Der Herbst ist eine gute Reisezeit für Kanadas Osten. Das Wetter ist noch mild und sonnig, dafür sind die Wälder noch nicht so bunt. Wildlife ist in dieser Region eher rah. Mit Englisch kommt man auch in den französisch dominierten Städten gut zurecht und alle offiziellen Schilder sind immer zweisprachig. Lachs und Schalentiere sind in dieser Zeit überall frisch zu bekommen und der kanadische Wein von der Niagara Halbinsel schmeckt überraschend gut.
30.08.2011 – 22.09.2011
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Inhalt
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Reiseroute und Fotoalbum
Dienstag 30.08.2011 Anreise Frankfurt – Toronto
Abflug Frankfurt Mi 30.08. 13.55
Ankunft Toronto Mi 30.08. 16.55
Zeitdifferenz 6.00 h
Liz spielt unser Taxi zum Flughafen. Der Flieger startet mit etwas Verspätung. Der Flug verläuft normal, aber an Schlaf ist nicht zu denken, da wir tagsüber fliegen. Unser Gepäck kommt ebenfalls vom Band, den Mietwagen haben wir kurz darauf zur Verfügung.
Jans mobiles GPS führt uns sicher zum vorgebuchten Hotel. In Toronto empfangen uns blauer Himmel und 25°C. Im Hotel wechseln wir als allererstes Schuhe und Hosen „Freiheit für Füße und Beine“. Dann genehmigen wir uns einen Block weiter ein kurzes Abendessen.
Kurz nach 22.00 fallen wir müde ins Bett und uns schnell die Augen zu.
Mittwoch 31.08.2011 Toronto
Wetter wolkig, warm 26°C
Wir kommen kurz nach 7.00 aus den Federn. Um 8.00 gehen wir zum Frühstück und kurz nach 9.00 machen wir die Straßen Torontos unsicher. Über das alte und neue Rathaus marschieren wir zum CN Tower, der zu seiner Zeit mal das höchste Gebäude weltweit war. Vom Observation Deck haben wir einen tollen Blick über Toronto, Toronto Island und den Lake Ontario. Eine klare Fernsicht verhindert der Dunst.
An der Lakefront genehmigen wir uns einen Mittagssnack, dann schippern wir mit der Fähre nach Toronto Island. Von der Fähre und der Insel hat man einen hübschen Blick auf die Skyline Torontos.
Wir queren die Insel bis zur gegenüberliegenden Seite, wo der endlose Lake Ontario seine Wassermasse so richtig vor uns ausbreitet. Dort leihen wir uns ein zweisitziges Fahrrad und strampeln zum Hanlan Point gen Westen. In den Osten zu Ward`s Island marschieren wir dann zu Fuß über den Boardwalk. Jan hebt den einen oder anderen Cache, damit er auch Kanada für seine Statistik reklamieren kann. Die Nordseite der Insel schmücken Badestrände und es gibt sogar einen FKK-Strand („clothing optional“!). An den Wochenenden bei schönem Wetter tobt auf Toronto Island sicherlich der Bär. Ein hübsches Naherholungsgebiet für Toronto. Ab Ward`s Island fahren wir mit der Fähre wieder zurück nach Toronto.
Zurück zum Hotel nehmen wir die Subway, gönnen uns eine kurze Pause und fahren dann mit dem Auto zum ausgewählten Fisch-Restaurant in der Kings Street. Einen Parkplatz zu ergattern gerät zur echten Aufgabe, aber nach der zweiten Blockumkreisung finden wir nahe dem Restaurant einen privaten Parkplatz, auf dem man für die „Flatrate“ von $16,00 parken darf. Ein echtes Schnäppchen! Nichtsdestotrotz schmecken Dungeness-Crab und Fundy Scallops einfach umwerfend gut. Danach sind wir fertig für die Horizontale.
Donnerstag 01.09.2011 Toronto ff.
Wetter wolkig, Schauer, warm
Gegen 9.30 spazieren wir zum St. Lawrence Market. Der Lebensmittelmarkt bewohnt ein altes wunderschönes Gebäude. Wenn wir in Toronto wohnten, wäre der Markt sicher auf unserer Standardroute für den Wocheneinkauf. Obst, Fisch, Fleisch, Wurst und Käse – alles was das Herz begehrt. Das Käseangebot sieht wahrlich gewaltig und international aus. Einfach lecker! Vorsichtshalber kaufen wir gleich ein Stück Hartkäse. Wer weiß, was es im Supermarkt gibt.
Über das Flatiron (Bügeleisen) gehen wir weiter zur Hockey Hall of Fame. Die Halle beeindruckt durch die hohe Kuppel und die stilisierten Pucks. Weiter geht es zum Eaton Centre, in dem wir im Food Court den Mittagssnack einnehmen inmitten vieler pausierender Arbeitnehmer. Der Foodcourt brummt wie ein Bienenhaus. Wir kehren danach zurück zum Hotel und steigen aufs Auto um. Weiter geht’s zur Casa Loma. Die Schloss ähnliche Anlage mixt alle möglichen Stilrichtungen und technischen Entwicklung um 1920 in skurriler Weise. Kein Wunder, dass dem Hausherrn das Geld ausging. Das benachbarte Spaldina House sieht da schon viel bescheidener aus.
Das Abendessen nehmen wir in einem Steakhouse nahe des Hotels – Jan huldigt dem Steak, Gabi nimmt Atantiklachs. Beides ist eine gute Wahl.
Freitag 02.09.2011 Toronto – Gananoque – Thousand Islands NP
Wetter erst sonnig, dann neblig und später wolkig, warm
Fahrtzeit Auto 4 h, Boot 2 ½ h
Toronto verabschiedet uns gegen 9.30 mit blauem Himmel. Bald tauchen wir auf dem Highway gen Osten in Nebel ein. Es geht zügig voran. Gegen 13.00 erreichen wir das sonnige Kingston. Parken scheint hier auch wieder eine Aufgabe zu sein. Zumeist beträgt die erlaubte Höchstdauer 3 h, was für eine 3-stündige Bootstour nicht wirklich reicht. Schließlich finden wir einen Parkplatz, wo das Auto für $5,00 den ganzen Tag parken darf.
Am Ticketschalter sehen wir dann, dass die 14.00-Tour nur am Wochenende stattfindet. Ansonsten gibt es um 18.00 noch eine 3-stündige Dinner-Cruise, die wir aber nicht wollen. Also sucht Jan noch rasch einen Cache und wir fahren die knapp 30 Km weiter nach Gananoque, wo eh die meisten Touren durch den St. Lorenz Strom und seine Thousand Islands starten sollen.
So ist es dann auch. Wir kaufen Tickets für die 2 ½ h – Tour um 15.30, damit bleibt uns auch noch genügend Zeit, um ein Bett für Nacht zu suchen. Wir finden ein kleines Minihäuschen in einem netten Inn.
Pünktlich um 15.15 finden wir uns am Pier ein. Die Sonne sticht ganz schön. So kommt die Sonnencreme auch zum Einsatz. Das Ausflugsboot ist spärlich besetzt, legt jedoch pünktlich ab. Wir fahren an vielen kleinen Inselchen bebaut und unbebaut, bewohnt und unbewohnt, voller Seevögel und ohne Vögel, felsig und bewachsen vorbei. Bald befinden wir uns in amerikanischen Gewässern. Die Häuser tragen nun das Sternenbanner. Mitten durch den St. Lorenz-Strom verläuft die amerikanisch-kanadische Grenze. Der Wendepunkt der Tour ist an der Insel mit der Boldt-Burg, die wir ein Mal komplett umkreisen. Die Burg hat Mr. Boldt, der Erfinder des Thousand Island Dressings und Besitzer des Waldorf Astorias, für seine geliebte Louise erbaut, die die Burg aber leider nie betrat, da sie vor Fertigstellung verstarb. In kurzer Entfernung verbindet eine kurze Brücke zwei kleine Inseln, auf der die Grenze zwischen USA und Kanada verläuft. Die kürzeste Grenzbrücke zwischen den beiden Ländern. Der Himmel wird zunehmend dunkler. Vor Gananoque treffen uns ein paar dicke Tropfen, aber kaum wahrgenommen ist es auch schon vorbei. Also kaum der Rede wert.
Kurz nach 18.00 spannen wir in unserem Minihäuschen kurz aus. Bald raffen wir uns wieder auf und schlendern zurück in den Ort. Wir finden ein nettes Garten-Restaurant. Das Essen ist ganz o.k. und der Abend lau.
Samstag 03.09.2011 Gananoque – Montréal
Wetter sonnig, warm
Fahrzeit 3 ½ h
Gegen 10.00 verlassen wir Gananoque und folgen der Straße den St. Lorenz-Strom entlang in Richtung Montréal. Es fährt sich ganz entspannt, da wenige Autos unterwegs sind.
Entlang der Straße gibt es einen Garage-Sale nach dem anderen. Jeder entrümpelt so gut er kann. Einige Straßenschilder warnen vor kreuzenden Schildkröten, eine wandernde Schildkröte durch einen Garten sehen wir tatsächlich. Ansonsten liegen nur tote Skunks auf oder neben der Straße. Jeder Ort scheint über seinen eigenen Golfplatz zu verfügen. Der Kanadier an sich ist samstags im Wochenendfieber.
