Färöer + Island 2017

Auf Island fehlten uns noch die West-Fjorde. Das lies sich gut mit einem Besuch auf den Färöer Inseln kombinieren. Auf den Färöern haben wir uns mit einem Kleinwagen über die Inseln bewegt, für Island hatten wir wieder einen 4-wheeler Camper gemietet. Den braucht man dort zwar nicht unbedingt, es gibt aber Straßen, die man ansonsten nicht befahren kann.

28.06.2017 – 26.07.2017

Flagge FäröerFlagge Island

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Inhalt

Färöer Island

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Reiseroute und Fotoalbum

Reiseroute Färöer

Reiseroute Island

Das Fotoalbum

 

Mittwoch 28.06.2017 Frankfurt – Kopenhagen – Tòrshavn

Anreise           Abflug 9:25,  Ankunft: 13:40
Zeitdifferenz  – 1 h
Wetter             heiter – sonnig, 11°C
Flugzeit           4:30 h

Das bestellte Taxi holt uns pünktlich um 7:45 ab. Der Verkehr ist aufgrund der Rushhour gewohnt dicht, dennoch steigen wir gegen 8:15 am Flughafen aus. Nach dem Check-In reicht die Zeit noch zum Frühstücken in der Lounge.

Der Flieger startet pünktlich. Wir fliegen über Kopenhagen mit SAS nach Färöer Vágar Flughafen. Passkontrollen entfallen komplett, auch das Gepäck kommt vom Gepäckband. Also alles perfekt – sogar das Wetter.

Auf dem Parkplatz vor dem Flughafen finden wir unseren Kleinwagen – einen KIA Picato. Das Hotel Føroyar befindet sich oberhalb von Tòrshavn. Alle Zimmer verfügen über einen wundervollen Blick auf Tòrshavn und die vorgelagerte Insel Nòlsoy. Wir deponieren nur unser Gepäck, dann ziehen wir los, um eine SIM-Karte zu erstehen und Tòrshavn zu erkunden.

Die Sache mit der SIM-Karte ist schnell erledigt. Nun zieht uns der Hafen und die Altstadt in ihren Bann. Mit Grassoden bedeckte Häuser bestimmen das Bild. Schmale Gässchen führen durch die bunten Häuschen. Zwischenzeitlich kommt die große Fähre der Smyril Line an, die Island und Dänemark bedient. Wie ein Kreuzfahrtschiff liegt sie dominant im Hafen. Nach dem Leuchtturm am alten Fort besuchen wir das Rathaus und den Landtag. Tòrshavn stellt sich als schmuckes kleines Städtchen vor.

Für das Abendessen haben wir uns im Fisch Restaurant Barbara in der Altstadt einen Tisch reserviert. In der idyllischen Kate werden wir hervorragend bekocht und bedient. Das Haus ist bis auf den letzten Platz belegt. Auffällig viele Tische sind für 3 Personen eingedeckt.

Zurück im Hotel fallen uns bald die Augen zu.

Donnertag 29.06.2017 Streymoy

Wetter             heiter – sonnig, 11° C
Fahrzeit           3,5 h

Der Wecker treibt uns um 8:30 aus den Federn. Das Frühstück wird im 1. Stock bei phantastischem Blick auf die Stadt serviert. Das Buffet lässt keine Wünsche offen.

Kurz vor 10:00 starten wir gen Kirkjubøur. Bald liegen die beiden Inselchen Koltur und Hestur vor uns. Schafe weiden rechts und links – manchmal auch auf – der Straße. In Kirkjubøur wartet der alte Bischofssitz und die älteste Kirche der Färöer „Olavskirche“ auf uns. Auf dem Parkplatz macht Gabi erst mal Bekanntschaft mit dem Teer, denn ein Zinken eines Gabelstaplers stellte sich ihr einfach in den Weg. Aber außer ein paar Schürfungen und blauen Flecken ist nichts passiert. Der Bischofssitz ist heute bewohnt, 2 Bordercollies „bewachen“ Haus und Garten. Von der St. Magnus Kathedrale stehen nur noch die Grundmauern. Die Olavskirche hingegen strahlt in der Sonne. Als eine Touristengruppe eintrifft, suchen wir das Weite.

