicht widerstehen, die Sushis sind zu verlockend. Unsere Entscheidung fällt auf ein Restaurant, in dem man kreisförmig um die „Köche“ herumsitzt und die Sushis auf kleinen Schiffen vor der Nase in einer kleinen Wasserrinne durchfahren. Jeder kann nehmen, was er mag. Der Preis richtet sich nach dem Dekor des gewählten Schälchens. Mmh, lecker!

In den Läden vom Japan Center läßt sich vortrefflich stöbern. Wir können 2 Miezen-Bilder ersteigern.

San Francisco bietet auch einige Plätze mit herrlichem Overlook über die Stadt und ihre Skyline. Diese Overlooks muß man jedoch größtenteils mit dem Auto anfahren, da sie meistens Richtung Stadtrand liegen. Erwähnenswert ist vor allem Alamo Square mit einem tollen Blick auf die hübschen, bunten bürgerlichen Holzhäuschen im Vordergrund und der Skyline des Geschäftsviertels als Kontrast im Hintergrund.

Noch etwas weiter am Stadtrand sollen die Twin Peaks ein guter Aussichtspunkt sein. Uns ist keine Aussicht vergönnt. Die Peaks sind eingehüllt in eine große weiße Wolke, also keine Sicht, dafür ungemütlich windig und kalt. Die Peaks müssen wir uns auch richtig erarbeiten. Ein für hiesige Verhältnisse ungewöhnliches Straßengewirr umgibt die Peaks. Die Beschilderung ist auch nicht so doll.

Da es etwas weiter unten wieder klarer ist und sich sogar die Sonne zeigt, beschließen wir den nächsten Overlook – Telegraph Hill, Downtown – nicht auszulassen. Der Weg dorthin führt uns nochmals zur Lombard Street, obwohl hier Autofahren schlechthin schon abenteuerlich genug ist. Über San Francisco wurden schach­brettartig die Straßen gezogen ungeachtet jeglicher Boden­beschaffenheiten. Da San Francisco auf mehreren Hügeln steht, führen nahezu ausnahmslos alle Straßen steil bergauf und genauso steil wieder bergab. Kommt man also über die Kuppe, fährt man quasi ins Nichts – vergleichbar mit einer Achterbahn. Wir beten jedes Mal, daß hinter der Kuppe keine parkenden Autos oder Fußgänger im Weg stehen, denn wir sehen zunächst gar nichts.

Telegraph Hill befindet sich direkt an der Bay in der Nähe der Oakland Bridge. Dieser Aussichtspunkt steht offensichtlich noch bei einigen anderen Touris auf dem Programm. Es wimmelt von Menschen. Ein Fahrstuhl bringt uns den Turm hinauf. Oben haben wir einen phantastischen Blick über San Francisco und die Oakland Bridge. Golden Gate zeigt sich weiterhin sehr verschämt im Hamilton-Look.

Auf der Bay fahren viele Segelboote. Jan’s sehnsüchtige Augen sind unverkennbar. Am Pier 39 sind wir den Booten schon wesentlich näher. Pier 39 besteht ansonsten aus Souvenir-Läden und Restaurants zur Aufnahme der Touristenströme. Im benachbarten Yachthafen ist die Hälfte der Anleger von Seelöwen belagert. Sie werden hier gepflegt, bis sie wieder in Freiheit verbracht werden können.

Ein riesiges weitestgehend naturbelassenes Gebiet nahe Golden Gate heißt Presidio. In exponierter Lage mit wunderschönem Blick auf Bay bzw. Golden Gate befinden sich die Häuschen der hochrangigen Militärs. Riesige Eukalypten säumen unseren Weg. Unvermutete Ausblicke auf Golden Gate entdecken wir. Aber auch hier mit maximal 3/4 Entblößung.

Mit dem modernsten Verkehrsmittel San Francisco’s – der BART – fahren wir back to the roots zur Mission Dolores. Die BART ist laut Reiseführer zwar hypermodern, aber auch hyperunzuverläßig. Für uns ist sie jedoch völlig funktionsfähig.

Die Mission ist ganz in spanisch gehalten und liebevoll restauriert.

Ein Kaufhaus steht letztendlich auch noch auf dem Programm. Das Nordstrom Shopping Center liegt direkt Downtown in der Nähe unseres Hotels. Es ist eines der edleren Sorte, ganz in Marmor und Rolltreppen gewendelt in einem riesigen Lichthof. Hier kann man alles kaufen, was einen guten, edlen und teuren Namen hat. Die Atmosphäre ist allerdings den Preisen angemessen. Das Cafe im obersten Stockwerk bietet einen ganz hübschen Blick auf die umliegenden Wolkenkratzer.

Eine ganz andere Art Einkaufserlebnis kann man in den Supermärkten erleben, so man sie endlich gefunden hat. Die Suche nach einem Supermarkt führt in jedem Fall immer Richtung Stadtrand. Auf einer Ausfallstraße haben wir auch in San Francisco Erfolg. Wir ersteigern dort Verpflegung für Abendbrot und einiges mehr. Was uns halt noch für unsere weitere Tour so fehlt.

Das brodelnde Nachtleben soll angeblich auf dem Broadway stattfinden. Aber außer ein paar Bars mit lebenden Nackten können wir nichts entdecken.

Gleich nebenan liegt Chinatown, hier ist es auch nachts interessant. Zumindest finden wir dort etwas für Jan’s knurrenden Magen. Eine andere Alternative Eßbares zwischen die Zähne zu kriegen, sind Steakhäuser. Am Eingang steht man Schlange, dann geht’s an der Theke vorbei zum Ordern des Gewünschten und direktem Kassieren. Man muß also direkt und gleich mit Betreten dieser Kneipen wissen, was es denn sein soll.