Gegen 13.30 erreichen wir Montréal. Wir kommen im Quartier Latin in einem kleinen Hotel unter. Da das Basement das Untergeschoss meint, verbringen wir die erste Nacht ohne Fenster. Zumindest ist das Zimmer angenehm temperiert und eine pustende Klimaanlage nicht dringend notwendig.
Alsbald machen wir uns auf das Vieux Montréal zu entdecken, das von uns aus fußläufig zu erreichen ist. Die Altstadt steckt voller Menschen. Wir streifen durch die Gassen. Leider wird auf der Place d’Armes gebaut, so dass der Blick auf die Basilika eingeschränkt ist. Um die Basilika und an anderen fotogenen Plätzen der Altstadt befinden sich jede Menge Brautpaare beim Fotoshooting inklusive der zugehörigen Gesellschaft wie bspw. den Brautjungfern. Der Vieux Port lädt zum Flanieren ein.
Zum Abendessen versuchen wir zwei Empfehlungen des Reiseführers, leider haben sie keinen Platz für uns. Also suchen wir uns ein anderes Restaurant. Wir finden eines mit einem netten Patio. Unserem Ober macht seine Arbeit nicht wirklich Freude, aber was soll’s, der Wein ist einen Hauch zu warm, das Essen nichts kulinarisch wertvolles aber essbar.
Relativ früh gegen 21.00 finden wir uns wieder mit einer Flasche Rotwein im Hotel ein.
Sonntag 04.09.2011 Montréal
Wetter wolkig, Gewitter, sonnig, warm
Das Frühstück bestehend aus Kaffee, Orangensaft und Croissant wird individuell in der Lobby serviert. Unser Gepäck packen wir zusammen, denn wir sollen in ein schöneres Zimmer umgezogen werden.
Wir laufen zu Fuß in Richtung Mont Royal los. Direkt an der ersten Ecke darf Jan geocachen, das muss eigentlich ein guter Tag werden. 30 Minuten später erwischt uns ein Schauer, der praktischerweise direkt neben einem Café einsetzt. So kommen wir zum zweiten Frühstück. Da der Himmel weiterhin grauschwarz aussieht, beschließen wir in die Innenstadt zu fahren und uns die Underground-City anzugucken. Wir fahren mit der Metro zur Station Ville Marie, wo die Gänge von Läden flankiert werden, die jedoch alle geschlossen sind. Wir sind offensichtlich noch zu früh dran (11.30).
Überirdisch sieht es mittlerweile wieder erträglich aus, so dass wir zurück ins Quartier Latin laufen, um das Auto zu holen und zum Park Mont Royal zu fahren. Wir trauen dem Himmel noch nicht ganz.
Das Auto darf bezahlt parken und wir ohne weitere Gebühren loswandern. Unser Weg führt zum Stadt überragenden Kreuz, dem Aussichtspunkt Chalet Mont Royal und zum Lac aux Castors. Im Park wird fleißig geradelt, gejoggt und gewandert. Als nächstes Ziel steuern wir die L‘Oratoire Saint-Joseph du Mont Royal. Die Kathedrale thront á la Sacre Cœr in Paris auf dem Mont über der Stadt. Die Kathedrale ist innen überraschend schlicht ausgestattet, die hohe Kuppel beeindruckt aber nicht weniger.
Weiter geht’s nun zum Olympiastadion (Sommerspiele 1976) am anderen Ende der Stadt. Der Architekt wurde in den 60er Jahren von den Stadtvätern mit den Worten beauftragt „die Kosten spielen keine Rolle“, mit dem Ergebnis, dass das gute Stück sehr teuer aber auch sehr extraordinär wurde. Die Kuppelkonstruktion sieht Ufo ähnlich gewaltig aus.
Mittlerweile scheint die Sonne wieder von blauem Himmel. Unser Tagwerk ist zunächst vollbracht, wir kehren ins Hotel zurück und nehmen unser neues Zimmer in Besitz. Das neue Zimmer ist zwar klein, aber mit privatem Bad und nach hinten ´raus – also schön ruhig.
Gegen 19.00 brechen wir zum Abendessen auf. Unser Ziel liegt gerade ein paar Meter die Straße hinunter – ein Restaurant Indiene. Das Essen schmeckt super lecker- Wir schlecken uns die Lippen. In der Zwischenzeit platscht es ordentlich, auch auf dem Rückweg ins Hotel tropft es noch. Den restlichen Abend vertreiben wir uns im Hotelzimmer.
Montag 05.09.2011 Montréal – Tadoussac
Labour Day ganz heiliger Feiertag, da ist mehr geschlossen als an einem Sonntag!
Wetter Regen, warm, in höheren Lagen kühl
Fahrzeit 9 h
Das Frühstück wird heute aufs Zimmer gebracht. Jan steht widerwillig gegen 8.15 auf. Das Wetter ist gruselig – warmer Regen.
Kurz nach 9.00 verlassen wir unser Hotel. Auf der anderen Seite des St. Lorenz-Stroms legen wir eine kurze Pause ein, um die Skyline Montreals abzulichten, die natürlich mit Sonnenschein brillanter aussähe.
Wir fahren über den Highway nach Quebec, dort wechseln wir wieder auf die andere Seite des St. Lorenz-Stroms. Überraschenderweise leitet uns das Navi nicht die Küste entlang sondern quer durch die Réserve Faunique des Laurentides und an der Nordküste des Fjords Saguenay nach Tadoussac. Das ist zwar ungewöhnlich und streckenmäßig deutlich länger, aber nichtsdestotrotz landschaftlich sehr reizvoll. Wir fahren bei mehr oder weniger Regen durch bewaldete Hügellandschaft durchsetzt mit kleinen und größeren Seen.
Kurz nach 18.00 erreichen wir Tadoussac. Leider ist das bevorzugte B&B bereits „complet“, so dass wir uns weiter durch den Ort arbeiten müssen. Ein B&B-Inhaber, der ebenfalls bereits voll ist, vermittelt uns weiter. Wir kommen in einem sehr hübschen B&B zu akzeptablen Konditionen unter. Die morgige Wal-Tour können wir ebenfalls direkt buchen. So heißt es für morgen nur noch früh aufstehen.
In der direkten Nachbarschaft gibt es ein ausgezeichnetes französisch angehauchtes Restaurant „Chez Georges“. Die Snow Crab schmeckt nach mehr und alles andere auch. Auf dem Rückweg beginnt es wieder leicht zu tropfen.
Dienstag 06.09.2011 Tadoussac
Wetter Regenschauer, kühl
Regen begrüßt uns zum Frühstück. Das Frühstücksbuffet ist reich gedeckt. Unsere Wal Tour-Tickets liegen abholbereit vor. Pünktlich um 8.45 holt uns der Shuttleservice zum Bootsanleger ab.
Der Katamaran liegt zum Einstieg bereit. Die Anzahl der Passagiere ist durchaus übersichtlich. Wir legen um 9.15 ab und bald gibt es die ersten Walrücken zu sehen – einige weiße Belugawalrücken, Minkwale und den großen Finnwal. Weiter draußen kommt sogar mal die Sonne raus. Nebelbänke liegen über den Ufern. Bei der Rückkehr kommt an der Einfahrt zum Fjord eine Unterwasserkamera zum Einsatz, die den Zusammenfluss von Salz- und Süßwasser sichtbar macht.
Kaum haben wir wieder festen Boden unter den Füssen, fängt es zu regnen. Wir stürmen das nächste Restaurant am Hafen und nehmen erst mal einen Mittagssnack. Ganz sitzen wir den Regen nicht aus, es regnet in der Folge immer mal mehr oder weniger. Trotzdem umrunden wir die kleine Halbinsel neben dem Hafen, nicht zu Letzt weil Jan dort Caches zu finden vorhat, was ihm teilweise auch gelingt.
Am Nachmittag führt uns der Weg zu den 120 m hohen Sanddünen vor Tadoussac. Wir spazieren ein wenig zu Füssen der am Strand gelegenen Düne herum. Der Strand liegt voller Miesmuscheln, andere Muscheln finden sich kaum.
Auf dem Rückweg stoppen wir am Grocery und versorgen uns für den Abend, da wir vorhaben selbst zu kochen. Wozu haben wir sonst eine Küchenzeile im Zimmer? Es gibt Tomatensalat mit Paprika, Pasta mit mariniertem Lachs und zum Nachtisch Heidelbeeren. Lecker!
Die Postkarten wollen auch noch geschrieben werden, auch wenn es in Tadoussac eigentlich nur gruselige Exemplare gibt.
Mittwoch 07.09.2011 Tadoussac – Baie St. Paul
Wetter wolkig, trocken, relativ warm
Fahrzeit 6 h
Heute können wir nach dem großen Schwung der Walbeobachter frühstücken. So haben wir den Frühstücksraum und das Buffet auch fast für uns alleine. Das Buffet ist gleichermaßen reichhaltig gedeckt.
