Japan 2010

Wir sind auf der Insel Honshu geblieben. Gereist sind wir ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln, in der Hauptsache mit Schnellzügen. Der Japan Rail Pass macht das ganze zu einem relativ preiswerten Vergnügen und die Pünktlichkeit ist sensationell.

18.09.2010 – 17.10.2010

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Inhalt

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Reiseroute und Fotoalbum

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Die Reiseroute

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Das Fotoalbum

Samstag 18.09.2010 Anreise Frankfurt – Zürich – Tokyo

Abflug Frankfurt Sa 18.09. 10.25
Ankunft Tokyo So 19.09. 07.20
Zeitdifferenz 7.00 h

Das Flughafentaxi (Elke) steht pünktlich um 8.00 zur Abholung vor unserer Tür bereit.

Um 10.25 startet der Flieger pünktlich. Bis Zürich sitzen wir Business. Der Imbiss an Bord ist nicht so dringend notwendig, da wir bereits in der Frankfurter Lounge frühstückten. In Zürich haben wir 1 h Aufenthalt, den wir in der dortigen Lounge verbringen. Um 12.30 sitzen wir komfortabel in der First. 100918155748_IX1_0907Das 1. Glas Champus wird uns vor dem Start serviert. Bald wird der Tisch gedeckt, um das mehrgängige Menu aufzutragen. Der rohe Fisch sowie die Sushi stimmen uns auf Japan ein.

Zur „Nacht“ werden das Bett eingerichtet sowie Schlafanzüge gereicht. Wir können uns vollständig in der Horizontalen ausstrecken. So ist tatsächlich an bequemes Ruhen und Schlafen zu denken. Der Frühstückstisch wird um 5.30 eingedeckt. Wir landen gut gefüttert sowie weitestgehend ausgeruht in Tokyo Narita.

Vor der Tür erwartet uns schwüle Wärme und Sonnenschein. Der Limousinen-Service bringt uns zum ANA-Hotel, von wo aus wir mit dem Taxi zum Hotel Akasaka Monterey weiterfahren.

Sonntag 19.09.2010 Tokyo

Wetter: Sonnenschein bei ca. 30 °C, schwül

Highlights: Meiji-jingu, Senso-ji, Tokyo-Tower

Gegen 10.00 treffen wir im Hotel ein. Zunächst heißt es, das Zimmer sei, wie allgemein in Japan üblich, erst um 15.00 beziehbar. 100919113326_IX1_0917Also ziehen wir uns nur etwas leichter an, deponieren das Gepäck und planen in der Lobby den Tag. Wenige Minuten später dürfen wir dann doch schon ins Zimmer. Es ist kaum größer als das Bett – ein typischer japanischer Hasenstall, kaum Platz für das Gepäck. Wir richten uns schnell ein, dann ziehen wir los zur nächsten Metrostation. Wir erstehen ein Tagesticket, orientieren uns auf dem Metroplan und fahren hinaus zum Meiji-ji Schrein. Der Schrein liegt mitten im Wald am westlichen Stadtrand von Tokyo. Halb Tokyo scheint sich durch den breiten Zugangsweg zu wälzen. Um die idyllische Waldruhe ist es jedenfalls geschehen. Geheiratet wird in der Schreinanlage außerdem. An diesem Schrein ist wirklich alles groß: die Tore, der Platz, der Tempel. Der Meiji-ji Schrein wurde 1920 zu Ehren des Kaisers Meiji und seiner Frau Schöken errichtet.

100919134237_D50_6403Nach einer kleinen Erfrischung fahren wir nach Asakusa im Norden Tokyos. Dort besuchen wir den Senso-ji-Tempel bekannt für seine 5-stöckige Pagode. Der Zugang führt durch eine Allee von Verkaufsbuden, in der ein wahnsinniges Gedränge herrscht. Das ist wohl die andere Hälfte der Tokyoter Bürger. Allenthalben umwabert uns hier eine Weihrauchwolke.

100919213303_D50_6421Gegen 15.30 ziehen wir uns ins Hotel zurück, um uns etwas zu erholen. Der Jetlag fordert seinen Tribut. Aber um 18.00 ziehen wir wieder los. In Ginza finden wir ein nettes kleines Sushi-Lokal. Ein japanisches Paar weist uns den richtigen Weg. Auf dem Heimweg ins Hotel machen wir einen Schlenker über den Tokyo-Tower. Tokyo bei Nacht von oben – ein gigantisches Lichtermeer! Gegen 22.00 fallen wir müde ins Bett.

Montag 20.09.2010 Tokyo ff.

Wetter: etwa 28 °C, schwül

Highlights: Senso-ji, Wasserbus, Ham-Rikyo-Teien, Happo-en

100920111522_IX1_1043Eigentlich wollen wir den Fischmarkt am frühen Morgen besuchen, deshalb stehen wir auch um 6.00 auf – aber leider hat er geschlossen. Heute ist der Feiertag, an dem alte Menschen geehrt werden. Als nächstes versuchen wir es in Asakusa mit dem Wasserbus – der nimmt erst um 10.00 Fahrt auf.

Also gehen wir erst mal frühstücken und dann, da wir uns sowieso in der Nähe befinden, noch mal den Senso-ji-Tempel. Dieses Mal mit deutlich weniger Menschen! Das kommt einem Tempelfeeling gleich viel näher. Jan findet in einer Seitengasse seinen 1. Geocache des Urlaubs. Gegen 9.30 finden wir uns wieder am Office für den Wasserbus ein. 100920110342_D50_6449Das Office hat geöffnet und davor hat sich schon eine Schlange am Fahrkartenschalter gebildet. Die Abfertigung geht rasch vonstatten. Wir sitzen im 10.00-Boot mit Ziel Hama-Rikyo-Teien. Wir fahren unter zig Brücken hindurch, wobei jede anders gestaltet ist und anderen Zwecken dient – Fußgängern – Autos – Zug. Am Anleger zum Hama-Rikyo-Teien steigen wir aus und spazieren durch den idyllischen Park. Pinien, Brücken und Seelein finden sich hier und mittendrin eine Insel der Ruhe – ein Teehaus, in dem auf Tatami-Matten grüner Tee zelebriert wird.

Das World Trade Center in der Nähe ermöglicht uns den Blick auf Tokyo von oben, wenngleich die Aussichten heute eher diesig sind. Direkt neben der Aussichtsplattform wird im Hochzeitszimmer geheiratet – ganz in weiß.

100919214723_D50_6426Wir fahren weiter nach Shirokandai in den Süden Tokyos zum Happo-en-Park. Dieser kleine private Park beherbergt einige bis zu 500 Jahre alte Bonsais. Geheiratet wird hier ebenfalls. Der heutige Tag scheint hierfür besonders beliebt zu sein. Auf dem Parkgelände befinden sich eine kleine Kirche sowie ein Tagungsgebäude mit Café. Somit bleiben kaum Wünsche offen. Der kleine Park strahlt Ruhe und Idylle mitten in der Hektik der Stadt aus. Die Bonsais wurden entlang eines Weges platziert und sehen einfach umwerfend aus.

Mit der Monorail die Tokyo Bay über die Rainbow-Bridge zu überqueren ist schon ein Erlebnis für sich. Auf der anderen Bay-Seite erwarten uns Strandpromenade und Shoppingmalls. Shoppen, shoppen, shoppen. Die Malls sind voll – selbst in den Ruheecken muss man geduldig auf einen freien Liegestuhl warten.

Uns zieht es zurück ins Hotel, um die Füße ein wenig hoch zu legen. Als wir zum Abendessen aufbrechen nieselt es leicht. Wir fahren wieder nach Ginza in eines der ältesten Tempura Restaurants. Jan war hier bereits zwei Mal anlässlich geschäftlicher Tokyo-Besuche. Es gibt verschiedene Tempura-Menus, die sich hauptsächlich in Menge und Preis unterscheiden. Wir sitzen um eine kleine Theke; der Koch steht in der Mitte und bereitet die Tempura coram publico zu. Es schmeckt ausgezeichnet und wir sind gut 300.000 Yen (= 270 EUR) ärmer!

Dienstag 21.09.2010 Tokyo ff.

Wetter: warm, hohe Luftfeuchtigkeit, sonnig

Highlights: Fischmarkt Tsukiji

100921064455_D50_6503Wir brechen um kurz nach 6.00 zum Fischmarkt Tsukiji auf. Dort herrscht schon emsiges Treiben. Riesige Thunfische und anderes Meeresgetier werden auf einer riesigen Marktfläche von unzähligen Ständen angeboten und weiterverkauft. Die großen Fische werden zerteilt, portioniert, verpackt, verkauft und transportiert. Ein ständiges hin und her motor- oder manngetrieben. Das Frühstück kann hier natürlich nur ganz fischig sein. Am Eingang zum Fischmarkt bieten einige Restaurants superfrische Sushi oder Sashimi an. Das können wir uns nicht entgehen lassen. Obwohl – zum Frühstück ist das schon sehr gewöhnungsbedürftig.

Anschließend müssen wir einen Schlenker über unser Hotel einflechten, denn Jan hat seinen Reisepass vergessen, den wir für die Ausstellung des Japan Rail Passes benötigen. Unser nächstes Ziel ist das Rathaus und die dort beherbergte Touristeninfo. Wir lassen uns einige Infos zum Fuji-san geben und folgen dem Rat, die Touristeninfo in Fujiguchiko anzurufen. Wir erhalten die Auskunft, dass die Konditionen am Fuji-san gut seien.

Nun holen wir am Bahnhof in Shibuya unsere JR-Pässe, die aufgrund unserer Voucher und des ausgefüllten Formulars, ausgestellt werden. Der JR-Pass hat 3 Wochen Gültigkeit – insofern will das Beginndatum gut gewählt sein. Der Bahnhof Shibuya gleicht einem riesigen unterirdischen Gewirr über mehrere Ebenen, Metro-Linien und JR-Linien. Da soll sich ein Mensch zurechtfinden.

Direkt neben dem Bahnhof befindet sich der Busbahnhof. Dort erstehen wir das Ticket nach Kawaguchi-ko am Fuße des Fuji-san für morgen Vormittag 10.10.

Wir versuchen noch mal unser Glück mit einer Aussichtterrasse, die nicht eingeglast sein soll. In Ikebukuro im Sunshine 60 Center im 59. Stock liegt sie angeblich. Leider wird sie nur an Wochenenden geöffnet. Also wieder ein Aquariumblick auf die Stadt.

Zurück in der City gehen wir in das älteste und edelste Kaufhaus der Stadt, ins Mitsukoshi Stammhaus. Ein echtes Warenhaus der Edelklasse. Waren aller namhaften Designer sind im Angebot. Wir erstehen 600 g Dörrobst (Mango und Cranberries) für 60,00 EUR!!

Wir gönnen uns eine kurze Rast im Hotel bevor wir zum Abendessen um die Ecke aufbrechen. Wir landen in einem kleinen Restaurant im 1. Stock in einer kleinen Nebengasse. Wir werden quasi von der Straße aufgelesen, sonst wären wir nie dort gelandet. Es gibt Shabu Shabu, ähnlich dem vietnamesischen Hot Pot. In die heiße Suppe wandern Frühlingszwiebeln, gebratener Tofu, Sojakeimlinge und Dim Sums – sehr lecker. Das Restaurant wird mit der Zeit immer voller. Jeder neue Gast wird mit lautem Hallo begrüßt.

Für uns heißt es dann nur noch packen.

