Equador 1990

Ecuador, das Land durch den der Äquator geht. Reisen mit abenteuerlichen Fahrzeugen: Schienenbus durch den Urwald oder auf dem Dach der Wagons durch den Nariz del Diablo. Ein beeindruckendes Sylvester Fest in Baños und von dort die Wanderung auf unseren bisher höchsten Gipfel: den Tungurahua auf 5.016m. Aber es gibt auch Orte, die man auslassen kann, z.B. Guayaquil. Der trip in den Urwald am Ende war ein toller Abschluss.

21.12.1990 – 12.01.1991

Flag of Ecuador

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Inhalt

Reiseroute

Reiseroute

Reiseroute

Freitag, 21.12.90, Anreise

Kaum warten wir 2 Stunden, schon geht es los. Die Maschine ist bis zum Anschlag voll. Selbst alle Notsitze sind belegt. Außer der Verspätung läuft’s aber planmäßig. 16 Stunden sind wir in der Luft und erreichen mit 2 Stunden Verspätung Quito um 23:30h Ortszeit (6 Stunden Zeitverschiebung !).

Ein Taxi fährt uns ins Hotel, das wir uns bereits aus dem Reiseführer ausgesucht haben.
Wir fallen wie Steine ins Bett und schlafen uns den unbequemen Flug aus den Knochen. Das Hotel scheint übrigens recht frisch renoviert zu sein. Die Zimmer sind freundlich, das Bad neu gefliest und das Bett schmusefreundlich.

Samstag, 22.12.90, Quito

Zu ungewohnter Zeit machen wir uns auf den Weg. Es ist 8:45h!! In Quito sind wenig Menschen unterwegs und die überwiegende Anzahl der Läden noch geschlossen.

Wir laufen in Richtung Altstadt. Dort sind sämtliche Highlights. Wir marschieren ein wenig kreuz und quer, die Berge ‘rauf und ‘runter. Einen ganz netten Blick auf den neuen Teil von Quito findet sich auch. Weiter geht es gen Altstadt. Allmählich sind auch mehr Leute auf den Straßen und das Menschengedränge gipfelt in einem Markt. Der Markt zieht sich durch mehrere Straßen der Altstadt. Er ist bunt, voller Menschen und laut. Zum ersten Mal sehen wir die gegrillten Meerschweinchen (Cuy auf gut equadorianisch). Auch vor der Monastry San Francisco ist der Platz vom Markt und einem kleinen Rummel in Anspruch genommen. Die Kirche selbst ist sehr prunkvoll ausgestattet.

Quito gefällt uns sehr gut. Es gibt hübsche Häuser – der spanische Einfluß ist unverkennbar – und die Stadt ist sogar für unsere Verhältnisse ausnehmend sauber. Gegen Mittag wird die Sonne immer stechender und wir entschließen uns zu einer mittäglichen Siesta. Also zurück ins Hotel zum Abliegen. Am späten Nachmittag raffen wir uns wieder auf mit der Absicht, das Busticket nach Ibarra für morgen zu kaufen. Die Sache verläuft im Regenguß und auf dem völlig falschen Weg. Als wir naß genug sind, beschließen wir, den Ticketkauf auf morgen zu verlegen, ins Hotel zurückzugehen und anschließend trockengelegt zum Essen.

Mittlerweile sind wir sogar hinter die Geheimnisse des innerstädtischen Busfahrens gekommen. Sofern man den richtigen Bus erwischt, kann man dann am beabsichtigten Ziel aussteigen. Der Fahrpreis beträgt 40 Sucre ($) pro Person (ca. 0,06 DM) pauschal für jede Strecke.

Zum Abendessen verschlägt es uns in ein Steakhaus. Die Fleischportionen sind etwas für völlig Ausgehungerte. Was mich angeht, deckt dies meinen Fleischbedarf für das nächste halbe Jahr. Schon um 20:30h liegen wir in den Betten und sind auch postwendend im Reich der Träume.

Sonntag, 23.12.90, Ibarra

Gegen 10:00h verlassen wir das Hotel Richtung Busbahnhof. Der Busfahrer wirft uns rechtzeitig ‘raus.

Das Bus-Terminal ist ein ziemlich neuer Betonbau. Im Parterre befinden sich sämtliche Busbüros. Sie haben die Orte, die sie anfahren, jeweils außen angeschrieben. Wir arbeiten uns durch alle Büros mit der Aufschrift “Ibarra”. Man verkauft uns ein Ticket für 11:00h. Eigentlich hatten wir geplant, erst am frühen Nachmittag zu fahren und bis dahin den Berg mit dem Engel über Quito zu ersteigen. Der Blick soll von dort
oben sehr schön sein. Nun denn, den verschieben wir auf später. In ca. einer Woche sind wir ja wieder in Quito.

Die Fahrt führt durch die Berge in einem ständigen auf und ab. Das Land ist zeilweise recht trocken, aber überwiegend scheint es ausreichend Wasser zu geben. Über irgendeinem Berg hängt auch immer eine dicke, schwarze Regenwolke. Nach ca. 2½ Stunden erreichen wir Ibarra. Im Hotel erfahren wir, daß der Schienenbus erst am Dienstag fährt. Also werden wir einen Tag länger als geplant in Ibarra bleiben.

Heute sind wir durch den Ort und über den Markt mit einigen wunderschönen Motiven getigert. Am späteren Nachmittag fahren wir noch in einen Vorort Ibarras – San Antonio -. In San Antonio gibt es Unmengen von Holzschnitzern und demzufolge auch ebensoviele Läden. Ansonsten ist in dem Kaff mehr “tote Hose angesagt”. Schon nach kurzer Zeit fahren wir mit dem nächsten Bus wieder zurück. Eine nochmalige Nachfrage am Bahnhof ergibt auch keine neuen Erkenntnisse. Der Zug fährt nach wie vor erst am Dienstag. Also werden wir morgen Tulcan, an der kolumbianischen Grenze gelegen, ansteuern und danach den Versuch starten, ein Bahnticket zu erstehen.