Rund um San Francisco liegen auch einige sehenswerte Highlights. Wählt man den Weg aus der Stadt über die Oakland Bridge, erreicht man zuerst Treasure Island. Die Insel scheint hauptsächlich als militärisches Gebiet genutzt zu werden. Es ist fast alles abgesperrt. Bei klarem Wetter ist der Blick auf die Skyline von San Francisco bestimmt ganz hübsch.

Der weitere Weg stadtauswärts führt uns nach Berkley zur Elite-Uni. Das Universitätsgelände ist riesig mit sehr viel grün und imposanten viktorianischen Bauten. Es scheint bald ein Football-Spiel zu beginnen. Auf dem Unigelände findet eine Parade mit Spielmannszug statt und es wuselt vor Menschen, die alle in eine Richtung vermutlich zum Stadion stürmen. Berkley selbst bietet das typische amerikanische Stadtbild.

Fährt man über die Golden Gate stadtauswärts, erreicht man automatisch Sausalito. Auf der Strecke bieten sich einige ungewöhnliche Perspektiven auf die Oakland Bridge. Sausalito ist hauptsächlich für seine Hausboot-Stadt bekannt. Das Hausboot-Areal unterliegt offensichtlich auch einigen Reglementierungen. Die meisten Hausboote liegen wohlsortiert nebeneinander. Sie sehen teilweise schon sehr witzig aus.  Nicht-Hausboot-Anwohner bzw. Besucher dürfen leider nicht auf die Verbindungsstege und wir sind somit auf die Außenanlagen verbannt – „Members only“. Auch in punkto Hausboot-Anordnung gibt es wohl Klassenunterschiede. Selbst wir können zwischen Slums, Mittelklasse und Hausboot-Menschen mit Dollars unterscheiden.

Ein Stückchen weiter nördlich von Sausalito liegt Muir Woods, ein Naherholungsgebiet für geplagte Stadtmenschen. Muir Woods besteht aus „Redwoods“, rotrindigen Sequoias. Diese Sequoia-Baumart hat in etwa die gleichen Eigenschaften wie Sequoia-Giganteas. Sie sind jedoch kleiner und gedrungener. Ein ausgedehnter Spaziergang lohnt sich zwischen den Baumriesen, um so mehr nach Verlassen des planierten Weges. Dort findet sich auch etwas  mehr Ruhe und das Gefühl von mehr Natur und nicht sooo viel Zivilisation. Auf den geteerten Hauptwegen macht so manch ein Bewohner von San Francisco seinen Sonntagsnachmittagsspaziergang.

Montag 16.9.91 – Dienstag 17.9.91  Yosemite N.P.

Ab auf die Piste und los geht’s gen Yosemite. Kaum verlassen wir San Francisco, wird der Himmel blauer, klarer und die Temperaturen steigen. Das Land ist reichlich vertrocknet, es hat wohl länger nicht geregnet. Auf den Hügeln stehen Tausende von Windrädern, aber kein eines bewegt sich. Strom fällt wohl heute aus.

Nach Verlassen des Interstate Highways wird die Landschaft interessanter und abwechslungsreicher. Wir fahren durch Obst- und Nußplantagen. Je mehr wir uns dem Yosemite N.P. nähern, umso gebirgiger wird es um uns herum. Zwischenzeitlich fahren wir über einen Pass, der wunderschöne Ausblicke gewährt.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Yosemite N.P. und checken im Campground ein. Im Village selbst gibt es keinen freien Platz mehr und wir müssen auf den Crane Flat Campground ausweichen, der nicht so zentral liegt. Wie sich dann aber herausstellt, ist dies eh die bessere Wahl.

Mitten im Wald gelegen und freies Feuerholz am Boden zur Selbstbedienung sind eindeutige Vorzüge. Unser 1. Zeltaufbau verläuft reibungslos. Das Zelt-Patent ist also idiotensicher. Nach dem Zeltaufbau fahren wir ins Village, um unsere Vorräte aufzufrischen. Auf dem Weg ins Village können wir schon phantastische Perspektiven auf die beiden Highlights von Yosemite – El Capitan und Halfdome – erhaschen. Zwei monumentale Berge.

Unser Abendbrot ist gesichert und so wird der Grill auch gleich seiner Bestimmung nachkommen müssen. Zurück am Zelt schwärmt Jan auch sofort aus und erfüllt seine steinzeitlichen Pflichten. Er betätigt sich als Sammler und Jäger – Holzsammeln! Das Feuer gibt uns seit Sonnenuntergang die notwendige Wärme – zumindest auf der dem Feuer zugewandten Seite. Ansonsten hat es merklich abgekühlt.

Die 1. Nacht im Zelt. Nach 10.00 pm ist fast Totenstille, nur das Knacken der Äste ist zu hören.

Am Morgen stehen wieder 10 Sonnen am Himmel. Zum Frühstück beginnt das Experimentieren mit der amerikanischen Kaffeemaschine. Es wird Tage dauern bis wir dieses Patent geknackt haben.

Wir kommen trotzdem recht früh los und klappern zunächst die Highlights im Tal ab. Den größten Teil könnte man ganz american like im Auto absolvieren, aber wir weichen teilweise doch auf unsere Füße aus. Immer wieder tun sich, egal ob zu Fuß oder im Auto überwältigende Ausblicke auf das Tal und die Berge – insbesondere den Halfdome – auf. Am Nachmittag begeben wir uns in höhere Regionen zum Glacier Point. Vogelperspektive auf’s Village, Halfdome direkt vor der Nase und Squirrels in Reichweite.

Wir könnten uns hier mühelos mindestens eine Woche aufhalten und vieles wandernder Weise erkunden. Aber leider haben wir keine Zeit den vielen Menschen den Rücken zu kehren, denn Backcountry-Touren fallen einfach aus.

Zwischendurch hat sich Gabi mit dem amerikanischen Straßenverkehr versucht und uns mit quietschenden Reifen durch die Gegend geschaukelt.