Mittwoch 22.09.2010 Tokyo – Kawaguchi-ko

Wetter: warm 30 °C, hohe Luftfeuchtigkeit

Reisezeit: Bus 2 h

Highlight: freier Blick auf Fuji-san

Der Wecker klingelt um 7.30. Frühstück gibt es in einem Café in der Nähe des Hotels zwischen den Werktätigen auf ihrem Weg zur Arbeit. Ich frage mich, wie die Mädels auf den Highheels unfallfrei durch den Tag kommen, denn gehen kann keine auf ihnen.

Um 8.30 checken wir aus. Ein Taxi kann man direkt vor der Hoteltür anhalten. Der Verkehr ist eher mäßig, so dass wir 15 Minuten später den Busbahnhof erreichen. Wir suchen uns ein nettes Warteplätzchen an der Hauswand und nehmen auf dem Rucksack Platz. Das Geschehen auf dem Busbahnhof ist außerordentlich geordnet. Die Busse kommen und gehen im 10-Minuten-Takt. Und alle pünktlich! Wir fahren Punkt 10.10 von Gate 1 ab. Der Bus ist voll besetzt, die Fahrt über den Express-Highway flott. Die Haltestellen werden in Laufschrift auch in lateinischer Schrift angezeigt, so werden wir unser Ziel bestimmt nicht verpassen.

100922173107_D50_6586Sobald wir Tokyo verlassen, prägen grüne Wälder auf sanften Hügeln das Landschaftsbild. Der Fuji-san ist auch bald in Sicht. Ganz ohne seine weiße Kappe macht er uns die Identifikation nicht so leicht. Er ist mit seinen 3.776 m der 2. höchste allein stehende Berg der Welt.

100922140352_IX1_1164Gegen 12.00 erreichen wir Kawaguchi-ko-Bahnhof. Sehr schön, denn daneben befindet sich die Touristeninfo. Dort werden wir sehr hilfsbereit mit Infos und Material zum Fuji-san versorgt sowie im Ryokan Ichifuji-sou untergebracht. Wie in Japan üblich, kann das Zimmer erst um 15.00 bezogen werden. So deponieren wir unser Gepäck im Schließfach, um Kawaguchi-ko unsicher zu machen. Die Sonne brennt. Wir gucken erst mal auf den Kawaguchi-ko See, auf dem Schwäne als Tretboote schwimmen. Wir genehmigen uns ein Mittagessen mit Seeblick, bevor wir mit der Seilbahn auf den Kachi Kachi (1.050 m) fahren, von dem man einen phantastischen Blick auf den Fuji-san hat.

100922153730_IX1_1173Kurz nach 15.00 beziehen wir das Zimmer im typisch japanischen Stil, d.h. es ist mit acht Tatamimatten (ein sogenanntes „acht Tatamizimmer“) ausgelegt, die Futons liegen mit allem anderen Bettzubehör im Schrank, Hocktisch mit Sitzkissen, ein heißes Gemeinschaftsbad, im Klo stehen Kloschuhe und das Ganze für schlappe 4.000 Yen pro Person (= 36,00 EUR). Dafür mit Blick auf den Fuji-san.

Im Ort ist nicht viel los – Nachsaison. An diesem Abend haben sogar alle Restaurants geschlossen (irgendein Feiertag wie wir später herausfinden). So war die Frage das Zimmer mit oder ohne Mahlzeiten zu nehmen durchaus begründet. Wir beschließen den Tag mit Sandwichs und Canasta auf dem Zimmer – im Schneidersitz. Hoffentlich kommen wir je wieder hoch.

Donnerstag 23.09.2010 Fuji-san

Wetter: Regen, mäßige Temperaturen

Reisezeit: Bus 1 h

Aufstieg: 11.15 – 14.30

Das Gepäck können wir im Ryokan lassen. Frühstück nehmen wir am Bahnhof. Der Bus zur 5. Station fährt um 9.50 ab – von 850 m auf 2.305 m. Der Bus ist mäßig besetzt. Wir fahren durch Wald im Nebel mit Regenschauern. Das lässt hoffen.

100923105012_IX1_1190Die 5. Station ist ganz auf Touristen ausgerichtet – japanische. Viele Souvenirläden und Restaurants. In allen herrscht Gedränge. Vom Fuji-san ist weit und breit nichts zu sehen. Wir warten noch einen Regenschauer ab, dann setzen wir uns langsam in Bewegung. Von Ferne grollt es. Das Gewitter begleitet uns noch eine ganze Weile. Die Regenjacke und das Rucksackverhüterli (meines aus einer Plastiktüte gebastelt) rüsten wir bald nach.

100924060127_IX1_1202Ab der 6. Station treffen wir keinen Menschen mehr. Es geht heftig bergauf, teilweise auch recht felsig. Alle Hütten sind, wie angekündigt, geschlossen. Die Bergsaison ist offiziell seit dem 31.08.2010 beendet. Der Weg ist sehr ordentlich präpariert, damit er dem normalen Ansturm der „Pilger“ Stand halten kann. Nach 3 ¼ h erreichen wir auf 3.200 m Höhe die Gansomuro Hütte, dies ist die einzige Hütte, die noch geöffnet hat. Sehr gastlich ist das Haus allerdings nicht. Hier wird die Saison am Samstag beendet sein. Im Matratzenlager befinden sich schon drei Amerikaner von der Insel Guam. Der Check-in sollte auch in der Hütte erst um 15.00 erfolgen, aber wegen des schlechten Wetters dürfen wir eintreten, der Speiseraum wird jedoch noch anderweitig benötigt. So bleiben wir oben im Matratzenlager und richten uns gemütlich ein. Draußen kachelt es laut gegen die Fenster. Gegen 17.00 trifft der 4. noch fehlende Amerikaner ein, der die Hütte verpasste und erst kurz unter dem Gipfel merkte, dass er zu weit aufstieg. Später gesellt sich noch ein israelisches Pärchen russischen Ursprungs zu uns. Die beiden saßen mit uns zusammen im Bus zur 5. Station.

Um 18.00 wird das Abendessen serviert – Reis mit Curry und Würstchen und grünem Tee, den allerdings soviel man will. Das Frühstückspäckchen wir ebenfalls ausgeteilt mit der Ankündigung „Tee wird’s am Morgen keinen geben!“. Es werden viele Geschichten erzählt von den um den Tisch sitzenden Wanderern (den Amerikanern, den Israelis und uns). Um 20.00 wird Hüttenruhe ausgerufen, also kriechen wir alsbald in den Schlafsack. Das Klo ist Gott sei Dank von innen zu erreichen. Draußen stürmt es nach wie vor.

Freitag 24.08.2010 Fuji-san ff.

Wetter: kalt, bedeckt, weitestgehend trocken

Highlight: Gipfelkrater

Aufstieg: 1 ½ h, Abstieg: 2 ½ h

Reisezeit: Bus 1 h

 

Um 2.45 flammt zum 1. Mal das Licht auf als 1. Weckruf, der für diejenigen gilt, die bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel sein wollen! Keiner bewegt sich. Alle lassen es gemütlich angehen. Dem 2. Weckruf um 5.05 folgen dann alle. Der Sonnenaufgang fällt eh nicht so brillant aus – zu viele Wolken.

100924070603_IX1_1210Wir machen uns wanderfertig, nehmen das Frühstück im Stehen (ohne Hüttentee) mit unserem eigenen mitgebrachten Tee aus der Thermoskanne. Um 6.00 starten wir. Unten hängen Nebel und Wolken, aber es ist trocken und kaum windig. Der Aufstieg lässt sich gut bewältigen. Um 7.30 stehen wir am Kraterrand. Hier oben bläst allerdings ein eiskalter Wind und es graupelt zusätzlich. Also rüsten wir mit allem was der Rucksack hergibt auf, absolvieren aber trotzdem nur das Notwendigste. Das bedeutet zumindest das Gipfelfoto unter dem Torii muss sein sowie eine kleine stärkende Rast – Gipfelschluck inklusive. Der Willi schmeckt auch hier.

100924101653_IX1_1244Dann folgen wir der Abstiegsroute, die von der Aufstiegsroute abweicht. Das ist zwar beim heutigen Andrang auf den Gipfel nicht so entscheidend, aber zur Hochsaison sicher sehr sinnvoll. Nach 2 ½ h haben wir bereits wieder die 5th Station erreicht zusammen mit der amerikanischen Männergruppe. Jan strömt gleich dem Bier entgegen, das von einer Nudelsuppe begleitet wird. Die vier Amerikaner folgen derselben Diät. Der 11.40-Bus bringt uns alle zurück nach Kawaguchi-ko. Dort trennen sich erst mal unsere Wege. Jeder freut sich auf eine Dusche und ein entspannendes warmes Bad. Auf unseren Host müssen wir bis 14.00 warten, aber dann schnell ins heiße Bad.

Den Nachmittag vertrödeln wir. Im benachbarten Friedhof werden mehrere Böller gezündet. Wofür dieses Feuerwerk gut sein soll, erschließt sich uns jedoch nicht.

Gegen 18.00 sind wir mit unserer amerikanischen Wandertruppe in deren Hostel bzw. im benachbarten Pub verabredet. Wir treffen sie in der Küche ihres netten Hostels an. Eine der Hostel-Angestellten kocht, was Matt (der Jüngste der Amerikaner) eingekauft hat. Wir dürfen mitessen, es schmeckt vorzüglich. Die Tempura und das Shabu Shabu sind klasse, ansonsten muss neben Bier eine 1,8 l Flasche Sake ihr Leben lassen. Zum guten Schluss landen wir in der benachbarten Bar. Gut zufrieden und müde fallen wir gegen 22.00 auf die Futons.

Samstag 25.09.2010 Kawaguchi-ko – Nikko

Wetter: Kawaguchi-ko – kühl, regnerisch; Nikko – sonnig, warm

Reisezeit: Bahn 4 ½ h

Highlights: Fuji-san mit Kappe, Shinkansen fahren

Um 8.00 beginnt unser Tag. Draußen sieht es ungemütlich aus. Frisch und nieselnd. Unser Host bringt uns netterweise mit dem Auto zum Bahnhof. Wir frühstücken ebenda und kümmern uns um die Fahrkarten.

Jede Etappe müssen wir an der jeweiligen Station für die nächste Etappe reservieren. Sofern es eine JR-Bahn ist, deckt der JR-Pass die Fahrtkarte ab. Also fahren wir zunächst mit einer Lokalbahn, die an jeder Milchkanne hält, bis nach Otsuki. An der eingleisigen Strecke haben wir zusätzliche Wartezeiten durch entgegenkommende höher priorige Züge. Dafür haben wir noch mal einen tollen Blick auf den Fuji-san, der nun eine Kappe aus Puderzucker und einen Wolkenschal trägt. Es muss in der letzten Nacht noch knuspriger dort oben gewesen sein. Im Laufe der Zeit schafft die Sonne die Wolken jedoch zu besiegen.

Von Otsuki geht es weiter mit einem Regionalexpress nach Shinkuyu. Abfahrt 12.05, Ankunft verspätet 13.15. In Shinkuyu müssen wir wieder ins JR-Office, was in diesem Monsterbahnhof mit vollem Gepäck ganz toll ist. Aber es gelingt die Reservierung für den nun folgenden Shinkansen zu bewerkstelligen. Der Shinkansen fährt ab Tokyo Station, also erst mal mit einem Regionalexpress von Shinyuku zur Tokyo Station. Nun wird es im Shinkansen erst mal komfortabler. Wir haben reservierte Plätze und sitzen 1. Klasse. Abfahrt 14.20 ab Tokyo Station, Ankunft in Utsunomiya 15.14. Dort umsteigen wiederum in einen Regionalexpress nach Nikko. Abfahrt 15.33, Ankunft 16.15. Das Umsteigen ist eigentlich ganz gemütlich, denn an den Sperren halten wir einfach unseren JR-Pass hoch, um durchgelassen zu werden.