Den Tag beschließen wir mit einer Ananas im Hotelzimmer. Es wird schlagartig um 18:00h dunkel. Die Temperaturen sind noch angenehm und von Moskitos sind wir hier auch noch verschont. Ibarra liegt mit 2.200 m auch hoch genug.

Montag, 24.12.90, Tulcan

Zuhause ist Heiligabend ! (Anm.: Hier aber auch)

In aller Herrgottsfrühe treibt es uns aus dem Bett – ca. 7.30 -. Um 8:00h sitzen wir schon beim Frühstück im Cafe Puschkin. Das Frühstück ist sehr gut. Wir sammeln unsere ersten Erfahrungen mit “Cafe con leche” a la Ecuador: eine Tasse warmer Milch plus Nescafe. Danach versuchen wir uns noch mal am Bahnhof zwecks Tickets. Aber auch dieses Mal ohne Erfolg. Also machen wir uns unverrichteter Dinge auf den Weg nach Tulcan.

Die Busfahrt dauert ca. 2½ Stunden. Unterwegs haben Kinder Strassensperren aus Steinen errichtet (wofür auch immer!). Mit Riesengehoppel nimmt der Bus auch diese Achsenkiller. Die Landschaft ist überwiegend bergig. In den Bergen ist es sehr trocken und in den Tälern fett grün. In Tulcan kommen wir gegen 12:00h an. Ein städtischer Bus bringt uns bis kurz vor den im Reiseführer angepriesenen Friedhof. Erwähnenswert machen den Friedhof die in Büsche geschnittenen Tore, Fresken und Figuren. Es ist ein wirklich hübsches Bild. Ansonsten gibt die Stadt nicht besonders viel her. Zielstrebig finden wir jedoch den Markt und setzen hier unsere Suche nach Leinensäcken für die Rucksäcke fort. Aber wir werden auch hier nicht fündig.

Gegen 17:00h sind wir wieder zurück in Ibarra. Ein erneuter Versuch am Bahnhof schlägt fehl. Man sollte doch mehr spanisch beherrschen. Das heißt nun für morgen: Um 5:00h am Bahnhof auflaufen, um für die Tickets anzustehen. Auf dem Markt versorgen wir uns für das morgige Frühstück mit Brot, Käse, Würstchen (diese finden gleich den Weg in den Müll! da ganz in roh gehalten) und Bananen.

Dienstag, 25.12.90, San Lorenzo

Mitten in der Nacht um 4:30h fallen wir aus dem Bett. Kurz vor 5:00h sind wir tatsächlich auf dem Bahnhof und die Achten in der Schlange vor dem Ticketschalter für den Schienenbus nach San Lorenzo. Die Kasse öffnet gegen 6:00h und kaum eine halbe Stunde Gedrücke und Gedränge später haben wir die Tickets in der Hand. Der Schienenbus soll um 9:00h losfahren. Also haben wir noch etwas Zeit zum Frühstücken. Frühzeitig gehen wir mit den Rucksäcken zum Bahnhof zurück und schauen dem Treiben dort zu. Eine ganze Menge Menschen wartet bereits auf den Schienenbus.

Um 9:00h werden wir zu den Garagen der Schienenbusse geschickt. Dort herrscht schon grosses Gedränge und die Wagen sind weitestgehend voll. Das Gepäck kommt auf das Dach. Mit dem Hochtragen der Rucksäcke beschließen wir, die Fahrt auf dem Dach zu verbringen. Wie sich später zeigte ein weiser Entschluß. Gegen 10:00h geht’s dann doch endlich los. Mit Geratter, Geschaukel und Hupen verlassen wir Ibarra. Wahrscheinlich werden wir die kommende Nacht noch im Bett durchgeschaukelt. Die Fahrt beginnt auf 2.200 m und endet in San Lorenzo auf Meereshöhe. Es geht also stetig bergab. Zuerst sehr bergig mit gewöhnungsbedürftigen Brücken, eindrucksvollen Schluchten und ganz annehmbaren Temperaturen. Je niedriger wir kommen, umso wärmer wird es und umso grüner und üppiger die Vegetation. Ca. die Hälfte der Strecke führt durch den Oriente. Hier haben wir streckenweise ganz schön mit den nach uns schlagenden, überhängenden Ästen zu kämpfen, um rechtzeitig auszuweichen.

Auch ein Regenschauer bleibt hier nicht aus. Aber mit Jacken und Rucksackverhüterli über den Beinen überstehen wir den Regen relativ trocken. Wir sind insgesamt 8 Stunden Fahrzeit unterwegs – nur eine kleine Panne des vorfahrenden Busses ist passiert – und erreichen somit San Lorenzo um 18:00h. Die Schienenbusse sind wirklich einmalige Konstruktionen. Sie sehen aus wie hochgebockte Buskarosserien. Insgesamt sind 4 Busse gleichzeitig auf der Strecke, und da diese einspurig ist, müssen die hinten fahrenden Busse alle warten, wenn in einem vorderen Bus eine Panne passiert. Aus der Spur hopsen soll nicht unüblich sein. Alles in allem hat der Trip viel Spaß gemacht und für die notwendige Bettschwere gesorgt.

In San Lorenzo – ein nur häßliches Kaff – beziehen wir ein Hotelzimmer mit eigenem Bad, was es hier laut Reiseführer gar nicht geben soll, gehen Essen und sind dann fertig zum Abliegen. Der morgige Tag wird etwas erholsamer werden. Die Nacht ist eine Qual. Es ist tierisch heiß und der Fan bringt nur wenig Linderung. Auch das Schlafen unter einem Moskito-Netz will geübt sein.

Mittwoch, 26.12.90, Esmeraldas

Der Tag beginnt mit Regen. Die Investition in das “baños privado” hat sich voll gelohnt. Nicht mal das Klo hat Wasser. Das Frühstück läßt den Regen vergessen. Es gibt huevo fritas (Spiegeleier), Cafe con leche, Marmelade und Brot.

