USA Westen 1993

Nirgendwo gab es so viele Mormonen auf einem Fleck wie in Salt Lake City. Aber trotz der Dominanz sind sie nicht aufdringlich. Yellowstone, der älteste Nationalpark der USA, ist ein Highlight. Mit reichlich Neuschnee rechnet man Mitte September auch in den Rockies eigentlich nicht. Gut, dass der Wagen All-Wetter Reifen hat. Bei den klimatischen Verhältnissen in Phoenix kann man verstehen, dass es die Rentner scharenweise hier her treibt.

02.09.1993 – 03.10.1993

Flag of the United States (Pantone)

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Dieser Text und alle enthaltenen Bilder sind urheberrechtlich geschützt. ©Mossels Gabi Moraw, Jan Wessels. Der Text darf weder im Ganzen noch in Teilen ohne vorherige schriftliche Genehmigung der Autoren kopiert, gespeichert oder anderweitig verwendet werden.

Inhalt

Reiseroute

Reiseroute

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Donnerstag, 2.9.93 – Anreise

Unser Flieger startet pünktlich 11:00 s.t. in Frankfurt. Die Maschine ist voll und damit an Füße ausstrecken nicht zu denken. Nach 9 1/2 Stunden Flug landen wir wohlbehalten in Chicago (Ortszeit 14:00). Der Zeitunterschied beträgt 7 h. Die Immigration meint es dieses Mal gut mit uns und öffnet nach 10 Minuten Schlange stehen einen neuen Counter für ‚Blue Lane Visitor‘. Unser Gepäck hat es zumindest über den großen Teich geschafft und wir müssen es nun auf das nächste Band umladen.

Die Abflugzeit nach Salt Lake City wird unentwegt verschoben von 3:20 pm bis zuletzt 4:40 pm. Chicago ist noch von den Hurrikans beeinflußt, deshalb wurde der Flugverkehr drastisch reduziert und die verbleibenden Flieger sind noch delayed. Aber nach weiteren 3 Stunden Flug erreichen wir gesund und schläfrig Salt Lake City (Ortszeit 7:00 pm verbunden mit einer weiteren Stunde Zeitverschiebung).

Den georderten Mietwagen bekommen wir direkt am Flughafen. Diese Kiste ist ein wahres Schiff. Alles ganz elektrisch, die Sitze ganz in Leder und in alle Richtungen verstellbar. Dazu fällt er eine Klasse größer als bestellt.

Das bereits vorgebuchte Motel finden wir problemlos. Dann heißt es nur noch unter die Decke geschlupft und bubu!

Freitag, 3.9.93 – Salt Lake City

Bereits vor 8:00 am befinden wir uns auf Frühstückssuche. Die Außentemperaturen sind noch recht frisch, aber der blaue Himmel verspricht einiges. Das Frühstück stärkt uns für unsere Besichtigungstour, Jan mit 2 Spiegeleiern und Bacon und mich mit Käseomelett.

Das wohl wichtigste Highlight in Salt Lake bildet der Tempelbezirk, in dem neben einigen Auditorien die riesige und monumentale Kirche steht. Die Kirche darf nur von „members only“ betreten werden, aber die restlichen Gebäude sind für das gemeine ungläubige Volk freigegeben. Alles ist sehr gepflegt und bestens betreut. Durch eine Führung erhalten wir die wesentlichen Infos über die Mormonen und ihren Tempelbezirk. Derweil gehen unzählige Hochzeiten nebenan im Tempel vonstatten.

Das Hochhaus direkt neben dem Temple Square verfügt über zwei Aussichtsplattformen im 26. Stock, die öffentlich zugänglich sind. Von dort oben wird uns ein wunderschöner Blick über Salt Lake City, Tempel und Umgebung gewährt. Salt Lake City vermittelt insgesamt einen recht ansprechend, relativ ruhig und sehr sauberen Eindruck – eben Kleinstadtflair. Direkt neben Downtown beginnen die Wohnviertel mit vielen kleinen hübschen Einfamilienhäusern, kleinen Vorgärten und Katze. Erwähnenswert ist vielleicht noch das Utah State Capitol, das dem Washingtoner Capitol nachempfunden wurde und über der Stadt thront. Bis mittag haben wir alle Highlights absolviert und gönnen uns in einem ehemaligen Straßenbahndepot, das zu einem Einkaufszentrum umgebaut wurde, eine Pause und das Mittagessen.

Unser nächstes Ziel heißt Great Salt Lake – also Badesachen ins Daypack und los geht’s. Diese Angelegenheit entpuppt sich jedoch als eher enttäuschend. Der Aussichtspunkt Saltair, ein alter wiederaufgebauter Badepavillon, ist Nepp und das Brackwasser stinkt. Somit verzichtet auch Jan freiwillig auf das hautpflegende Salzbad. Ein paar Meter weiter beginnt der Salt Lake State Park, ähnlich trostlos. Endlose Salzwüste unter sengender Sonne.

Den Rest des Nachmittags versüßen wir uns mit dem Einkauf der restlichen Ausrüstungsgegenstände und Lebensmitteln. Die Hitze ist auszuhalten, da sehr trocken. Nur die ständig laufenden Wassersprenger halten die Stadt grün und blühend.

Am Abend gibt’s gegrillten Lachs aus Alaska in der Oyster Bar, hmm! Sehr lecker und der richtige Einstand. Um 22:30 fallen wir todmüde ins Bett.

Samstag, 4.9.93 – Reisetag

Gegen 9:00 am verlassen wir Salt Lake City gen Norden. Die Interstate führt uns überwiegend durch Steppe ansonsten keine weiteren Ereignisse.

Etwa auf halber Strecke in Lava Hot Springs legen wir eine ausgiebige Mittagspause ein. Heiße Pools, die in einem Freibad gefaßt wurden, gaben dem Kaff seinen Namen. Zum Baden sind die Pools zu heiß, aber zum Reinsetzen, Entspannen, Wärme tanken und dem aufsteigenden Blubb-blubb zuzugucken ideal. Um 14:00 setzen wir unsere Fahrt fort.

Kurz vor Idaho Falls legen wir nochmals einen Stop ein und besichtigen eine Kleinausgabe des Craters of the Moon: einen erkalteten Lavastrom. Der kleine Trail durch die Lava ist ansprechend, interessant und verschafft uns etwas Bewegung.

Gegen 18:30 passieren wir den Westeingang des Yellowstone NP. Eine Tafel am Eingang weist die noch freien und geöffneten Campgrounds aus. Der von uns gewählte Campground (Indian Creek) ist ca. 50 mi entfernt. Wir fahren jedoch zunächst an Indian Creek vorbei bis Mammoth und gucken in den dortigen General Store. Zwischendurch zeigen sich Bisons, Wapitis und Regentropfen. Bis wir unseren Campground erreichen, können wir noch zwischen zwei verfügbaren Campsites frei wählen, dafür hat aber der Regen aufgehört. Nun also Zelt aufbauen, Holz sammeln, Pasta auf die Flamme und anschließend Hypnose durch’s Lagerfeuer. Mittlerweile haben die Temperaturen stark nachgelassen und wir krabbeln in die Schlafsäcke.

Sonntag, 5.9.93 – Yellowstone NP

Wir beginnen mit dem nördlichen Teil des Yellowstone NP. Als erstes Highlight bieten sich die Mammoth Hot Springs an Aus weißen und manchmal bunten Kalkterrassen blubbert, zischt und spuckt es eindrucksvoll. Für Autofahrer wird ein Auto Trail angeboten und für Fußgänger einen liebevoll hergerichteten Holzsteg. Beide Trails dürfen nicht verlassen werden, denn überall sind Löcher und Spalten, aus denen Dampf austritt. Der Drive beschert uns unsere ersten nahen Wapitis auf Kalkterrasse und einen Fuchs! Von hier zieht es uns in den Osten weiter.

Ein weiterer Drive beschert uns eine wunderschöne Landschaft mit Almen, Wald und Bergen. Kurz vor Tower Roosevelt auf dem Weg zum Petrified Tree stoßen wir auf eine Menschenansammlung an der Straße. Dies deutet immer auf irgendwelche Viecher in der Nähe hin. Also müssen wir natürlich auch anhalten und aussteigen. Wie wir erfahren, halten sie Ausschau nach zwei Babybären mit ihrer Mama. Zunächst ist außer wackelndem Buschwerk nichts zu sehen, aber dann – ein Babybär zeigt sich für kurze Zeit, und entschwindet dann wieder im Unterholz. Wir vollenden den Abstecher zum Petrified Tree und setzen dann unsere Fahrt gen Osten fort. Weite Ebenen, sanfte Hügel und düstere Berge prägen das Landschaftsbild. Eine der Ebenen hält eine Herde Bisons für uns bereit. Leider etwas weit weg. Jeden Schritt, den ich in Richtung Bisons tue, quittiert Jan mit lauter werdendem Gezeter.

Wieder zurück am Roosevelt Tower wenden wir uns nun gen Süden. Hier erwartet uns ein herrliches Panorama, unter anderem in Canyons und ein spektakulärer Wasserfall, die Tower Falls. Der Fuß des Falls ist über einen Trail erreichbar. Dort unten wimmelt es vor Menschen.