Gegen 9.30 sind wir auf der Straße, das heißt erst mal auf der Fähre. Denn die kostenlose rund um die Uhr verkehrende Fähre ist fester Bestandteil des Highways. Auf der anderen Seite wartet gleich ein Aussichtspunkt auf uns. Als wir aus dem Auto aussteigen taucht direkt vor der Küste laut pustend ein Minkwal auf. Leider sind wir noch nicht auf den unteren Aussichtsplattformen.
Wir fahren an der südlichen Küste des Fjords Saguenay weiter. An einem See machen wir eine kleine Pinkelpause, bei der mir am Ufer eine kleine Schlange fast über die Füße läuft. Kreisch!! Mein Aufschrei hallt leicht wider. In L’Anse-St.-Jean legen wir einen Stopp ein. Es gibt eine überdachte Brücke zu bewundern, einen hübschen Aussichtspunkt auf den Fjord und Bootstouren durch den Fjord. Die Bootstour schenken wir uns, denn die nächste startet erst in zwei Stunden. Am Ortsausgang von Rivière Éternité finden wir einen hübschen Picknickplatz inmitten einer religiösen Drive-in-Kunst. Die Krippensituation wird in immer neuem Material und Technik präsentiert. Nach ausreichender Sättigung fahren wir die Fjordstraße weiter bis La Baie. Dort biegen wir ab auf den Highway 381, um durch den National Parque Grande Jardin an die Küste des St. Lorenz Stroms zurückzufahren.
Durch den Nationalpark führt ein munteres auf und ab. Teilweise gibt es Abfahrten von 19 % Gefälle. Auf 896 m passieren wir den höchsten Punkt, von da an geht’s nur noch bergab. Dichter Wald mit vielen Seen zeichnet den Nationalpark aus.
Gegen 17.00 checken wir in Baie-Saint-Paul im Hotel Belle Plage mit direktem Blick auf den St. Lorenz-Strom ein. Den Apero nehmen wir auf der Terrasse in der Hollywoodschaukel. Wie romantisch! Das Abendessen wird im Hotel-Restaurant serviert. Ein 4-Gänge-Menue für $ 25,00 – nicht schlecht, zumal es auch gut schmeckt.
Donnerstag 08.09.2011 Baie-Saint-Paul – Québec
Wetter sonnig, warm
Fahrzeit 1 ½ h
Das Frühstücksbuffet ist reichlich gedeckt. Ein freier Tisch in der Morgensonne gewährt Ausblick. Kurz nach 9.00 verlassen wir gut gestärkt das Hotel Belle Plage.
Etwa 6 Km vor Beaupré liegt unser erster Zwischenstopp am Canyon Ste. Anne. Der spektakuläre Wasserfall (74 m) wird gut in Szene gesetzt. Brücken und Aussichtsplattformen von der Abrisskante bis unten zeigen den Fall von allen Seiten und aus allen Perspektiven. Parallele Sicherungen zeugen von abenteuerlicheren Möglichkeiten den Fall zu besuchen, die jedoch nur noch am Wochenende angeboten werden.
Nach weiteren 25 Km wartet der nächste Wasserfall auf uns. Der Chute Montmorency stürzt aus 83 m in die Tiefe. Damit ist er 1 ½ Mal höher als die Niagara-Fälle, aber natürlich werden deutlich weniger Wassermassen bewegt. Der Wasserfall ist zwar direkt vom Highway aus zu sehen, wir biegen dennoch ab um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir steigen 487 Stufen auf der installierten Treppe mit integrierten Aussichtsplattformen hinauf. Über die Abrisskante quert den Wasserfall eine Brücke und dann kann man mit der Gondel wieder hinunter fahren. Wir kehren oben in das Restaurant zu einem kleinen Mittagssnack ein und nehmen die Gondel bergab. Die Anlage ist deutlich touristischer als am ersten Wasserfall. Hier fallen die Quebecer sicher an schönen Wochenenden zu Scharen ein.
Nun fehlen uns noch 9 Km bis Québec. Dort haben wir uns bereits telefonisch im „Au Petit Hôtel“ eingebucht. Nach knapp 30 Minuten treffen wir am Hotel – trotz gesperrter Straßen wegen eines Radrennens – ein. Das Hotel liegt mitten in der Altstadt Québecs, ist wirklich klein, wie der Name schon sagt, und ganz Französisch. Unser Zimmer scheint völlig neu eingerichtet zu sein und ist sehr großzügig geschnitten. Außerdem verfügen wir über eine schöne große Terrasse. Das Auto steht direkt vor der Tür im Innenhof, die reifen Birnen könnten fast aufs Autodach fallen, wenn Gabi sie nicht vorher geklaut hätte.
Der Nachmittag steht ganz im Zeichen des Housekeepings. Die Wäscherei liegt nur 200 m entfernt.
Kurz nach 18.00 treffen wir Rosi, Karl-Heinz und ihre Freunde (Wolfgang und Christine, alles TCB), die mit einer Reisegruppe ebenfalls durch Ontario und Quebec reisen. Hier kreuzen sich nun zufällig unsere Wege. Wir holen sie in ihrem Hotel ab, kehren zu unserem Hotel zurück um auf „unserer“ Terrasse den Apero zu nehmen. Kurz nach 20.00 brechen wir zum Abendessen auf, einen Tisch im Restaurant hatten wir im Vorrübergehen reserviert. Das Essen gehorcht ganz den Gesetzen der Haute Cousine – übersichtliche Portionen ansprechend dekoriert, lecker und nicht ganz preisgünstig. Ein schöner Abend. Um 23.00 trennen sich unsere Wege wieder, da sie am nächsten morgen früh raus müssen. Wir können dagegen ausschlafen.
Freitag 09.09.2011 Québec
Wetter sonnig, warm
Gemütliches Frühstück auf unserer sonnigen Terrasse mit frischen Croissants. Das ist kaum zu toppen! Gegen 10.00 machen wir uns auf den Weg Quebec zu erkunden.
Da wir mitten in der Haute Vieux Ville wohnen, hat das Auto heute frei. Das Radrennen dauert noch an, insofern sind einige Straßen zeitweise gesperrt. Wir starten mit der Terrasse Dufferin, an deren einen Ende sich das imposante Chateau Frontenac befindet. Das Hotel wurde 1893 von der Canadian Pacific Railway eingeweiht. Es war bis zum heutigen Tage keinen einzigen Tag geschlossen. Viele Berühmtheiten nächtigten bereits in ihm, wie beispielsweise Queen Elizabeth II. Die Terrasse Dufferin bietet einen schönen Blick auf den St. Lorenz-Strom und die Untere Altstadt. Hübsche Pavillons laden zum Verweilen ein. Eine Etage weiter oben führt die Promenade des Gouverneurs weiter am St. Lorenz-Strom und die Citadelle entlang. Wir umkreisen die Citadelle bis wir wieder auf die Terrasse Dufferin treffen.
Nun steigen wir die Treppe zur Basse Vieux Ville hinab. Alternativ könnte man auch mit einer kurzen Funicular fahren. Unten erwarten uns schmale Gässchen und Kopfsteinpflaster. Viele Häuser wurden liebevoll restauriert. Geschäfte, Cafés und Restaurants reihen sich aneinander. Die Sonne sticht zwischenzeitlich ganz ordentlich. An der Stelle des heutigen Place Royal gründete Champlain 1608 die erste permanente Siedlung Neu-Frankreichs, um mit den Einheimischen um Pelze zu feilschen. Bis 1860 fanden immer wieder Märkte, bspw. der Holzmarkt, auf dem Place statt. In den 1970er Jahren wurde der Platz restauriert. Der Vieux Port wurde in den vergangenen Jahren vollständig in ein Erholungsgebiet mit Wohnungen, Promenaden, Theater und Yachthafen umgewandelt. Auf der Promenade sind reichlich Radfahrer und Flanierer unterwegs. Über eine kleine steile Gasse wechseln wir wieder die Oberstadt. Wir werden kurz von den Rennfahrern ausgebremst, wobei wir uns noch immer fragen, um was für ein Rennen es sich eigentlich handelt, denn es sind mindestens genauso viele Autos und Motoräder wie Fahrräder auf der Strecke.
Das Seminaire besteht aus eindrucksvollen Gebäuden und einem hübschen Campus. Daneben zweigt die Rue Trésor ab, in der die frühen französischen Siedler ihre Abgaben an die Royal Treasury zahlen mussten. Heute bevölkern Künstler die schmale Gasse, auf der Suche nach Kundschaft. Nun stehen noch der Convent des Ursulines und die Stadttore auf dem Besichtigungsprogramm. Zwei der drei nördlichen Tore werden vom Radrennen belegt, insofern ist die umlaufende Stadtmauer zurzeit ganz schön durchlässig.
In der Rue St. Jean genehmigen wir uns ein schönes Eis in einer Bäckerei, die das Eis selbst herstellt und außergewöhnliche Sorten anbietet. Sehr lecker! Zurück im Hotel dürfen wir ein bisschen die Füße hochlegen und Quebecer Cidre genießen.
Das Abendessen nehmen wir beim Italiener in der Nachbarschaft. Da können wir im Garten sitzen und an der Pizza knabbern. Danach brechen wir zu ein paar Nachtaufnahmen zum Place d’Armes auf. Die Straßen sind noch ganz schön belebt und die Fiaker fahren auch wieder. Die hatten nämlich während des Radrennens frei.