Ein geldgieriger Junge vermittelt uns ein Ticket für das Einbaum nach La Tola. Die Fahrt durch die Mangroven in einem Einbaum mit Außenborder ist ganz nett. La Tola ist wohl auch bei Nacht uninteressant. Weiter geht es auf einem 4½ Stunden-Ritt nach Esmeraldas. Der “Bus” ist ein umgebauter LKW mit Holzpritschen. Zur Feier des Tages fahren wir mal nicht auf dem Dach.

In Esmeraldas nehmen wir eins der Hotels à la guide. Das erste Zimmer hat drei französische Betten und ein Bad, in dem alle Hähne doppelt sind (2 x kalt). Aber das Schloß gibt seinen Geist auf und der dringend notwendige Fan tut’s natürlich auch nicht. Das nächste Zimmer ist dann o.k., hat aber wieder Platz für sechs Personen. Als nächstes brauchen wir ganz dringend Zucker. An der Reception heißt es nur, in Quito hätten die Banken zwar bis 20:00h auf, aber man sei hier ja in Esmeraldas.

Auf der Suche nach dem Büro der Fluggesellschaft TAME finden wir zufällig eine größere Bank. Dort tauscht man dann auch gerne US $ in Zucker.

Jetzt merken wir, daß wir Hunger haben. Zum Teufel mit Klett und Langenscheidt. Die wichtigsten Worte der Speisekarte fehlen. Die Salat-Sauce entpuppt sich dann als besseres Samba Olec. Irgendwas hat auch versucht, mich als Frühstück/Mittag-/Abendessen zu verspeisen. Nichts genaues weiß man nicht. Die Heiratsfähigkeit(!) von mir ist daher aber stark eingeschränkt. Mein rechtes Knie ist übersät mit roten Pöckchen (Wanzen??). Ich habe es aber doch noch erfolgreich geschafft, meine Begleitung am Abbrennen von rituellen Hölzchen zu hindern.

Donnerstag, 27.12.90, Atacames

Der Strand von Atacames ruft. Jan erreicht dieser Ruf um einiges lauter und intensiver als mich. Schon um 8:00h sitzen wir beim Frühstück. Anschließend erstehen wir zwei Flugtickets Esmeraldas – Quito zum sagenhaften Preis von $8.800 pro Person. Nun können wir gespannt erwarten, was das für Turbopropps sein werden. Bevor der Strandruf uns endgültig einholt, komme ich doch noch zu meinem Fischmarkt. Der ist allerdings etwas leer.

Die nächste Sardinenbüchse (nennt sich eigentlich Bus) ist uns. Die Fahrt nach Atacames dauert ca. 3/4 Stunde. Hier gibt es Ibiza in Ecuador. Jede Menge Touristen, Strand, Meer und Kneipen. Und heiß! Der Strand ist ziemlich breit und sandig, das Wasser warm mit schönen hohen Wellen und die Sonne knallt wie verrückt. Nun ist relaxen angesagt. Nur wer kann das schon bei dieser Hitze. Ein Stück weiter den Strand hinunter Richtung Sua sind Fischerboote am Meer. Sie werden umkreist von Fregattkatzen und Füllern. Die Pelikane stürzen sich hin und ab ins Wasser zwecks Beutefang. Leider zu weit entfernt zum Photographieren.

Kaum drei Stunden später muß ich dringend in den Schatten. Bis jetzt hat sich sogar mein Generve in Grenzen gehalten. Aber nun ist es dann endgültig genug. Zum Abschluß essen wir noch hervorragende Langostinos und dann nichts wie heim Sand abwaschen. Der Obsteinkauf am Markt von Esmerladas ersetzt das Abendessen. Zum Ausklang des Tages bummeln wir noch mal durch die Straßen von Esmerladas. Es sind noch recht viele Menschen unterwegs und bevölkern die Strassen. Nun haben wir das Chaos in unserem Zimmer halbwegs beseitigt, die Rucksäcke sind gepackt und für morgen nahezu startklar.

Freitag, 28.12.90, Quito (die 2te)

Nach dem Frühstück fahren wir mit einem Seelenverkäufer von Taxi zum Flughafen. Das Auto hat kaum noch Griffe, dafür Löcher in die Griffe gehören. Der Flughafen von Esmeraldas ist ein eher goldiges Exemplar. Wir steigen sogar in einen richtigen Flieger und nicht, wie erwartet, in einen Torbopropp à la Dawson. Der Flug dauert kaum eine ½ Stunde und schon befinden wir uns 2.800 m höher. Der Bus bringt uns zum schon bekannten Hotel. Wir checken ein und machen uns gleich wieder auf den Weg – Touristeninfo, Museum und Engelstatue stehen auf dem Programm.

In der Touristeninfo sprechen sie englisch mit uns und wir erhalten die gewünschten Infos. Weiter geht es zum Museum. Heute leider schon geschlossen. Jetzt hat es nur noch eine Chance – am letzten Tag bevor wir zurückfliegen. Also weiter im Programm – zur Engelstatue. Unterwegs muß ein Meerschwein dran glauben. Jan muß sich dringend so ein Cuy einverleiben. Wahrlich nicht viel dran an dem Tier.

Nun beginnt es zu regnen. Mit Hagelkörnern, Donner und kräftig Naß von oben. Gleichzeitig kühlt es ganz schön ab. Die Höhe macht sich schon bemerkbar. Den Regen warten wir beim Essen ab. Sobald es aufhört zu tropfen, machen wir uns wieder auf den Weg. Es geht ganz ordentlich bergauf. Von oben hat man einen sehr schönen Blick auf Quito und Umgebung. Bald machen wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. Einkäufe für das morgige
Frühstück sind auch noch angesagt, da es morgen ersatzlos ausfällt. Otavalo steht auf dem morgigen Programm und damit sehr früh aufstehen. Den heutigen Abend verbringen wir mit Putz- und Flickstunde. Somit sind wir wieder voll ausgerüstet für die nächsten zwei Wochen und können wieder ‘rumferkeln.