Die weitere Fahrt, inzwischen ist es 17:00 geworden, präsentiert uns Elche, darunter auch Elchbullen mit mächtigen Schaufeln und Bisons – ganz nah! Für den 1. Tag scheint dies schon eine reiche Ausbeute an Viehzeug. Nur eines fällt auf, die possierlichen kleinen Hörnchen sind hier viel seltener (oder zu sehr mit Nahrungssuche für den Winter beschäftigt oder durch den Waldbrand 1988 sehr stark dezimiert).

Um 18:00 kehren wir wieder zurück zu unserem Campground und Jan darf sich seiner Lieblingsbeschäftigung hingegeben. Das Lagerfeuer und er!

Montag, 6.9.93

Der Morgen zeigt sich nicht gerade von seiner hübschesten Seite, es ist bedeckt, nieselig und kühl, also alles in allem ziemlich ungemütlich. Aber schon nach dem Frühstück reißt der Himmel auf, schickt blaue Wolken und die Sonne Wärmestrahlen. Wir starten unsere erste Wanderung und erforschen die Umgebung unseres Campgrounds. Wir geraten auf eine Langlauf-Loipe entlang des Indian Creeks. Demzufolge scheint auch im Winter einiges los zu sein. Gegen Mittag steigen wir wieder ins Auto zur Fortsetzung der Sightseeing Tour. Unser erstes Ziel, der Beaver Lake, enthält außer keinem Wasser auch bestimmt keinen einen Biber.

Also weiter zum Roaring Mountain. Der raucht zwar, aber das Brüllen gerät eher zum Wispern. Da gibt das Norris Geysir Basin schon viel mehr her. Es blubbert, zischt, dampft und spuckt soweit das Auge reicht. Sogar der Echinus Geysir gibt sich die Ehre. Nach 30 Minuten Wartezeit schickt er für 2 Minuten eine riesigen Fontäne begleitet von Dampf in die Lüfte vor dem staunenden Publikum. Wie sich in diesem Lebensraum noch Nadelbäume halten können, ist uns ein Rätsel.

Wir fahren anschließend weiter nach Osten zur Canyon Village, frischen dort unsere Vorräte auf und essen einen Haps. Und schon zieht es uns weiter zur nächsten Attraktion: den Grand Canyon im Yellowstone. Die Aussichtspunkte gewähren uns einen wunderhübschen Blick in den Canyon. Leider ist der Spätnachmittag schon fortgeschritten und Jan drängt heim.

Auf unserer Fahrt zurück hat die Tierzeit wieder begonnen – Wapitis, Elchmamas mit Kindern und Bisons direkt neben und auf der Straße!

Dienstag, 7.9.93

In der Nacht haben die Regentropfen an der Zeltwand unsere Träume untermalt. Der Morgen bringt dafür Eiszäpfchen am Zelt und Eissternchen auf dem Tisch. Die Sonne verwöhnt uns jedoch auch schon mit ihren Strahlen, so daß wir nicht zu sehr frieren müssen. Für heute haben wir einen Ortswechsel geplant. Wir wollen unser Zelt in Canyon Village aufschlagen. Doch dieser Campground hat just ab heute geschlossen. Man sollte eben doch die NP-Zeitung lesen, dann wären auch wir besser informiert.

Wir beschließen, zunächst unsere geplanten Touren durchzuführen und anschließend weiter nach Grant Village am Yellowstone Lake zu fahren. Aber nun erst mal zum Dunraven Pass (2.700 m) und die Wanderstiefel angezogen. Wir möchten den Mount Washburn (3.122 m) erwandern. Der heutige Wanderweg zum Gipfel basiert auf einer Hinterlassenschaft eines alten Scenic-Drive und ist ca. 5 km lang. Er führt uns durch Almwiesen wie in den Alpen, begleitet durch tolle bunte Blumen am Wegesrand bis über die Baumgrenze. Dort treffen wir dann auch auf Murmeltiere. Die Temperatur ist zum Laufen gerade angenehm mit der frischen Brise. Am Berg allerdings wird es mit zunehmender Höhe kühler. Darunter hat vor allem Jan zu leiden, der außer einem durchgeschwitzten T-Shirt und seiner Weste nichts Wärmendes eingepackt hat. Aber oben auf dem Gipfel befindet sich eine Ranger Station mit eingeglaster Panoramaterrasse. Gelegenheit sich wieder trockenzulegen und aufzuwärmen. Das Panorama bietet uns einen phantastischen Blick bis hin zum Yellowstone Lake. Der Weg bergab ist ruckzuck vollbracht und wir setzen unser Programm bei den Lower und den Upper Falls fort. Die beiden Wasserfälle sind durch einen hübschen Trail verbunden. Der untere Wasserfall fällt tiefer als der Niagara und beeindruckt durch die ungeheure Wassermasse, die sich ins Tal stürzt.

Wir setzen unsere Fahrt in südliche Gefilde fort. Die Landschaft verändert sich sichtlich von riesigen Ebenen mit Bisons hin zu Flüssen und Wald. In der Nähe des Mud Vulcano (wieder was mit viel zisch und blubb) entdecken wir einen weißen Pelikan, der in aller Seelenruhe den Yellowstone River entlang schwimmt und dies sogar in photographierbarer Entfernung.

Bald erreichen wir den Yellowstone Lake, der uns durch seine Größe überrascht. In Grant Village angekommen, suchen wir eine Campsite aus, legen unser Zelt trocken und beginnen mit der Fütterung der Raubtiere.

Mittwoch, 8.9.93

Die Nacht versorgt uns mit neuen Geräuschen, die alle geortet werden wollen. Trotzdem treibt es uns um 8:15 aus den Federn. Eisblumen schmücken den Frühstückstisch. Die Sonne taut sie jedoch bald wieder auf.

Der Vormittag steht ganz im Zeichen der Hausfrau. Waschen ist angesagt. Duschen durften wir gestern abend noch. Während die Wäsche vor sich hin wäscht, nutzt Jan die Zeit, um unsere Lebensmittelvorräte aufzufrischen. Ich bewache derweil die Wäsche im Washer.

Gegen mittag können wir unsere Besichtigungstour wieder aufnehmen. Wir starten mit Ziel Old Faithful. Den ganzen Nachmittag gibt es nichts als Fontänen, Blubbs, Zischen, Dampfen und Schnarchen bis Brüllen. Der Old Faithful Geysir beeindruckt uns sehr. Mit relativer Pünktlichkeit startet er seine stündlichen Vorstellungen. Die hohe Fontäne fesselt das Publikum, das auf den Bänken ähnlich einem Amphitheater um den Geysir, dem Schauspiel beiwohnt. Im benachbarten Black Sands Basin gibt ein kleinerer Geysir eine Sondervorstellung für uns und schickt seine Fontänen mindestens 15 Minuten lang in die Höhe – dies ist genauso faszinierend wie ein Lagerfeuer, also dauert’s bis wir uns losreißen können. Neben vielen weiteren Blubbs hat uns insbesondere der Fountain Paint Pot zugesagt, der mit seinem Schlammgeblubber und rosa Kratern aufwartet. An Tieren haben heute nur Bison und Hörnchen Ausgang.

Auf dem Rückweg sammeln wir auf einer Picnic Area Feuerholz und bald hat uns unsere Campsite wieder. Den Sonnenuntergang genießen wir am See, doch sobald die Sonne verschwunden ist, kühlt es schlagartig ab. So suchen wir den Weg zurück zu unserem Lagerfeuer.

Donnerstag, 9.9.93

Unser erstes Ziel am heutigen Tage heißt Bridge Bay. Wir haben eine Bootstour auf dem Yellowstone Lake vorgesehen. Direkt neben der Bridge Bay Park Area hat sich ein Bison photogerecht positioniert. So haben wir unseren 93 Bisonphotos noch ein weiteres hinzufügen können. Die Bootstour sticht 45 Minuten später in See. Wir umkreisen das Stevenson Island. Ein Bald Eagle sitzt in Pose auf dem Baum – für Photos leider zu weit. Auf der anderen Seite der Insel präsentiert sich jedoch sein großes Haus (Horst). Desweiteren wird uns ein schönes Panorama geboten. Nach einer Stunde laufen wir wieder in der Marina ein. Hier dürfen lt. Schild keine Otter gefüttert werden, aber sie geben uns auch keine Gelegenheit dazu, denn kein da!

Wir umrunden nun den See straßenmäßig weiter ostwärts entlang des Pelican Valleys – aber von Pelikanen keine Spur. Auf dem Storm Point Trail (ca. 1 mi lang) vertreten wir uns etwas die Beine. Der Trail hat ,obwohl so kurz, dennoch einiges zu bieten: Meadows, Squaw Lake, Wald, Küste und rauchende Krater am Strand. Kurz vor dem Trailende versperrt ein Bison unseren Weg. Der Waldweg scheint dem Bison wohl auch bequemer zu sein als das Unterholz. Da das Tier sich nur in Zeitlupe bis gar nicht mehr vorwärts bewegt, schlagen wir einen großen Bogen durch das Unterholz. An den Wald schließt sich wiederum Meadow an, so daß wir uns wieder in Richtung Parkplatz orientieren können. Diese Idee erweist sich jedoch als suboptimal, denn schon nach 10 m stolpern wir fast durch das Schlafzimmer eines ruhenden Bisons. Also ändern wir wiederum unsere Route und ziehen es vor, direkt zur Straße vorzugehen und ihr bis zum Auto zu folgen.