Wir fahren weiter in Richtung Vestmanna und zwar über die alte Bergstraße. Es herrscht kaum Verkehr. Die Strecke führt durch die Berge mit tollen Ausblicken auf Fjorde und umliegende Inseln. Selbst das einzige Gefängnis auf den Färöer befindet sich in einem mit Grassoden bedeckten Bau. Ein Unbedarfter würde darin kein Gefängnis vermuten. Kurz hinter dem Gefängnis führt ein kleines 1-spuriges Sträßchen zum 749 m hohen Sornfelli hinauf. Vom Parkplatz folgen wir einem Trampelpfad hinauf und werden mit einer tollen 360°-Rundumsicht belohnt. Wir setzen unsere Fahrt nun bis Vestmanna fort. Dort angekommen können wir direkt aufs Schiff und los geht’s. Die Schiffstour folgt der Küste. Möwen, Trottellummen und Papageientaucher kreuzen unseren Weg. Spektakulär sind die schmalen Schluchten, Felsformationen und Felstore. Alle Passagiere müssen Helme tragen, denn der Skipper fährt das Schiff nahe an die steilen Felswände heran, in schmale Schluchten hinein und durch Felstore sowie Felstunnels hindurch. Gut 2 h später kehren wir zurück. Im Café genehmigen wir uns eine kleine Mittagspause, dann nehmen wir wieder Fahrt auf.

Kvívík lockt mit seinen bunten Häuschen, in Leynar besuchen wir ein Holz-Atelier. Sämtliche Artefakte werden aus heimischem Holz hergestellt und das obwohl auf den Färöer kaum Bäume wachsen. Der Künstler verwendet ausschließlich färöische Bäume, die einem Sturm zum Opfer fielen. Wir kommen natürlich nicht ohne Beute aus dem Atelier heraus.

Ob des guten Wetters schließen wir die Tour nach Tjørnuvik zu Risin und Kellingin an. Unterwegs lohnt die eine oder andere Kirche einen Stopp. Um 17:00 herum stehen Risin und Kellingin vor uns. Hierbei handelt es sich um 2 Felsnadeln nördlich von Eiđi im Meer gelegen. Risin bedeutet übersetzt „der Riese“ und Kellingin „das Trollweib“. Beide hatten von Island den Auftrag die Färöer Inseln nach Island zu bringen. Beim Zusammenbinden der Inseln hatten die beiden Trolle so viel und lange Arbeit, dass der Morgen hereinbrach und im Angesicht der Sonne wurden die beiden Trolle an Ort und Stelle zu Stein. Dort stehen sie nun noch heute.

Gegen 18:00 erreichen wir wieder das Hotel. Wir beschließen, uns das Abendbuffet im Hotel anzuschauen. Der Blick vom Tisch ist derselbe wie zum Frühstück – also schon mal unvergleichlich. Das Buffet reichhaltig und reichlich, nachgelegt wird ebenfalls ständig – jedoch mehr auf den gewöhnlichen Touri-Gaumen ausgerichtet. So what, satt und zufrieden ziehen wir uns in unser Zimmer zurück. Jan zieht noch mal los auf Geocache-Jagd, aber sonst heißt es Beine hoch und entspannen bei Bier und Cider.

Freitag 30.06.2017 Mykines

Wetter             heiter – sonnig, 11°C
Fahrzeit           Auto 1,0 h, Fähre 1,5 h

Unser Wecker klingelt um 7:45. Raus aus den Federn, Frühstücken, Geldautomaten überfallen und Abfahrt nach Sørvágur auf Vágar. Um 10:20 soll die Fähre nach Mykines in Sørvágur ablegen. Etwa 30 Minuten später parken wir das Auto am Fähranleger. ABER leider ist die Fähre voll. Wir wären nie auf die Idee gekommen als Fußgänger eine Fähre vorbuchen zu müssen. Wir hätten die Fähre On-line buchen können. Wir haben jedoch Glück, um 12:00 fährt der Bootsmann noch mal, da der Andrang am heutigen Tag sooo groß ist.