Samstag, 29.12.90, Otawalo

Mitten in der Nacht ist tagwacht angesagt. Jan knurrt zwar etwas, aber kaum wartet man eine ½ Stunde, schon springt er aus dem Bett.

In Otavalo ist heute Markttag und eigentlich sollte man spätestens um 6:00h hier abfahren. Dies schaffen wir natürlich nicht. Wir sitzen schließlich in dem Bus, der um 7:00h abfährt. Zwei Stunden später erreichen wir Otavalo. Das Kaff ist schon voller Touristen. Unsere Suche nach einer Bank, um Dollars gegen Zucker zu tauschen, scheitern kläglich. Im Hotel Otavalo gelingt es dann aber doch noch. Nun kann die Wühlerei auf dem Markt losgehen.

Die Poncho Plaza ist der Hauptplatz des Touristengeschehens. Hier werden Hüte, Teppiche, Tücher und viele andere Dinge angeboten. Zunächst müssen wir mal sondieren, was es alles so gibt und dann schlagen wir auch zu. Wir beginnen mit Hüten; über Teppiche, Flöte und Statue haben wir schließlich alles erstanden, was uns so vorschwebte. Für das leibliche Wohl ist auch gesorgt. Das Essen am Marktrand ist hervorragend.

Es ist unglaublich, was hier hauptsächlich von Frauen und Kindern an Gewicht auf dem Rücken geschleppt wird. Viele von ihnen sind gerade hier außerordentlich hübsch. Neben der Poncho Plaza gibt es den Obst- und Gemüsemarkt. Hier ist nicht mehr ganz so viel los, obwohl es auch hier schön und vor allem bunt ist.

Gegen 14:00h verlassen wir Otavalo in Richtung Äquator-Denkmal. In Cayambe verlassen wir den Bus und tippeln an der Straße lang. Kilometerweit passiert jedoch nichts, vor allen Dingen kommt keine Erdkugel in Sicht. Nach ca. 1½ Stunden geben wir auf und halten einen Bus an. Und siehe da, den Berg hinauf ein paar hundert Meter weiter steht sie. Na ja, nun haben wir sie wenigstens im Vorbeifahren gesehen.

Für den morgigen Tag eruieren wir noch die Abfahrtszeiten des Busses und anschließend schauckelt uns der städtische Bus zum Hotel. Ein nochmaliger Versuch Geld zu tauschen, schlägt fehl. Als wir schließlich im Hotel Colon einen Schalter finden, der unsere Travellers tauschen könnte, ist es kurz nach 18:00h und somit geschlossen. Also werden wir morgen einen neuen Versuch starten, bevor wir Quito verlassen. Das Abendessen gibt es in der Kneipe neben dem Hotel inklusive dem neuerlichen Aufdecken von Geheimnissen auf der Speisekarte, die uns auch das Dictionary nicht verrät. Unsere Waschküche im Hotelzimmer ist auch noch recht feucht. Wir werden wohl das eine oder andere Teil etwas näßlich einpacken müssen.

Sonntag, 30.12.90, Baños

Die Tour gen Süden beginnt. Zunächst wird ausgeschlafen, opulent gefrühstückt und ganz dringend(!) Geld getauscht. Um 11:30h sitzen wir im Bus nach Baños. Ein echter Seelenverkäufer. Die Bremsen geben allerliebste Geräusche von sich. Bergab ist dies besonders vertrauenserweckend. Schon 3½ Stunden später erreichen wir Baños. Der Wasserfall, der laut Reiseführer zur Orientierung dienen könnte, ist nirgends zu sehen. Aber nach einem bisserl Tapsen in Richtung Hotel, entdecken wir ihn doch. Man muß allerdings schon wissen, wo er fällt.

Das Hotel ist sehr schön mit Pool, Dampfbad, Sauna und sonstigem Schnickschnack. Wir beziehen für eine Nacht einen hübschen kleinen Bungalow. Morgen bekommen wir ein Zimmer im Hotel. Es scheint ziemlich ausgebucht zu sein. Über den Hotelmenschen organisieren wir uns einen Führer für den Tungurahua und die fehlende zusätzliche Ausrüstung. Am 1. Januar wird es losgehen. Mit dem Hotelier können wir in Englisch palieren. Welche Wohltat, ein Mensch dem man sich verständlich machen kann und den man selbst versteht.

Nun ist es mittlerweile späterer Nachmittag geworden und wir beschließen die Einrichtungen des Hotels auszuprobieren. Also ‘rein in die Badeklamotten und ab in den Pool. Ein bisserl Schwitzen im Dampfbad und der Whirlpool für den Kreislauf muß auch sein. Nun bleibt nur noch abzuwarten, was der Abend so bringen wird.

Montag, 31.12.90 – Silvester:

Ein Tag Ausspannen und Kräfte sammeln ist angesagt, bevor die große Tour zum Tungurahua beginnt. Also ausschlafen und gemütlich frühstücken. Danach ein Stadtbummel durch Baños. Baños ist ein ganz goldiges und gemütliches Nest ohne Hektik und Streß.

Vom Stadtbummel erholen wir uns dann mit einem kleinen Nachmittagsnickerchen. Am späten Nachmittag raffen wir uns wieder auf, einwenig um die Häuser zu gehen. Hierbei entdecken wir ein hübsches Cafe, das von einem jungen dänischen Pärchen geführt wird. Hier gibt es sogar richtigen Kaffee (keinen Nescafe) und leckeren Kuchen. Mit einem Glas Sekt begehen wir dort das europäische Neue Jahr.

Um 20:00h treffen wir unseren Führer, der uns morgen gen Tungurahua bringen wird. Wir erfahren schließlich alles was wir noch wissen wollten. Nun kann das Silvesteressen beginnen. Im Hotel gibt es ein sehr gutes Buffet, an dem wir teilnehmen. Im Ort wurden in der Zwischenzeit jede Menge lebensgroße Puppen aufgestellt. Um Mitternacht sollen sie verbrannt werden, um das alte Jahr mit seinen ganzen Mißlichkeiten zu verabschieden.