Wir kutschen anschließend langsam Richtung Grant Village zurück, jedoch unter Besichtigung der vorhandenen Highlights. Von der Marina in Bridge Bay führt ein Trail zu einer Natural Bridge. Wir laufen und laufen und laufen, lange passiert nichts und der Waldweg mündet schließlich in eine asphaltierte Straße. Aber wir geben nicht auf und finden die Brücke schließlich doch. Ein schmaler Zick-Zack-Weg führt hinauf, über die Brücke hinweg und auf der anderen Seite wieder hinunter. Auf unserem Weg hinauf verschrecken wir ein emsiges Murmeltier, das aber wegen eines Grasbüschels im Maul nicht pfeifen kann – also nichts wie in den sicheren Bau. Die nächste Sehenswürdigkeit, der Gull-Drive, gibt nicht besonders viel her. Dafür stinkt, dampft und gluckert es im West Thumb Geysir Basin um so mehr. Das Visitor Center in Grant Village verfügt über eine äußerst interessante, anschauliche und informative Ausstellung zum großen Waldbrand 1988.

Das Abendessen gönnen wir uns im Grant Village Restaurant, ein hübsches helles Restaurant mit Blick über den See. Das Essen ist hervorragend und wir kugeln uns mit der hereinbrechenden Dunkelheit zurück auf unsere Campsite.

Freitag, 10.9.92 – Grand Teton NP

Wir verlassen den Yellowstone durch den Südausgang. Die Lewis Falls bilden das letzte Highlight im Yellowstone. Dieser Fall ähnelt jedoch eher einer größeren Rapid. Direkt an die Südgrenze des Yellowstone schließt sich der Grand Teton NP an. Unser Wunschcampground am Jenny-Lake ist bereits voll und so checken wir in den Signal Mountain Campground am Jackson Lake ein. Wir haben eine Campsite mit Blick auf den Jackson Lake ergattert und damit auch auf die gegenüberliegenden Berge, allen voran der Mt. Moran. Die Kulisse ist wahrlich grandios. Am gegenüberliegenden Seeufer steigen die Berge sehr steil auf.

Nach Zeltaufbau und einem Sandwich nehmen wir unsere Tour auf. Die Scenic-Drives und Overlooks zeigen überwältigende Ausblicke. Auf dem Signal Mountain Summit Drive stoppen wir an einem See voller Seerosen und entdecken dann eine Elchkuh mit einem Baby. Das Baby hat offensichtlich Badetag und planscht ausgiebig. Wir können uns kaum losreißen von dieser Idylle.

Den Höhepunkt stellt aber sicher die Tour am Jenny Lake dar. Wir wollen mit dem Boot an das andere Ufer übersetzen. Auf dem Weg zum Boat Dock kreuzt ein kleiner Schwarzbär unseren Weg. Alle Menschen sind total aufgeregt und verfolgen den kleinen Bären mit gezückter Kamera. Schließlich kommen dem Bären auch noch ein paar nichtsahnende Menschen entgegen. Das wird ihm endgültig zuviel und er stellt sich auf die Hinterbeine. Selbst ein so kleines Bärenexemplar wirkt dadurch ganz hübsch groß. Ein beherzter Mensch klatscht in die Hände und der Bär trollt sich in Richtung Fluß. Nach diesem Abenteuer nehmen wir im nächsten Boot Platz und lassen uns über den See schippern. Ein hübscher Trail führt zum Hidden Fall, der sehr versteckt liegt, aber als eine der Hauptattraktionen des Grand Teton gehandelt wird. Weiter geht’s bergauf zum Inspiration Point, der einen herrlichen Blick über den See und das Umland gewährt.

Den Rückweg gehen wir vollständig zu Fuß am Seeufer entlang bis zum Bootsanleger. Der Trail führt über Stock und Stein durch Wald, Blumen, Beeren, Bären und Farn. Etwa 1 mi vor Trailende können wir einen Bären beim Beerenessen beobachten. Der Schwarzbär ist ca. 10 m von uns entfernt, muß uns aber bemerkt haben, da wir ausreichend Lärm veranstaltet haben. Wir scheinen ihn jedoch nicht zu stören, da wir es nicht auf seine Beeren abgesehen haben. Nach einer Weile setzen wir unseren Weg fort und erreichen bald Jenny Lake Boat Dock und somit unser Auto, das uns zu unserer Campsite zurückbringt.

Samstag, 11.9.93

Zur Abwechslung wird das Frühstück sonnenbeschienen gereicht. Die hohen Lodgepole Pines lassen die Sonnenstrahlen auf unseren Tisch durchscheinen. Dazu veranstalten die Squirrels eine aufregende Performance. Sie laufen unentwegt die Baumstämme hoch und wieder unter mit Beute im Mäulchen und ab damit ins Wintervorratslager. Das ganze wiederholt sich einige Male.

Unser heutiger Tagestrip führt uns in den Süden des Grand Teton. Der erste Stop am Teton Glacier Turnout präsentiert alle drei Teton Gipfel exklusiv. Als nächstes parken wir am Taggart-Lake-Trailhead. Der Trail ist ca. 5 km lang, loopt am Taggart Lake vorbei durch einen Geisterwald. An dieser Stelle wütete 1985 ein Waldbrand. Die Überreste an toten Stämmen stehen teilweise noch, doch darunter macht sich bereits neues Grün breit, das jetzt in die Herbstfarben übergeht und in der Sonne wunderschön leuchtet. Etwa auf halber Strecke dieses Loop-Trails befindet sich der Taggart-Lake. Hier läßt sich gut eine entspannende Pause einlegen. Jan nutzt die Gelegenheit auch gleich. Er sucht sich einen körpergerechten, ergonomisch günstigen Stein zum Relaxen. Aber irgendwann geht auch diese Beschaulichkeit zuende und wir setzen unseren Marsch fort. Am Ende des Sees in einer Bucht entdecken wir einen Elchbullen, der im Halbschatten des Schilfs döst. Mittlerweile ist ein ganz ordentlicher Wind aufgekommen, der die toten Stämme gefährlich biegt und knarren läßt. Eine Stunde später steigen wir wieder in unser Auto.

Als nächstes steht Teton Village mit seiner Aerial Tram auf dem Plan. Die Seilbahn fährt auf den Peak Rendezvous und bietet auf dem Berg außer viel Wind ein überragendes Panorama. Wir nehmen direkt die nächste Gondel wieder bergab. Dies ist unser Glück, denn unsere Gondel ist vorläufig die letzte Fahrt, danach wird wegen Wind eingestellt. Die Gondel bedient darüber hinaus im Winter ein kleines Skigebiet, das sogar, sofern man dem Plan Glauben schenken darf, recht anspruchsvoll ist.

Auf dem Rückweg zum Campground besuchen wir die Historical Sites, als da wären die Church of Transfiguration und die Menors Ferry Ansiedlung. Damit ist unser Programm im Grand Teton abgehakt und morgen können wir weiter nach Süden vordringen. Das Abendbrot nehmen wir in der Abendsonne ,zusätzlich gewürzt wird es abwechselnd durch aufgewirbelte Asche und Sand. Der Wind ist nach wie vor böig.

Sonntag, 12.9.93 – Reisetag

Die Nacht war außerordentlich stürmisch. Die Bäume haben laut gerauscht, aber das Zelt stand gut befestigt. Unser Frühstück verlegen wir windgeschützt ins Auto. Der Grand Teton verabschiedet sich mit einem Elchbullen neben der Straße. Die Fahrt kann beginnen. Es liegen ca. 500 mi bis zum Rocky Mountain NP vor uns.

Die Landschaft verändert ihr Bild in eine Mischung aus Wüste und Steppe. Überall laufen Steaks durch die Gegend. Riesige Ebenen wechseln sich mit bunten Felsen ab. In Rawlins, dem Ort vor der Auffahrt zur Interstate, rasten wir. Dort nehmen wir an einer Führung durch das alte Gefängnis teil, das bis 1981 (seit 1901) noch als solches genutzt wurde. Ein wahrlich grausiger Ort. Gefangene in der Türkei können auch nicht übler dran sein. Die Tour durch das Gefängnis ist jedenfalls recht interessant.

Bald setzen wir unsere Fahrt fort. Gegen 21.30 erreichen wir Estes Park, der nächste Ort direkt vor der Grenze zum Rocky Mountain NP. Da es mittlerweile spät geworden ist und wir keine Lust mehr auf Zeltaufbau haben, checken wir in ein Motel ein. Außerdem liegen die Campgrounds strategisch eh nicht so günstig, so daß wir beschließen, das Motel als Basis zu nutzen.

Als erstes ist jedenfalls Großreinemach angezeigt, die Dusche lockt und saubere Klamotten warten.