Also vertreiben wir uns die Zeit im Dorf bzw. am Anleger. Die Fähre kommt pünktlich wieder zurück, lädt neue Passagiere und verlässt den Hafen gen Mykines. Am Fjordausgang warten die Felsformationen Drangarnir und Tindhólmur. Kurze Zeit später legen wir unter lautem Möwengeschrei in Mykines an.

Zunächst muss eine steile Treppe erklommen werden, um auf Höhe des Dorfes zu gelangen. Wir erstehen eine Maut-Marke, dann begeben wir uns auf den Weg zu Papageientauchern und Leuchtturm. Das bedeutet zunächst einen ordentlichen Aufstieg, dann sehen wir allerdings bereits die ersten Puffins. Die Kerlchen sind wirklich zu putzig. Am Ende des Felsens führt ein Seil versicherter Abstieg zu einer Brücke, die die vorgelagerte Insel Mykineshòlmur verbindet. Überall nisten Möwen, Basstölpel und Papageientaucher. Im felsigen Bereich sitzen die Möwen auf ihren gewagten Nestern, quasi im Penthouse im Grünen darüber wohnen die Papageientaucher. Schafe begleiten uns über die saftigen Wiesen. Am Leuchtturm legen wir eine Picknickpause ein mit Blick über den Vogelfelsen, auf dem Basstölpel ständiges Geschrei veranstalten. In der Sonne lässt es sich nett aushalten mit ¾-Hosen und T-Shirt. Auf dem Rückweg legen wir natürlich noch mal einen Stopp bei den Puffins ein. Gefühlte 300 Fotos später eisen wir uns los.

Das Inseldorf strömt wahrlich eine idyllische Atmosphäre aus. Im Café gibt es Bier, Cider und Eis. Wir konsumieren alles in der Sonne sitzend. Nach der Stärkung schlendern wir noch ein wenig durch das Dorf. Schließlich fährt unsere Fähre erst um 18:30. Zwischenzeitlich treffen Übernachtungsgäste ein. Diese auf die verfügbaren Zimmer zu verteilen, scheint nicht so einfach zu sein – oder der Reiseleiter ist einfach ein Chaot. Uns kann es egal sein, wir verlassen den hübschen Ort zum Fähranleger.

Nach 40 Minuten Fährzeit legen wir wieder auf Vágar in Sørdávalur an. Nach weiteren 30 Minuten steigen wir am Hotel aus. Duschen und Frischmachen lautet die Devise. Für 21:00 ist im Restaurant Àarstova ein Tisch bestellt. Das 3-Gang Menü schmeckt phantastisch. Die Lammschulter für Zwei zergeht auf der Zunge. Genudelt verlassen wir das gastliche Haus.

Samstag 01.07.2017 Eysturoy

Wetter             Regen
Fahrzeit           2 h

Da regnerisches Wetter vorhergesagt ist, lassen wir uns etwas Zeit und genießen noch mal den Ausblick während des Frühstücks über Tørshavn. Kurz nach 10:00 verlassen wir das Hotel. In der Tat sieht der Himmel sehr bewölkt aus, die Wolken hängen tief und als wir das Hotel verlassen, beginnt es zu regnen … und hört bis zum Abend nicht mehr auf.

In Kaldbak legen wir den ersten Stopp ein, um die kleine Holzkirche mit Grassodendach direkt am Fjord gelegen zu bewundern. Auf der Straße liegen Seeigel, die offenbar Möwen aus der Höhe haben fallen lassen, um den Panzer zu knacken. Außerdem laufen 2 Jogger unbeirrt von der Witterung am Fjord entlang.