Gegen 23:00h gehen wir wieder in den Ort. Es scheinen alle Menschen auf den Straßen zu sein. An jeder Ecke Musik und Tanz. Um 24:00h werden die Puppen auf die Straße geworfen und angesteckt. Alle paar Meter liegen brennende Puppen auf der Gasse.

Nach diesem doch ach so anstrengenden Tag horchen wir recht früh an der Matratze. Federball ist angesagt!

Dienstag, 1.1.91 (Neujahr), Tungurahua

Etwas verspätet um 11:00h startet die Tour. Zunächst werden wir von 1.800 m auf 2.800 m nach Pandoa im Geländewagen gut durchgeschüttelt. Dann geht es zu Fuß weiter. Das große Gepäck tragen die Pferde, so daß für uns nur die Minimalausstattung zu tragen bleibt.

Auf einem schmalen Trampelpfad geht es stetig bergauf. Gleichzeitig mit uns sind drei Engländer gestartet. Die Strecke ist phantastisch. Viele tolle Blumen säumen den Weg. Der Dschungel begleitet uns einen guten Teil der Strecke, so daß wir teilweise durch richtige Pflanzentunnel laufen. Gegen 17:00h sind wir dann auf 3.800 m. Dort ist das “Refugio”, eine Hütte, von der unser Ecuador Führer sagt “just a roof over your head”. So ist es auch. Aber es gibt einen Gasherd und die drei Führer zaubern ein Abendessen. Währenddessen gibt es einen sehr aromatischen Tee, der aus dem Gestrüpp einer Pflanze, die wie Lauch aussieht, gebrüht wird. Das Abendbrot ist ein typisches Gabi-Essen.

Die Hütte ist übervoll mit ca. 30 Menschen. Nachdem der Eßplatz vor die Tür wanderte, können aber doch alle einen Schlafplatz finden.

Mittwoch, 2.1.91

Wecken ist um 2:30h (früh!). Die Nacht war kurz und voller Störungen. Ganz besonders habe ich drei Amis in ihren Aludecken geliebt. Nach einem kurzen Frühstück starten wir um 3:30h. Eispickel, Steigeisen, Handschuhe, aufi. Der Mond scheint hell. Wir brauchen die Taschenlampen nur während der Pausen. Es ist schon komisch in dieser Höhe noch Vegetation zu finden. Aber bei der 4.000 m Marke hört auch die langsam auf. Danach folgt Geröll und Lavagestein. Es geht recht kräftig bergauf. Bei 4.400 m geben die zwei Girls der Engländer auf. Bei 4.700 m macht Jan dann schlapp. Wir sind jetzt nur noch zu viert. Zwei Führer, der Engländer und ich.

Die Sache wird nun etwas steiler und zum Ausgleich dafür eisig. Der Schnee läßt schon grüßen. Die letzten 100 m bis zum Krater lege auch ich im Schneckentempo zurück. Alle 10 m darf sich die Pumpe wieder beruhigen. Am Krater angekommen heißt es erst mal Ausschnaufen und das Ganze im Schwefeldampf! Nach der äußerst notwendigen Ruhepause mit einem Picknick zur Stärkung geht’s rein in die Steigeisen und den letzten Anstieg bergauf über den ewigen Schnee. Unsere Führer erzählten etwas von 15 Minuten bis ganz nach oben, für wen die auch immer gelten sollen. Aber auch wir kommen irgendwann am Gipfel an.

Die Sicht ist phantastisch: 360 Grad im Kreis ohne störende Wolke und mit 10 Sonnen am Himmel. Alle wesentlichen Berge sind im Blick – Chimbarazo – Cotopaxi – Altar. Die unausweichlichen Gipfelphotos dürfen natürlich auch nicht fehlen. Auf der nach Baños geneigten Seite des Tungurahua hängt der Gletscher mit glitzerndem, blauen Eis.

Nun ist der erste 5.000 er auch geschafft!

Um 11:30h sind wir müde aber pünktlich zum Essen an der Hütte zurück. Es gibt Hühnersuppe mit Obst (Erbsen und Möhren). Um 12:00h beginnen wir mit dem Abstieg. Jan hat sich was gestaucht und hält mit seiner Humpelei mal wieder alles auf. Um 14:00h sind wir unten, der Jeep kommt dann auch in der nächsten halben Stunde. Nach einer kalten Dusche (aus dem Warmwasserhahn) und einem Nickerchen beschließen wir den Tag mit einem Essen im Hotel.

Donnerstag, 3.1.91 (Gabi’s Day), Cuenca

Der Tag steht ganz im Zeichen der Busfahrt nach Cuenca. Zunächst schlafen wir jedoch ordentlich aus und frühstücken ausgiebig. Am späten Vormittag verlassen wir Baños. Der Bus bringt uns zunächst nach Riobamba. Dort müssen wir umsteigen.

Nun stehen uns 275 km durch’s Gebirge bevor. Unentwegt führt die Straße auf den Berg und wieder herunter. Unser Busfahrer fährt zwar zügig, aber doch recht zivil. Einen Teil der Strecke werden wir wohl vom Zug aus wiedersehen. Wir fahren nämlich an Alausi und Chunchi vorbei. Die gefürchtete Teufelsnase haben wir jedoch nicht gesehen. Nun ja, der Zug wird sie uns schon hochbringen.

Das Leben in den Highlands scheint doch etwas mühseliger zu sein. Die Erde ist ziemlich versandet und braun. Kaum grüne Flecken sind zu sehen, schon ein gewaltiger Gegensatz zum sonstigen üppigen Grün. Um 18:00h erreichen wir Cuenca. Mit unserer Ankunft beginnt es zu regnen, deshalb fahren wir in einem Taxi zum Hotel. Mit einem üppigen Abendessen im Hotel beschließen wir den Tag. Anschließend tragen wir unsere dicken
vollgefutterten Bäuche direkt ins Bett.

Freitag, 4.1.91 (XXX Jan kann auch lieb sein !!)