Montag, 13.9.93 – Rocky Mountain NP

Wir schlagen am Morgen die Augen auf und draußen ist unvermittelt der Winter ausgebrochen. Alles ist total weiß verschneit und die Flocken fallen immer noch. Wir versuchen trotzdem unser Glück im Rocky Mountain NP. Die Hauptstraße ist jedoch geschlossen und der Rest, obwohl der Schneepflug unentwegt räumt, in kürzester Zeit schneebedeckt. Ein echtes Wintermärchen. Nur wenige Tiere trotzen dem plötzlichen Wintereinbruch, hauptsächlich Vögel und eine Herde Elks stehen geschützt unter Bäumen.

Die Laubbäume sind mit ihrer Schneelast ganz schön überfordert. Gegen Mittag rät uns ein Ranger den Park zu verlassen, da die Straßen so schlecht seien. In diesen Momenten wünscht man sich ein vernünftiges europäisches Auto! Auf dem Rückweg gabeln wir einen Backcountry Hiker auf, der vom Schnee überrascht wurde, und verkürzen ihm den Weg zum Visitor Center, wo sich seine restlichen Sachen befinden. Den Rest des Tages vertreiben wir uns in Estes Park. Das kann nur teuer enden.

Ab Sonnenuntergang finden sich auf dem Motelgelände einige Wapitis ein, fressen die Laubbäume und Sträucher leer und richten sich dann für die Nacht ein.

In der Zwischenzeit hat es aufgehört zu schneien. Aber die Temperaturen sind dennoch eher unter 0° C. Laut Wetterbericht soll der Sommer morgen zurückkehren. Wir werden sehen, ob sich die Wolken über die Berge heben können.

Dienstag, 14.9.93

Der Schnee hat sich noch behaupten können, aber der Himmel strahlt. Wir hoffen auf die Trail Ridge Road. Doch welch Enttäuschung: sie ist weiterhin gesperrt und wird nur mit Chance ab Mittag geöffnet. Also wenden wir uns den offenen Teilen, der Bear-Lake-Road, zu. Am Bear- Lake können wir schneestapfender Weise den See umrunden und Eiszäpfchen bestaunen. Wir kommen uns vor wie im Wintersport. Der Sprague-Lake folgt als nächster See an der Bear-Lake-Road. Hierbei handelt es sich um einen künstlich angelegten Fischteich. Die Enten versuchen ihr Glück auf einem kleinen Nebenteich, der nur teilweise zugefroren ist. Insbesondere ihre Landung auf dem Eis begeistert die Zuschauer. Die Brust muß alles abfedern. Auch das Einbrechen in zu dünnes Eis ist durchaus publikumswirksam.

Die Trail Ridge Road bleibt windbedingt leider auch nach der Mittagszeit weiterhin gesperrt. Die nächste Info lautet nun, „vielleicht ggf. eventuell“ wird die Straße im Laufe des Nachmittags geöffnet. So beschließen wir aufgrund dieser Info, dies nicht abzuwarten, sondern unser nächstes Ziel anzusteuern. Diese spontane Programmänderung bewirkt, daß wir den Rocky Mountain NP an seinem östlichen Rand in Südrichtung streifen. Auf dieser Strecke ergeben sich einige hübsche Einblicke in den Rocky Mountain NP mit seinen schneebedeckten Gipfeln. Je südlicher wir vordringen desto weniger Schnee.

In Vail legen wir einen Zwischenstop ein. Der Ort vermittelt einen ganz goldigen und heimeligen Eindruck.. Die Alpen insbesondere Österreich lassen grüßen. Das Skigebiet sieht Sommers genauso grauselig aus wir unsere in den Alpen. Ansonsten muß man zum Skifahren sicher nicht dringend hierher, da geben die Alpen mindestens genauso viel her.

Also wieder zurück auf die Interstate, den Tempomaten eingestellt und Meilen fressen. Bald haben wir Colorado hinter uns gelassen und befinden uns zum wiederholten Male in Utah. Wir halten sogar durch bis Moab und damit Arches NP. Nun haben wir nur noch einen Wunsch: schnellstens ein Bett! Das gestaltet sich jedoch schwieriger als vermutet. Alle Motels, Hotels und Inns zeigen ausschließlich das stereotype Schild „No Vacancy“. So bleibt uns nichts anderes übrig (nach 1 Stunde erfolgloser Suche), als auf einem kommerziellen RV-Campground mitten in der Nacht unser Zelt aufzuschlagen. Jan brummelt und sein Hunger wird in den Restaurants auch nicht mehr zur Kenntnis genommen. Was bleibt sind Nachos mit Käsesoße, mehrere Kannen Bier und danach bubu.

Mittwoch, 15.9.93 – Arches NP

Kurz nach 8:00 am finden wir uns bereits am Eingang des Arches NP ein. Dort sehen wir gleich das unheilverkündende Schild „Campground full“. Wir beschließen nun, unser Glück im benachbarten Canyonlands NP zu versuchen. Aber auch dort trifft uns letztlich dasgleiche Schicksal.

Wir nutzen aber die Zeit und frühstücken am Dead Horse Point in absoluter Stille umringt von schnorrenden Hörnchen. Das Panorama vom Rim Trail ist phantastisch. Gegen 11:00 am fahren wir zurück nach Moab und suchen uns ein Bett im Motel. Dieses Mal mit mehr Erfolg.

Den Nachmittag verbringen wir im Arches NP. Eine Felsformation und ein Naturbogen jagt denselbigen. Das Ganze scheint so eine Mischung zwischen Death Valley (da heiß und wüstig) und Bryce Canyon (ob der roten Felsen und Felsformationen). Am Ende der Stichstraße befindet sich Devils Garden, durch den ein Trail für „only foot travel“ an verschiedenen Arches vorbeiführt. Bis zum Landscape Arch, einem riesigen landüberspannenen Bogen, befindet sich der Trail in einem sehr moderaten Zustand, danach verläuft der Weg abwechslungsreicher. Den Abschluß bildet der Double-O-Arch mit 2 tollen übereinanderliegenden O’s, deren oberes O einen bezaubernden Durchblick gewährt.

Für heute reicht es damit auch. Delicate Arch heben wir uns für morgen auf.

Donnerstag, 16.9.93 – Canyonlands NP – Island in the Sky

Das Frühstück heben wir uns für eine Picnic-Area im Canyonlands NP auf. Am Upheaval Dome wollen wir dann unser Frühstück zelebrieren. Allein der Bus einer Reisegruppe vertritt da ganz andere Vorstellungen und stört unsere gewünschte Ruhe rüde mit laufendem Motor, bis der Ranger in Sicht kommt. Die reine Anwesenheit des Rangers führt zum Stoppen des Motors. Schon durch diese einfache Maßnahme kehrt Ruhe ein, zumindest solange bis die ersten Reisenden dieser Gruppe zurückkehren.

Auf dem Upheaval-Dome-Trail bewegen wir direkt anschließend unsere vollgefutterten Bäuche. Über die Entstehung des Upheaval Domes, der in vielen Farben schillert, existieren zwei alternative Theorien:

  1. ein Meteoriteneinschlag hat die
  2. Erhebung hinterlassen undes handelt sich hierbei um einen hochgepreßten Salzberg.

Na, mögen sich die Experten hierüber streiten. Wir genießen die Stille und die Farben. Weiter geht’s zum Whale Rock. Ein Trail führt uns auf den Rücken des Wals und präsentiert uns einen hübschen Rundumblick. Green River und Grand Point Overlook dagegen überzeugen durch phantastische Perspektiven auf die Canyons. Mesa Arch schlägt jedoch alle bisher gesehenen Canyonlands Highlights. Der Bogen hat sich vom Canyonrand abgespalten und eröffnet nun überwältigenden Durchblick. Der Mesa Arch Trail ist darüber hinaus als naturkundlicher Info-Weg angelegt, auf dem die einzelnen typischen hiesigen Pflanzen gekennzeichnet und beschrieben sind. Der Rückweg vom Arch gestaltet sich etwas schwieriger, da wir die wegmarkierenden Steinmännchen nicht direkt finden und so erst mal querfeldein tappen, was der empfindlichen Flora eigentlich gar nicht zuträglich ist. Hiermit schließen wir Canyonlands Teil „Island in the Sky“ fürs erste ab. Der Teil „The Needles“ folgt morgen.

Den späteren Nachmittag verbringen wir wieder im benachbarten Arches. Der Trail zum Delicate Arch steht noch aus. Wir starten mit Wasserflasche und Kamera bewaffnet auf den 1,5 mi langen Delicate Arch Trail. Es geht zügig über Stock und Stein bergauf. Derzeit sind so viele Menschen unterwegs, daß es fast einer Prozession gleicht. Oben angekommen, verschlägt der Blick um die Ecke und damit die freie Sicht auf den Arch einem nahezu den Atem. Delicate Arch stellt eine echte Laune der Natur dar – so als Solitaire in der Landschaft. Die meisten Menschen halten sich in angemessener Entfernung zum Arch auf – bis auf einen Japaner mit Klappstuhl. Ansonsten ist der Bogen ganz ohne Mensch zu genießen. Der Wind pfeift hier oben ganz schön heftig über den Sattel und Plätze im Windschatten sind rar.