Mit dem Stadtbus, der vor dem Bahnhof abfährt, kommen wir nach einer halben Stadtrundfahrt an der anvisierten Haltestelle an. Von dort müssen wir noch 500 m bis zum Nikko Turtle Inn laufen, in dem wir ein Doppelzimmer ganz im japanischen Stil beziehen. Das Hotel liegt direkt am Fluss, nett und ruhig.

Zum Abendessen gehen wir außer Haus und danach weiter zur angestrahlten heiligen Brücke „Shinkyo“. Der restliche Abend steht ganz im Zeichen von Housekeeping und japanischem Bad.

Sonntag 26.09.2010 Nikko

Wetter: morgens sonnig, gemäßigt; nachmittags wolkig, abends Regen

Highlights: 20. Hochzeitstag, Nikkos Tempel

Das Frühstück wird um 8.00 serviert. Es gibt reichlich Obst, ein gekochtes Ei, getoastetes gebuttertes Brot, Orangensaft und Kaffee. Mmmmmh! Lecker!

100926084746_D50_6621Gegen 8.30 machen wir uns auf den Weg. Wir folgen der Straße den Fluss entlang bis zu einem Steingarten und aufgereihte Buddhas, die völlig kostenfrei zu besuchen sind. Idyllische Lage am Daiya-gawa und diese himmlische Ruhe.

Anschließend stürzen wir uns in das Getümmel der Tempel- und Schreinbesucher. Wir erstehen ein Kombiticket, das schon mal den Besuch der meisten Tempel abdeckt. Beginnend mit dem Durchschreiten des größten steinernen Toriis von Japan arbeiten wir uns zum Haupttempel „Toshu-go“ vor. Daneben steht die 5-stöckige prächtige Pagode. Die Treppe führt weiter in den Haupttempel hinein. Hier gibt es Wirtschaftsgebäude, Schreine und Mausoleen zu sehen. Alle Gebäude weisen kunstvolle Schnitzereien und/oder Malereien auf. Horden von Schulklassen und anderer Besucher wälzen sich durch den Tempel. Hinter der schlafenden Katze führen viele Stufen durch den Wald zu einem Mausoleum. Unten wird unterdessen geheiratet. Es wird also einiges geboten.

100926095204_IX1_1313Im benachbarten Futarasan-Tempel herrscht schon deutlich weniger Betrieb. Das fühlt sich eindeutig besser an. Gleich hinter dem Tempel gibt es für Jan den einzigen Geocache der Gegend. Im Taiyu-in sind jede Menge Steinlaternen zu bewundern und im obersten Tempelgebäude zieren unzählige Drachen die Decke. Die Drachen sollen die Toten gut in den Himmel begleiten.

Zum Mittagessen gibt es Yuba-Soba, das ist eine Suppe mit Buchweizennudeln und spezieller Soja-Einlage, die aus der Haut der Sojamilch gewonnen wird.

Zum Abschluss des Kulturprogramms darf der Rinno-ji mit der 3-Buddha-Halle natürlich nicht fehlen. Die Buddhas sitzen auf Lotusblüten, sind 9 m hoch und ganz aus Holz. Der Rinno-ji ist der größte Tempel in Nikko und wird gerade eingehaust. Zukünftig wird dann das aufgemalte äußere Erscheinungsbild vom Tempel zu sehen sein.

100926133537_D50_6780Nun machen wir noch einen Abstecher zum Chunzenji-ko See und dem Kegon-Wasserfall. Eine nette Japanerin weist uns den richtigen Bus. Die Busfahrt kann nur als spektakulär bezeichnet werden. Von 565 m beginnend schwingt sich die Straße bis auf 1.270 m hoch und das auf kurzer Strecker in engen Kehren. Nach 30 Minuten Fahrt ist das Ziel erreicht. Zum Kegon-Wasserfall sind es 300 m Fußweg in die eine Richtung und zum See 300 m in die andere Richtung. Der Wasserfall fällt aus 97 m Höhe mit 1,4 t Wasser pro Minute donnernd in die Tiefe. Ein Fahrstuhl führt zu einer Aussichtsplattform am Fuße des Wasserfalls. Eine ziemlich wilde Konstruktion, die 1930 entstand.

Zurück in Nikko strecken wir uns erst mal aus. Das Abendessen nehmen wir zur Feier des Tages in einem Steakhaus. Wir probieren japanischen Rotwein zum Essen. Serviert wird er kühlschrankkalt. Sobald er Zimmertemperatur erreicht, ist er sogar trinkbar.

Der Rückweg ins Hotel fällt leider etwas feucht aus.

Montag 27.09.2010 Nikko – Matsushima

Wetter: Nikko kühl, Regen; Matsushima trocken, bedeckt, warm

Reisezeit: Bahn 2 ½ h

Highlights: Inseln in der Matsushima (deutsch = Kieferninseln) Bucht (zählt zu den Drei schönsten Landschaften Japans)

Wir wachen kurz vor dem Wecker (7.30) auf. Draußen regnet es ungemütlich. Das Frühstück schmeckt trotzdem. Danach lassen wir uns für die Fahrt zum Bahnhof ein Taxi rufen.

100925141315_D50_6596Der Zug nach Utsunomiya fährt in 25 Minuten ab. Wir nehmen die Sitzreservierungen für den Shinkansen ab Utsunomiya nach Sendai vor. Beim Verstauen der Reservierung bemerkt Jan sein fehlendes Portemonnaie. Es muss ihm wohl im Taxi aus der Hosentasche gefallen sein. Ein Taxi-Fahrer vor dem Bahnhof lässt seinen Kollegen über die Zentrale rufen, der ruckzuck 10 Minuten später mit Jans Portemonnaie in der Hand einfährt. Ein Schreck in der Morgenstunde, der glücklich endet. Und alles ist noch drin! Erleichtert steigen wir in die Regionalbahn. In Utsunomiya steigen wir in den Shinkansen nach Sendai um. Von dort geht es wiederum mit einem Regionalexpress weiter nach Matsushima-Kaigan.

Der 1. Weg führt uns zur Touristeninformation. Dort spricht man sogar deutsch. Wir werden mit allen notwendigen Infos versorgt und zu einem Hotelzimmer verhilft uns der gute Mann dolmetschend am Nachbarschalter auch noch – beziehbar ab 15.00. Das Gepäck dürfen wir kostenfrei unterstellen, zwei Regenschirme nötigen sie uns für den Nachmittag wegen des grauen Himmels auf.

100927141609_D50_6917Nun gehen wir weiter zum Schiffsanleger. Just-in-time, denn fünf Minuten später um 13.00 legt das nächste Schiff zur Tour durch die Bucht mit seinen Inselchen ab. Sobald die Leinen los sind, beginnen die Japaner Möwen zu füttern. Kein Wunder also, dass uns ein ganzer Schwarm begleitet. Die kleinen Inselchen mit ihren Baumhauben sehen sehr goldig aus. Außer den Inselchen gibt es jede Menge Einrichtungen zur Austernzucht, für die die Bucht ebenfalls bekannt ist.

100927155540_IX1_1469Einige Inselchen in Nähe des Festlands sind über Brücken mit dem Festland verbunden. Darauf befinden sich Schreine und Buddhas. Das Inselchen Fukuurajima ist die größte dieser Inseln, man gelangt auf sie über eine sehr lange Brücke. Hier gibt es für Jan einen Geocache und nette Ausblicke auf die Bucht.

100927164405_IX1_1500Das schönste Inselchen ist jedoch Oshima. Dort gibt es in Felsnischen gehauene Gottheiten, Gedenktafeln mit eingravierten Haiku-Gedichten und einige Schreine zu bewundern.

Zum Abschluss gehen wir über die Tempel Zuiganji und Entsui, der über einen sehr hübschen Garten verfügt, zum Bahnhof zurück. Wir werden bereits erwartet, ins Auto verfrachtet und direkt zum Hotel gefahren. Unser Gepäck wartet bereits im Zimmer auf uns. Der Blick auf die Bucht überrascht.

Zum Abendessen gehen wir zurück in den Ort. Wir erwischen ein Restaurant, das die hiesige Spezialität „Rinderzunge“ in allen möglichen Variationen serviert. Aber es gibt auch Sashimi, so kommt jeder auf seine Kosten.

Dienstag 28.09.2010 Matsushima – Kakunodate – Akita

Wetter: warm, Regen

Reisezeit: Bahn 3 ¼ h

Highlights: Samuraihäuser

Es regnet in Strömen. Unser Host bringt uns freundlicherweise mit dem Auto zum Bahnhof. Der nächste Lokalzug soll in ca. 30 Minuten um 9.02 abfahren. Wir sitzen jedenfalls trocken und vernichten einige Cracker mit Wurst und Käse quasi zum Frühstück während der Wartezeit. Der Zug verspätet sich etwas, dafür ist er dann voll. Es gibt noch kuschelige Stehplätze bis Sendai. Mit vollem Gepäck wird das immer gerne genommen. Nach einer knappen Stunde erreichen wir Sendai. Alle Milchkannen sind eingesammelt …

Beim Bahnhofsbäcker decken wir uns für das 2. Frühstück ein. Wir haben direkten Anschluss an den Shinkansen nach Morioka. Aufgrund des Wetters haben wir umgeplant. Sowohl die Bootsfahrt durch die Schlucht als auch das Radeln über die Reisfelder entfällt ersatzlos.

Der Shinkansen saust durch das landwirtschaftlich genutzte Japan. Reisfeld an Reisfeld oder aber in den Hügeln ein schier endloser Wald in dem viele Zedern stehen.

100928130811_IX1_1511In Morioka steigen wir in den nächsten Shinkansen nach Kakunodate um. Nach weiteren 45 Minuten haben wir Kakunodate erreicht. Wir schließen unser Gepäck weg, dann machen wir uns auf den Weg zu den Samurai-Häusern – im Regen.

100928135559_D50_7044Aber in den Samurai-Häusern ist es ja trocken. In einem der Häuser werden wir von einem Nachfahren in der 12. Generation durch das Haus geführt. Er erzählt uns, welcher Raum wofür genutzt wurde, wer wann durch welche Tür eintreten durfte, das hört sich nach einem rechten Klassensystem an. Einige sehr hübsche Exponate aus der Samuraizeit können in der Ausstellung bewundert werden. Ein Teil der Samurai-Häuser weist dicke Reetdächer auf. Viele Samurais erhielten Ländereien von ihren Feudalherren und wurden dann Bauern.

Kurz nach 15.00 sitzen wir wiederum in einem Shinkansen mit Ziel Akita. Gegen 16.00 steigen wir in Akita aus. Ein Hotel in Bahnhofsnähe ist schnell gefunden. Hier müssen wir getrennt baden. Das Abendessen nehmen wir auch im Hotel – sehr japanisch. Wir sind froh nicht noch mal vor die Tür zu müssen. Ein Schauer jagt den nächsten ?

Mittwoch 29.09.2010 Akita – Tsuruoka – Haguro-san

Wetter: locker bewölkt, trocken, warm

Reisezeit: Bahn 2 h, Bus 2 h

Highlights: Aufstieg zum Tempel, Tempel mit Reetdach

Kurz vor 7.30 finden wir uns zum japanischen Frühstück ein. Das sieht genauso aus wie das gestrige Abendessen. Mein Lieblingsgericht wird das sicher nicht. Reis mit Gemüse ist erträglich, aber Fisch, Fleisch und Muscheln brauche ich nicht wirklich am frühen Morgen. Jan putzt alles weg.