Der Tag beginnt mit einem guten Frühstück. Ich bestelle mir Rührei mit Speck (igitt!, man sollte spanisch können).

Cuenca steht zum guten Teil im Zeichen der spanischen Kolonialzeit. Viele Gebäude und Straßenzüge der Innenstadt zeugen davon. Aus Inkazeiten sind lediglich rudimentäre Überreste übrig geblieben. Die meisten Steine sind in den kolonialen Häusern ehemals verbaut worden. Nach der beschaulichen Ruhe in Baños, geht es hier wieder etwas hektischer zu. Unten am Fluß ist es jedoch idyllisch und ruhiger. Wir finden sogar ein paar
Waschfrauen, die ihre Wäsche im Fluß waschen, auf Steinen schlagen und auf dem Rasen zum Trockenen auslegen. Ein wahrlich mühsames Geschäft.

Bis zum Nachmittag haben wir alle wesentlichen Highlights absolviert, der Himmel sieht auch wieder nach einem kleinen Schauer aus, also gehen wir zum Relaxen ins Hotel zurück.

Samstag, 5.1.91, Ingapirca

Ingapirca, die einzige gut erhaltene Inkastätte Ecuadors, steht heute auf dem Programm. Wir kommen später als geplant in Cuenca los, sind dann aber doch gegen Mittag in Ingapirca. Der Bus bringt uns bis nach El Tomba und von dort fahren wir für viel Geld im Privattaxi nach Ingapirca. Der Fahrer hat wahrscheinlich sein halbes Monatseinkommen an uns verdient. Nun ja, Touristenzuschlag!

Ingapirca liegt landschaftlich wunderschön. Es sind überwiegend lediglich Grundmauern erhalten. Vom Archipel und dem Gebäude davor stehen ein paar Mauerrreste mehr. Außerdem laufen auf dem Gelände einige Alpakas (unsere ersten live!), umher. Ingapirca befindet sich übrigens auf 3.200 m. Nach ca. 1 Stunde Besichtigung werden wir wieder nach El Tomba zurückgeschüttelt. Dort angekommen tut unser Fahrer noch etwas für sein Geld und stoppt den nächsten Bus nach Guayaquil.

Nun stehen uns 4 Stunden Busfahrt bevor. Da wir die direkte Busverbindung bekommen haben, ist für heute überwiegend Diät angesagt. Zumindest meinem Magen schadet dies heute überhaupt nicht. Im Verlaufe der Fahrt wird es merklich wärmer, schwüler und grüner. Die Vegetation wuchert wieder äußerst üppig. Guayaquil zeichnet sich vor allem durch Hitze aus. Mir ist nur heiß! Darum erlauben wir uns den Luxus des Grand Hotel Guayaquil. Zimmer mit Aircondition, Pool, Zimmerservice und englisch sprechendem Personal. Die Stadt scheint völlig tot. Nirgends ist ein Restaurant zu finden, das geöffnet hat. Also wieder zurück ins Hotel und dort einen Happen essen. Die Nacht verspricht dank Klimaanlage schlafbar zu werden.

Sonntag, 6.1.91, Guayaquil

Das Frühstück wird im Bett serviert. Zwar wird es 1½ Stunden früher als bestellt geliefert, aber dafür gehört der Tag nun uns.

Wir machen uns auf den Weg in Richtung Wasser und absolvieren dort sämtliche Highlights, die der Reiseführer hergibt. Die Fähre nach Duran entdecken wir auch und fahren gleich ‘rüber. Nun ist gerade Mittagszeit und die Krebse vor den Kneipen lachen uns an. Sie werden mit Brettchen und Hammer serviert. Mit den 2 Viechern ist jeder von uns eine ganze Zeit beschäftigt, bis wir ihnen alles eßbare entlockt haben. Aber sie schmecken hervorragend. Und das Ganze für die wahnsinnige Summe von 3.400 Zucker (DM 5,50).

Danach schippern wir wieder zurück und laufen die restlichen sehenswerten Stationen ab. Zwei Parks müssen es noch sein. Schon auf der Promenade haben wir irgendwelche echsenähnlichen Tiere gesehen. In den Parks sitzen sie in Mengen auf den Bäumen. Die Stadt ist übrigens wie ausgestorben und alle Läden sind geschlossen. Die Füsse sind mittlerweile plattgelaufen und die Hitze gibt uns den Rest – also zurück ins Hotel, um den geplagten Kadaver in den Pool zu plazieren.

Zum Abendessen versuchen wir ein schwimmendes Restaurant am Fluß – ganz witzig -, das Essen ist jedoch nicht ganz so toll. Das Wasser muß aus dem nächsten Laden geholt werden und der chilenische Wein ist heiß und süß.

Montag, 7.1.91, Guayaquil-Sibambe-Alausi-Riobamba

Mitten in der Nacht, um 4:00h, läutet der Weckdienst. Wir wollen um 5:00h die erste Fähre nach Duran erwischen, deshalb müssen wir so früh raus. Wir hatten uns zwar wegen eines Frühstücks zu der frühen Stunde am Abend vorher erkundigt, und bekamen als Antwort, das Restaurant hätte 24h Service. Aber um 4:30h ist dann gerade Inventur und somit geschlossen.

Wir schaffen es sogar, um 5:00h am Anleger zu sein. Wie sich dann herrausstellt, ist es auch gut, daß wir so früh dran sind, denn ab heute übernehmen neue Schiffe und die Marine den Fährdienst und haben somit erstmal Startschwierigkeiten. Doch kaum eine 3/4 Stunde später kommen wird auch schon in Duran an.