Ein Window im Felsen zeigt eine weitere Perspektive auf den Arch, dafür läßt uns nun die Sonne im Stich. Dicke fette Wolken lassen Regen erwarten. So sehen wir zu, daß wir den Berg runter kommen. Zurück am Motel füttern wir zuerst die Waschmaschine und gönnen uns dann eine Erfrischung im Pool.

Das Abendessen ist ganz in mexikanisch gehalten und sehr lecker.

Freitag, 17.9.93 – Canyonlands NP – The Needles

Kurz nach 9:00 gelingt es endlich Jan aus den Federn zu befördern. Um viertel vor 10:00 sind wir dann auf dem Highway den Needles entgegen. Gegen Mittag ca. 11:30 passieren wir das Visitor Center und ergattern die vorletzte Campsite. Der Campground ist ziemlich hübsch und übersichtlich. Er bietet viel Platz zum Nachbarn und jedem einen eigenen oder zumindest einen Teil der allgegenwärtigen Felspilze.

Wir holen zunächst mal das entgangene Frühstück nach und machen uns dann frisch gestärkt auf Erkundungstour. Das Auto bringt uns über eine holprige Schotterstrecke bis zum Parkplatz des Elephant Hill. Von hier aus tragen uns nur noch die Füße weiter. Zunächst steigen wir bergauf, das gibt uns schon das Gefühl als ob wir das Dach der Welt erklimmen. Oben angekommen, wird uns ein Panorama aus lauter Felspilzen und -formationen gewährt. Mit jeder Wegbiegung ändern sich die Perspektiven und vermitteln neue Eindrücke. Nach gut zwei Stunden erreichen wir wieder das Auto. Auf der Fahrt zum Einkaufen können wir die am Weg liegende Cave Spring nicht auslassen. Der Cave Spring Trail erweist sich als ganz witzig mit Leitern und naturkundlichen Bezeichnungen der hiesigen typischen Pflanzenwelt.

In der Outpost – ein Campground, Store und Flughafen an der Grenze des NP – tätigen wir die restlichen Einkäufe für unser Abendessen. Es gibt leckeres Risotto und anschließend Sonnenuntergang auf dem hinter unserem Zelt stehenden Felspilz. Die untergehende Sonne taucht die Szenerie in ein wunderschönes weiches Licht.

Das Nachprogramm gestaltet eine Rangerin in dem Amphitheater des Campgrounds mit einer Erzählung über das Leben der Cowboys im Schein des Campfires. Sehr nett.

Samstag, 18.9.93

Mit Ausschlafen und einem ausgiebigen Frühstück beginnen wir den Tag nach einer stürmischen Nacht. Die Wolken haben sich auch noch nicht verzogen, sondern brauen sich im Norden über The Island in the Sky gewitterträchtig zusammen.

Wir beginnen zunächst mit dem Scenic Drive über den Pothole Trail bis zum Big Spring Overlook. Der Pothole Trail führt uns über Mulden im Fels, in dem sich das Regenwasser sammelt und so die Grundlage für neues Pflanzenleben bildet. Kurz vor Big Spring beginnt der Slickrock Trail entlang der Rim. Gemeiner Weise führt der Trail genau der schwarzen Wolkenwand entgegen. Der Trail gerät daraufhin zum Walk, denn auf ein Gewitter im Fels sind wir nicht besonders scharf. Am Horizont blitzt es bereits und das Donnergrollen rückt näher.

Bei den Roadside Ruins treffen uns die ersten Regentropfen, so daß wir beschließen, nun das Auto für den Nachmittag zu bemühen. So fahren wir zum 20 mi entfernten Newspaper Rock, der schöne alte indianische Zeichnungen aufweist. Mittlerweile hat es wieder aufgeklart und wir machen die Felsen rund um den Campground unsicher. Der Fels ist ungeheuer griffig, da entwickelt sich selbst Jan zum Klettermaxen. Das Panorama begeistert uns immer wieder aufs Neue. 1 1/2 Stunden später kehren wir zurück auf unsere Campsite – mittlerweile ist Abendbrotzeit. Die Pasta und Käsesoße pikant finden auf dem Feuer einen heißen Platz. Ein leckerer Rotwein rundet das Essen ab.

Heute frönt Jan auch mal wieder einem seiner Lieblingshobbys. Wir bekommen ein eigenes Lagerfeuer!

Sonntag, 19.9.93 – Reisetag

Bei strahlend blauem Himmel verlassen wir endgültig Canyonlands. Das nächste Ziel heißt Mesa Verde NP. Es liegen etwa zwei Stunden Fahrzeit vor uns. Die Fahrt verläuft überwiegend durch Weideland und Bohnenbauern.

In Cortez, kurz vor Mesa Verde, frischen wir unsere Vorräte auf. Jan ersteht einen riesigen Steaklappen (über 25 cm Durchmesser!).

Gegen 12:30 sind wir auf dem Morefield Campground und siehe da, es gibt unvermuteterweise noch freie Campsites. Die Campsites sind baumbestanden, grün und mit Haustieren, wie Rehen, Hörnchen und Truthahn, ausgestattet. Zur Einstimmung schauen wir uns schon mal die ersten Indianerruinen an. Sehr eindrucksvoll und überraschend gut erhalten. Die Ruinen, die sich nicht direkt neben dem Parkplatz befinden, sind völlig vereinsamt und schon deshalb schöner.

Zurück am Campground heizen wir zuerst das Feuer für die Baked Potatoes an, eine gute Stunde später kommt das Steak auf den Grill. Ebi würde vor Neid platzen. So viel zum Schneiden. Aber auch bei Jan waren die Augen schließlich größer als das was er essen konnte. Die Sourcreme mit Knoblauch zu den Kartoffeln wird dafür morgen noch andere erfreuen.

In der Zwischenzeit läuft während des Kochens eine Großfamilie alternativen Abendessens über den Campground. Etwa zehn Puten checken alle Campsites der Reihe nach Pickbarem durch unter den Augen aller Anwesenden. Mittlerweile hat sich die Sonne zur Nacht begeben und uns eine anständige Kälte hinterlassen. Wir helfen mit allen möglichen Klamotten äußerlich und Tee mit Rum innerlich nach, um eine akzeptable Temperatur zu erhalten. Außerdem wärmt uns das Feuer zumindest einseitig und unter stetem Wenden auch ausreichend.

Montag, 20.9.93 – Mesa Verde NP

Die Nacht war kalt, morgens gab’s Eisterne auf Auto und Tisch. Gabi versucht mich zu nachtschlafender Zeit zu wecken. Um 10:00 geht’s dann nach gutem Frühstück los.

  1. Museum und Spruce-Tree-House mit Pictograph Trail,
  2. ein Loop mit Cliff-Palace,
  3. Führung durch Balcony-House,
  4. Dutzende ehemaliger Pueblos über 3 Jahrhunderte,
  5. Natchos mit allem am Feuer und um 21:00 ins Bett.

Das ist Jan’s Summary, die man allenfalls als Programmpunkte verwenden kann. Also beginnen wir noch mal bei 1. Das Museum ist sehr informativ und, wie immer, liebevoll gestaltet. Ein Trail hinter dem Museum führt zum Spruce-Tree-House hinunter. Alle spektakulären Indianersiedlungen befinden sich in natürlichen Felsnischen, die das Regenwasser ausgespült hat. So auch das Spruce-Tree-House. Dieses wurde als erstes der alten Anaszasi-Indianersiedlungen entdeckt. Die späte Entdeckung verwundert kaum, denn die Häuser sind nur von bestimmten Punkten der gegenüberliegenden Seite auszumachen. Gut erhalten und kaum restauriert haben die Siedlungen bereits mehr als 700 Jahre hinter sich. Erstaunlicherweise befinden sich die Mauern noch heute in ihrem ursprünglichen Zustand. Der Trail führt direkt am Spruce-Tree-House vorbei, in eine Kiva darf man hinuntersteigen und kann so ein Gefühl für das damalige Leben darin entwickeln. Vom Weg aufwärts zweigt der Pictograph Point Trail. Nach der Registration beim Chief Ranger nehmen wir den Trail unter die Füße. Unterhalb des Canyonrandes windet sich ein hübscher schmaler Trail bis zum Pictograph Point. Dort geht’s hinauf auf die Rim und zurück zum Museum.

Nun wenden wir uns der ersten Loop der Ruins Road zu. Cliff-Palace, die größte Felsensiedlung, zeigt sich in der prallen Nachmittagssonne. Ein steiler Trail schlängelt sich von der Rim hinab und am Eingang zu Cliff-Palace klettern wir eine kurze Leiter wieder hinauf. Eine große Felsnische wurde um die Jahrtausendwende völlig urbanisiert. Diese Häuser wurden nur 75 Jahre, also für eine ziemlich kurze Zeit, bewohnt und dann aus unbekanntem Grund verlassen. Auch durch diese Ruine dürfen wir uns self-guided bewegen. Am Trailhead oben am Parkplatz lagen hand-outs aus und so können wir alles Wichtige nachlesen. Am anderen Ende der Felsnische steigen wir einen noch steileren Pfad über Leitern wieder hinauf zur Rim.