Weiter geht’s über eine Brücke auf die Insel Eysturoy. Eiđi markiert den nördlichsten Ort der Insel. Kurz hinter dem Ort eröffnet sich die Möglichkeit Risin und Kellingin aus anderer Perspektive zu betrachten. Ein Parkplatz mit Fernglas zeigt den optimalen Platz. Unser Plan auf den höchsten Berg der Färöer, den Slættaratindur (882 m), zu steigen, fällt leider ins Wasser. Obwohl am Grat Wanderer auszumachen sind. Aber Schnürderlregen gepaart mit Null-Sicht locken uns nicht gerade die Wanderschuhe zu schnüren. Wir setzen statt dessen unsere Fahrt fort. Der kleine Ort Funningur am Funningurfjord soll die allererste Ortschaft der Färöer Inseln sein. Hierhin lockt allenfalls die kleine Holzkirche mit Grasdach in exponierter Lage. Ansonsten wirkt das Kaff wie ausgestorben. Also fahren wir nun nach Gjógv, wo wir ein Quartier für die Nacht vorgebucht haben. Es regnet ohne Unterlass.

Wir nutzen den Nachmittag, um für die restlichen Nächte auf den Färöer Unterkünfte zu buchen, was sich als nicht so einfach herausstellt. Aber in letzter Konsequenz gelingt es doch!

Am späten Nachmittag schlendern wir durch das regnerische Gjógv. Das Dorf wirkt idyllisch. Die bunten Häuschen sähen bei Sonne sicher noch netter aus. Am meisten beeindruckt jedoch der schmale Naturhafen, der durch den engen tiefen Fjordeingang geschützt ist.

Zum Abendessen wird (wiederum) Lammschulter serviert, die auch hier auf der Zunge zergeht. Der Rotwein mundet dazu und das kleine Stück Nuss-Schokolade-Johannisbeer-Kuchen rundet das Menu ab. Es regnet nach wie vor.

Sonntag 02.07.2017 Eysturoy – Borðoy

Wetter             heiter – wolkig, 3 Regentropfen
Fahrzeit           1 h

Punkt 9:00 finden wir uns zum Frühstück ein. Der Tag empfängt uns mit Sonnenstrahlen – das ist schon mal nett. Kurz vor 10:00 verlassen wir das gastliche Haus und Gjógv.

Unser erstes Ziel heißt Fuglarfjørður, das sehr geschützt an einem Fjord liegt. Die Fischfarmen füllen auch hier den Fjord. Am Hafen von Fuglarfjørður findet wohl gerade der Dorfspass statt. Buden und Fahrgeschäfte warten auf die Öffnungszeit. Den Yachthafen schmückt rostige Kunst, was sich zumindest auf Fotos gut macht. Ansonsten herrscht in dem Ort am Sonntagmorgen Stille. Kein Mensch bewegt sich auf den Straßen – weder Einheimische noch Touris.

Wir verlassen Fuglarfjørður und wählen für die Weiterfahrt die alte einspurige Küstenstraße nach Leirvík. Auf der Strecke soll sich die einzige heiße Quelle der Färöer Inseln befinden. Wir finden weder den Stein Varmakelda noch die heiße (18°C!!) Quelle, aber die Strecke den Fjord entlang gefällt uns. Direkt hinter Leirvík fahren wir in den Tunnel zur Insel Borđoy ein und tauchen in Klaksvík wieder ans Tageslicht.

In Klaksvík steppt an einem Sonntagnachmittag nicht gerade der Bär. Aufgrund eines Events haben Besucherinformation und ein Laden geöffnet. Also wenden wir uns dem Aussichtspunkt Hálsur zu, der in einem Pass zwischen 2 Bergen liegt. Da Jan noch fußlahm ist, folgen wir der Piste ein Stück bergauf. Aber bald parkt Jan und Gabi strebt allein hinauf. Der Weg führt über den Pass hinweg auf den 413 m hohen Klakkur. Am Gipfel warten mehrere Steinhaufen und Ausblick auf mehrere Fjorde. Auf dem Rückweg gibt es etwa 3 Regentropfen. Jan ist mittlerweile eine Etage höher gefahren und wartet am oberen Parkplatz auf Gabi`s Rückkehr. Während wir hinunterfahren kommen uns jede Menge Sonntagnachmittagsausflügler entgegen – zu Fuß oder im Auto.