Samstag 10.09.2011 Québec – Ville Mont Tremblant
Wetter sonnig, warm
Fahrzeit 5 h
Zum Frühstück holt Gabi Baguette und Croissant, Jan bereitet den Frühstückstisch vor. Wir schwelgen in den wirklich schmecklichen Croissants. Gegen 10.00 verlassen wir Québec.
Wir fahren teilweise auf dem großen Highway aber die überwiegende Strecke auf untergeordneten Landstraßen. Uns begleiten riesige Maisfelder oder anders genutzte Flächen sowie viel Nadel- oder Laubwald. Die Laubbäume beginnen sich schön zu verfärben. Einige leuchten schon in knalligem Rot.
Gegen 15.30 erreichen wir Ville Mont Tremblant Village, wo wie in einem old-fashioned Hotel am Lac Mercier einchecken. Wir beziehen das Zimmer, dann ziehen wir los um die nähere Umgebung zu erkunden. Die Füße wollen heute schließlich auch noch bewegt werden. In direkter Nachbarschaft zum Hotel befindet sich ein kleiner öffentlicher Strand. Ansonsten liegen einige private Badeplattformen bestuhlt sehr idyllisch im See. Ein großer Teil des Ufers ist leider nicht zugänglich sondern in privater Hand. Der restliche Teil des Villages ist schnell besichtigt. Es gibt hier nur das Lebensnotwendigste – also Hotels, Restaurants, Skigeschäfte und einen Supermarkt. Die Gegend ist deutlich mehr auf die Wintersaison eingerichtet als auf den Sommer. Wenngleich es eine schöne alte Bahntrasse gibt von etwa 200 Km Länge – ideal fürs Radeln. Fußgänger sucht man auch vergebens, entweder fährt man Auto oder Fahrrad.
Auf der (beheizten) Hotelterrasse sitzen wir gemütlich bei Tapas zum Abendbrot. Trotzdem wird es uns bald zu frisch, so dass wir zurück ins Zimmer gehen um uns aufzuwärmen.
Sonntag 11.09.2011 Ville Mont Tremblant – Ottawa
Wetter sonnig, warm
Fahrzeit 2 h
Blauer Himmel aber Kühle begrüßt uns am Morgen. Wir nehmen das Frühstück in der Bar ein. Jan gönnt sich Bacon, Eier und Brownies, Gabi die leichtere Variante mit Obstsalat, Joghurt und Heidelbeer-Muffin.
Gegen 9.30 verlassen wir die gastliche Stätte. Hotel und See müssen in der Morgensonne noch abgelichtet werden, dann fahren wir hinüber zum Lac Tremblant, der Skistation Tremblant und seinen Skiliften. Der Ort liegt auf 128 m Höhe und die Gondel bringt uns auf den höchsten Punkt des Skigebietes mit 875 m. Das fühlt sich hier eher an wie im Bregenzer Wald. Die „Berge“ sind alle vollständig bewaldet, nur dort wo sich Skigebiete befinden führen kahlgeschlagene Schneisen ins Tal. Die Pisten werden von Schneekanonen eingerahmt.
Wir fahren mit der Gondel auf 875 m hinauf, entscheiden uns für den Summit-Trail, nehmen aber den Aussichtsturm natürlich auch mit. Dort oben bläst der Wind ganz gehörig. Im Wald jedoch ist das Klima sehr angenehm. Wir marschieren die Route „F“ über den Pic Edge auf 840 m, auf den von der anderen Seite ein Sessellift hinaufführt. Die Sessel dieses Lifts haben schon einige Jahre hinter sich. Der Gitterrost der Sitzfläche wellt sich in alle Richtungen, auf denen liegt sicher im Winter etwas drauf, sonst macht man sich ja alle Klamotten kaputt. Sehr altes Gerät hier! Aber die Aussicht ist nett. Weiter geht’s auf schmalem Pfad durch den Wald. Ab und zu kommen uns Wanderer entgegen. Am Pic Pangman auf 903 m haben wir das meiste schon geschafft, nach einer weiteren ½ h stehen wir am Pic Johannsen auf 930 m. Wir stehen am Pic mitten im Wald! Ein Berg ohne Aussicht!
Nach einer kurzen Rast (Gabi hat keinen Gipfel dabei, Schande über ihr Haupt) entscheiden wir uns über die Route „H“ ganz ins Tal hinab zu steigen. Der Trail ist als schwer klassifiziert. Kurz unter dem Gipfel schlägt sich Jan mal in die Büsche, um nach einem Cache zu suchen. Vor diesen Dingern ist man auch nirgends sicher. Erfolgreich kehrt er zum Trail zurück, froh darüber sich für den Abstieg auf „H“ entschieden zu haben. Durch dichten Wald schlängelt sich der Weg teilweise sehr muddy ins Tal zurück. Ansonsten können wir nichts Schwieriges entdecken. Ziemlich weit unten gibt es einen Wasserfall zu bestaunen. Außerdem scheuchen wie ein Reh auf, das erschreckt ins Unterholz flüchtet. Zum Abschluss laufen wir über eine wackelige Hängebrücke, dann hat uns die Zivilisation wieder. Dies ist am Lärm unschwer zu verkennen.
Auf dem Hauptplatz wir Live-Musik geboten. Wir kehren direkt daneben in einem Restaurant auf der Terrasse ein. Mit Burger, Salat und kaltem Bier werden die Speicher wieder aufgefüllt. Wir schlendern ein Eis schleckend durch die Skistation zurück zum Parkplatz. Jan darf dort noch mal cachen, dann schlagen wir den Weg nach Ottawa ein.
Über kurvige Straßen, durch Wald und Felder haben wir 2 h später Ottawa erreicht. Wir fahren direkt in den Knast, denn wir checken in der Jugendherberge „HI Ottawa Jail-House“ in einem Doppelzimmer ein. Wir schlafen nicht nur hinter Gittern sondern auch noch im obersten Stockwerk – und das ohne Lift! Das ehemalige Gefängnis ist in eine Jugendherberge umgebaut worden. Viele Settings sind noch vorhanden. Aber es liegt zentral und das Zimmer ist OK.
Montag 12.09.2011 Ottawa
Wetter sonnig, warm
Wir frühstücken im Hostel aus unseren Vorräten. Nur Jan guckt in die Röhre, denn Kaffee gibt unser Bestand nicht her. Kurz vor 10.00 verlassen wir das Hostel in Richtung Parliament Hill.
Um 10.00 soll dort die Wachablösung stattfinden, also geben wir etwas Gas. Wie wir dann feststellen, wird die Wachablösung nur im Juli und August praktiziert. Wer lesen kann, ist halt im Vorteil. Diese Info steht auch im Reiseführer. Nichtsdestotrotz ist der Parliament Hill einen Besuch wert. Das Parliamentsgebäude, seine West- und Ostgebäude sowie die Friedensstatue sind einer Hauptstadt würdig. Ins Kuriositätenkabinett gehört sicher das Katzenterrain, in dem Streuner gefüttert werden und ein Dach finden. Eine weiß-rote Mieze liegt repräsentativ davor auf der Straße sich in der Sonne räkelnd. Jede krabbelnde Hand wird ebenfalls dankbar angenommen.
Direkt daneben fließt der Rideau-Kanal in den Ottawa River, wobei dies über eine größere Anzahl von Schleusen für den Schiffsverkehr ermöglicht wird. Die Promenade entlang dem Ottawa Rivers lädt zum Flanieren ein. Wir gehen bis zum Courthouse, dort nehmen wir den Abzweig wieder in die Stadt hinein. In der Sparks Street holen wir den Frühstückskaffee nach, obwohl die meisten Läden, Restaurants und Cafés geschlossen aussehen und das um 11.30! Die Einkaufsstraße wirkt jedenfalls steril und leer. An deren Ende stoßen wir wieder auf den Rideau-Kanal.
Wir buchen die nächste Kanaltour, die etwa in 1 h startet. Im Foodcourt des Rideau-Centers kaufen wir zwei Sushi-Boxen, somit ist der Mittagssnack gerettet. Beim Kartenverkauf wurde uns geraten sich gegen 13.00 am Ableger einzufinden, insbesondere wenn wir einen der Außenplätze ergattern wollen. Wir finden uns überpünktlich ein. Kurz nach 13.00 dürfen wir an Bord. Mit uns fährt ein Teil einer größeren amerikanischen Reisegruppe. Der andere Teil nimmt die nächste Tour. Entlang des Kanals verlaufen beidseitig Grünstreifen mit vielen Bäumen sowie ein geteerter Weg, der sowohl von Radlern als auch Skatern ausgiebig genutzt wird. Einige nette Gebäude liegen ebenfalls am Kanal sowie die wohl etwas hochpreisigeren Wohngebiete. Alles in allem eine nette ruhige und sonnig warme Tour.