Am späten Nachmittag sind wir zurück am Campground und werfen das Feuer an. D.h. erst Sammler, dann Feuerwerker. Mittlerweile steht die Tomatensauce auf dem Feuer und die Spaghettis wohl auch bald. Das Abendessen kann also losgehen.

Mittwoch 18.9.91 – Samstag 21.9.91  Sequoia und Kings Canyon N.P.

Wir verlassen Yosemite in Richtung der großen Bäume und Schluchten – Sequoia N.P. und Kings Canyon N.P. Noch weit nach der Grenze des Yosemite fahren wir endlos durch Wald. Ein National State Park grenzt an den nächsten National Forest. Erst bei Fresno wechselt das Bild, es wird sehr viel trockener. Das Gras ist verdörrt und gelb, lediglich die kleinen Bäumchen sorgen für grüne Flecken. Hier wachsen sogar Nüsse und Obst, aber nur unter stetiger ständiger Bewässerung.

In Fresno machen wir uns mal wieder auf die Suche nach einem Hardware Store mit einer Axt (für’s Feuerholz). Schließlich finden wir einen, aber die vorhandene Axt – immerhin führt der Laden eine ganze – ist dann doch mit $ 35 etwas overdone. Also fahren wir ohne Axt, dafür mit aufgefrischten Lebensmittelvorräten aus dem Nachbarladen, weiter.

Am Nachmittag erreichen wir Sequoia N.P. Der Campground hat hier bereits auf Self-Service umgestellt. Es sind offensichtlich nur noch 2 Campgrounds geöffnet. Die Nachsaison ist schon eingeläutet. Wir suchen uns also eine Campsite aus und checken ein. Außerdem ist für uns Großreinemach angesagt. Die Public Showers rufen uns und unsere dreckigen Finger, Füsse und was es sonst noch so nötig hat.

Jan spielt mal wieder – wie an jedem Abend, an dem Lagerfeuer möglich ist – „Der Mann und das Feuer“. Als Sammler konnte er hier jedoch nicht mehr so recht fündig werden. Es gab wohl schon vor ihm einige aus dieser Gattung. Wir müssen auf die Holzvorräte aus dem Supermarkt für harte Dollars zurückgreifen.

Wir haben mittlerweile das Geheimnis der Schlafsäcke gelüftet, die Reißverschlüsse passen doch zueinander. Das macht’s gleich viel schmusiger. Da die Temperaturen höher sind als im Yosemite, schlafen wir auch gleich viel länger. So kommen wir erst am späten Vormittag in die Gänge.

Mit dem Auto nehmen wir unsere Tour zu den Bäumen auf. Es sind schon mächtige und eindrucksvolle Trümmer von Bäumen dabei. Die Highlights sind sogar z.T. ganz auf’s Auto ausgerichtet. Die Straße unterliegt ganz den Gesetzen der Bäume, teilweise teilen sich die 2 Spuren und führen zwischen den Bäumen hindurch. Umgefallene Sequoias werden ebenso einem touristischen Zweck zugeführt. Einer ist einspurig ausgehölt und eine kleine Straße führt durch den Minitunnel. Unser Auto darf diesen passieren. Ein weiterer umgefallener Riese wurde zum Carport. Hierauf darf unser Auto parken. Am eindrucksvollsten dieser umgefallen Riesen sind jedoch die ungeheueren Wurzelballen, die in die Lüfte zeigen.

Doch zwischendurch finden wir zurück zu Schusters Rappen. Vom Crescent Meadow führt ein wunderschöner Trail zum Moro Rock – einem gewaltigen Felsbrocken. Wir wandern das Stück durch Wald und Hitze – trotz Tannenzapfen-Langneseeis – und genießen den phantastischen Rundumblick vom Moro Rock.

Auf den Moro Rock hinauf führt eine schmale leicht gewinkelte in Stein geschlagene Treppe. Von dort oben hat man ein herrliches Panorama auf die umliegenden Berge und die Baumkronen der Sequoias, die jetzt wie Winzlinge wirken.

Zurück am Auto starten wir zur Crystal Cave, aber bereits an der Abzweigung zur Höhle verrät uns ein Schild, daß sie für heute schon geschlossen ist. Wir kehren zum Campground zurück und genehmigen uns einen lauen Nachmittag.

Auf dem Campground gibt es freilich auch genug zu beobachten. Nicht zuletzt die vielen kleinen A- und B-Hörnchen, die sehr possierlich aber auch genauso frech sind. Eines der Hörnchen wagt sich sogar in unseren Food-Storage, stellt sich auf die Hinterpfötchen, streckt sich ganz lang und erreicht so mit den Vorderpfötchen fast den oberen Rand unseres Lebensmittelkorbes. Wir sind jedoch brave Touris und füttern die kleinen possierlichen Nager nicht. Außerdem gibt es dort noch die stahlblauen Vögel, die den Hörnchen in nichts nachstehen. Frech picken sie sogar in Lebensmitteln auf dem Tisch herum, die wir für wenige Minuten unbeobachtet lassen und sicher nur für sie aufgebaut haben.

Das Lagerfeuer prasselt bereits, der kleine Pyrotechniker ist schon wieder am Werk.

Die nördliche Hälfte des kombinierten Nationalparks heißt Kings Canyon N.P. Grant Grove bildet die Wurzeln des Kings Canyon N.P. Zur Erhaltung der Sequoias kauften ehemals Naturschützer 100 qkm Land und gründeten damit den Nationalpark. Mittlerweile nimmt der Nationalpark zusammen mit dem Sequoia N.P. ein ganz ansehnliches Gebiet ein.

Die Grant Grove hat ihren General Tree, den ehemaligen Christmas Tree der Nation, als absolutes Highlight. Aber auch die ihn umgebenden Sequoias sind ordentliche Brummer. Der Panoramic Trail, der einen schönen Blick über den Kings Canyon gewähren soll, bleibt uns verschlossen. Übermorgen wieder, heißt es, unser Pech!