Um 8.15 machen wir uns auf den Weg. Der nächste Zug nach Tsuruoka fährt um 8.52, Ankunft 10.57 – ein Superexpress. Wir sitzen ganz gemütlich in der 1. Klasse, draußen sehen wir rechts das Meer mit reichlich Dünung und links Felder oder Wald.

In Tsuruoka beziehen wir das Tokyo Dai-Ichi Hotel in direkter Nähe zum Bahnhof. Wir dürfen sogar direkt ins Zimmer! Vor 15.00! Wir rüsten uns wanderfertig aus, dann kehren wir zum Bahnhof zurück (die Bushaltestelle befindet sich vor dem Bahnhof). Leider fährt uns der 11.42-Bus vor der Nase weg. Der nächste Bus fährt um 12.57. Da bleibt uns etwas Zeit m Tsuruoka zu erkunden.

100929135233_D50_7081Wir steigen in den 12.57-Bus nach Haguro-san Village. 45 Minuten später steigen wir nach langer Beratung mit dem Busfahrer und zwei mitreisenden Japanerinnen – ganz in Japanisch ?an der richtigen Station aus. 2.446 Treppenstufen führen durch den Zedernwald an einigen Schreinen vorbei hinauf auf den Haguro-san (414 m). Die Zedern sind riesig groß mit imposanten Stämmen. Wie über eine Allee zieht sich die Treppe den Berg hinauf. Oben wartet ein riesiger roter Schrein, der mit einem 2,10 m dicken Reetdach gedeckt ist. Die immense Glocke wird ebenfalls von einem Reetdach geschützt. Zu einem anderen roten Schrein führen Unmengen kleiner roter Windräder. Ein Teil der Holzschreine weist filigrane Schnitzereien auf. Dies ist – zumindest während unserer Anwesenheit – ein stiller beschaulicher Ort. Jan will mit dem Bus hinunterfahren, ich laufe die Treppe wieder hinab. Im Bus nach Tsuruoka treffen wir uns wieder.

Zur Entspannung gönnen wir uns ein (getrenntes) Bad im Rotenburo im 10. Stock unseres Hotels. Mit leckerem Teppanyaki findet der Tag einen würdigen Abschluss.

Donnerstag 30.09.2010 Tsuruoka – Nagano

Wetter: Tsuruoka sonnig, warm; Nagano Regen, warm

Reisezeit: Bahn 4 ½ h

Highlights: Zenko-ji, Essen im Hotel Fujiya

Das Frühstücksbuffet hält auch eine kleine Western Ecke mit Toast bereit. Wie nett.

Kurz vor 9.00 finden wir uns am Bahnhof ein. Der Zug fährt um 9.12 ab. Leider wurden wir in der 2. Klasse eingebucht. Die Beinfreiheit fällt da doch eher japanisch aus. Ankunft 10.57 in Niigata mit dem Superexpress. Weiter geht es um 11.11 mit dem Shinkansen nach Takasaki. Die Umsteigezeit reicht gerade aus um die Reservierungen auf Green Car (1. Klasse) umschreiben zu lassen. Ankunft in Takasaki um 12.27. Weiter mit dem nächsten Shinkansen um 12.35. Wir verlieren uns fast auf dem Bahnhof, denn Jan nimmt die Rolltreppe und ich die Treppe, aber alles wird gut, wir steigen zusammen in den Shinkansen gen Nagano ein. Ankunft 13.24.

100930143938_IX1_1602Uns begleitet mittlerweile eine einheitliche Grautönung, es regnet. So auch in Nagano. Kurz entschlossen steigen wir in ein Taxi zum auserwählten Ryokan. Es gibt ein Zimmer für uns, so richten wir uns erst mal ein, dann starten wir zum Tempel. Unser Host versorgt uns mit Schirmen.

100930152719_D50_7174Der Tempel Zenko-ji wäre bei Sonne sicher noch eindrucksvoller, aber auch so nimmt das schlichte Gebäude uns in seinen Bann. Wir kaufen ein Ticket für den inneren Bereich und den Untergrund. Damit können wir uns im Tempel relativ frei bewegen. Wir gehen die Treppe hinunter, dort empfängt uns totale Finsternis. Nun heißt es „immer an Wand lang“ bis wieder Licht in Sicht ist. Ein unerwartetes und eindrucksvolles Erlebnis. Den Schlüssel finden wir, aber auf die Erleuchtung warten wir noch …

Das Abendessen nehmen wir im Gehonjin Fujiya – ein ehemaliges Hotel, das „nur“ noch ein Restaurant anbietet und das angesagteste Western-Restaurant in Nagano ist. Sowohl Essen als auch das Ambiente gefallen uns wunderbar. Mal kein roher Fisch, mal ganz ohne die unvermeidliche Miso-Suppe, sondern italienisch angehauchte Küche und ordentlich temperierter Rotwein! Einfach himmlisch! Das tut gut.

Freitag 01.10.2010 Nagano – Yudanaka

Wetter: sonnig, warm

Reisezeit: Bahn 2 ½ h, Bus ½ h

Highlights: Affenbad, Onsen

101001085622_IX1_1633Das japanische Frühstück ist ganz erträglich. Gegen 8.30 verlassen wir den Ryokan in Richtung Bahnhof. Heute werden wir JR untreu, denn nur die Nagaden Line bringt uns nach Yudanaka. Wir fahren durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Dahinter bewaldete Hügel. Die Bäume hängen gepackt voll mit rotwangigen Äpfeln. Der Reis wird getrocknet oder gerade mit Maschinen geerntet. Wir müssen ein Mal in eine andere Lokalbahn umsteigen, das letzte Stück bis zur Station Kanbayashi Spa fahren wir mit dem Bus. Danach geht es zu Fuß weiter. Bald zweigt der Wanderweg von der Straße ab. Der Weg ist gut gepflegt, alle paar Meter gibt es Hinweisschilder auf die heimische Flora und Fauna. Der Wald sorgt für ein gutes Klima, da lässt es sich gut ausschreiten. Kurz vor dem Makakenbad findet Jan seinen Geocache, danach können wir uns nun in aller Ruhe den Makaken widmen. Die Affen verbringen nicht nur den Winter um und in dem heißen Pool, sondern lungern auch im Sommer um und in ihm herum. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie gefüttert werden. Einige Makaken baden oder tauchen, andere lausen, einige schlafen und die Kleinkinder toben. Ab und zu läuft einer Amok, dann gibt es großes Affentheater. Aber sie sind an Touris gewöhnt, daher kann man in unmittelbarer Nähe an ihnen vorbeigehen ohne Panik oder Stress auszulösen. Alles in allem ist das sehr süß – auch ohne Schneehauben auf den Affenköpfen.

101001125155_D50_7309Direkt auf der anderen Flussseite dürfen Menschen in einem Onsen baden. Das nehmen wir. Es gibt ein Außenbecken für Männlein und Weiblein zusammen, das oberhalb des Flusses liegt und mit heißem Wasser gefüllt ist. Die große Fontäne spritzt daneben unaufhörlich mit ungeheurem Druck Wasser in die Luft. Affen laufen hier natürlich ebenfalls herum in mehr oder weniger Entfernung zum Onsen, denn schließlich leben sie ja wild in diesem Revier. Einige kommen um an den Mineralien zu schlecken – das wird wohl Salz sein, an dem sie interessiert sind. Wir sitzen allein in dem Becken und genießen die Wärme und die Natur. Nach einer Weile treten wir den Rückweg an.

Gegen 16.30 kehren wir nach Nagano zurück. Auf dem Weg vom Bahnhof zum Ryokan kaufen wir Jan einen japanischen Bademantel (Yukata). Das Housekeeping fällt etwas engagiert aus, denn das Haus verfügt zwar über eine Waschmaschine, aber getrocknet wird auf der Leine. Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir bereits am Morgen gewaschen. So werden wir wohl unser Zimmer über Nacht in eine Trockenstube verwandeln. Das freut zumindest die Schleimhäute.

Das Abendessen fällt heute japanisch/indisch aus. Jan isst Schweineschnitzel japanische Art und ich indisches Hühner-Curry. Das Ganze runden wir mit Sake ab.

Samstag 02.10.2010 Nagano – Kamikochi

Wetter: sonnig, warm

Reisezeit: Bahn 1 ½ h, Bus 1 ¼ h

Highlights: Sonnenschein über den Bergen Kamikochis

Der Tag beginnt mit einem japanischen Frühstück. Es gibt hauptsächlich Gemüse zum Reis, aber auch einen ganz schmackhaften Fisch und natürlich die unvermeidliche Miso-Suppe. Das Filetieren mit Stäbchen will auch geübt sein, aber unsere Stäbchenfertigkeit reicht zwischenzeitlich aus. Unsere Trockenstube hat unsere Wäsche zumindest einpackfähig trocken gelegt.

Wir nehmen den Bus zum Bahnhof, da wir keine Lust haben das ganze Gepäck 1,5 km zu schleppen. Der nächste Zug nach Matsumoto fährt eine ½ h später um 10.00 ab. Kurz vor 11.00 fahren wir in Matsumoto ein. Dort steigen wir in eine Privatbahn um, die wiederum 30 Minuten später abfährt. In Shin-Shimashima steigen wir in den Bus für die letzte Etappe nach Kamikochi um, wo er uns um 13.10 am Busbahnhof wieder ausgespuckt.

In diesem Bergressort ist wetterbedingt die Hölle los. Es gelingt uns im Onsen Hotel Quartier zu nehmen und sie zu überreden uns mit einem Shuttle abzuholen, was hier wohl nicht so üblich ist. Man läuft zum Hotel sein Gepäck tragender Weise – auch bei hochpreisigen Hotels. Es dauert eine ganze Weile bis der Shuttle eintrifft, auf der Rückfahrt wissen wir dann warum. Wir müssen ein ganzes Stück die Straße wieder zurück und biegen dann in eine schlaglochreiche Schotterpiste ein.

101003160031_D50_7478Das Onsen Hotel liegt sehr hübsch am Fluss. Das Zimmer im japanischen Stil ist sehr geräumig. Nachdem der Tee-Service uns eingewiesen hat, drehen wir noch eine Runde rund um den Fluss. Das Panorama ist wunderschön.

Jan findet seinen ersten FTF (First-to-Find Cache) voller Glück, da ihm ein solcher auf seiner Liste noch fehlte. Die Wege um den Fluss sind sehr gut eingerichtet, über die sumpfigen Stücke führen Holzstege, die sehr neu aussehen. An einem Pond gibt es hübsche Spiegelungen von Bergen und Bäumen.

Zurück im Hotel probieren wir (getrennt nach Männlein und Weiblein) den sehr schönen Onsenbereich aus. Kaum angezogen klingelt das Telefon „das Abendessen ist fertig“. Mehrere Gänge werden ganz in japanisch in übersichtlichen Portionen serviert. Das kann man nur als engagierte japanische Küche bezeichnen und relativiert den Zimmerpreis.

Als Abendunterhaltung wird eine kleine Diashow mit Bildern rund um Kamikochi gegeben. Den Kommentar verstehen wir eh nicht da ganz in japanisch und die Bilder … stammen wohl von einem Hobbyfotographen.

Sonntag 03.10.2010 Kamikochi

Wetter: bewölkt, warm

Highlights: Myojin-Ike (Pond mit Inselchen)

Das Frühstücksbuffet bietet reichlich japanisch aber auch eine kleine Westernecke. Wie nett.