Anschließend schlagen wir nochmals den Weg zu den Schleusen ein und siehe da eine Motoryacht schleust gerade zum Ottawa River hinunter. Das ist ja ein zeitintensives Unterfangen. Das Schleusen benötigt insgesamt 1 ½ h! Aber für die Zuschauer wird ein rechtes Schauspiel geboten. Die Schleusen werden alle im Handbetrieb geöffnet und geschlossen. Irgendwann trennen wir aber doch und schlendern zur Champlain Statue.
Die Statue steht erhöht hinter dem Nationalmuseum, so dass von dort ein schöner Blick zum Parliament Hill gewährt wird. Vor dem Nationalmuseum steht eine Spinnen-Skulptur, die der vor dem Guggenheim-Museum in Bilbao ähnelt. Gegenüber dem Museum befindet sich die Basilika Notre Dame, die schon von weitem mit ihren silbernen Kirchtürmen auf sich aufmerksam macht. Das Kirchenschiff lassen wir uns auch nicht entgehen. Das Altarbild und der Himmel sind durchaus sehenswert.
Langsam ziehen dunkle Wolken auf. Auf dem Weg zum Bymarket legen wir dennoch einen Stopp an einem Pub ein. Jan schreit nach einem Bier, damit ist schließlich nicht zu spaßen. Einige Meter hinter dem Pub beginnt bereits der Bymarket-Bereich. Dem Markt und den umliegenden Läden können wir nicht widerstehen, Käse und Obst wechseln den Besitzer.
Zurück im Hotel waschen wir uns die heutige Hitze ab. Um 19.00 beginnt die Jail-Tour, zu der wir uns pünktlich einfinden. Das Gefängnisleben bis 1972 wir uns näher gebracht. Insbesondere die Dunkelzelle inklusive der Ankettung des Gefangenen für 23.45 h am Tag erscheint uns heute unmenschlich, die restlichen 15 Minuten blieben für Stretching, Essen und Toilette. Das ist wirklich sehr hart und war die schwerste Strafe, die angewandt wurde. Aber auch jede andere Zelle, ob alleine oder zu dritt, wäre ein Albtraum. Eingeknastet wurde man schon für recht geringfügige Vergehen, wenn auch nur für einige Tage oder Wochen. Wie auch immer, erleben hätten wir es beide nicht wirklich wollen.
Nur ein Jahr später wurde das Gebäude bereits als Jugendherberge geführt. Unsere Zelle mit Stockbett beherbergte zuvor drei Zellen mit jeweils einem Gefangenen. Jede Zelle hatte gerade die Breite des Bettes und war etwa einen Meter länger als das Bett. Da bleibt nicht viel Platz übrig – auch wenn früher die Pritschen sicher schmaler und kürzer waren als unsere Betten heute. Drei Zellen dagegen zusammengefasst zu einer Zelle bzw. Zimmer mit Stockbett ist durchaus ausreichend und vermittelt dennoch einen guten Eindruck vergangener Zeiten.
Zum Abendessen kehren wir zurück in die Nähe des Bymarket in ein nettes Fischrestaurant. Wir teilen uns eine Marine Platter, die eigentlich für einen Esser gedacht ist, aber locker für zwei reicht. Wir sind jedenfalls ausreichend gesättigt nach all der Queen Crab Legs und dem Lobster und den anderen kleinen Schweinereien. Hmmmmm!
Kurz nach 23.00 fallen wir müde ins Stockbett. Jan schläft oben.
Dienstag 13.09.2011 Ottawa – Algonquin Provincial Park
Wetter bewölkt, warm
Fahrzeit 4 ½ h
Jan zelebriert seine neue italienische Espressomaschine, die er gestern rot runtergezeichnet erstanden hat. Der leckere Käse und Schinken komplettieren das Frühstück.
Gegen 9.30 verlassen wir das Gefängnis und Ottawa mit Ziel Algonquin Provincial Park. Der Provincial Park ist der älteste Provincial Park Kanadas, in dem 3.000 Elche, 2.000 Schwarzbären und 30.000 Biber leben. Auf dem Weg erwischt uns der eine oder andere Regenschauer, aber zwischendurch scheint immer wieder die Sonne. Irgendwo auf unserem Weg liegt etwas schwarzes kleines etwas auf der Straße, das sich aus der Nähe als laufende Schildkröte entpuppt. Mit einem kleinen Manöver überlebt sie zumindest unsere Autoreifen.
Um 14.30 erreichen wir Whitney, wo wir in einem Motel einchecken. Das Motel ist seit 2010 eröffnet, aber einige Zimmer befinden sich nach wie vor im Bau. Wir bekommen ein nett eingerichtetes Zimmer mit Feuerstelle, die ganz elektrisch funktioniert – fürs Auge aber auch als Heizung. Wir nehmen es in Besitz, bevor wir dem Provinz Park einen nachmittäglichen Besuch abstatten.
Im Visitor Center am East Gate sichern wir uns ein 3-Tages-Permit, dann ziehen wir weiter zum Beaver-Pond-Trail. Ein halbes Dutzend Biberburgen und einen riesigen Biberdamm können wir bewundern, aber leider keinen einzigen Biber. Der Trail ist sehr gut eingerichtet. Am Parkplatz gibt es eine kleine Broschüre mit Informationen zum Trail, die man nach Vollendung des Trails wieder zurückgeben kann, wenn man sie nicht möchte oder für kleines Geld mitnehmen. Danach folgen wir wenige Kilometer den Highway 60 weiter zum Spruce Bog Boardwalk, der durch sumpfiges Gebiet führt, das vor langer Zeit mal von Bibern so eingerichtet wurde. Von Bibern gibt es hier keine Spur mehr – also zumindest keine Biberburg mehr. Zurück am Auto schlagen wir den Rückweg zum Motel ein.
Bei einem Apero in der Abendsonne schreiben wir die restlichen Postkarten, danach brechen wir zum Abendessen auf. Das Angebot an Restaurants in Whitney ist übersichtlich, so dass die Wahl nicht so schwer fällt. Das Essen wird frisch zubereitet und schmeckt ganz überraschend gut.
Mittwoch 14.09.2011 Algonquin PP
Wetter vormittags sonnig, nachmittags wechselhaft, kühler
Das Frühstück bereiten wir uns im Motelzimmer. Da ist die Kaffeefrage auch kein Thema, denn eine Kaffeemaschine gehört zur Standardausstattung jedes Motelzimmers inkl. der benötigten Filter und Kaffeemehl.
Gegen 9.30 machen wir uns auf den Weg in den Algonquin PP. Wir fahren bis zum Booth’s Rock Trail, parken das Auto und wandern los. Gut fünf Kilometer soll er lang sein sowie über einen hübschen Aussichtspunkt verfügen. Der Weg führt über Stock und Stein, an Seen vorbei, bergauf und bergab. Auf dem weichen Waldboden lässt sich gut gehen und nach etwa einer Stunde haben wir den Aussichtspunkt auf einer Klippe erreicht. Vor uns geht es ziemlich abrupt in die Tiefe. Die Aussicht über den Rock Lake und den endlosen bunten Wald ist gigantisch. Bergab erleichtert eine lange Treppenkonstruktion den Abstieg bis zur ehemaligen Bahnstrecke. Der Weg auf dem ehemaligen Bahndamm ist topfeben und vollständig geradeaus mal mehr mal weniger weit weg vom Seeufer. Zu den Spitzenzeiten sollen Züge im 15-Minutentakt verkehrt sein.
Zurück am Auto folgen wir dem Highway 60 weiter bis zur Two River Station, wo wir einen Mittagssnack zu uns nehmen und anschließend versuchen Fahrräder zu leihen. Das mit den Fahrrädern gelingt uns leider nicht. Der Bike Rental Shop ist geschlossen, da angeblich alle Räder verliehen sind. Schade, nun müssen wir halt umplanen.
Zwischenzeitlich sind einige schwarze Wolken aufgezogen, so dass wir uns nicht mehr auf einen längeren Trail wagen. Am Cache Lake kann Jan passenderweise nach einem Geocache suchen – und diesen auch finden. Nun kommt ordentlich Wind auf und es wird schwarz und schwärzer. Wir fahren wieder gen East Gate, nehmen aber den kurzen vielbegangenen Lookout-Trail mit, der ebenfalls von einer Klippe herab eine schöne Aussicht auf den Park gewährt. Jan entschwindet dort oben zum cachen, nahezu gleichzeitig setzt der Regen ein. Jan kommt unverrichteter Dinge zurück, wir stiefeln gemeinsam zurück zum Auto. Da es nicht so aussieht, als ob es gleich wieder aufhört zu regnen, statten wir dem Visitor Center einen Besuch ab. Der informative Film zum Park beginnt kurz nach unserem Eintreffen. Viele Informationen, schöne Bilder.
Der Regen hat nun nachgelassen, wir versuchen unser Glück noch mal beim Beaver Pond Trail. Während wir da so an einem Pond, die Biberburg im Blick so herumstehen, beginnt es wieder zu tropfen. Wir kehren zum Auto zurück und statten dem Opeongo Lake einen Besuch ab. Auf dem Weg dorthin passieren wir einige Ponds mit riesigen Biberburgen, aber die Biber haben leider keinen Ausgang oder die Burgen sind derzeit unbewohnt. Der Opeongo Lake scheint eine Hochburg der Kanuten zu sein – wie übrigens der gesamte Park mit seinen tausenden Kilometer Wasserweg.