Unser Zug steht schon startklar am Bahnhof, und der Ticketschalter hat ebenfalls geöffnet. Für stolze $500 erstehen wir zwei 1. Klasse Bahntickets. Der Zug fährt sogar ziemlich pünktlich um 10:30h ab. Die Strecke führt zunächst einige Stunden durch eine üppig grüne Ebene und einige kleine Dörfer mit Pfahlhäusern. Um die Mittagszeit wird die Lok gegen eine stärkere Dampflok ausgetauscht. Ab jetzt geht es bergauf. Wir wechseln von unseren Sitzplätzen auf das Wagendach eines Güterwagens direkt hinter der Lok. Mit einer Matte unterm Po sogar ein ziemlich gemütlicher Platz. Die Landschaft wechselt nun. Es wird karstiger und bergiger. Die Bahnlinie führt an einem Fluß entlang in ein tiefes Tal.

Kurz nach dem Lokwechsel hoppelt der letzte Wagen aus den Gleisen. Aber offensichtlich sind die Bahnmenschen daran gewohnt, denn das erforderliche Werkzeug wird sofort ‘rangeschleppt. Nach einer Stunde Reparaturarbeiten ist der Waggon wieder da, wo er hingehört und es kann weitergehen. Vor den Tunneln gibt der Lokführer jeweils ein Signal, dann heißt es Kopf einziehen, tief Luft holen und ein Tuch vor die Nase, denn das Gemisch aus Abgasen und Wasserdampf ist ziemlich ekelig. Aber Gott sei Dank sind die Tunnel nicht besonders lang, so daß man mit Luftanhalten durchkommen kann.

Ab Sibambe wird es spannend. Hier führt die Bahnlinie die Teufelsnase hinauf. Der Zug wird vor- und rückwärts den Berg ‘rauf geschoben. Eine geniale Idee, diese Höhe zu bewältigen. Auf dieser Strecke haben wir einen ganz phantastischen Blick ins Tal. Mittlerweile sind wir auch ganz allein auf unserem Dach, da es nun ob der Höhe merklich abgekühlt ist. Wir erreichen Alausi gegen 17:00h. Hier bekommen wir den direkten Anschluß bis nach Riobamba. In Riobamba ist dann aber Schluß, kein weiterer Bus Richtung Oriente zu kriegen.

Wir suchen uns ein Hotel und fahren dann eben morgen weiter. Das Abendessen ist nur widerlich und die Bedienung durchgehend Schnellmerker und somit nervig. Wir fallen mal wieder mit den Hühnern ins Bett, sind aber auch ziemlich groggy.

Dienstag, 8.1.91, Tena

Ausgeschlafen, aber immer noch etwas wackelig auf den Beinen, gehen wir auf die Suche nach Frühstück. Einige Straßen weiter gelingt auch dieses. Der nächste Bus nach Tena geht erst um 12:00h, also drücken wir uns eine Stunde auf dem Terminal Oriente ‘rum. Bis Baños fahren wir die bereits bekannte Strecke, danach beginnt eine ziemlich wilde, einspurige Schotterstrecke. Nach kurzer Zeit wird es merklich wärmer, es geht bergab. Im Bus wird inzwischen ein halber Zoo transportiert. Diverse Hühner und Kücken und zwei halbwüchsige Schweine in Säcken auf dem Dach. Eine ½ Stunde vor Puyo begrüßt uns ein Schild im Oriente. Nun sind wir offiziell im Urwald.

Das Geschüttel dauert bis kurz vor 18:00h, dann endlich sind wird in Tena. Wir beschließen hier zu übernachten und erst morgen früh(!) nach Misahualli weiter zu fahren. Tena selbst gibt nicht besonders viel her, zumindest bei der Durchfahrt ein nichtssagender Ort. Die Hotelanlage liegt etwas außerhalb sehr hübsch am Fluß und mit viel Grün rund herum. Jan hat sich langsam auch erholt und kann wieder am Leben teilnehmen.

Mittwoch, 9.1.91, Misahualli

Tagwacht ist um 6:00h. Mit klitze-kleinen Augen rolle ich aus dem Bett. Jan ist schon ekelig wach. Wir wollen früh in Misahualli sein. Vielleicht gelingt es uns noch eine 3-Tages Tour zu ergattern. Gegen 9:00h holpern wir in Misahualli ein. Das ganze Leben findet rund um den Dorfplatz statt. Es sind kaum Gringos zu sehen. Dies scheint sich zu unserem Nachteil auszuwirken, denn für die angestrebte Tour sollte man mindestens zu viert sein.

Wir entscheiden uns dann für eine 2-Tages Tour beginnend ab morgen und vergammeln den heutigen Tag abwechselnd in der Hängematte und im Fluß. Der Fluß scheint für die Dorfbevölkerung das Bad zu ersetzen. Hier wird Wäsche gewaschen, werden Hunde geschrubbt und Körperpflege betrieben. Am späten Nachmittag tauchen neben unserer Pfahl-Blockhütte ein paar Affen auf. Sie toben durch die Bäume und jagen sich gegenseitig. Ein Affe scheint mich mit einem Baum zu verwechseln oder ist sehr an dem Band meines Photos interessiert, denn er probt Kletterversuche an mir. Spitze Schreie meinerseits begleiten ihn.

Der Tag geht mit einem wunderschönen Sonnenuntergang zu Ende. Wie immer wird es schlagartig dunkel. Nun können wir nur hoffen, daß sich noch ein paar Leute für unsere Tour eingefunden haben, um die Sache etwas preisgünstiger zu gestalten.

Donnerstag, 10.1.91, Dschungel-Tour

Die Nacht war grausam. Die Matratze hat vielleicht vor 10 Jahren mal 3 cm Schaumstoff über dem Holzbrett gehabt. Außerdem krabbelte und summte die ganze Hütte. Aber um 7:45h gelingt es mir auch, nach ca. ½h Jan in das Reich der Lebenden zu holen. Kurzes Frühstück und um 9:00h geht’s los.

Ein Taxi-Kanu bringt uns über den Rio Napo. Ein Fahrweg führt in den Dschungel. Irgendwann wird er zum Eselsweg und führt vorbei an einem Sägewerk, um das herum der Regenwald abgeholzt wird. Nach ca. 4 Stunden erreichen wir einen Fluß, über den wir übergesetzt werden. Unser Tagesziel ist erreicht: eine Eingeborenen Siedlung mit 2 überdachten Plätzen, Tisch und Bänken.