Gegen 9.00 wandern wir los durch das Tal den Fluss entlang. Ein guter Teil des Weges führt über Holzstege an mehreren Ponds vorbei. Einige wanderlustige Japaner jeden Alters sind ebenfalls bereits unterwegs.

Im Myojin-Ike gibt es viele Forellen, die in der danebenliegenden Hütte gegrillt angeboten werden. Leider sind wir noch nicht hungrig. Ein voller Korb fangfrischer Forellen wird gerade mit einem Schlag auf den Kopf grillfertig.

101003103325_IX1_1765Der Pond bildet einen Teil des daran liegenden Schreins. Er liegt sehr idyllisch, in ihm befinden sich viele kleine Inselchen, deren Bewuchs bereits in Herbstfarben leuchtet. Einige Enten schwimmen zwischen ihnen. Ein hübsches ruhiges Fleckchen zum Verweilen.

Wir wandern auf der Forststraße weiter den Fluss entlang bis zur Shinmura-Bashi-Brücke – eine 80 m lange Hängebrücke. Die Brücke bildet unseren Wendepunkt. Wir gehen nun auf der anderen Flussseite in Richtung Kamikochi zurück. Bald kommt die Tokusawa-Hütte in Sicht, an der es vor Wanderern wimmelt. Auf der Wiese davor stehen einige Zelte – ein hübscher Ort um zu campen.

Die japanischen Mädels tragen gerne eine lange Laufhose (natürlich Hightech) und darüber Shorts. Alle Wanderer sind mit guten Wanderschuhen ausgestattet – außer dass sie häufig sehr groß aussehen. Vermutlich tragen sie die wie normale Schuhe – immer mindestens eine Nummer zu groß.

Die Berggipfel hängen mittlerweile mal mehr mal weniger in den Wolken. Die Sonne schafft zumindest kaum noch Löcher. Eine kleine Affenhorde kreuzt unseren Weg. Ein kleiner Japanmakake ist offensichtlich nicht so schnell hinterhergekommen und ruft auf der falschen Seite des Weges verzweifelt nach Mama. Vermutlich wird sie ihn einsammeln, sobald der Tross Wanderer vorbei ist.

Je mehr wir uns dem Busbahnhof nähern, umso mehr Leute mit leichtem Schuhwerk begegnen uns. Die Sonntagsausflügler stromern rund um den Kamikochi.

Gegen 16.00 kehren wir ins Hotel zurück. Das Onsen will ja schließlich ausreichend genutzt werden. Das Abendessen wird wieder telefonisch angekündigt und in mehreren Gängen serviert. Für mich ist vegetarisch angerichtet – was wohl das Pferdefleisch darin zu suchen hat? Jan freut es jedenfalls. Mit einer Runde Canaster in der Lobby vertreiben wir uns den Abend. Jan probiert zum Abschluss noch mal das Onsen aus, denn um 19.30 wird der Onsenbereich ausgetauscht – der Bereich für Männer wird für die Mädels eingerichtet und umgekehrt. Beide sehen etwas unterschiedlich aus.

Montag 04.10.2010 Kamikochi – Takayama

Wetter: Regen, gemäßigt, ab 16.00 Sonne, warm

Reisezeit: Bus 1 ½ h

Highlights: Takayamas Altstadt

101003175556_D50_7481Es schüttet in Strömen – mal mit mal ohne Donner. Heute erscheint niemand im Bademantel zum Frühstück! Wir verlassen das Onsen Hotel nach reichhaltigem Frühstück zu Fuß.

Die 500 m bis zur Bushaltestelle vor dem Imperial Hotel reichen völlig aus, um pitschenass zu werden. Immerhin ist der Bus pünktlich. Wir sind die einzigen Fahrgäste und bleiben dies auch bis Hiraru Onsen, wo wir in den Bus nach Takayama umsteigen müssen. Wir haben direkten Anschluss, 5 Minuten später fährt er ab.

Nach 1 h Fahrzeit erreichen wir Takayama Nohi Busstation. Auch in Takayama regnet es mal mehr mal weniger. Die Touristeninfo nimmt für uns die Reservierung im Rickshaw Inn vor. Der Weg dahin ist sogar weitestgehend überdacht – zumindest entlang der Haupteinkaufsstraße. 101004143107_D50_7585Hier regnet es wohl häufiger. Das Zimmer ist noch nicht wirklich beziehbar, aber wir dürfen das Gepäck schon mal drin abstellen. So können wir befreit Takayama erkunden.

Die Altstadt besticht wirklich mit ihren alten Holzhäusern und den innen sehr geräumigen Kaufmannshäusern, die sich von außen in nichts von allen anderen Häusern unterscheiden. Dies ist der Geschichte geschuldet, denn früher durfte niemand seinen Reichtum zur Schau stellen, aber hinter der Fassade tun was er wollte. Insbesondere galt dies für die Kaufleute, die zur unteren gesellschaftlichen Schicht gezählt wurden.

101004120918_IX1_1856In eine der Sake-Probierstuben müssen wir natürlich unbedingt. Eine kleine Flasche wechselt den Eigentümer, der Abend ist gerettet.

101004193925_IX1_1925Über der Stadt in einem kleinen Park schaut man nicht nur hübsch über die Stadt und die Berge (sofern man sie sieht), sondern dort liegt auch Jans Geocache versteckt. Kurz nach dem Fund zeigt sich die Sonne. Bis zum Abend bleibt der Himmel blau. Welche Wohltat.

Zum Abendessen gibt es Hidu-Rind, das vergleichbar mit dem Kobe-Rind ist, zum Selbstgrillen. Ganz lecker. Das Fleisch selbst vom A-Grade sieht sehr schön marmoriert aus. Den Abend beschließen wir in der Lounge unseres Hotels mit Kartenspiel und Sake.

Dienstag 05.10.2010 Takayama – Hiroshima

Wetter: heiter, warm

Reisezeit: Bahn 4 ½ h

Highlight: Reet gedeckte Häuser

Wir starten kurz nach 8.00 zum Morgenmarkt, der jedoch recht übersichtlich aussieht. So holen wir ein paar Fotos mit Sonne im Altstadtviertel nach. Danach schultern wir unser Gepäck, um es am Bahnhof wieder einzuschließen.

101005105001_IX1_1967Der nächste Bus zum Freilichtmuseum Hidu-no-sato ist unserer. Im Museum werden Bauernhäuser mit steilen Reet gedeckten Dächern gezeigt, die aus einem wegen Staudammbaus gefluteten Dorf hierher umgezogen wurden. Das ganze Setting wurde sehr naturgetreu sogar mit bestellten Feldern sowie zum Trockenen aufgehängtem Reis aufgebaut. Alles sehr hübsch gemacht. Eine Horde Schulkinder tobt ebenfalls über das Gelände, offensichtlich mit zu lösenden Aufgaben ausgestattet. Überall tauchen sie mit ihren gelben Mützen auf, die hellen Stimmchen hört man bereits von weitem.

Kurz vor 12.00 sitzen wir wieder vor dem Bahnhof und essen Sushi-for-to-go zum Mittag. Unser Zug fährt um 12.32 ab. Die Fahrt bis Nagoya führt wildromantisch durch die Berge. 2 ½ h später steigen wir mit 9 Minuten Umsteigezeit in den Shinkansen um. In Osaka wechseln wir in den nächsten Shinkansen. Kurz vor 18.00 haben wir unser Tagesziel Hiroshima erreicht.

Wir versuchen mit der Tram zum ausgewählten Hotel zu kommen. Das klappt auch, aber leider hat es nur für eine Nacht noch ein Zimmer frei – wir brauchen drei. Also telefonieren wir dann doch. Die 2. Wahl ein Ryokan in der Nähe des Friedensparks nimmt uns. Das heißt dann, zurück zur Tram und einige Stationen weiterfahren. Wir kommen im neuen Anbau in einem recht großen Zimmer im japanischen Stil unter.

Das Abendessen nehmen wir mal ganz italienisch oder was man in Japan eben darunter versteht. Die italienische Variation schmeckt jedenfalls und der Espresso erst!

Leider ist das japanische Bad im Ryokan völlig kalt. Das kriegen wir für morgen sicher besser hin.

Mittwoch 06.10.2010 Hiroshima

Wetter: sonnig, warm

Highlights: Peace Memorial Park, A-Dome

Der heutige Tag steht im Zeichen des 1. Atombombenabwurfs am 06. August 1945 um 8.15 auf Hiroshima. Innerhalb von Sekundenbruchteilen wurde die Stadt vernichtet und 100tausende Menschenleben ausgelöscht. Was für uns völlig neu war, ist, dass sich die Alliierten hinsichtlich des Zieles für den Bombenabwurf zwischen Deutschland und Japan entscheiden mussten. Es hätte also auch alles ganz anders kommen können. Wer weiß, ob unsere Familien dann überhaupt noch existierten?!

Die Darstellung der damaligen Kriegssituation im Peace Memorial Museum kann man nur als sehr bewegend, aber auch sehr objektiv bezeichnen. Man versucht die Erinnerung an das Ereignis für nachfolgende Generationen „lebendig“ zu erhalten, auch wenn es trotz aller Bemühungen für Außenstehende schwer nachzuvollziehen und unvorstellbar ist. Die letzten Zeitzeugen sterben zudem langsam aus. Viele Schulklassen bevölkern den Peace Memorial Park sowie das Museum.

101006195908_D50_7898Vor dem Cenotaph bleibt jeder andächtig stehen mit Blick auf die Flamme, die wohl ewig brennen wird. Denn sie soll erst gelöscht werden, wenn die letzte nukleare Waffe vom Erdball verschwunden ist. Und wer glaubt wirklich daran, dass dies je passieren wird? Zumal es selbst in Japan mittlerweile Fürsprecher gibt in Nuklearwaffen einzusteigen. Durch den Cenotaphen sieht man nicht nur die ewige Flamme sondern auch den A-Bomb-Dome. Ziemlich genau über dem A-Bomb-Dome detonierte die Atombombe in 600 m Höhe. Aufgrund dessen stehen einige Mauern des Gebäudes und das Skelett des Kuppeldaches noch. Das zerstörte Gebäude wurde 1996 zum Weltkulturerbe erklärt als Mahnmal an die Tragödie. Dennoch wirken die Einwohner Hiroshimas weltoffen und kosmopolitisch, dadurch erhält die Stadt eine positive Ausstrahlung.

101006094716_IX1_1995Beeindruckend ist ebenfalls das Kinder-Frieden-Denkmal, das durch das Mädchen Sadako inspiriert wurde. Sadako überlebte zwar den Bombenabwurf, erkrankte dann aber an Leukämie. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt 1.000 Papierkraniche zu falten und damit ihre Krankheit zu überwinden, denn der Kranich steht für Gesundheit. Sie starb kurz vor der Vollendung ihres Zieles. Jedoch erreichen bis heute Papierkraniche aus aller Welt Hiroshima, die in Vitrinen rund um das Denkmal ausgestellt werden.

Wir nehmen mittags Pizza und Pasta ganz italienisch in einem netten Café zu uns nach der schweren Kost. Am Nachmittag schauen wir uns die Überreste der Burg Hiroshima-jo an und schlendern durch den friedlichen Garten Shukkei-en. Am Abend gibt es Sushi für kleines Geld zum Sattessen.

Donnerstag 07.10.2010 Hiroshima – Miyajima

Wetter: sonnig, warm

Reisezeit: Bahn 1 h, Fähre ½ h

Highlights: O-Torii (zählt zu den Drei schönsten Landschaften Japans), zahme ?wilde? Rehe

101007090926_IX1_2093Wir stehen um 7.15 auf, um rechtzeitig zur Flut am O-Torii anzukommen. In der Tat setzen wir um 8.15 den 1. Schritt auf die Insel Miyajima. Um 8.30 ist Hochwasser laut Tidekalender.