Kurz vor 18.00 treffen wir an unserem Motel ein, legen die Beine kurz hoch, duschen und dann husch, husch zum Restaurant Mad Musher zum Essen.
Donnerstag 15.09.2011 Algonquin PP – Midland
Wetter wolkig/sonnig kühl 13°C, abends Schauer
Fahrzeit 2 ½ h
Kurz vor 10.00 machen wir uns auf den Weg zum Mizzy Lake Trail, dessen Parkplatz sich bei Km 15 befindet. Das West Gate bestimmt Km 0. Auf dem Weg dorthin begegnet uns das erste Wildlife des Tages. Ein Fuchs überquert gemütlichen Schrittes den Highway 60.
Als wir unser Auto parken, lädt ein Schulbus kurz darauf eine ganze Schulklasse auf dem Parkplatz Mizzy Lake ab. Dort werden sie von zwei Rangern in Empfang genommen, die ihren Hike und den Tag begleiten. Wir überholen sie und geben dann Gas um aus dem Umfeld des Kindergeschnatters heraus zu kommen. Der Trail ist etwa 11 Km lang und führt durch dichten Wald, an kleinen Ponds und Seen vorbei. In leichtem auf und ab über Wurzeln, Steine und weichen Waldboden wandern wir dahin. Einige Biberdämme und –burgen können wir aus unmittelbarer Nähe betrachten, aber leider zeigt sich kein einziger der Bewohner. Außerdem können wir am Rande der Biberponds die Baumstümpfe mit dem typischen Biberbiss bestaunen. In einem See sollen Otter heimisch sein, auch die entziehen sich dem interessierten Publikum. Einzig zwei Wasserschildkröten, Enten und einen Blauen Heron können wir entdecken. Am West Rose Lake gibt es zudem einige durch Drahtkörbe geschützte Schildkrötengelege, die Kamera überwacht werden. Ab und zu begegnen uns entgegenkommende Wanderer, aber eigentlich fühlt man sich allein auf der Wegstrecke. Der dichte Wald verschluckt viele Geräusche und bietet eben auch einen guten Schutz für die Tiere. Der Trail ist super eingerichtet und markiert. Verlaufen kann man sich wirklich nicht. Dauerhaft sumpfige Stellen sind mit Boardwalks versehen, ansonsten haben wir wohl Glück, dass es längere Zeit keinen lang anhaltenden Regen gab. Die potentiell schlammigen Wegestücke sind alle weitestgehend trocken. Der Wald besteht größtenteils aus Pinien, einigen bunten Ahornbäumen, Birken, Lärchen und Tannen. Außerdem gibt es hunderte von Pilzen, wenn wir uns nur auskennen würden … Nun ja, im Park dürften wir sie sowieso nicht mitnehmen.
Gegen 15.00 kehren wir zum Auto zurück, verlassen nun den Algonquin PP durch das West Gate (das es gar nicht gibt). Unser nächstes Ziel heißt Midland am Servern Sound gelegen. Wir nehmen die schnellste Route, so dass wir kurz vor 18.00 im Motel einchecken. Nach kurzer Pause fahren wir in die Innenstadt und folgen einer Restaurant-Empfehlung des Reiseführers in „The Explorer Café“. Dort kocht ein Neuseeländer wahrhaftig kreativ. Die Speisekarte liest sich wie eine Reise um die Welt und alles was die Küche ausliefert sieht extrem appetitlich und lecker aus. Wir werden nicht enttäuscht, das Essen ist einfach deliziös, der Wein ebenfalls und der Service ausgezeichnet. Der Gastraum ist sehr gemütlich und überall hängen oder stehen Mitbringsel aus aller Welt.
Während wir essen, wäscht unsere Wäsche in der Laundry um die Ecke schon mal vor sich hin. Leider hat es begonnen zu regnen, aber eigentlich ist es gut, wenn es nachts regnet, Hauptsache am Tage scheint wieder die Sonne … und es soll in den nächsten Tagen wieder langsam wärmer werden.
Freitag 16.09.2011 Midland – Tobermory
Wetter sonnig, kühl 13°C
Fahrzeit 4 h
Das Frühstück nehmen wir heute ganz kanadisch: Frenchtoast mit Bacon und Tomate sowie Spiegeleier mit Toast und Tomate.
Wir machen einen kurzen Schlenker über den Hafen, dann schlagen wir den Weg zu der ehemaligen Missionsstation Sainte-Marie among the Hurons. Die Station wurde 1639 von den Franzosen eingerichtet. Innerhalb kurzer Zeit hatten sie die Anzahl der Huronen durch die westlichen Krankheiten Pocken, Masern und Grippe ordentlich dezimiert. Einige wurden christianisiert und durften dann innerhalb des Missionsgeländes leben. Schon 10 Jahre später wurden sie von den Irokesen vertrieben. Das Missionsgelände in Brand gesteckt haben allerdings die Franzosen eigenhändig. In den 1940er Jahren wurde das Missionsdorf originalgetreu wieder aufgebaut. Wir beginnen mit einem einführenden kurzen Film, dann erhebt sich die Leinwand und wir stehen vor dem Dorf. Es ist alles sehr liebevoll hergerichtet, so dass wir uns das damalige Leben recht gut vorstellen können. Man darf alles anfassen und betreten. Die alten Werkzeuge, Kleidungsstücke, Felle und auch die Haushaltsgegenstände liegen als Anschauungsobjekte aus. Einige Häuser haben ein Dach aus Baumrinde wie auch die Lagerhäuser komplett mit Baumrinde abgedeckt sind, was sehr interessant aussieht. Selbst im Chicken-Run gibt es einige Hühner. Das Besucheraufkommen hält sich weitestgehend in Grenzen. Gegen 12.00 nehmen wir mit Ziel Tobermory Fahrt auf.
Wir fahren die landschaftlich reizvolle Strecke an der Küste entlang. Um 13.30 suchen wir uns in einem Wohngebiet am Meer neben öffentlichen Tennisplätzen einen ruhigen Picknickplatz. Direkt neben dem Parkplatz befindet sich die Postkastenanlage. Während unseres Picknicks fahren so ziemlich alle Bewohner vor, um ihre Post abzuholen. Wir werden so sicher das Gespräch im Viertel für heute sein. Mit einem kurzen Blick vom Strand aufs Meer verabschieden wir uns von diesem idyllischen ruhigen Ort und fahren weiter. Gegen 16.30 erreichen wir Tobermory.
Nach kurzer Suche bekommen wir im Blue Bay Motel das letzte Zimmer. Direkt nach uns wird das Straßenschild auf „No Vacancy“ gekurbelt. Das Motel liegt direkt am hübschen Hafen, den wir uns in der Nachmittagssonne anschauen. Das Wasser ist superklar – selbst im Hafenbecken! Die Büros für die morgige Bootstour haben bereits geschlossen, aber wenigstens hängt der Zeitplan aus, so dass wir uns für morgen richten können.
Jan nutzt die Zeit für ein paar Caches, er war schon völlig auf turkey. Dies bringt uns u.a. zum Leuchtturm hinaus, was uns einen hübschen Blick über den Fjord und die Hafeneinfahrt beschert. Wieder zurück am Motel nehmen wir einen schnellen Gin Tonic, um gleich darauf zum Abendessen im Grandview Restaurant aufzubrechen.
Das Restaurant liegt in Laufentfernung direkt an der Bucht. Wir bekommen sofort einen netten Tisch am Fenster mit Blick über die Bucht dem Sonnenuntergang entgegen, während eine Hochzeitsgesellschaft einen guten Teil des Innenraums okkupiert. Der Lärmpegel fällt entsprechend aus. Das Essen ist jedenfalls ausgezeichnet und der Sonnenuntergang setzt sich farbig in Szene. Was will man und frau mehr?
Samstag 17.09.2011 Tobermory – St. Jacob
Wetter sonnig, kühl-warm
Fahrzeit 3 h
Der Wecker klingelt sicherheitshalber um 7.30. Wir wollen um 9.30 das Tourboot zum Flowerpot Island erwischen und zuvor frühstücken, unser Zeug zusammenpacken und das Auto umparken. Um 7.50 fallen wir aus dem Bett, der Rest ist dann schnell erledigt.
Das Ticketoffice verkauft uns die notwendigen Tickets, wir finden einen sonnigen Warteplatz am Pier bis zum Boarding. Bald dürfen wir einsteigen, alles stürmt das Sonnendeck. Kurz darauf werden Decken angeliefert, die schnell Freunde finden. Das Boot legt pünktlich ab, wobei wir zunächst den benachbarten Fjord befahren, um seine Wracks zu besuchen. Das Wasser ist so klar, dass man den Glasboden des Bootes eigentlich nicht benötigt. Bald schippern wir durch die Five Fathom Islands. Nach dem Passieren der beiden Flowerpots müssen wir an der Hafeneinfahrt zu Flowerpot Island auf ein Zodiak umsteigen, das uns zum Anleger bringt.