Cedar Grove ist der äußerste Punkt, der mit dem Auto zu erreichen ist – ca. 30 mi weiter. Die Straße dorthin wurde teilweise dem Felsen abgetrotzt. Die nahezu einzige Pflanze, die es bis zu den Berggipfeln schafft, ist die Agave. Hinter jeder Kurve findet sich ein neuer hübscher Blick in den Canyon und die umliegenden Berge. Die Landschaft wird, je weiter wir in den Canyon vordringen, zunehmend schroffer.

Und tatsächlich werden wir dort mit einem Wasserfall überrascht, in dem auch wirklich Wasser fällt – der Roaring River Fall. Weiter geht’s zum Zumwalt Meadow. Von hier aus wandern wir zum Roads End. Ab hier ist die Welt mit Brettern zugenagelt und das weitere Fortbewegungsmittel wären ausschließlich die Füsse. Die Wandertouren ins Backcountry sehen auf der Karte allerdings sehr gut aus.

Den Rückweg wählen wir zum guten Teil den Fluß entlang. Dies motiviert Jan seine strapazierten Füsse – auf Kneipp’s Spuren – im kalten Wasser zu plantschen. Kurz vor Erreichen des Autos entdecken wir eine neue Sorte Hörnchen – größer als die bisher bekannten – grau und mit relativ langem buschigen Schwanz, der gebogen getragen wird.

Das Unterholz gibt hier reichlich Feuerholz her für unser täg­liches Lagerfeuer. Schlagartig mutieren wir zu Sammlern und füllen alle unsere Behältnisse mit Holzstücken.

Der Nachmittag verabschiedet sich langsam, die Sonne verschwindet hier hinten im Tal recht früh und schnell. Es wird etwas schattig.

Erst in der Dämmerung sind wir wieder zurück auf dem Campground. Gelegenheit für ein Candle-Light-Dinner. Ansonsten ist Haus­frauenabend angesagt. Zuerst müssen wir unter die Dusche und anschließend die Wäsche in die Maschine.

Zweiter Anlauf zur Crystal Cave. Dieses Mal mit mehr Erfolg. Die Tropfsteinhöhle ist ganz aus Marmor. Wir nehmen an einer Führung teil und werden so mit vielen anderen Menschen durch die ver­schiedenen Räume der Höhle geschleust. Wir dürfen auch bei völliger Dunkelheit die Höhle hören, trotz des vermehrten Kaugummigeknatsches der anderen Touris. Die Führung dauert ca. 1 h,  ist informativ und was für’s Auge. Danach müssen wir dringend wieder an die Sonne. In der Höhle sind ca. 8° C, so daß der Auf­stieg zum Auto gerade recht kommt, um wieder aufzuwärmen.

Nun nehmen wir unsere Fahrt gen Grand Canyon auf. Wir müssen einige Meilen auf dem Highway hinter uns bringen. Diese Strecke ist an einem Tag kaum zu schaffen.

Nach Verlassen des Sequoia N.P. wird die Landschaft immer karger. Auf dem Interstate Highway haben wir endgültig die Wüste erreicht. Kurz vor der Grenze zu Arizona checken wir in ein Motel ein. Morgen früh geht’s weiter.

Sonntag 22.9.91 – Montag 23.9.91  Grand Canyon

Wunderbar ausgeschlafen starten wir nach dem Frühstück. Jan hat sich ein typisch amerikanisches Frühstück genehmigt, damit der Bub‘ bei Kräften bleibt.

Kurz vor der Grand Canyon Junction geraten wir mitten in ein Gewitter. Es blitzt, schüttet und hagelt wie aus Kübeln. Aber schon nach einer 1/4 h Blindflug sind wir durch. Der Regen hat wieder aufgehört, das Wasser versickert sofort und die Straße trocknet in windeseile.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Grand Canyon N.P. Wir bekommen sogar noch eine Campsite in der Nähe des Village entgegen aller Prognosen der Reiseführer. Wir checken kurz ein und machen uns gleich auf den Weg zum Canyon.

Der West-Rim-Drive ist nur 8 mi lang und wie geschaffen für den Nachmittag. Wir steigen in den nächsten Shuttle Bus (andere Fahrzeuge sind auf dieser Strecke nicht erlaubt) und los geht’s.

Der erste Eindruck vom Canyon ist schon gewaltig. Leider versteckt sich die Sonne häufig hinter den Wolken, so daß die Kontraste fehlen. Wir lassen keinen Aussichtspunkt aus. Der Bus hält brav an jedem Sight-Seeing-Point, aber ein Trail führt parallel zur Straße entlang des Rims und läßt sich gut laufen. Eine Kombination zwischen Bus und Laufen entlang des West-Rims bietet sich geradezu an.  An einigen Stellen geht es schon eindrucksvoll steil abwärts. Nichts für Menschen, die nicht ganz schwindelfrei sind. Jan hält demzufolge respektvollen Abstand zum Abgrund.

Mittlerweile bläst zunehmend mehr Wind, so daß wir leicht ge­schürzt doch etwas underdressed sind.

Erst in der Dämmerung sind wir wieder im Village. Zurück am Campground ist es stockfinster und somit wieder Zeit für ein Candle-Light-Dinner.

Am folgenden Tag pünktlich um 10.30 finden wir uns am Grand Canyon Airport zum Rundflug ein. Wir dürfen auch bald an Bord des kleinen Props. Übers Rollfeld und ab in die Lüfte bringt uns der Flieger dem Canyon näher. Die Sonne liefert die notwendige Kulisse dazu, Kaiserwetter. Die Farbkontraste des Gesteins kommen voll zur Geltung. Das Panorama ist überwältigend. Immer neue Seitencanyons eröffnen sich. Der Grand Canyon erstreckt sich über ein riesiges Areal. Leider ist der Flug viel zu schnell vorbei und wir befinden uns schon wieder im Anflug auf den Airport.