Zurück in Klaksvík suchen wir unsere Unterkunft auf. Es erwartet uns eine vollständige Wohnung! Da können wir uns ordentlich ausbreiten. Kurz nach 16:00 machen wir uns wieder auf den Weg. Wir bummeln durch die Hauptverkehrsstraße an allen Läden vorbei – das verspricht ein formidables Shopping-Erlebnis!!

Bereits um 17:30 sitzen wir im Angus Steak House zum Abendessen. Jan bestellt Steak, Gabi gegrillten färöischen Lachs, dazu eine schöne Flasche Primitivo. Was wollen wir mehr. Es schmeckt hervorragend. Zwischenzeitlich füllt sich das wider Erwarten nette Restaurant mit jungen Gästen.

Die Wolken ziehen sich immer mehr zu. Auf dem Heimweg treffen uns einzelne Tropfen. Es soll sich nur während der Nacht ausregnen, dann scheint morgen vielleicht wieder die Sonne.

Montag 03.07.2017 Borðoy – Kalsoy

Wetter             heiter – wolkig, 12° C
Fahrzeit           Auto 1,0 h, Fähre ¾ h

Das Café Frida öffnet um 9:00, gerade recht zum Frühstücken. Wir bewohnen zwar ein Appartement, aber wir haben keine Lust für 2 x Frühstück einzukaufen, zumal dies an einem Sonntag sowieso nicht gelungen wäre.

Um 9:30 reihen wir uns in die Schlange für die Fähre nach Kalsoy ein. Wir stehen in der 2. Reihe, die Fähre sieht so klein aus, ob wir da wohl mitkommen? Es reicht locker bis zum Ende der 2. Reihe, der Packmeister versteht sein Geschäft. 20 Minuten später fahren wir in Kalsoy wieder von Bord.

In Syðradalur beginnt unsere Fahrt auf Kalsoy. Die Insel wird auch die Blockflöte genannt, da sie sehr lang ist und 4 Tunnel bis Trøllanes, dem nördlichsten Ort der Insel, zu absolvieren sind. Die Tunnel sind dunkel und einspurig mit Ausweichstellen auf einer Seite, d.h. alles was gen Norden fährt, hat Vorfahrt. Der Gegenverkehr muss in den Ausweichstellen warten. Uns begegnet niemand. Wir nehmen den Abzweig nach Mikladalur, um die Skulptur der Robbenfrau zu besuchen. Mikladalur soll der Hauptort der Insel sein. Zumindest gibt es eine Kirche und einige Häuser. Zur Robbenfrau führen einige Stufen bis zum Meeresufer hinunter. Ein färöischer Künstler erschuf die Skulptur, um die sich eine Legende rankt.

Alle Selbstmörder leben angeblich als Robben im Meer. An einem bestimmten Tag kommen die Robben aus dem Wasser, legen ihren Robbenpelz ab und feiern in Menschengestalt ein großes Fest. Am nächsten Morgen schlüpft jeder wieder in sein Fell und springt ins Meer. Eines Tages beobachtete ein junger Mann die eintreffenden Robben. Aus einem Robbenfell schälte sich eine bildhübsche Frau, in die er sich sofort verliebte. Er nahm ihr Robbenfell an sich, so dass sie nicht ins Meer zurück konnte und nahm sie mit sich. Sie bekamen einige Kinder. Das Robbenfell versteckte er in einer Kiste, die er mit einem Schloss verschloss. Den Schlüssel trug er immer bei sich. Eines Tages vergaß er den Schlüssel mitzunehmen. Als er vom Fischen nach Hause kam, saßen die Kinder brav am Tisch, aber die Frau war verschwunden. Sie traf in der Bucht ihren Robbenmann wieder, der die ganzen Jahre auf sie wartete. In den folgenden Jahren wurde immer wieder eine Robbe in der Bucht gesehen, die nach den Kindern schaute. Eines Tages beschlossen die Männer des Dorfes Robben zu jagen. In der Nacht erschien die Robbenfrau ihrem Menschenmann im Traum, um ihn zu ermahnen den Robbenmann und die Robbenkinder in der Bucht nicht zu töten. Die Fischer scherten sich nicht darum und brachten alle um. Daraufhin sprach die Robbenfrau einen Fluch über die Insel und deren Männer aus, der erst dann erfüllt sein soll, wenn so viele Männer der Insel umgekommen sind, dass sie diese an den Händen haltend umrunden können. So viele Männer sind zwar seither nicht zu Tode gekommen, aber es häuften sich doch viele Unglücke bei der Vogeljagd, dem Fischen und Schafe eintreiben.