101007095357_D50_7963Das O-Torii steht wunderbar in den Fluten. Der Schrein Itsukushima-jinja hat völlig auf Pontons gebaut. Das rührt daher, dass die Insel früher ein sehr heiliger Ort war, den das gemeine Volk nicht betreten durfte. Es musste sich von der Seeseite dem Schrein durch das O-Torii mit dem Boot nähern. Eine tolle Anlage ganz in rot. Zu unserem Glück treffen die Menschenmassen und Schulklassen nach uns ein.

Zum Mount Misen auf 535 m führt bis auf 430 m eine 2-stufige Seilbahn. Zur Talstation führt ein schattiger Weg durch den Momijidani-Park. Wie bereits am Fähranleger und entlang der Uferpromenade begegnen uns im Park einige Rehe, die äsen oder Futter von Touris ersuchen oder klauen. Zur Not tut?s auch Papier, Fahrkarten, o. ä.

Von der Bergstation hat man einen wunderbaren Blick über Meer, Inseln und Küste. Zum Gipfel muss man allerdings weiter aufsteigen. Dazu geht es erst mal bergab. Jan findet unterwegs den einen oder anderen Geocache. Außerdem gleicht der Weg einem Kapellenweg, denn einige kleine oder größere Schreine säumen den Weg. Kurz vor dem Gipfel weckt Jan eine etwa ein Meter lange fingerdicke Schlange auf, die auf dem Weg in der Sonne liegt. Aber sie sucht rasch das Weite. Auf dem Gipfel gibt es einen kleinen Aussichtsturm mit hübschen 360°-Rundumblick – O-Torii inklusive.

101007134604_D50_8063Bergab gehen wir zu Fuß über zig Treppenstufen. Der Weg sieht relativ neu eingerichtet aus. Kurz über dem Dorf wartet der Schrein Daisho-in, der so ziemlich alle Richtungen des Buddhismus vereint. Eine wirklich skurrile Ansammlung – aber auch wieder heiter.

Das O-Torii steht mittlerweile trocken, wie unschwer an den dreckigen „Füssen“ zu erkennen ist.

101007142306_D50_8076Jan gönnt sich frische Austern vom Grill. Auf der Mauer der Uferpromenade sitzend schlürfen wir unsere Getränke und beobachten drei Rehe, die unentschlossen vor einem Eingang zu einem Geschäft stehen. Das sieht tatsächlich so aus, als ob sie beratschlagen ob sie sich trauen hinein zu stolzieren. Das Verkaufspersonal versucht jedenfalls vergeblich sie zu verscheuchen. Andere Rehe dagegen sind nicht so schüchtern und gehen Touris, die gerade Eis oder anderes essen, aktiv an. Irgendwie ist das auch wieder putzig.

Zurück in Hiroshima ist erst mal Housekeeping angesagt. Die Coin Laundry befindet sich gerade um die Ecke, sie ist völlig Mücken verseucht.

Das Abendessen nehmen wir zur Abwechslung bei einem leckeren Inder-Nepali in der Nähe der Hondori-Street – eine der großen Einkaufsarkaden. Was da so alles angeboten wird … Fellstiefel oder Overknees sind für die Japanerin von Welt einfach ein MUST.

Freitag 08.10.2010 Hiroshima – Himeji – Kyoto

Wetter: Regen, warm, Himeji heiter, warm

Reisezeit: Bahn 2 ½ h

Highlights: Park Koko-en

Im Ryokan bekommen wir zum Abschied Regenschirme mit auf den Weg. Es nieselt nämlich so vor sich hin. Die Tram ist bis zum Anschlag voll, die Luft zum Schneiden. Der Shinkansen fährt um 9.40, damit bleibt uns genügend Zeit für das Frühstück in einem Bahnhofscafé. Der Shinkansen ist ebenfalls bis auf den letzten Platz besetzt.

101008144557_IX1_2297Kurz vor 11.00 steigen wir in Himeji aus, verstauen die Rucksäcke in Schließfächern und spazieren durch die Hauptstraße zur Burg. Leider wird der Hauptturm dieser eindrucksvollen gut erhaltenen Burg derzeit für Renovierungsarbeiten eingerüstet. Das trübt den Eindruck und hat zur Folge, dass sie nur teilweise besichtigt werden kann.

101008141034_IX1_2289Der benachbarte Park Koko-en entschädigt dafür. In den Teichen des japanischen Gartens sollen 250 Koi-Karpfen schwimmen. Wir sehen viele bunt schillernde und gut genährte Exemplare.

Mit dem Shinkansen 14.59 fahren wir weiter nach Kyoto. Am Bahnhof gibt es einen Hotel-Shuttle, das ist praktisch. Nach ½ h Wartezeit taucht er auf. Kurz darauf beginnt es zu regnen. So bleiben wir am Abend im Gebäudekomplex, in dem sich außer unserem Hotel ein Einkaufszentrum sowie einige Restaurants befinden.

Samstag 09.10.2010 Kyoto

Wetter: Regen, Regen, warmer Regen

Highlights: Fushimi-Inari Taisha-jinji

Das Wetter fällt aus wie angekündigt: Regen und zwar in Bindfäden und ausdauernd. Wir versuchen erst mal um 8.30 ein paar Semmeln in der Bäckerei „Die Güte“ zu erstehen, aber die wollen erst ab 9.00 Umsatz machen … also trinken wir eine Tasse Tee auf dem Zimmer und probieren unser Glück um 9.00 noch mal … erfolgreich.

101009111830_D50_8217Der Hotel-Shuttlebus bringt uns zum Bahnhof, wo wir Zweitagespässe für Bus und U-Bahn erwerben. Wegen des Regens begeben wir uns erst mal zum Nishiki-ichiba Food Market, der ist nämlich überdacht. Am fotogensten sehen die Fischstände aus, denn da liegt die Ware offen aus und nicht verpackt oder in Folie gewickelt. Der Food Market mündet in eine Shopping-Arkade. Da tobt der Bär. Drei Parallelstrassen daneben versuche ich eine Jeans mit Kimono-Applikationen zu erstehen. Den Laden Mizru finden wir zwar, aber 34.000 Yen (= EUR 310,00) erscheint mir dann doch etwas übertrieben. Dafür machen wir für Jan Beute – ein paar sehr edle Kochstäbchen.

Langsam haben wir genug von Shopping-Malls, also versuchen wir uns nun in den Busverkehr Kyotos einzuarbeiten. Zum Schrein Fishimi-Inari Taisha-jinji fährt die Linie 5. Am Schrein findet an diesem Wochenende offensichtlich eine Zeremonie statt. Das Schreingelände ist voller Menschen und es spielt das Tempel-Orchester. Im hinteren Teil finden wir dann die gesuchten Torii-Tunnel. Die bilden den reinsten Irrgarten. Hunderte Toriis folgen aufeinander – leider sind sie nicht regendicht. Die Streckenführung folgt dem Gelände Hügel aufwärts. Dazwischen passieren wir kleine Schreine, einen kleinen See und Versorgungsstationen. Uns überrascht die Weitläufigkeit der Torii-Gänge.

Die Buslinie 5 bringt uns wieder zurück in die Innenstadt, wo wir den Hotel-Shuttle für den Rest des Weges bemühen. So richtig Lust noch mal vor die Tür zu gehen, haben wir nicht. Also probieren wir den Sushi-Laden im Gebäude aus. Ganz nett.

Sonntag 10.10.2010 Kyoto ff.

Wetter: heiter, warm

Highlights: Kinkaku-ji, Kiyomizu-dera

Das Hotel-Frühstücksbuffet ist zwar nicht der Brüller, aber das einzige Frühstück, das man um 8.30 in diesem Gebäude kriegen kann. Bevor wir losziehen, gelingt es uns, das Zimmer um eine Nacht zu verlängern. Dann stürzen wir uns wieder auf den Busnahverkehr. Es ist gar nicht so einfach die richtige Bushaltestelle zu erwischen. Das heutige Tagesprogramm steht ganz im Zeichen der Tempel.

101010100813_D50_8272Wir beginnen mit dem Tempel Ginkaku-ji. Halb Kyoto scheint auf den Beinen und strömt u.a. in diesen Tempel. Die Hauptattraktion des Tempels stellt sein hübscher Garten dar, sauber geharkt mit stilisiertem dampfendem Fuji-san. Wir ziehen weiter über den Philosophenpfad an einem alten Kanal entlang. Das muss zur Kirschblüte besonders nett sein, ist aber auch jetzt ganz idyllisch.

101010122801_D50_8321Als nächstes steht der Tempel Kiyomizu-dera auf dem Plan. Vor dem Tempel posieren vier Geishas geduldig vor allen klickenden Kameras. Der Tempel klebt quasi am Felsen, nach unten hin wird er durch ein Holzgerüst abgestützt und so die verwertbare Fläche vergrößert. Auch hier ist durchschieben angesagt. Am Fuße des Felsens gibt es eine lustige Anlage für das Reinigungsritual. Das Wasser wird über das Dach geleitet und etwa ein Meter außerhalb des Daches fällt der Wasserstrahl in ein Becken. Mit langen Kellen kann man nun das Wasser schöpfen, um sich für den Tempelbesuch zu waschen. Eine lange Schlange wartet vor dem Spaß. Daneben gibt es ein kleines Restaurant, in dem wir uns eine Suppe mit Buchweizennudeln genehmigen.

101010153621_IX1_2396Nun durchqueren wir Kyoto von Südost nach Nordwest zum Tempel Kinkaku-ji. Die Straßen sind verstopft, der Bus übervoll. Mittlerweile ist es 15.30, trotzdem strömen nach wie vor Horden von Besuchern in den Tempel. Der Goldene Pavillon macht allerdings seinem Namen alle Ehre. Wunderschönes Setting-nur viel zu voll.

Weiter geht es zum Tempel Ryoan-ji. Der Stein- und Sandgarten soll ein meisterhaftes Beispiel für den Karesansui-Stil sein – geharkter grobkörniger Sand mit verstreuten Findlingen.

Mittlerweile steht die Sonne schon tief, Zeit für den Heimweg. Wir fahren ein Stück Bus und spazieren durch einen kleinen Park am angestrahlten Shimogamo-jinja vorbei zurück zum Hotel.

Montag 11.10.2010 Kyoto – Amanohashidate – Kyoto

Wetter: heiter, warm

Reisezeit: Bahn 4 h

Highlight: grüne Himmelsbrücke (zählt zu den Drei schönsten Landschaften Japans)

Wir nehmen den 8.00-Shuttle zum Bahnhof. Der Zug nach Amanohashidate fährt um 9.25 ab, da bleibt genügend Zeit die Platzreservierungen vorzunehmen und zu frühstücken.

Wir fahren durch ländliche, hügelige und grüne Landschaften. Das Grün fasziniert uns immer wieder aufs Neue.

101011124021_D50_8463Als wir in Amanohashidate aussteigen fallen drei Regentropfen, aber das war es dann auch. Die 3,6 km lange Sandbank, die ein Stück Meer von der Miyazu-Bucht abtrennt, wird Himmelsbrücke genannt und erzeugt damit die Lagune Aso-kai. Wir wandern als erstes über die mit Kiefern bestandene Sandbank bis zu ihrem nördlichen Ende. Dort nehmen wir den Einer-Sessellift auf den Berg Nariai. Jeder Sessel verfügt über einen kleinen Baldachin, wobei Sessel und Baldachin immer gleichfarbig sind. Die Sessel hängen teilweise so tief über dem Boden, dass wir mitlaufen können.