Die Hauptattraktion von Mesa Verde steht als nächstes auf dem Plan: Balcony-House. Diese Ruine darf man nur im Rahmen einer geführten Tour besuchen. Die Schlange der Wartenden ist nicht sehr lang, so daß wir an der nächsten Führung teilnehmen können. Jede Tour umfaßt 50 Teilnehmer. Eine steile 15 m hohe Treppe bildet den Zugang ins Balcony-House. Nichts für Schwindlige. Die Aufteilung der Siedlungen und die Räume sehen in allen Felssiedlungen sehr ähnlich aus. Am anderen Ende der Felsnische des Balcony-House müssen wir auf allen Vieren durch einen Tunnel durch den Ausgang. Dieser war ehemals der einzige Ein- und Ausgang zur Siedlung. Den Höhenunterschied bis zur Rim bewältigen wir wiederum über Leitern. Die Leitern haben erst in kürzester Neuzeit die Ruinen erschlossen, um sie den Touris zugänglich zu machen. Balcony-House hängt wie ein Vogelnest in der Felswand. Ein Trail am Ende des Loop würde den Blick auf Balcony-House von der anderen Canyonseite gewähren, aber den sparen wir uns für den nächsten Tag am frühen Morgen auf, wenn Balcony-House in der Sonne liegt.

Der zweite Loop der Ruins Road zeigt einige ausgegrabene Grundmauern von Pueblos unterschiedlichen Alters über mehrere Jahrhunderte. Square Tower ist in der Vogelperspektive hübsch anzusehen, darf aber nicht besucht werden. Ansonsten gewährt der Sun Point einen Ausblick auf Cliff-Palace auf der anderen Seite des Canyons. Sun Temple bildet den Abschluß dieser Loop.

Das Spruce-Tree-House in der Abendsonne nehmen wir als Schlußpunkt der heutigen Besichtigungstour. Zurück am Campground setzen wir das Feuer in Gang. Natchos stehen auf dem Speiseplan. Das Feuerholz reicht bis kurz vor 21:00. Kurz darauf ziehen wir den Schlafsack der einsetzenden Kälte vor.

Dienstag, 21.9.93

Blauer Himmel begrüßt uns direkt beim ersten Blick aus dem Zelt. Frühstück und dann nichts wie los zum Soda Canyon Trail bzw. Balcony-House Overlook.

Wir erreichen den Overlook gerade rechtzeitig. Ein paar Sonnenstrahlen verirren sich noch ins Balcony-House. In den schmalen Felsspalten haben die Sonnenstrahlen ja nicht so gewaltig lange eine Chance.

Im Anschluß verlassen wir Mesa Verde und wenden uns nun Monument Valley NM zu. Gegen 15:00 erreichen wir Monument Valley Navajo Tribal Park. Die Navajos betreiben diesen Park mit geringstmöglichem Aufwand. Eine Sandpiste, die einfacher mit einem 4-Wheel-Drive zu bewältigen wäre, steht für die Fahrt durch diese eindrucksvollen Felsmonolithen zur Verfügung. Jan muß ganz schön am Lenkrad kurbeln, um uns schadfrei über die Bumps zu bringen. Den Marlboro-Felsen haben wir damit auch live gesehen. Das Auto ist zwischenzeitlich nicht mehr dunkelblau, sondern total rot eingepudert. Da Monument Valley nichts spannendes mehr anzubieten hat, beschließen wir am Spätnachmittag weiterzufahren. Da wir gut im Soll unseres Zeitplans befinden und an einigen Stellen sogar Zeit gut gemacht haben, sind wir in der glücklichen Lage, unsere Planung durch weitere Highlights zu ergänzen. Deshalb haben wir uns jetzt noch mal für den Grand Canyon entschieden, mit dem Ziel dieses Mal den Colorado River aus direkter Nähe in Augenschein zu nehmen. Auf der Strecke zum Grand Canyon scheinen Motels äußerst dünn gesät oder besetzt, so werden wir erst in Gray Mountain, das liegt schon auf der Straße südlich vom Grand Canyon Richtung Flagstaff, fündig.

Mittwoch, 22.9.93 – Grand Canyon NP

Der Grand Canyon hat uns wieder. Dank einer Stunde Zeitverschiebung, in Arizona gilt die Standardzeit und keine Sommerzeit, schaffen wir es rechtzeitig ins Backcountry Office, das täglich um 12:00 schließt. Ein Permit ergattern wir zwar nicht, werden dafür aber an das Ende einer Warteliste angefügt. Morgen um 9:00 müssen wir wieder herkommen, um möglicherweise ggf. eventuell ein nicht abgeholtes reserviertes Permit zu erhaschen. Also üben wir uns in Geduld und Abwarten. Derweil entdecken wir, daß der Mather Campground noch nicht „full“ ist, wie am Osteingang angeschlagen war und so nehmen wir einen Ortswechsel vor vom Desert View Campground zum Mather Campground. Damit verkürzt sich der Weg zum Backcountry Office morgen früh um wesentliches.

Den Nachmittag verbringen wir entlang der West Rim. Jan läuft sich schon mal für den Gang in den Canyon warm. Wir legen gut 5 mi zu Fuß zurück entlang der Rim zu Hermits Rest. Die Rückfahrt gönnen wir uns vollständig im Shuttle Bus. Kurz vor der Endstation steigen wir dann doch noch mal aus, trotz Jan’s Maulen. Die tiefstehende Sonne läßt die Farben des Canyons leuchten. Die untergehende Sonne nimmt aber zusätzlich die Wärme mit und so beeilen wir uns, zurück zum Campground und damit zum Feuer zu gelangen. Der Grill wird unverzüglich angeworfen. Maiskolben, Steak und Krabbeltiere stehen auf dem Speiseplan.

Jan träumt zum wiederholten Male in die Flammen, die uns bis zum Schlafengehen warmhalten.

Donnerstag, 23.9.93

Pünktlich um 9:00 findet sich Jan im Backcountry Office ein. Das Glück ist uns hold, es gibt an diesem morgen viele nicht abgeholte reservierte Permits für die Warteliste. Jan kehrt mit einem Permit für den Indian Garden Campground zurück. Dieser liegt auf der Hälfte der Strecke des Bright-Angel-Trails zum Colorado hinunter. Da Jan jedoch eigentlich den Colorado zum Anfassen haben möchte, ist die Enttäuschung dennoch groß. Also kehren wir nochmals zur Backcountry Office zurück und versuchen, eine Verlängerung für den Bright-Angel- Campground einen Tag später zu bekommen. Dies klappt sogar. Unser Permit wird um einen Tag und den Bright-Angel-Campground erweitert. Nun bleibt nur noch die Wahl der Route. Wir beschließen, den South Kaibab Trail bis zur Tonto Trail Junction hinunterzugehen und dort in Richtung Indian Garden Campground abzuzweigen. Alles in allem knapp 9 mi.

Der Shuttle Bus startet um 11:50 vor der Backcountry Office und bringt die Hiker gegen eine geringe Gebühr zum South Kaibab Trailhead. Die Rucksäcke sind gut gefüllt, aber so richtig werden wir sie wohl erst Stunden später zu spüren bekommen. Nun geht’s erst mal gut 45 Minuten steil bergab. Der Schuh- und Fußtest beginnt. Der Sieger wird erst später feststehen. Der Trail schlängelt sich in Serpentinen in den Canyon hinunter. Derzeit finden wir hin und ab noch etwas Schatten, aber dieser Luxus wird wohl bald völlig ausbleiben. Auf jeden Fall nehmen schon mal die Temperaturen deutlich zu. An Cedar Ridge nach 1 1/2 mi gönnen wir uns die erste Rast und Jan klebt die ersten Tapes um die Zehen. Der weitere Weg trennt uns endgültig von den Tagestouristen, die machen nämlich zumeist in Cedar Ridge wieder kehrt.

Wir arbeiten uns langsam aber sicher durch die unterschiedlichen Gesteinsschichten und -farben hinab. Der Canyon verändert ebenfalls sein Gesicht, je weiter wir in ihn eindringen. Nach gut zwei Stunden erreichen wir die Tonto Trail Junction. Hier biegen wir ab und ab jetzt dauert’s weitere 4,1 mi bis zum Indian Garden Campground durch die Wüste. Der Tonto Trail verläuft auf einer Stufe des Canyons weitestgehend eben ohne größere Höhenunterschiede, dafür piekt auf dem einem Trampelpfad ähnlichen Weg das Gestrüpp an den nackten Beinen. Wir laufen so entlang der Seitencanyons, die immer wieder neue Perspektiven in und auf den Grand Canyon eröffnen. Aufgrund der großen Hitze legen wir alle 1/2 Stunde eine Wasserpause ein. Jan’s Uhr erinnert uns immer wieder an die wichtigen Pausen. Etwa auf der Hälfte der Strecke, einem ziemlich steinigen Stück, fährt uns völlig unvorbereitet der Schreck in die Glieder. Ein spitzer Schrei meinerseits übertönt auch die Rassel der Klapperschlange, auf die Jan um ein Haar getreten wäre. Ich schlage einen großen Bogen um das sich zurückziehende Tier. Keine 10 m weiter schießt ein Kopf unter einem Stein hervor, kaum daß Jan den Stein passiert hat. Wieder spitzer Schrei und großer Bogen. Die nächste Zeit beobachten wir sehr intensiv den Trail. Aber bald wird es übersichtlicher und 30 Minuten später befinden wir uns im Schatten. Die Chance auf sich sonnende Klapperschlangen scheint mir nun zumindest geringer. Ohne weitere Zwischenfälle kommen wir um 5:00 pm im Indian Garden Campground an. Als erstes stürzen wir uns auf frisches Wasser, dann wird das Zelt aufgebaut, danach das Essen gebraut. Das Abendbrot findet bei Lampenschein statt, die Sonne ist vollständig untergegangen, dafür leuchten die Lampe, Sterne und die Bright-Angel-Lodge auf der Rim.