Nun müssen wir auf dem Landweg weiter. Der East-Rim-Drive fehlt noch in unserem Repertoire. Wir grasen Viewpoint um Viewpoint ab. Jan ist schon ganz nörgelig, da er meint, es sähe doch überall gleich aus. Ignorant!

Natürlich muß an jedem View Point der Canyon in allen Perspektiven neu geknipst werden, aber irgendwann sind auch Gabi’s Filmvorräte erschöpft. Danach kommen wir dann doch etwas zügiger voran.

Am Yaki Point beginnt der Kaibab Trail hinunter in den Canyon zur Phantom Ranch. Wir folgen ihm ein Stück und bekommen bereits in der kurzen Zeit einen Eindruck von der Hitze, die einen weiter unten erwarten soll. Kein Schatten weit und breit, dafür nichts als Sonne. Wir wagen uns nicht sehr weit hinunter, da wir ohne flüssige Nahrung unterwegs sind. An unserem Wendepunkt kommt uns ein Muli-Treck entgegen, der den Müll der Phantom Ranch auf den Rim transportiert.

Zurück auf der Rim führt unser Weg weiter gen Osten bis zum Desert View mit seinem Watch-Tower. Der Watch-Tower ist ein instand­gesetztes Relikt aus der Indianer-Aera. Innen befinden sich wunder­schöne Gemälde an den Wänden, die von indianischen Künstlern unter Verwendung alter Techniken hergestellt wurden.

Unser Rückweg zum Campground zeigt uns den Canyon im Sonnen­untergang mit schönen Lichtreflexen. Zurück am Campground kommen als erstes die Baked Potatoes ins Feuer und dann wir unters Wasser. Jan der kleine Pyrotechniker hat nun 2 Spielzeuge am Grill – Holzkohle und Holzscheite. Da muß es einfach warm werden.

Dienstag 24.9.91 – Mittwoch 25.9.91  Lake Powell, Bryce Canyon

Wir verlassen den Grand Canyon in nördlicher Richtung. Wir fahren trockenen Zeiten entgegen – in das alkoholfreie Utah zu den Mormonen.

Einen längeren Zwischenstop legen wir am Lake Powell ein. Wir besichtigen den riesigen Staudamm (200 m hoch), der den Colorado River staut und den Lake Powell geboren hat. Mittlerweile umfaßt das gestaute Wasser eine riesige Seenplatte. Der gesamte Glen Canyon wurde mit Wasser gefüllt und zum Erholungsgebiet erklärt. Der ursprüngliche Glen Canyon hat die Größe und das Aussehen des Grand Canyon.

Die Besichtigung des Staudamms können wir über eine ausgewiesene Tour alleine vornehmen. Sie führt auf, in, durch und zum Fuß des Dammes. Ein äußerst eindrucksvolles Bauwerk.

Weiter geht’s gen Norden durch Wüste und rote Berge. Am frühen Abend erreichen wir Bryce Canyon N.P. Wie es scheint, sind wir etwas zu spät dran, denn die Campgrounds sind bis auf die Plätze für Behinderte vollständig belegt. Da aber die Campsites für Behinderte nur bis 6.00 pm für diese reserviert sind, schnappen wir uns einen solchen. Wir können ja morgen früh auf eine andere Campsite umziehen.

Unsere Lebensmittelvorräte sehen auch ziemlich mager aus, also begeben wir uns zunächst zum hiesigen General Store. Aber außer Holz können wir nicht viel brauchbares entdecken und beschließen Essen zu gehen. Die Kneipe beinhaltet auch einen General Store, so daß wir uns für morgen eindecken können. Das Essen ist gut und reichlich. Ganz so streng scheint das Alkoholverbot nicht ausgelegt zu werden, denn wir bekommen auch Wein zum Essen. So kommen wir mit vollen Bäuchen wieder zurück auf den Campground. Wir setzen uns noch ein bisserl ans wärmende Feuer. Was wäre der Pyrotechniker ohne sein tägliches Lagerfeuer. Plötzlich huscht ein Schatten hinter dem benachbarten Zelt vorbei. Als es dahinter hervorkommt, können wir es ausleuchten und identifizieren. Es ist ein Skunk! Ein echtes lebendes Skunk in freier Wildbahn. An einem Nachbarplatz macht es sich mit hocherhobenem Schwanz über die unter dem Tisch liegenden Lebensmittel her. Als alles leer geknuspelt ist, verschwindet es wieder in der Dunkelheit. Nun ist es für uns Zeit an der Matratze zu horchen.

Direkt nach dem Frühstück manövrieren wir das Zelt als erstes auf eine andere Campsite. Danach brechen wir auf. Der Bryce Canyon ruft. Wir beginnen am Bryce Point und arbeiten uns Richtung Visitor Center vor. Der Bryce Canyon ist das beeindruckenste, was wir hier bisher gesehen haben. Am Sunset Point stossen wir auf den Trail Head des Navajo Trails, der uns in den Canyon führt. In engen Serpentinen zieht sich der Trail den Canyon hinunter. Ein wunderschöner Weg mit bizarren Bildern. Nun führt er durch die sogenannte Wall Street, ein enger Pfad zwischen zwei riesigen roten senkrechten Felswänden. Danach eröffnet sich das Tal mit Bäumen und skurrilen Felsformationen. Am Sunset Point erreichen wir wieder die Rim und gehen am oberen Rand zum Auto zurück.

Nun fahren wir ganz an das andere Ende des Parks und klappern die dortigen Highlights ab. Nachdem unsere Fotographin auch hier alle Filme verschossen hat, kommen wir dann am späten Nachmittag rechtschaffen und müde zurück zum Zelt.