Von oben zeigt sich die grüne Sandbrücke in ganzer Pracht. Zur Himmelsbrücke wird sie, in dem man sich rückwärts zu ihr hinstellt und mit dem Kopf vorn übergebeugt durch die Beine schaut. Das kommt mit blauem Himmel bestimmt noch besser, ist so aber auch sehr anschaulich.

Die Fähre bringt uns wieder auf die andere Seite der Lagune zurück. Denn es wird Zeit für die Rückfahrt. Kurz vor 15.00 steigen wir wieder in die Bahn nach Kyoto.

Damit haben wir nun die letzte der drei schönsten Landschaften Japans abgehakt. Die anderen zwei waren die Kiefer bestandenen Inselchen in der Matsushima Bucht und das O-Torii vor Miyajima.

Zurück in Kyoto schlendern wir durch das für seine Geishas berühmte Viertel Gion – zusammen mit vielen anderen Touristen. Außerdem gibt es hier viele kleine Gässchen und Restaurants. Uns begegnet eine Geisha ? vielleicht auf dem Weg zur Arbeit?

Einige Strassen weiter finden wir ein nettes Teppanyaki Restaurant. Sehr lecker und gemütlich. Für den Rückweg zum Hotel schlagen wir uns mit der Metro zum Bahnhof durch, um dort auf die letzte Minute den Hotel-Shuttle zu erwischen.

Dienstag 12.10.2010 Kyoto – Nara

Wetter: heiter, warm

Reisezeit: Bahn 1 h

Highlights: Todai-ji Daibutsu-den Halle, Kasuga-taisha

Wir nehmen den 8.00-Hotel-Shuttle zum Bahnhof. Der Zug nach Nara fährt um 9.15 ab, da bleibt noch genügend Zeit für das Frühstück bei einem französisch anmutenden Bäcker. Das Croissant schmeckt jedenfalls locker knusprig. Der Rapid fährt pünktlich ab. Uns gegenüber sitzt ein 70-jähriger Japaner, der uns offensichtlich bereits am Bahnhof ausgesucht hat, denn kaum fährt der Zug an, beginnt er mit seiner Befragung.

In Nara quartieren wir uns direkt neben dem Bahnhof im JR Super Hotel mit Onsen ein. Das Zimmer kann erst ab 15.00 bezogen werden, das Gepäck dürfen wir dagegen deponieren. So machen wir uns mit leichtem Gepäck auf den Weg die Tempel der alten Kaiserstadt zu erkunden.

101012112935_IX1_2496Im Nara-Park lauern über 1.000 Sika-Rehe und -Hirsche auf Touristen und Essbares. Die Daibutsu-den Halle im Todai-ji Tempel wartet mit der weltweit größten Halle ganz aus Holz auf, die zudem den größten Buddha zumindest Japans aus Bronze beherbergt. Er ist 16 m hoch und besteht aus 437 t Bronze sowie 130 kg Gold. Ganze Völkerwanderungen finden hier statt, wozu auch die Horden von Schulklassen beitragen. Für die Schulkinder stellt eine Säule mit bodennahem Loch eine besondere Freude dar, da sie locker kriechend hindurch passen.

101012120800_D50_8540Auf dem kleinen Hügel hinter dem Todai-ji steht die riesige Glocke. Wir kommen uns darunter stehend ganz klein vor. Über eine Treppe erreichen wir die Halle Nigatsu-do, von deren Veranda wir einen schönen Blick über Nara und die Umgebung genießen.

Über einen schattigen Waldweg flankiert von Steinlaternen erreichen wir den Schrein Kasuga-taisha. Hunderte von Laternen finden sich um den Schrein herum, an ihm und in ihm. Das Laternen-Festival wird zwei Mal pro Jahr abgehalten, zu dem alle Laternen entzündet werden. Das muss einfach hinreißend aussehen.

101012140121_D50_8624Langsam wandern wir zurück in die Stadt. Natürlich nicht ohne die Rehe mit den dafür käuflich zu erwerbenden Crackern zu füttern. Sie knabbern einem fast die Finger an. Im Park röhren die Hirsche, passen auf ihren Harem auf und belästigen ihre Frauen – oder versuchen es zumindest.

Mittlerweile dürfen wir im Hotel unser Zimmer beziehen. Wir nutzen die Zeit, um die Füße etwas hochzulegen sowie den Onsen-Bereich auszuprobieren. Frisch gesäubert gehen wir in Richtung Abendessen los. Nach einigem Zickzack finden wir auch das anvisierte Tempura Restaurant – sehr gepflegt und lecker.

Mittwoch 13.10.2010 Nara – Koya-san

Wetter: heiter, warm

Reisezeit: Bahn 2 ½ h, Bergbahn ¼ h

Highlights: Klosterunterkunft, Friedhof Oku-no-in

Der Frühstücksraum gleicht einem Bienenhaus und das bereits um 7.30! Das Frühstücksbuffet überrascht in seiner Vielfältigkeit, denn der Zimmerpreis schließt das Frühstück mit ein.

Wir erwischen einen Rapid nach Shin-Imamiya um 8.11. Bei jedem Halt füllt sich der Zug mehr und mehr. Bald gibt es nur noch Stehplätze. Um Frauen vor dem Angrapschen männlicher Passagiere zu bewahren gibt es während der Rushhour extra ausgewiesene Waggons ausschließlich für Frauen. Kurz vor 9.00 fahren wir in den Umsteigebahnhof Shin-Imamiya ein. Wir wechseln nun zu einer Privatbahn und damit auch den Bahnhof. Da unser JR-Railpass nun nicht gilt, erwerben wir ein Ticket bis Koya-san, das die Zugstrecke und die Bergbahn abdeckt. Mit einem Limited Express der Bahnlinie Nankai geht es schließlich um 9.17 weiter. Die Trasse schlängelt sich wildromantisch durch die Berge bis Gokurakubashi auf 535 m. Für das nächste Stück auf das Plateau auf 860 m hinauf, auf dem Koya-san liegt, fahren wir mit einer steilen Standseilbahn. An der Bergstation wartet im direkten Anschluss der Bus, der die Passagiere ins Zentrum Koya-sans bringt. Unweit des Information Centers steigen wir aus, wo man uns eine Klosterunterkunft vermittelt. Wir dürfen uns gleich zum Kloster begeben. Der empfangende Mönch weist uns ein unerwartet großes und komfortables Zimmer zu sowie in die weiteren Räumlichkeiten und Verhaltensmassregeln ein. Vor unserem Zimmer liegt ein hübscher japanischer Garten, zu dem wir direkten Zugang haben. Der Friedhof Oku-no-in beginnt gleich um die Ecke.

101013125218_D50_8718In Koya-san leben 4.000 Menschen davon sind 1.000 Mönche. Es ist einer der heiligsten Orte Japans und jeder japanische Pilger muss ein Mal in seinem Leben hierher gekommen sein. Zudem beherbergt der Ort den größten Friedhof Japans, auf dem viele Tennos und sonstige Größen beerdigt sind. Der zwei Kilometer lange Weg bis zum Mausoleum Oku-no-in des Gründers dieser Klosterstadt führt durch gewaltige alte Zedern und alte bemooste Gräber. Das Ergebnis ist eine richtig mystische Stimmung verstärkt durch das indirekte Sonnenlicht. Ein Mönch gibt uns eine Prise gemahlener Nelken zum Zerreiben auf Hände, Körper und Kopf. Der leckere Duft begleitet uns den Rest des Tages.

Auf der anderen Dorfseite finden sich ein paar sehenswerte Pagoden, Tempel und Hallen. Der Herbst hat hier schon deutlich Einzug gehalten, der Ahorn beginnt sich feuerrot einzufärben.

101013172603_IX1_2673Zurück im Kloster genießen wir den Garten und das heiße japanische Bad – selbstverständlich nach Männlein und Weiblein getrennt. Um 17.30 wird das Abendessen serviert – ganz vegetarisch! Das sieht schön angerichtet aus und schmeckt auch so. Jede Gastpartei isst in einem eigenen Separée. Den restlichen Abend vertreiben wir uns mit den Beinen unter der Tischdecke (ja, das ist eine richtige Decke – sogar mit Heizung unter dem Tisch) in unserem Gemach.

Donnerstag 14.10.2010 Koya-san – Hakone

Wetter: heiter, warm

Reisezeit: Bergbahn ¼ h, Bahn 5 ½ h

Highlights: Frühmesse

Der Wecker rasselt um 6.15, wir wollen an der Frühmesse, die für 6.30 avisiert wurde, teilnehmen. Aber außer einem weiteren Touri steht sonst niemand vor der verschlossenen Tür. Um 6.45 taucht der 1. Mönch auf, der die Tür zum Altarraum öffnet. Kurz darauf erscheint der Abt mit den Worten ?sorry service today at 7.00? was sich für uns mal nach verschlafen anhört, aber da gegen 7.00 die japanischen Touris erscheinen, handelt es sich wohl doch um eine geplante Verschiebung. Die Zeremonie dauert etwa 20 Minuten, in denen die Mönche rezitieren und der Abt den Altarraum erklärt. Einer der japanischen Gäste lässt einen Beutel segnen. Im direkten Anschluss wird das Frühstück serviert, das alle Gäste gemeinsam einnehmen. Der Abt begleitet das Frühstück, in dem er offensichtlich einige Anekdoten zum Besten gibt, was sich aus den belustigten Reaktionen der Japaner ableiten lässt.

101015090141_D50_8834Wir erwischen den Bus zur Bergstation kurz vor 8.00 mit direktem Anschluss zur Bergbahn, dafür ist der Zug gerade weg. So geht es dann um 8.53 weiter mit Umsteigen in Hashimoto vom Lokalzug in einen Express. Der hält nur noch an jeder 2. Milchkanne. In Shin-Imamiya wechseln wir wieder auf die JR-Linie. Ab Shin-Osaka dürfen wir Shinkansen fahren, der uns in 2 ¼ h nach Odawara bringt. Ab Odawara wechseln wir zur nächsten Privatbahn, deren Zweitagesticket alle Transportmöglichkeiten (Bahn, Bus, Gondel, Schiff) im Hakone-Gebiet abdeckt. Die letzte Etappe bis Miyanoshita überwindet die Bahn im Zickzack-Kurs nach südamerikanischer Manier die Höhenmeter der verwegenen Strecke.

In Miyanoshita haben wir uns in einem schicken Onsen-Hotel eingebucht, zu dem eine Hoteleigene Monorail hinunterführt. Direkt am Fluss gelegen überqueren wir von der Talstation zwei Mal den Fluss bis wir den Hoteleingang erreichen. Allein schon die Fahrt mit der Monorail ist jeden Yen wert. Der Onsenbereich wartet mit einem Innen- und Außenbecken auf – natürlich nach Geschlechtern getrennt und wie meistens ist der Bereich der Männer der Größere.

Das Abendessen wird im Zimmer serviert. Uns ist eine Maid zugewiesen, die sich um uns kümmert und jeden einzelnen Gang des Kaiseki-Menus aufträgt. Bei Menus im Kaiseki-Stil werden viele kleine Gänge aufgetragen, wobei es sowohl auf die verwendeten Lebensmittel als auch auf die entsprechende Präsentation ankommt. Sehr stilvoll.