Freitag, 24.9.93

Die Nacht verläuft warm und windig. Die lautstarke Packaktion unserer Nachbarn weckt mich zu nachtschlafender Zeit und ich dann Jan. Vor 6:00 am befinden wir uns bereits in der Vertikalen. Frühstücken und Packen beschäftigen uns 1 1/2 Stunden. 7:15 sind wir wieder auf dem Trail, dieses Mal Bright-Angel-Trail abwärts. In 4,5 mi Gehentfernung erwartet uns der Bright-Angel-Campground am Grunde des Grand Canyon.

Der Trail führt überwiegend leicht bergab und schon nach 15 Minuten spürt Jan seine schmerzenden Schultern nicht mehr. Der Trail stellt keine höheren technischen Ansprüche an den Wanderer. Mit der Zeit kommen uns immer mehr Leute bergauf entgegen. Zwischendurch erfreuen grüne Oasen die Augen am Rande der Flußläufe.

Schon nach zwei Stunden haben wir unser Tagespensum absolviert und können auf dem nahezu leeren Bright-Angel-Campground eine Campsite frei wählen. Nach dem Zeltaufbau stürzen wir uns in die kalten Fluten des Bright-Angel-Creek. Kleine Pools am Ufer erleichtern das Badevergnügen. Frisch gewaschen und gar nicht mehr salzig erkunden wir die Umgebung. Viel ist hier eh nicht zu erforschen. Auf der einen Seite die Phantom Ranch, hier schlürft Jan ein kaltes Bier, und auf der anderen Seite der Colorado. Dieses Mal überqueren wir die Black Bridge, die ältere der beiden Brücken an dieser Stelle des Colorados. Die Silver Bridge haben wir bereits bei unserer Ankunft kennengelernt. Der restliche Nachmittag steht ganz im Zeichen des Relaxen. Am Ufer des Creek im Schatten sitzen, Füße im Wasser baumeln lassen u.ä.

Unsere Campsite scheint das Durchgangslager für Mule Deers zu sein. Bei unserer Ankunft begrüßte uns bereits ein kleines Kitz mit gepunktetem Fell. Seine Ohren sind jedoch schon so riesig wir bei den Großen. In Abständen werden wir von der gesamten Wildfamilie wiederholt besucht. Das Betteln beherrschen sie auch ganz schön gut.

Im Amphitheater findet das Abendprogramm statt. Der Ranger Talk erzählt dieses Mal über Emergencies. Ganz interessant und unterhaltsam. Danach gönnen wir uns einen Nachttrunk in der Phantom Ranch, aber dann nichts wie in den Schlafsack. Die Nacht wird früh vorbei sein. Um 9:00 pm ist bubu.

Samstag, 25.9.93

Der Wecker piepst um 4:15 am. Keine fünf Minuten später befinden wir uns in der Vertikalen. Unsere Nachbargirls werden auch gleich, wie bestellt, mitgeweckt. Die Sterne funkeln noch am schwarzen Himmel. Das Packen im Dunkeln ist etwas beschwerlich, aber um 5:30 am starten wir gesattelt und gespornt den Aufstieg zur Rim. Eine viertel Stunde später beginnt es zu dämmern, so daß die Taschenlampen überflüssig werden. Die erste größere Pause genehmigen wir uns in Indian Garden nach 2 1/2 Stunden Aufstieg. Wir haben nun die Hälfte der Meilen aber erst 1/3 der Höhenmeter hinter uns gebracht. Bis jetzt sind wir vollständig von der Sonne verschont geblieben, deshalb setzt sogar Haut von Gänsen von der Verdunstungskälte während unserer Pause ein. Aber wir denken, uns wird schon früh genug noch heiß werden. Im zweiten Abschnitt des Aufstiegs begegnen uns immer mehr Menschen entgegen. Der Bright-Angel-Trail ähnelt bald mehr einem Highway.

Nach knapp 6 Stunden erreichen wir die Rim. Das frühe Aufstehen hat sich rentiert, wir sind mit viel Schatten belohnt worden, Sonne gab’s erst auf der letzten Traverse. Die Squirrels stehen auf den letzten 1 1/2 mi Spalier. Ungeheuer viele und so frech. Die Tagestouris scheinen dem Charme der kleinen Nager zu erliegen und sie am Picknick zu beteiligen.

Der Village-Loop-Shuttle bringt uns im Direktanschluß zu unserem Auto auf dem Parkplatz vor dem General Store zurück. Mit eiskalten Getränken und einem T-Shirt für Jan, das seinen Canyon-Hike dokumentiert, belohnen wir uns für die erfolgreich abgeschlossene Tour. Um der Dusche ein Stück näher zu kommen, auch die Klamotten bräuchten dringend eine Laundry, fahren wir ins 70 mi entfernte Flagstaff. Dort suchen wir uns ein Motel und verbringen den Nachmittag mit der Restaurierung unserer strapazierten Knochen.

Ein geradezu fürstliches Nachtmahl beschließt den Tag. Wir sind wieder mal einem Essen mit zusätzlicher Vorspeise erlegen und können uns deshalb nur noch mit übervollen kugelrunden Bäuchen ins Bett rollen.

Ab sofort gilt: Wenn Vorspeise, dann nur eine gemeinsam.!

Sonntag, 26.9.93 – Petrified Forest NP

Der Tag beginnt mit Ausschlafen. Kurzes Frühstück auf dem Zimmer und dann setzen wir unsere Reise in den Süden fort.

Der Petrified Forest ist unser nächstes Ziel. Gegen Mittag erreichen wir Holbrook, der nächste Ort zum Petrified Forest. Hier mieten wir uns in einem Motel ein, da der Petrified Forest NP keinen Campground anbietet. Ein National Forest mit einem alternativen Campground ist weit entfernt und kommerzielle private Campgrounds sind ziemlich ätzend.

Den Nachmittag nutzen wir bereits, um den Petrified Forest NP zu erkunden. Wir arbeiten uns von Süden nach Norden vor. Der südliche Teil zeigt die in vielen bunten schillernden Farben versteinerten Bäume, der nördliche Teil beheimatet farbige aber eher rotlastige Wüstenlandschaft. Die bunten Baumteile sind faszinierend und in der Ebenen schreiten ein paar Springbockantilopen. Leider springen sie nicht.

Dieser Nachmittag ist denn auch schon ausreichend für den kleinen NP, so daß wir morgen unsere Reise fortsetzen werden. Jan bereitet verbotenerweise unser Hochzeitstag-Menue im Hotelzimmer zu.

Das Menü:

  • Mumm-Sekt aus Kalifornien,
  • Nachos mit Sour-Creme, Avocadocreme, Salmon, Tomaten, Salsa und Käsesoße,
  • Melonen.

Die Reinigungsfrau wird morgen der Schlag rühren, aber dann sind wir schon über alle Berge.

Montag, 27.9.93 – Saguaro NM East

Jan wird das Frühstück im Bett serviert. Aber bald danach sind wir on the road again. 200 mi bis in die Gegend von Tucson liegen vor uns. Gegen 12:00 (noon) erreichen wir Tucson nach weitestgehend ereignisloser Fahrt. Schon einige Meilen vor Tucson haben uns die ersten Giant Saguaros, Kandelaber-Kaktusse, am Straßenrand begleitet. Sie werden bis zu 15 Meter hoch und können 200 Jahre alt werden. Die erste Verzweigung treiben sie jedoch erst nach frühestens 70 Jahren aus.

Eine geschlagene Stunde kostet uns die Durchquerung von Tucson. Gott sei Dank ist die Fahrtroute im Reiseführer beschrieben, die Beschilderung in Tucson bringt Ortsfremde nämlich nirgends hin, da nicht vorhanden.

Das Saguaro NM ist in einen West- und Ostteil aufgeteilt. Kurz nach 3:00 pm kommen wir im Saguaro NM East Unit an. Ein 8 mi langer Loop-Drive-Trail führt durch die Riesenkaktusse. Außer den Bilderbuch-Kandelabern existieren aber auch andere nicht weniger sehenswerte stachlige Exemplare. Ein spilliger Kaktus mit langen dünnen hohen Zweigen glitzert in der Sonne besonders schön. Längliche sehr phallische Kaktusse verfügen sogar teilweise noch über wunderschöne gelbe oder rote Blüten. In jedem Fall egal wohin man schaut – nichts als Kaktusse.