Die Skulptur der Robbenfrau steht in jedem Fall exponiert am Ufersaum und wird sicher bei höherem Wasser oder stürmischer See vom Meer umtost.

Wir fahren weiter bis Trøllanes. Dort schnüren wir die Schuhe fest zu, denn wir wollen zum Leuchtturm vorlaufen. Auf weitestgehend weglosem Gelände geht es über Wiese, durch Matsch und Schafe zum Leuchtturm. Nach ¾ h ist es geschafft. Wir haben 5 Inseln der Färöer im Blick, die Wolkenfetzen verursachen eine besondere Stimmung. Risin und Kellingin sind ebenfalls in Sicht. Zurück in Trøllanes flattern Papageientaucher in ihrem unnachahmlichen Stil über dem Hafen. Einige kleine Hütten im Ort sind durch Seile beschwert mit Steinen oder gefüllten Kanistern vor Sturm gesichert. Das mutet schon merkwürdig an.

Bald machen wir uns wieder auf den Rückweg nach Syðradalur. Ein paar Autos warten bereits auf die 15:10 Fähre. Wie schließen uns einfach ein, wenngleich es noch fast 1 h dauert, bis es losgeht. Hier gehen die Uhren eh langsamer, obgleich Abfahrtszeiten eingehalten werden, sofern dies irgend möglich ist.

Zurück in Klaksvík kümmern wir uns erst mal um unsere Versorgungslage. Jan will am Abend kochen. Auf der Einkaufsliste stehen Pasta, Sahne, Gorgonzola, Parmesan, Salat und Rotwein. Die restliche Zeit verbringt Gabi beim „Shoppen“ in Klaksvik. Das gestaltet sich höchst übersichtlich und schont das Portemonnaie.

Zum Abend hin verziehen sich die Wolken, der Himmel wird blauer. Die Pasta mit Käse-Sahne-Sauce und Salat mundet uns, der argentinische Malbec rundet unser Mahl ab. Man könnte meinen, wir hätten Urlaub!

Dienstag 04.07.2017 Borðoy – Kunoy – Viðoy

Wetter                         wolkig, 13° C
Fahrzeit                       1:30 h

Nach herzlicher Verabschiedung von unseren Gastgebern verlassen wir das Appartement. Wir sind erst die 2. Mieter! Insofern ist unser Eintrag im Gästebuch Pflicht.

Im Café Frida genehmigen wir uns nochmals ein leckeres Frühstück. Gut gestärkt für den Tag steigen wir wieder ins Auto. Kunoy wartet.

Zur Nachbarinsel Kunoy führt ein kurviger Damm. Danach fahren wir gleich in den einbahnigen dunklen Tunnel ein. In Kunoy Dorf stellen wir unser Auto auf den Parkplatz an der Kirche. Dann begeben wir uns auf die Suche nach dem Wäldchen, das es in der Nähe des Dorfes geben soll. Etwas oberhalb des Dorfes in einer Senke werden wir fündig. Schön eingezäunt, somit geschützt vor Schafen, warten Waldwege auf Besucher. So kommen wir zu einem kleinen Waldspaziergang durch den Mischwald. Der Goldregen blüht üppig golden. Wir lustwandeln durch Lärchen, Fichten und einige Laubbäume. Der Bach sogt für die Wasserversorgung. Im Dorf schwatzen einige ältere Männer am Gartenzaun, ansonsten sind wenige Menschen zu sehen. Wir fahren weiter zur nächsten Insel.