Donnerstag 26.9.91 – Freitag 27.9.91  Zion N.P., Las Vegas

Mitten in der Nacht bei Eiseskälte puhlen wir uns aus unseren Schlafsäcken. Wir wollen weiter nach Las Vegas. Unser Weg führt uns zunächst durch den Zion N.P. mit seinem Schachbrettberg und den vielen kegelförmigen Gipfeln. Wir beschränken uns hier auf das reine Durchfahren mit ein paar Sightseeing Stops.

An der Grenze zu Nevada bekommen wir eine Stunde geschenkt und so erreichen wir am frühen Nachmittag Las Vegas. Da wir just das Wochenende erwischt haben, scheint ein Bett für zwei Nächte im gleichen Hotel Mangelware zu sein.

Also checken wir am „Strip“ im Stardust für eine Nacht ein, in der Hoffnung morgen verlängern zu können.

Nun warten die wichtigen Dinge des Lebens auf uns

  1. Jeans kaufen
  2. dringend Heiratslizenz besorgen.

Die Sache mit der Jeans scheint schwieriger zu sein. Man sollte halt wissen, wo sich solche Läden befinden. Also steuert Jan das Amt an, in dem es Heiratslizenzen preisgünstig im Angebot gibt.

Gemacht, getan. Doch damit nicht genug. Zum Commissioner vom Amt müssen wir auch direkt und gleich. Die Höchststrafe scheint äußerst dringend. Ohne Wartezeit sind wir gleich dran und dürfen das Sprüchlein nachsagen. Selbst die Wiederholung der Stelle mit den guten und den schlechten Zeiten bringt nichts. Alle wesentlichen Dinge gehen auch stotterfrei über die Lippen. So heißt es also kaum fünf Minuten später:

Lebenslänglich!

(Donnerstag 26.9.1991, ca. 20.00 Uhr)

Nun hat dann auch Jan die nötige Ruhe einen Jeansladen zu suchen. Das gelingt einige Zeit und Straßenzüge später und ich kann endlich mal wieder eine richtige Hose anziehen. Wir fahren wieder gen Strip.

Das Nachtleben, die Glitzerwelt und die vielen klingelnden Maschinen rufen. Im Hotel zurück kommt zuerst unser knurrender Magen zu seinem Recht. Wir futtern uns am Buffet rund. Aber dann hält Jan nichts mehr. Ran an die Spielereien.

Das gesamte Hotel scheint ein einziges Spielcasino zu sein. Überall flimmert und klimpert es. Unmengen von Menschen aller Güteklassen tummeln sich hier. Ganz spannend zu beobachten.

Bei Tag besehen gibt Las Vegas ohne die flimmernden Lichter nicht gar so viel her. Daher suchen wir uns Highlights zum Besichtigen außerhalb der Stadt.

Wir fahren zum Hoover Dam, der in den 30er Jahren erbaut wurde. Um Las Vegas herum ist nichts als Hitze und Wüste. Kein Grün, das nicht unentwegt bewässert würde. Selbst um den aufgestauten See nichts außer Felsen und Wüste. Der Damm ist riesig und beeindruckend. Eine Media-Light-Show zeigt den Bau des Damms. Einige Hundert Strafgefangene durften am Baugeschehen teilnehmen.

Zurück in Las Vegas beziehen wir das old fashioned Sahara. Der Schuppen scheint etwas elitärer zu sein. Zumindest die Preise und das Publikum sprechen dafür, die Zimmer scheinen dafür über historische Zeiten gerettet worden zu sein. Wir buchen für die Nacht noch eine Show, die man – so heißt es – dringend in Las Vegas gesehen haben muß.

Anschließend machen wir uns auf den Weg über den Strip. Eine der vielen kleinen  Wedding Chapels muß auf Platte gebannt werden. Außerdem fehlen auch noch die vielen Leuchtreklamen auf dem Film.

Rechtzeitig zur Show finden wir uns wieder im Sahara ein. Jan hat bis zum Show-Beginn genügend Zeit, $ 60 an einem Black Jack Tisch unterzubringen. Die Show ist jedoch ziemlich lahm, aber eben sehr amerikanisch. Nun haben wir allmählich genug von Las Vegas.

Samstag 28.9.91  Death Valley

Erst gegen Mittag kommen wir auf die Straße und erreichen so am frühen Nachmittag das Death Valley. Die Wüste hat uns schon auf der Fahrt zum Death Valley begleitet. Nun wird es aber noch karger und schroffer.

Das Tal ist topfeben mit Salzgrasbüscheln und Salzseen übersät. Die das Tal einrahmenden Bergketten schimmern in den buntesten Schattierungen. Durchfahren scheint die einzig sinnvolle Alternative zu sein. Kurze Stops legen wir lediglich an den Sightseeing-Points ein. So gibt es hier den tiefsten Punkt der USA mit -86 m unter NN (Badwater) und neben der Salzwüste auch richtige Sanddünen.

Am Badwater startet gerade ein Radrennen. Bestimmt 50 verrückte Radler starten ihre Tour durch die flirrende Hitze. Die Verpflegungsstationen sind hierbei sicher die wichtigste Einrichtung. Diese Tour scheint jedes Jahr wieder stattzufinden.

Außerdem haben wir den Eindruck als ob es vor kurzem geregnet hätte. Das Gesträuch ist nämlich relativ grün.

Am Nachmittag verlassen wir Death Valley gen Norden. Wir fahren durch bis kurz vor den Tioga Pass, dem nördlichen Eingang des Yosemite N.P., und stoppen in einem Motel.

Sonntag 29.9.91  Yosemite N.P.

Jan ist  sogar recht zeitig wach und muß erst mal das Murmeltier (Gabi) neben sich ins Reich der Lebenden bekommen. Aber keine 45 Minuten später ist auch dies gelungen. Der Hotel-Kaffee ist ungenießbar und fällt damit aus. In einem örtlichen Cafe gibt’s dann old fashioned Pancake, 3 für Jan und 2 für Gabi. Beide schaffen je einen halben Teller (wieviele Pancakes waren es insgesamt?), dann ist gut.