Im Anschluß an die Kaktusse besuchen wir die benachbarte Colossal Cave, die die größte der Welt sein soll, sich aber in einem miserablen Zustand befindet.

Am Südeingang der West Unit des Saguaro NM befindet sich ein Campground, den wir bei schönstem Sonnenuntergang, von gelb über orange nach blutrot, heimsuchen. Haustiere gibt’s gratis: Wüstenmäuse, Hasen, Kröten und sonstiges Krabbelgetier. Ansonsten wird dies unsere letzte Zeltübernachtung sein. Wir können also noch ein letztes mal hautnah die Grillen grillen hören und was sonst noch so kreucht und fleucht. Leider herrscht auf diesem Campground Alkoholverbot, so daß wir unsere letzten Bier- und Weinreserven aus der Papptüte trinken.

Dienstag, 28.9.93 – Saguaro NM West

Die Kojoten gestalten unsere Nachtmusik. Teilweise hört es sich an, als ob sie direkt neben unserer Zeltwand den Mond anheulen.

Morgens um 7:00 ist die Welt nicht nur in Ordnung, sondern in diesen Breiten schon ordentlich heiß. Uns hält nichts mehr im Schlafsack, somit stehen wir schon um 8:30 vor den Toren der Filmstudios von Old Tucson. Vor verschlossenen Türen. Geöffnet wird erst um 9:00. Also disponieren wir um und fahren zunächst zur San Xavier del Bac Mission. Eine spanische Hinterlassenschaft. Die Kirche ist recht klein, außen weiß und innen mit vielen bunten Malereien.

Zurück zu Old Tucson – eine Westernstadt, die das alte Tucson nachstellt und so bereits Kulisse für viele bekannte Western abgab. Heute ist das Filmstudio fürs Publikum geöffnet. Stunts und andere Verführungen wollen das filmische Flair an den Besucher weitergeben. Das Ganze verläuft aber eher zäh. Nach der Schießerei um 12:00 kann sich dann auch Jan lösen. Die Sonne hat uns mittlerweile gar gebrutzelt.

Auf dem Weg zum westlichen Teil des Saguaro NM befindet sich das Sonora Desert Museum. Hier werden Pflanzen- und Tierwelt der hiesigen typischen Wüste gezeigt. Der Otter und die kleinen Katzen bilden die absoluten Highlights und sind ausgesprochen goldig. Fast alle Viecher tun das einzig Vernünftige bei der Hitze, sie halten an einem schattigen Platz Mittagsschlaf. Insgesamt ist dieses Wüstenmuseum sehr liebevoll und informativ ausgestaltet. Sonne und Schatten halten sich die Waage, so daß sich Jan’s „heiße“ Befürchtungen nicht vollständig bewahrheiten.

Im Saguaro NM West Unit gibt’s wieder Kaktusse satt. In diesem Teil stehen sie sehr viel dichter als im Osten. Wir absolvieren diesen Teil jedoch vollständig im Auto, denn draußen herrscht sengende Hitze. Anschließend fahren wir zur Abwechslung mal nach Norden mit Ziel Phönix. Am Spätnachmittag erreichen wir Phönix – unsere letzte Station. Wir suchen uns ein Motel am nördlichen Stadtrand. Der Pool lädt uns zum Baden ein, anschließend speisen wir italienisch angehaucht ziemlich üppiglich.

Mittwoch, 29.9.93 – Phönix

Ausschlafen, Einkaufen und Sightseeing gilt es miteinander sinnvoll zu verbinden. Jan hat die gewünschten Läden bereits aus den Yellow Pages herausgesucht, so daß wir recht zielgerichtet unseren Einkäufen nachgehen können. Sportschuhe, Outdoor-Klamotten und Souvenirs stehen auf der Einkaufsliste. Ansonsten hat Phönix eh nicht so gewaltig viel an Highlights zu bieten.

Unsere Einkaufstour führt uns u.a. nach Scottsdale. Dieser Stadtteil verfügt über einen alten Stadtkern mit vielen kleinen hübschen Läden. Irgendwann gegen 3:00 pm haben wir die gewünschten Waren erbeutet.

Am Ostrand der Stadt haben wir die größte künstliche Fontäne (der Welt heißt es) ausgemacht. In Fountains Hill befinden wir uns in einem beschaulichen Vorort und können hier in aller Ruhe die nächste Aktivität der Fontäne abwarten. Zu jeder vollen Stunde wird die Fontäne gestartet. Angeblich soll sie 5 mal höher sein als Old Faithful Geysir. Die Fontäne ist ganz nett anzuschauen, der Geysir ist jedoch vergleichsweise stimmungsvoller.

Am Rückweg zum Motel befindet sich die Capstone Church, die durch ihr futuristisches Aussehen besticht. Diese Kirche ähnelt eher einer fliegenden Untertasse. Der Innenraum dagegen sieht eher langweilig aus, das hat mehr was von einem nüchternen Konzertsaal als von Kirche. Die Sonne hat sich in der Zwischenzeit fast vollständig verabschiedet, so daß es uns erst mal zurück ins Motel zieht.

Happy Hour und Barbecue kann sich Jan doch nicht entgehen lassen. Beides gibt’s heute nämlich im Motel als add on. Zwei Magarithas, einen Hamburger und ein Hot Dog später ist Jan dann warmgelaufen für Sushis beim Japaner.

Donnerstag, 30.9.93

Das Frühstück wir am Bett serviert, die vorhandenen Lebensmittel wollen verwertet sein. In die Mülltonne wandert eh noch genug. Jan beginnt mit ersten Aufräumungsarbeiten im Seesack.

Am späten Vormittag ziehen wir wieder los. Jan ist noch auf der Jagd nach einem Notebook, ansonsten stehen die restlichen Highlights in Phönix auf dem Programm. Jan gibt bereits nach dem ersten Computerladen – völlig überraschend – auf, da seine Preisvorstellungen deutlich übertroffen wurden. So widmen wir uns nun Phönix Downtown.

Der Heritage Square mit einigen historischen Gebäuden und einem begrünten Pavillon gefällt. Die Hochhäuser geben nicht allzu viel her. Da ist das Capitol State Building schon spannender. Es handelt sich hierbei um ein recht monumentales Bauwerk, das heute hauptsächlich ein Museum beherbergt. Das Museum stellt anschaulich die Regierung seit 1900 und die damaligen Büros dar.

Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit einer riesigen Schüssel voller Obstsalat am Motel-Pool. Jan bekommt somit schon wieder Teile eines Badetages und behauptet dann auch noch, ihm sei langweilig.

Das Abendessen soll in der Oyster Bar stattfinden. Ein Tisch ist schon bestellt. Jan läßt jeglichen Blick auf den Stadtplan ausfallen, sondern fährt zunächst völlig selbstsicher zum südlichen Stadtrand. Die ergebnislose Suche der gewünschten Straße holen wir dann doch noch auf dem Stadtplan nach und erfahren nun, daß wir in der völlig falschen Richtung unterwegs sind. Der nördliche Stadtrand wäre der Hit gewesen. Wir erreichen die Oyster Bar aber dennoch just in time. Wir schlagen uns ein letztes Mal gehörig den Bauch mit Seafood voll, um für den Rückflug ausreichend gestärkt zu sein.

Freitag, 1.10.93 – Rückflug

Der Urlaub neigt sich leider allmählich dem Ende. Wie immer könnten wir Urlaub viel länger aushalten. Mitten in der Nacht gegen 6:00 am müssen wir aus den Federn. Unser Flieger steht für 11:00 am im Flugplan, zwei Stunden vor Abflug müssen wir am Flughafen sein und zudem unser Auto wieder abgeben. All dies funktioniert schneller und problemloser als vermutet, so kommen wir in der Folge zu einem gemütlichen Frühstück am Flughafen. Dann heißt es nur noch Warten bis es endlich losfliegt. Der Flieger geht pünktlich in die Luft. Der Flug verläuft reibungslos. Der Zwischenstop in Chicago lädt nicht zum Duty Free Einkauf ein, da alles unverhältnismäßig teuer. Wir landen planmäßig kurz nach 7:00 in Frankfurt. Unser Taxi hat heute Geburtstag und da wir in aller Herrgottsfrühe anrufen, darf er selbst an diesem Tag nicht ausschlafen.

Im Flughafensupermarkt investieren wir unsere DMs, um Ebi wenigstens ein geburtstagsmäßiges Frühstück anbieten zu können.

Ein kurzes Resume zu den vergangenen vier Wochen:

  • Wir haben insgesamt etwa 6.500 km zurückgelegt.
  • Witterungsmäßig wurde uns von glühender Hitze bis hin zu winterlicher Kälte und Schnee ein weites Spektrum geboten.
  • Das Landschaftsbild reichte von Wüste, Wald und Canyons über schneebedeckte Berge bis zu den sehenswerten Verrücktheiten der Natur, wie bspw. Naturbögen.
  • Unsere Eindrücke über diese Ecke der USA haben wir jetzt abrunden und vervollständigen können. Die nächste USA-Reise kann somit einen anderen Landstrich erforschen.

Bye, bye bis dahin.