Den Nachmittag verbringen wir 10 Min. entfernt an einer Lagune. Das Schwimmen erfrischt herrlich, besonders Jan kann einen Teil der 5 Liter seines ausgeschwitzen Wassers auffrischen. Aber nachdem mich ein Seeungeheuer fast aufgefressen hat, beenden wir den Badeurlaub. Auf dem Rückweg erklärt uns unser Führer die verschiedenen Pflanzen, aber das kommt uns zum Teil ziemlich spanisch vor. Den anderen Teil konnte man essen und der war gut. Abends wurde dann für die Gastfamilie mitgekocht, am Tisch nahm außer uns noch der Hausherr Platz. Der Rest wurde später abgefüttert. Die Nacht werden wir dann in Hängematten den Moskitos ausgesetzt sein.

Freitag, 11.1.91

Die Nacht fand doch nicht in Hängematten statt, sondern schmusefreundlich auf Matten, die auf erhöhten Holzbohlen lagen. Trotzdem summte und surrte es unentwegt um uns herum. Wider Erwarten haben uns in der Nacht nicht alle Moskitos gefunden und die Trefferquote hält sich in Grenzen.

Der Wecker am Morgen steht bei Jan direkt unter der Matte und kräht, was der Hahn hergibt. Kurz nach Sonnenaufgang springt unser Führer von der Matte und bereitet das Frühstück mit frischem Obstsalat – was halt der Urwald so hergibt – und Rührei.

Gut gestärkt steigen wir in das Einbaum und schon werden wir losgepaddelt. Wir kreuzen einige kleine Stromschnellen, über die wir teilweise etwas ruppiger ‘rübergeschaukelt werden. Nach einer Stunde ist der erste Teil der Fahrt vorbei und wir steigen in ein motorisiertes, größeres Einbaum um. Nun schippern wir wesentlich schneller voran, obwohl es über die Stromschnellen und seichtes Wasser ein mühsames Unterfangen scheint, da der Motor jedesmal abgestellt und von Hand wieder angeworfen werden muß.

Auf dem Programm stehen jetzt noch Goldwäscher, Affen und Orchideen. Die Goldwäscher erledigen wir im Vorbeifahren, für die Affen steigen wir aus. Es gibt 2 Arten von Affen: die eine sieht aus wie Rhesusäffchen, die mich ja schon in Misahualli als Familienmitglied erkannt hatten, die anderen sind größer und haben mindestens einen Ringelschwanz. Die ringelschwänzige Horde wird von ihrem Chef bestens beschützt, aggressiv,
wie Männer nun mal sind, geht er auf uns los, als der Abstand zu klein wird.

Die nächste Station – die Orchideen – ist nicht gerade der große Ankommer. Außer grünen Strunken ist keine Blüte zu sehen. Dafür hat der Außenborder fast den Geist aufgegeben. Da hat doch tatsächlich die eine Zündkerze nach gut 1.000.000 Betriebsstunden ihren Geist aufgegeben. Den Keramikkörper hatte sie bereits abgelegt, aber bis hierher tat sie es ja noch. Von einem anderen Boot wurde dann ein neue Kerze mit nur 500.000 Betriebsstunden geborgt. Aber mit der schaffen wir es dann doch, nach kaum einer 3/4 Stunde mit einem etwas spuckenden und stockenden Außenborder, die Fahrt gen Misahualli fortzusetzen. Wider Erwarten schafft es der Motor denn auch bis dort. Um 16:00h ist die Fahrt beendet und wir machen uns auf den Weg nach Quito.

In Tena nehmen wir uns zum Zweck der chemischen Reinigung ein Hotelzimmer. 3 Stunden später verlassen wir es wieder mit ordentlich gepackten Rucksäcken, frisch geduscht und in unseren saubersten Klamotten. Die erstaunten Augen unsres Hotelmenschen haben uns verabschiedet. Am Busbahnhof gibt es ein letztes equadorianisches Abendessen, während wir auf den Nachtbus nach Quito warten.

Samstag, 12.01.91, Rückfahrt

Die Nacht war etwas unruhig. Der Bus startete pünktlich um 23:00h proppe voll. Der Sitzabstand reicht für europäische Beinlängen gerade man so zum Sitzen. An Schlafen ist die Nacht über also nicht zu denken, allenfalls an ein paar kleine Schlummerminuten. Um 5:30h erreichen wir Quito. So gegen 6:00h nimmt der öffentliche Nahverkehr dann auch seine Tätigkeit auf und ein Bus bringt uns in unser Hotel.

Dort gib es dann erstmal eine Katzenwäsche und ein Frühstück. Zwischendurch versucht Jan dem Portier klarzumachen, daß wir unser deponiertes Gepäck gerne wieder hätten. Da der Portier ganz in Spanisch gehalten ist, gestaltet sich das aber etwas schwierig. Er gibt immer nur ein No von sich, es wäre nicht möglich. Ein anwesender Gast erbarmt sich dann unser und dolmetscht. Siehe da, der Portier hatte verstanden, wir wollen Gepäck für 10 Tage aufgeben, ohne hier zu wohnen. Nun gut, wir bekommen unseren Seesack wieder und können zum Flughafen aufbrechen.

Unsere Maschine geht um 13:15h, so gegen 10:00h taucht auch die Lusthansa auf, um unser Gepäck entgegen zu nehmen. Wir haben uns einen besonderen Tag zum Zurückfliegen ausgesucht: an diesen Tage ist das 25. jährige Jubiläum der LH Flüge zwischen Deutschland und Ecuador. Aus diesem Anlaß gibt’s dann am Gate Sekt, Saft und kleine Schmakatien (Canapees, Scampis, Pralinen u.v.a.m.).

Der Rückflug ist weniger aufregend, nach zwei Zwischenlandungen in Bogota und Caracas kommen wir dann am nächsten Tag um 11:00h in Frankfurt an. Der Urlaub ist zu Ende.