Freitag 15.10.2010 Hakone – Kamakura

Wetter: bewölkt, warm

Reisezeit: Bahn 2 ½ h, Gondel ¾ h, Schiff ¾ h

Highlights: schwarze Eier in Owakudani

Das Bett wird gegen 7.30 weggeräumt, kurz darauf das Frühstück im Zimmer serviert – natürlich ganz japanisch. Das dürfte so ziemlich das letzte japanische Frühstück des Urlaubs sein. Ich werde es nicht wirklich vermissen.

Die Hotel-Monorail bringt uns wieder auf Straßenniveau zurück. Wir erwischen die Bahn nach Gora kurz nach 9.00 mit direktem Anschluss zur Standseilbahn nach Sounzan. 101015104646_D50_8868Dort steigen wir in eine klassische Gondel Schweizer Herkunft (CWA) um. Die Gondeln sind mit Bänken versehen, so passen statt stehend 50 Personen nur 15 hinein, außerdem hält sie zum Ein- bzw. Aussteigen an statt langsam weiterzufahren. An der Umsteigestation Owakudani qualmt und stinkt es gewaltig. Von der Gondel aus war schon ein erster Überblick über das Gelände zu sehen, wobei die Japaner hier ordentlich Hand angelegt haben. Die Erde sondert höchst schwefelhaltiges ab. In einem der Pools werden Eier gekocht, wobei sich die Schale pechschwarz verfärbt. Angeblich verlängert der Genuss eines Eis das Leben um 7 Jahre. Die Eier werden im 5er Pack für 500 Yen (5,00 EUR!) verkauft. Das Geschäft boomt. Ein Kochkorb fasst sicher 100 Eier auf ein Mal. Die meisten Eier werden an Ort und Stelle verzehrt.

Rechtzeitig zur 12.00-Cruise erreichen wir die Talstation der Gondelbahn am Lake Ashi. Leider versteckt sich der Fuji-san hinter dicken Wolken, ansonsten hätte man vom See wohl einen genialen Blick auf den höchsten Berg Japans. Über den See cruisen Piratenschiffe. Kitsch pur … und wir mittendrin.

In Moto-Hakone-ko steigen wir in den Bus um, der uns über eine kurvige Strasse zurück nach Miyanoshita bringt. Am Hotel Fujiya, eines der ersten Hotels Japans im Western Stil, steigen wir aus. Die Schnitzereien in der Lobby sind wirklich sehenswert. Das Sandwich für 1.000 Yen dagegen scheint uns doch etwas überteuert. Die hiesige Souvenir-Spezialität sind Holzboxen, die nur mit einem Trick geöffnet werden können. Je nach Größe der Box braucht es mehrere Handgriffe bis sich die Box öffnet.

Schließlich holen wir das in der Bergstation der Hotel-Monorail deponierte Gepäck ab, um weiter nach Kamakura zu fahren, wo wir kurz vor 15.00 ankommen.

101016163851_D50_9018Kamakura liegt direkt am Meer und ist damit um einige Grad wärmer. Jan darf den Nachmittag geocachen, die Tempel müssen bis morgen warten.

Samstag 16.10.2010 Kamakura – Tokyo

Wetter: heiter, warm

Reisezeit: Bahn 1 h

Highlights: Daibutsu, Hase-dera

101016090008_D50_8966Auf dem Weg zum Großen Buddha nehmen wir das Frühstück bei Starbucks. Gut gestärkt marschieren wir weiter durch das Wohngebiet, wo respektable Häuschen stehen, vor denen teilweise Autos deutscher Marke parken. Hier leben also die nicht ganz armen Japaner. Der Weg ist hervorragend ausgeschildert. Bald stehen wir vor der riesigen Buddha-Statue, die 13,35 m hoch und 121 t schwer ist. Früher stand sie in einer Halle, aber die wurde bereits zwei Mal vom Meer geholt, so dass sie nun im Freien steht. Da wir recht früh dran sind (9.00), befinden wir uns fast allein auf dem Gelände. Das ist angenehm und gut für die Stimmung. Die Touri-Busse lassen aber nicht lange auf sich warten. Der Buddha kann auch innen besichtigt werden. Zwei Fenster an seinem Rücken lassen Licht und Frischluft hinein. Die Innenansicht lässt die Vielzahl der Einzelteile erkennen, aus denen die Statue zusammengesetzt ist. Mit dem Eintreffen des 1. Tourbusses suchen wir das Weite.

101016200327_D50_9032Der Hase-dera Tempel liegt nur wenige Gehminuten entfernt. Eine hübsche Gartenanlage, hunderte kleiner Buddhastatuen und eine kleine Grotte zeichnen ihn aus. Die Buddhastatuen wurden von Frauen zum Tempel gebracht, die ihr Baby verloren. Von der oberen Terrasse hat man einen schönen Blick auf die Stadt und ihre Strände. Die kleine Grotte betritt man durch ein kleines Torii, in den Nischen finden sich entweder Buddhastatuen oder -Reliefs.

Gegen 12.30 steigen wir in den Zug nach Tokyo. Ab heute müssen wir Bahntickets bezahlen, unser JR-Railpass war nur bis gestern gültig. Um 15.00 checken wir im Ryokan in Asakusa nahe des Senso-ji ein. Wieder stecken die Gassen rund um den Tempel voller Menschen. Wir erledigen unsere restlichen Einkäufe, dann nehmen wir ein letztes japanisches Bad. Gesäubert und in unserer besten Jeans gehen wir ins benachbarte Tempura-Restaurant. Dies ist außen ganz und ausschließlich japanisch beschriftet, aber es gibt ein englisches Menu. Die hiesige Spezialität ist Tendon, das ist Tempura auf Reis mit einer speziellen Sauce. Das ist mal anders als sonst – trotzdem sehr lecker.

Ein paar Nachtaufnahmen vom Senso-ji müssen natürlich noch sein, bevor wir uns dem Packen der Rucksäcke für den Heimflug hingeben.

Sonntag 17.10.2010 Rückreise Tokyo – Zürich – Frankfurt

Wetter: Tokyo bedeckt, warm, Frankfurt kalt, grau

Reisezeit: Flughafenbus 1 h,
Flug Tokyo – Zürich 12 h, Zürich – Frankfurt 1 h
Abflug Tokyo 10.25, Ankunft Frankfurt 19.30

Highlight: Sophia Loren sitzt hinter uns

Im Ryokan herrscht noch Stille. Wir müssen vor dem Aufstehen raus, da wir auf den Flughafenbus um 7.30 gebucht sind. Taxis stehen reichlich an der Hauptstraße, so dass wir problemlos zum Terminal der Flughafenbusse gebracht werden können. Zudem liegen Tokyos Straßen ruhig vor uns. Wir schaffen sogar noch einen früheren Flughafenbus um 6.50.

Nach dem Einchecken bleibt uns genügend Zeit bis zum Abflug. Wir werden zur Lounge gebracht, wo wir uns erst mal über das Frühstücksbuffet hermachen. Dann trennen sich unsere Wege, Jan bleibt in der Lounge und ich versuche noch ein paar Yen unter das Volk zu bringen – zumindest die Münzen. Mehr werde ich auch nicht los. Zurück zur Lounge zu gehen, rentiert sich jedoch nicht mehr, also stelle ich mich an unser Gate und warte auf Jan und Einlass. Plötzlich tut sich was, eine Gruppe rauscht heran und wird vor allen anderen in den Flieger geleitet. Sofia Loren und ihr Gefolge erfahren diese VIP-Behandlung. Im Flieger sitzt sie dann zusammen mit vermutlich ihrem Sohn hinter uns. Das Bordpersonal steht in Hab-Acht, aber alles in allem verhalten sie sich ruhig und gar nicht kapriziös.

Der Flug verläuft ansonsten sehr ruhig. Die Mahlzeiten werden wie auf dem Hinflug reichlich und ansprechend serviert. Da wir tagsüber fliegen, ist das mit dem Schlafen so eine Sache. Das bequeme Bett hilft da auch nicht wirklich. Zumindest haben wir genügend Platz zum Ruhen. Jan löst das Schlafthema auf seine Weise – er beginnt gleich mit Champagner und Rotwein für die nötige Bettschwere. In Zürich landen wir um 15.00 Ortszeit (+ 7.00 h Tokyo), unser Anschlussflug startet mit etwas Verspätung um 18.15. In der Wartezeit vertreten wir uns die Beine und landen dann natürlich wieder in der Lounge.

In Frankfurt landen wir bei kühlem feuchtem Wetter. Auf unser Gepäck müssen wir auch nicht lange warten und vor dem Ausgang der Gepäckbänder erwarten uns schon Elke mit Tim.

Fazit

Wir haben etwa 4.300 km zurückgelegt, die wir überwiegend mit der Japan Rail bestreiten konnten. Der Japan-Rail-Pass hat sein Geld verdient. Insbesondere die 1. Klasse machte echt Sinn wegen des größeren Platzangebots (für Langnasen). Japaner sind halt generell kleiner und schmaler.

Über Honshu rauschen häufiger schnelle Störungsgebiete durch, die für einige Regentage sorgen. Aber überwiegend konnten wir mit dem Wetter zufrieden sein – T-Shirt-Wetter eben.

Das japanische Essen – nun darüber sind Jan und ich geteilter Meinung. Jan kam gut zurecht, ich eher nicht. Insbesondere das japanisches Frühstück ist echt gewöhnungsbedürftig – geht teilweise gar nicht. Aber selbst der rohe Fisch kommt einem bald zu den Ohren heraus. Dafür schmecken Möhren und Nashis klasse. Reis-Snacks sind auch OK und für kleines Geld zu haben. In den kleinen Supermärkten gibt es überall praktischen Reiseproviant.

Den Aufenthalt in einem Onsen-Hotel sollte man sich mindestens ein Mal gönnen. Ryokans sind eine gute Alternative, die meisten bieten schöne japanische Gemeinschaftsbäder mit großer heißer Wanne an. Sofern auf den Tatamimatten zwei Futons liegen, lässt sich sehr gut darauf schlafen ? nur die Körnerkissen sind zu hart und zu hoch für unseren Geschmack.

Überraschenderweise braucht man viel Bargeld um zu bezahlen, Kreditkarten kann man häufiger im Süden Honshus einsetzen. Man kommt jedoch fast an jeder Straßenecke zu Bargeld, denn jeder Seven-Eleven-Supermarkt bietet einen Geldautomaten an.

Ein unabdingbares Requisit ist ein Regenschirm, der entweder bei Regen oder bei Sonne vor den Unbillen des Wetters schützt, sofern es sich nicht um ein Klarsichtmodell handelt. Japanische Frauen, die was auf sich halten, gehen jedenfalls nie ohne.

Pros

  • Der Fisch ist superfrisch – Sushi-Qualität eben.
  • Die Menschen sind sehr freundlich und äußerst hilfsbereit.
  • Sobald sie hören, dass man aus Deutschland kommt, überschlagen sie sich schier und einige packen ihre zwei Worte deutsch aus.
  • Das Reisen mit der Bahn ist einfach und komfortabel aufgrund des phantastischen Bahnnetzes. Die Überwindung weiter Strecken funktioniert dank des Shinkansen ruckzuck und super pünktlich. Wir haben keine Verspätungen erlebt!
  • Alles ist sauber und obwohl man häufig Papierkörbe vergeblich sucht, liegt nichts herum.
  • Die gesamte Insel ist grün, grün, grün, insbesondere in den bergigen Regionen ist alles bewaldet, da diese schwerer zugänglich sind.

Cons

  • Miso und roher Fisch kommen einem irgendwann zu den Ohren raus.
  • Hohe Körnerkissen braucht kein Mensch.
  • Wo immer möglich wird die Natur bezwungen. Jeder freie Platz ist entweder mit Häusern bebaut oder landwirtschaftlich genutzt.