An Land nimmt uns der Ranger des Fathom NP in Empfang und weist uns in das Angebot von Flowerpot Island ein. Flowerpot Island ist die einzige Insel der Five Fathom Islands für den Publikumsverkehr freigegeben ist. Wir nehmen den Shoreline-Trail zum kleinen und großen Flowerpot. Zunächst wandern wir direkt am Wasser entlang bis wir in den Wald wechseln. Dort begegnet uns direkt eine Garden Snake, welches eine harmlose Art ist. Wie auch immer das schlängelnde Getier gehört nicht zu Gabis Lieblingstieren. Kreisch! Am kleinen Flowerpot ist alles wieder vergessen. Die beiden Flowerpots sind eindrucksvolle Landmarken, die das Wasser vor langer Zeit schuf. Sie sehen aus wie gemauert und für die Touris aufgestellt. Wir wandern weiter bis zum ehemaligen Leuchtturm und das Leuchtturmwärterhaus. Das Haus ist im Original erhalten und eingerichtet, so dass wir uns ein gutes Bild von der Leuchtturmwärterfamilie und ihrem Leben an dieser Outpost machen können. Einige Volunteers verbringen gerade einige Tage auf der Insel beim Leuchtturmwärterhaus. Mit einem der Volunteers sitzen wir am Picknicktisch und parlieren über alternative Energiestrategien im jeweiligen Heimatland. Bald setzen wir unseren Weg auf dem Island-Loup weiter fort. Durch das Inselinnere führt ein wildromantischer Pfad. Nach etwa 30 Minuten passieren wir die fünf Campingsites der Insel, die alle sehr schön direkt am See liegen.
Am Anleger warten wir auf das abholende Boot, d.h. erst Zodiak dann Glasbodenboot. Die Hälfte des Glasbodenboots besetzen Mennoniten, die ähnlich den Amish People im 19. Jahrhundert stehen geblieben sind und sich jeglichen Fortschritts verwehren. Die Frauen tragen Hauben, die Männer Bärte und Strohhüte. Alle sind dunkel gekleidet, wobei die Kleidung einheitlich ist aber von geringer Qualität und teilweise in erbärmlichem Zustand. Gegen 15.30 erreichen wir Tobermory. Direkt neben dem Anleger gibt es die hochgelobten Beavertails – eine Ontario-Spezialität. Irgendwann müssen wir sie mal probieren. Nun denn, breitgeklopfter Brandteig mit einer Überdosis an süßem Belag. Eigentlich bräucht’s einen Schnaps nach dem „Genuss“.
Wir verlassen um 16.00 Tobermory gen Süden. Wir fahren durch Felder und passieren einige Schilder mit deutschen Namen wie „Holstein“ oder „Neustadt“. Die Mennoniten leben in dieser Region. Am Highway weisen Schilder auf Kutschen hin. Kutschenspuren und Pferdeäpfel am Seitenstreifen zeugen davon. Am Farmersmarket verkaufen sie ihre Produkte.
Um 19.00 erreichen wir St. Jacobs, wo wir im Benjamin’s Inn & Restaurant Quartier machen. Wir bekommen das letzte Zimmer. Im Restaurant ergattern wir 15 Minuten später einen Tisch. Das Essen ist ausgezeichnet, der Gastraum urgemütlich, der Service sehr freundlich.
Sonntag 18.09.2011 St. Jacobs – Niagara Falls
Wetter sonnig, warm
Fahrzeit 2 h
Das Frühstücksbuffet in Benjamin’s Inn darf sich durchaus sehen lassen. Gut gestärkt starten wir in den Tag. Direkt gegenüber wurden einige alte Gebäude u. a. ein Silo zu Geschäften umgewandelt. Dem Silo fehlt irgendwie noch ein farbiger Anstrich, aber sonst sieht das Ziegelgebäude davor sehr nett aus. An der Hauptstraße saust ein Eichhörnchen mit Beute hin und her. In der Maisgestrüpp-Deko vor den Geschäften scheint sich etwas für Eichhörnchen interessantes zu befinden. Wir halten jedes Mal die Luft an, wenn es über die Straße hüpft.
Wir fahren erst mal zum St. Jacobs Sunday Farmers Market einige Straßen weiter. Drei ganze Marktstände bieten ihre Waren an. Zwei davon Obst und Gemüse und der Dritte Pflanzen. Das benachbarte Outlet ist noch geschlossen. Jan findet zwei Caches in der Gegend. Dann machen wir uns auf die Suche nach Kutschen und Mennoniten, die hier in der Region leben. Die Reifenspuren und Pferdeäpfel sprechen auch eine deutliche Sprache. Aber an einem Sonntag scheinen sie zu ruhen. In Elmira, das ist der Ort neben St. Jacobs, ist ebenfalls nichts von ihnen zu sehen und das soll laut Reiseführer eine noch funktionierende Mennoniten-Gemeinde sein. Neben kleineren Bauernhäusern dagegen sehen wir ab und zu Schwarzkittel, auf einem Hof hüpft sogar ein Kind auf einem Trampolin. Ob das mit der Verweigerung des Fortschritts zu vereinbaren ist?
Gegen Mittag nehmen wir Fahrt auf nach Niagara Falls. Der Highway ist recht voll, trotzdem erreichen wir Niagara Falls gegen 13.30. Das via Internet gestern gebuchte Zimmer dürfen wir sofort beziehen.
Der Nachmittag steht ganz im Zeichen der Falls. Mit riesigem Getöse donnern die Wassermassen in die Tiefe. Die riesige Gischt verteilt der Wind großzügig über die Promenade. Der Gang hinter den Fall bietet zwei Aussichtsdecks, für die die kleidsamen gelben Plastikponchos dringend notwendig sind. Der Tunnelgang mit den beiden Aussichtslöchern von hinten auf den Fall ist eher unspektakulär und schon gar nicht nass. Auf der Promenade kann man schön lustwandeln, je weiter man sich vom Hufeisen – den kanadischen Falls – entfernt, umso trockener wird es.
Ein Erlebnis für sich ist das Niagara Fury. Beim Einlass erhalten wir wiederum Regenponchos, dieses Mal in blau. Angekündigt ist die Show als 4D-Veranstaltung. Es beginnt im Trockenen mit einer Einführung in die Entstehung der Falls, die als Trickfilm sehr anschaulich und kindgerecht aufbereitet ist. Danach geht es dann in den 4D-Raum. Dort ist es gut den Regenponcho auch anzuhaben. Es gibt nur Stehplätze und eine Rundum-Leinwand. Mit Beginn des Films rieselt Schnee auf uns hernieder, bald jedoch brechen riesige Eisschollen vom Gletscher ab und fallen mit Getöse und großem Wasserschwall ins Wasser. Begleitet wird dies mit einem Rumpeln der Plattform, auf der wir stehen. Der Wasserschwall tobt sich auch auf uns aus. Es folgen Gewitter, Sturm und Unwetter, die große Wassermassen bringen. Alles geht natürlich ebenfalls auf die Zuschauer danieder. Zum guten Schluss schlingern wir die Falls hinab, um mit großem Getöse im Niagara River einzutauchen. Die Show ist gut gemacht und unterhaltsam.
Wir fahren mit der Incline-Railway wieder eine Etage höher zum Level der Hotels auf der Suche nach dem Konica/Minolta-Tower, von dem man einen schönen Blick auf die Falls haben soll. Wie es aussieht, gibt es diesen Tower nicht mehr. Also kehren wir ins Hotel zurück.
Kurz nach 19.00 brechen wir auf, um ein Restaurant für das Abendessen zu suchen. Wir entscheiden uns heute für einen Italiener, wo wir lecker Pasta mit einheimischem Wein genießen.
Montag 19.09.2011 Niagara Falls
Wetter bewölkt/ grau, kühl
Die Wettervorhersage stimmt so gar nicht. Es wird auch nicht gegen Mittag besser sondern eher schlechter.
Am Vormittag nehmen wir den Peoplemover North zum White Water Walk, um dort den kaskadierenden Niagara River zu bestaunen. Das ist in der Tat eine riesige Waschmaschine, die da an uns vorbei walzt. Wir laufen das Stück bis zur Whirlpool Aero Car zu Fuß. Hierbei handelt es sich um eine offene Gondel, die quer über die Rechtskurve des Niagara River führt. Die luftige bunte Gondel hat ein Spanier entworfen. Das Schöne an der Nachsaison Wochentags ist, dass sich der Andrang an Highlights drastisch in Grenzen hält. Wir können überall direkt durchgehen ohne Wartezeiten. Die Gondel fährt hin und wieder zurück – ohne Aussteigemöglichkeit.
Für den weiteren Weg zur Floral Clock nehmen wir wieder den Peoplemover in Anspruch. Während der Wartezeit auf den nächsten Bus nach Norden beginnt es zart zu tröpfeln. Der Peoplemover fährt 15-minütig, also müssen wir nicht lange warten. Einige Stationen später steigen wir an der Floral Clock aus. Viel ist um sie herum nicht zu tun – also machen wir die obligatorischen Fotos und warten auf den nächsten Bus Southbound. Da der Regen anhält beschließen wir am Botanischen Garten auszusteigen und das Butterfly Conservatory zu besuchen. In der Glaskuppel, die die Schmetterlinge beherbergt, umschwirrt es uns bunt und lautlos. Schmetterlinge in allen Größen und Farben fliegen uns hier wild um den Kopf. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht heraus. In dem tropischen Garten sollen 2.000 Arten vertreten sein.