Jetzt geht es weiter zum Tioga Pass, Yosemite’s Norden von Osten nach Westen. In diesem Teil ist mehr Wandern angesagt, die Highlights für Autofahrer sind eher auf der südlichen Route. Mit zwei Photo-Stops ist es dann auch getan.

Am späten Nachmittag sind wir zurück in San Francisco und unser Hotel hat auch wieder ein Zimmer für uns. Dort kommt Gabi zu ihren hausfräulichen Pflichten: die Wäsche ruft.

Abends gibt’s Fisch und Cable Car. Der Portier hat einen Weckauftrag, aber keiner weiß, ob heute Nacht die Sommerzeit hier aufhört. Wir werden es sehen.

Montag 30.9.91 – Mittwoch 2.10.91 Highway #1

Am späten Vormittag verlassen wir San Francisco gen Süden. Wir fahren den berühmten Highway #1 die Küste entlang.

Die Küste ist felsig mit vielen kleinen und großen Buchten mit Sandstrand versehen. Über allem schweben Möwen und Füller. Wir erreichen Monterey am frühen Nachmittag. Hier gibt es einiges anzuschauen. Im Ort selbst ist Fishermen’s Wharft ganz niedlich und vor allem mit Unmengen von Füllern versehen. Hier gibt’s Füller satt aus nächster Nähe. Einige Fischer sind nämlich vor kurzem zurück gekommen und filetieren vor Ort ihren Fang. Bald bekomme ich Photographierverbot und werde wieder ins Auto verfrachtet, um die vorhandenen Scenic-Drives abzufahren.

Unter anderem müssen wir den 17-Mile-Drive befahren, der durch ein äußerst elitäres Gebiet führt. Der Drive liegt größtenteils an der Küste mitten in den diversen Golfplätzen und an großzügigen Villen. Millionäre gucken auf vorgeschriebener Route.

In einigen Buchten können wir Seeotter beobachten. Sie sind zu goldig, wie sie fressender und putzender Weise auf dem Rücken liegen. Bis wir alles durch haben, beginnt es schon fast zu dämmern und wir be­schließen hier zu übernachten. So fahren wir nach Carmel, einem Nachbarort. Carmel ist, wie es scheint, der noblere Ort. Viele kleine luxuriöse Läden zeugen von viel Geld. Wir finden jedoch am Ortsrand ein Motel, das bezahlbar ist. Die Sommerzeit wurde übrigens noch nicht umgestellt.

Wie es aussieht, brauchen wir uns vor der Mittagszeit auf dem Highway nicht blicken zu lassen. Man kann sowieso nichts sehen, alles im Nebel.

Einen längeren Stop legen wir im Julia Pfeiffer State Park ein, um einen Wasserfall anzuschauen, der uns empfohlen wurde. Ein kurzer Trail führt uns durch Redwoods zu einem Wasserfall (der ist jedoch nicht der Gesuchte) und einige Meter weiter zu einem hübschen Valley View. In jedem Fall tut’s mal wieder gut, sich an der frischen Luft zu bewegen nach dem vielen Autofahren.

Ein Stück weiter auf dem Highway stossen wir auf den Julia Pfeiffer Burns State Park. Dieser hat dann auch den gesuchten Wasserfall, der auf den Strand fällt, im Angebot. Eine hübsche Bucht mit Sandstrand, Brandung und dem besagten Fall.

Unser nächstes Ziel ist das Hearst Castle. Ein Schloß mit viel Barock, Schnörkeln und allem was dazugehört. Leider erreichen wir es 10 Minuten zu spät. Die letzte Führung ist schon weg und wir können das Schloß somit nur von unten durch das Fernrohr bewundern.

Ab Moro Bay verläßt der Highway #1 die Küste und führt weitestgehend durch das Inland. Die schönste Strecke liegt offen­sichtlich zwischen Monterey und Moro Bay mit vielen Buchten, Steilküste auf der einen und Bergen auf der anderen Seite der Straße. Wir übernachten in Santa Barbara.

Am nächsten Tag gibt’s Frühstück am Pier mit Füllern. Anschließend laufen wir die Highlights von Santa Barbara in Downtown ab. Alles mehr in spanisch gehalten. Nun darf auch die Mission nicht fehlen. Hernach geht’s wieder auf die #1 und weiter nach Los Angelos.

Ohne weitere Highlights sind wir am Nachmittag in Santa Monica – einem Vorort von L.A. Das Visitor Center hat bereits geschlossen und wir krümeln uns Hotels aus den Prospekten, die am Fenster des Visitor Centers aushängen. Kaum drei Hotelanläufe später haben wir auch ein Zimmer. Jan kann somit noch mit dem Sonnenuntergang im Pazifik plantschen gehen.

Abendessen dachten wir uns am Pier, doch hier treiben sich äußerst illustere Gestalten herum und wir drehen wieder ab. Wir finden die fußläufige Zone Santa Monica’s mit vielen Kneipen und Menschen auf der Straße. Hier kommt Jan auch noch zu seinem Abendbrot (Es ist immer das gleiche: Gabi sagt, sie habe keinen Hunger und frißt dann doch mindestens die Hälfte von mir weg. Es gibt nämlich ganz vorzüglichen Hai gegrillt mit Lemonen-Butter-Sauce, neuen Kartoffeln und viel knackigem Gemüse. Nur das Bier durfte ich allein trinken.). Auf der 3rd Street Promenade ist recht viel los für einen Wochentag.

Donnerstag 3.10.91 – Samstag 5.10.91  Los Angeles

Wie in Amerika üblich (siehe Ecuador 90/91) kommt das Hotel-Frühstück zu jeder nur nicht zur bestellten Zeit auf’s Zimmer. Immerhin ist es dieses Mal nur 30 Minuten zu früh. So gegen 11.00  haben wir uns dann erfolgreich durch L.A. nach Disney Land durchgekämpft. Der Rest des Tages steht ganz im Zeichen von Donald und Daisy. Es ist schon berauschend (Gabi ißt hier sogar Hamburger! Dementi!!) schön.