Als wir die Schmetterlinge verlassen, ist das Wetter zwar nicht bedeutend besser, aber da wir nun den Bootsausflug in den Fall mit der „Maid oft he Mist“ auf dem Programm haben, ist das eigentlich egal, denn nass wird man dabei so oder so. Also steigen wir in den nächsten Bus bis zum Anleger der „Maid of the Mist“. Ohne Wartezeit geht es direkt und gleich im langen blauen Plastikponcho auf das Boot, wo es keine geschlossenen Bereiche (außer für die Brücke) gibt. Das heißt, alle Passagiere werden mehr oder weniger nass. Das Boot legt alsbald ab mit Ziel der größten Dusche der Welt. Leider wurde kein Shampoo ausgeteilt. Zielstrebig hält das Boot auf das Hufeisen zu und mitten hinein in das kabbelige Wasser mit dem dicken „Mist“. Die Regenponchos halten uns trocken. Das Wasser brodelt, der Fall veranstaltet einen Höllenlärm. Allzulange hält sich das Boot allerdings nicht auf, die nächsten Touris warten schon. Im 15-Minuten-Takt legen die Boote ab. Zwei Boote sind immer unterwegs und mindestens eins (auf kanadischer und amerikanischer Seite) liefert Passagiere ab bzw. nimmt wieder frische an Bord. Das einzig Nasse sind unsere Füße.
Auf dem Weg zurück ins Hotel nehmen wir noch einen leckeren Kaffee, dann wartet die heiße Dusche auf uns.
Kurz nach 18.00 machen wir uns auf den Weg zum Skylon. Der Aussichtsturm beherbergt ein ausgezeichnetes Drehrestaurant, in dem wir für heute Abend einen Tisch reserviert haben. Der Tisch am Fenster ist klasse. Wenn das Wetter klarer wäre, dann … Das Essen allerdings ist erstklassig. Wir drehen nahezu drei Mal an den Fällen vorbei. Solange es hell war, konnten wir die Parkplatzkapazitäten von Niagara Falls begutachten. Hier ist zur Hochsaison die Hölle los! Da nehmen wir doch lieber ein paar Regentropfen in Kauf.
Im Hotelzimmer widmen wir uns unseren Weinbeständen, die so langsam aber sicher dem Ende zu gehen.
Dienstag 20.09.2011 Niagara Falls – Niagara-on-the-Lake – Toronto
Wetter sonnig, warm
Fahrzeit 2 h
Sonne über den Fällen! Wir versuchen im Niagara-Tower-Hotel, das laut Reiseführer Aussichtsterrassen innen und außen haben soll, einen Blick bei Tageslicht auf die Fälle zu erhaschen. Leider wurden die Aussichtsterrassen geschlossen und stattdessen ein Restaurant hineingebaut, damit lässt sich wohl mehr Geld verdienen. Dann fahren wir halt mit der Incline-Railway noch mal zur Uferpromenade hinunter. Die Gischt steigt heute senkrecht in die Höhe. Man kann direkt neben der Abrisskante stehen ohne nass zu werden! Die Sonne glitzert nett in den Fällen. Die Maid oft the Mist fährt bereits, das Deck steckt voller blauer Wichtelmänner und –frauen. Bald wandern wir durch den Park Eichhörnchen beobachtend zurück zum Hotel, besteigen das Auto und fahren in das beschauliche Niagara-on-the-Lake.
Mitten durch das Weingebiet führt die Straße dorthin. Endlose Weinrebenreihen tragen größtenteils noch ihre Früchte. Spezialität ist hier der Eiswein. Die Trauben werden erst Ende Januar geerntet. Aber es gibt natürlich auch andere leckere trockene Weine, die wir in den vergangenen Tagen bereits fleißig getrunken haben.
Niagara-on-the-Lake erweist sich tatsächlich als nettes ruhiges kleines Städtchen. Mitten in der Hauptstraße steht ein Uhrturm, während sich ein Geschäft an das andere reiht. Ein Hutgeschäft hat es uns besonders angetan. Dort werden auch kanadische Kreationen verkauft. Man bzw. frau muss einfach den einen oder anderen Hut aufsetzen. Beute machen wir allerdings nicht. Jan versucht sich im Powercachen. Von einem der Cache-Plätze am Ufer des Lake Ontario, kann man in der Ferne die Skyline von Toronto erkennen. Ansonsten arbeitet er sich durch diverse Friedhöfe und andere kuschelige Orte. Gegen 16.00 verlassen wir das Städtchen.
Kurz vor 18.00 checken wir im Motel Casa Mendoza am Lake gelegen ein. Dies ist das letzte Motel seiner Art an dieser Stelle. Alle anderen haben den Kampf gegen die Gesellschaften, die auf die schönen Seegrundstücke scharf sind, um darauf riesige Glaspaläste zu bauen, aufgegeben. Das Motel hat ganz sicher schon bessere Tage gesehen. Von außen sieht es ganz ordentlich aus, aber die Zimmer brauchen über kurz oder lang eine Renovierung – und die wird wohl nicht mehr stattfinden. Schade eigentlich! In dieser grünen Oase finden nämlich jede Menge Tiere Unterschlupf. Wir sehen Eichhörnchen durch die Bäume huschen und drei Waschbären auf dem Dach und im Baum. Dann läuft noch was Murmeltier ähnliches am Rande des Parkplatzes entlang. Als wir ihm zu nahe kommen verschwindet es – schwupp – im nächsten Loch.
Unser letztes kanadisches Dinner nehmen wir in Rodney’s Oyster House. Jan schwelgt in Austern und Lobster, Gabi kümmert sich um eine Dungeness Crab. Leckere Tiere!
Mittwoch/ Donnerstag 21./ 22.09.2011 Toronto – Frankfurt
Wetter bewölkt, warm
Abflug Toronto 21.09.2011 18.25
Ankunft Frankfurt 22.09.2011 08.25
Das Gepäck will heute flugfertig ins Auto verladen werden. Also muss erst mal das Auto komplett geleert werden, damit wir alles bruchsicher verstauen können. Das Gerummel findet bei Kaffee und Tee statt. Aber bald haben wir es geschafft, nun muss alles wieder zurück ins Auto.
Der Rest des Tages steht ganz im Zeichen des Shoppens. Wir suchen uns in der Nähe des Mountain Equipment Store einen Parkplatz. Im nächstgelegenen Starbucks genehmigen wir uns ein Frühstück, um dann gut gestärkt zum Mountain Equipment Store zurückzukehren und uns durch das Sortiment zu arbeiten. Wir finden einiges, das den Besitzer wechselt, so dass wir den Store mit vollgepackten Taschen verlassen.
Zum Abschluss des Besichtigungsprogramms wenden wir uns dem Fort York zu, das die Keimzelle des heutigen Toronto darstellt. Das Palisaden bewehrte Fort beherbergt einige restaurierte Gebäude, wie die Truppenunterkünfte, die Offizierswohnstätte inklusive Messe, Kanonen und natürlich einige informative Displays sowie alte Gebrauchsgegenstände.
Als kulinarischen Abschluss nehmen wir Fleisch- bzw. Fischburger mit Pommes Frites aus Süßkartoffeln – die sind unser absoluter Favorit! Das Auto darf währenddessen für schlappe $10 parken. Sobald wir wieder im Auto sitzen, beginnt es heftig zu regnen. Was zur Folge hat, dass die Fahrt zum Flughafen alles andere als flüssig verläuft. Wir kommen dennoch rechtzeitig an. Die Autoabgabe gestaltet sich ganz einfach. Eine zentrale Autoabgabe für alle Mietwagen – sehr angenehm.
Bis der Flieger zum Einsteigen bereit ist vertreiben wir uns die Zeit in der Lounge bzw. im Duty Free. Wir starten pünktlich. Der Flieger ist proppenvoll. Ansonsten frönen wir dem Filmprogramm und versuchen etwas zu ruhen. In Frankfurt landen wir überpünktlich, das Gepäck läuft in Rekordzeit vom Band und Elke steht fünf Minuten später vor der Tür.
Fazit
Wir haben etwa 3.300 km zurückgelegt.
Das Wetter war überraschend mild und sonnig für die herbstliche Jahreszeit. Die Wälder hatten bereits eine schöne buntige Färbung angenommen. Die Verfärbung der Ahornbäume variiert je nach Sorte von gelb-orange bis dunkelrot. Mal ist der halbe Baum bunt, dann wieder nur ein Ast oder die Astspitzen. Wildlife hat sich leider nicht so üppig blicken lassen.
Auch in den französisch dominierten Städten kann man direkt englisch losplappern. Alle offiziellen Schilder sind immer zweisprachig.
Uns begleitete endloser Wald und wir trafen sehr nette, freundliche und hilfsbereite Menschen.
Lachs und Schalentiere sind vom Feinsten, Pommes Frites aus Süßkartoffeln ein echter Hit. Der kanadische Wein von der Niagara Halbinsel schmeckt überraschend gut.