Die Dschungel Tour und die gesamte Frontier Section sind wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.

Es beginnt mit dem Leben der Piraten. In kleinen Booten werden wir durch die Ausstellung geschippert, hinter uns will ein Kniehoher lieber sterben als nochmal da durch.

Viel Achterbahn (in Kurven). Die eine Achterbahn ist mit Baumstämmen und Wasser, als wir da raus sind, sieht Gabi aus wie ein (begossener) Pudel. Der Hauptgag ist am Schluß dieser Bahn: mit höllisch viel Anlauf geht es steil nach unten, wo im Auffangbecken die Gischt hochspritzt. Doch alles nur Show, der Stamm gleitet auf Schienen über das Wasser, nur die Außenstehenden meinen, daß der Stamm mit Karacho ins Wasser rauscht.

Es folgt gleich nochmal Achterbahn: Eisenbahn im Wilden Westen.

Im Phantasy Land ist die Small World, alles in lütt, ganz süß.

Bob-Bahn im Matterhorn Whouh, Jan steigt zwar etwas grünlich aus, aber Eiszapfen und Yeti mit viel Geschrei sind ganz goldig. Rasant geht’s in den Kurven abwärts.

Es folgt mit Gabi auf dem Mars. Gute Illusion.

Achterbahn in Science Fiction Land, Gabi’s Whoooooooooooooooouh hörte nie nicht auf.

Danach U-Boot-Fahren. Nach einigem guten Zureden kommt auch Gabi mit. Das ganze ist etwas enttäuschend, selbst die Fische sind aus Plastik.

Peoplemover: Eine Rundfahrt in einer Gondel auf Schienen durch einen Teil des Disney Lands.

Monorail: Schnellzug auf nur einem Rad pro Achse zum Disney Hotel, aber wir haben keine Zeit mehr zum Aussteigen.

Da wir noch massenweise Gas im Kocher haben, gibt’s das Abendbrot auf dem Zimmer im Hotel. Der Chefkoch zelebriert Nachos mit Käsesauce (hot), sowie frisches Obst.

Am nächsten Tag gehen wir unter die Filmmenschen. Hollywood steht auf dem Programm. Wir fahren zu den Universal Studios und sind nach einer Stunde Fahrt auch schon da. Auf der Karte sieht die Strecke so kurz aus. Aber in L.A. sind einfach viel zu viele Autos auf den Straßen. L.A. macht sicher Detroit als Autostadt Konkurrenz.

Das Gelände besteht aus zwei Teilen:

  • Oben auf dem Hügel eine Stadt mit den Shows und Läden
  • Unten das Studiogelände

Wir machen einen Plan, um möglichst viel mitzunehmen. Als erstes gibt’s eine Tiershow, dann die Studio-Rundfahrt durch Kulissen, einstürzende Brücken und brennende Seen. Zwischendurch ein paar Hallen mit Spezialeffekten, wie U-Bahnstationen beim Erdbeben u.ä. Alles in allem ganz gut gemacht. Oben muß sich Gabi noch Star Trek ansehen, aber nach gut 6 h kriegt sie Jan dann auch vom Gelände runter.

Nun können wir uns langsam L.A. selbst zuwenden. In der Nähe von Hollywood liegt Farmers Market. Mal wieder ein Markt, dieser hat mehr was von einem Basar, aber gegen die Märkte in weniger „zivilisierten“ Ländern kommt er nicht an.

Danach geht’s durch die Straßen von Beverley Hills, eine Steuerenklave umgeben von L.A. Die Häuser und Grundstücke sowie die davor stehenden Autos – es darf ruhig auch mal eine Emily dabei sein – zeugen von einigen Dollars mehr. Auch auf der Einkaufsstraße ist alles versammelt von Rang und Namen.

Am Abend ist Seafood angesagt und dies gibt es reichlich auf Fishermen’s Wharft. An jeder freien Stelle der Wharft stehen Angler am Geländer. Sie fangen sogar hie und da was.

Auf dem überfüllten Highway fahren wir nach L.A. Downtown. Da die Gebäude scheinbar alle ausschließlich Büroräume enthalten, ist hier am Wochenende außer ein paar Touris völlig tote Hose. Die Einkaufszonen sind geschlossen und demzufolge total leer. Das Bonaventure Hotel ist jedoch sehenswert. Die Lobby ist 8-stöckig und die außen laufenden Fahrstühle ein Erlebnis. Weitere Highlights sind die Wasserspiele hinter dem Music-Center, das Civic-Center, das old historical L.A. und der Stack (der das Strassengewirr 4-stöckig zeigt).

Nun können wir uns endlich auf den Weg in einem Vorort zum Telefonkauf machen. Mit großen strahlenden Kinderaugen hält Jan dann auch sein neues Spielzeug in den Händen. Auf dem Weg nach Long Beach bekomme ich auch noch ein paar neue Jogging-Schuhe. Die Marina von Long Beach beschließt das Sightseeing von L.A.

Sonntag 6.10.91  Heimreise

Wie immer ist der Urlaub viel zu schnell vorbei. Wir haben viel gesehen und erlebt, viel Sonne und viele Meilen (ca. 3.500 km)  hinter uns gebracht. Einiges verdient sicher, bei einem nächsten Aufenthalt etwas vertieft zu werden.

Der Flug verläuft pünktlich und ohne Probleme. Montag Vormittag sind wir wieder in heimatlichen Gefilden und fallen als erstes in die Federn um den anstrengenden Flug und die Zeitverschiebung aus den Knochen zu kriegen. Aber davon hat man ja meist ein paar Tage, bis das Leben sich wieder normalisiert hat.