Über Borðoy nach Viðoy warten wiederum einige Tunnels auf uns. So langsam kennen wir nun jeden. Auf Viðoy wählen wir zunächst die Küstenstraße bis Viðareiði. Im nördlichsten Dorf der Färöer warten Kirche und Pfarrhaus auf Besucher. Im Restaurant Matstuvan hjá Elisabeth kehren wir kurz nach 12:00 ein. Da kein Papageientaucher auf der Tageskarte steht, beschränken wir uns auf Rhabarber- und Färöer-Bier. Durch den (sogar) 2-spurigen Tunnel kehren wir zurück nach Klaksvík.

In Klaksvík gibt es ebenfalls ein kleines Wäldchen, das als Naherholungsgebiet fungiert. Zwei Pools am Ufersaum zeugen vom alten Freibad. Das Planschbecken bietet heute Holzbänke,
-tische und Grills an.

Am frühen Nachmittag checken wir im Hotel Klaksvík ein. Jan richtet sich häuslich ein, Gabi zieht es noch mal ins Städtchen zu einem Cappuccino. Außerdem wechselt eine färöische Strickjacke den Besitzer und wird am Abend auch gleich ausgeführt.

Zum Abendessen gehen wir auf Empfehlung des Hoteliers in das 2. Steakhouse am Ort. Es gibt allerdings auch Fisch. So kommt jeder auf seine Kosten. Gut gesättigt kehren wir bei leichtem Nieselregen zurück ins Hotel.

Mittwoch 05.07.2017 Borðoy – Eysturoy – Streymoy

Wetter             heiter – wolkig, 13° C
Fahrzeit           2,0 h

Wir verlassen Klaksvík gegen 10:00. Bald hinter dem Tunnel nach Eysturoy in Norðragøta wollen wir das Museumsdorf Blásastova besuchen. Leider ist das Museum Mittwochs geschlossen, aber von außen können wir die mit Grassoden bedeckten Häuser betrachten und durch das eine oder andere Fenster die Innenausstattung bestaunen.

Weiter geht’s nach Runavík und Toftir über die Butterblumen-Route. In Toftir gibt es einen Shop, der färöische Strickwaren von Navia verkauft. Die Auswahl ist großartig. Wir fahren dennoch ohne Beute weiter. In Lambi fahren wir verbotenerweise ins Hafengelände, um einen riesigen Findling zu bestaunen. Der Findling soll Elfen und Trolle beherbergen, deshalb wurde er nie aus dem Hafengelände entfernt.

Nun treten wir die Rückfahrt nach Tørshavn an. Wir besuchen das Einkaufszentrum SMS, das keine Wünsche offen lässt. Daneben lädt die Plantage bzw. der Park Viđalund zum Spazieren ein.

Um 14:00 checken wir im Hotel Hafnia ein. Shoppen steht für den Nachmittag auf dem Programm. So stürmen wir nahezu jeden Laden. Tørshavn scheint uns ganz schön voll. In den Cafés gibt es kaum einen freien Platz. Wir ergattern dennoch einen freien Tisch. Zu Cappuccino und Bier schreiben wir die nächste Charge Postkarten. Die Sonne wärmt und taucht alles in ein schönes Licht.

Ab 18:30 suchen wir zwei Plätze zum Abendessen. Dies gestaltet sich schwierig, so dass wir es letztendlich im Hotel-Restaurant versuchen. Dort gibt es zwar Platz, aber nur ein Gericht – Steak! Also setzen wir unsere Suche fort. Schließlich landen wir in der Brasserie Hvonn bei Salat und Pizza. Das entspricht zwar nicht unserer Wunschvorstellung, schmeckt aber dennoch lecker. Den abschließenden Espresso mit Tiramisu nehmen wir in einem Café am Yachthafen. Danach sind wir genudelt. Ein Schluck aus der Schnapsflasche im Hotelzimmer ist somit essentiell.

Donnerstag 06.07.2017 Streymoy – Vágar

Wetter             wolkig, nachmittags Regen, 12° C
Fahrzeit           1,5 h

Der letzte Ortswechsel auf den Färöer steht an. Wir verlassen Tørshavn über die Butterblumen-Route. Nach Vágar müssen wir dennoch durch den Tunnel.

In Sandavágur folgen wir den Hinweisschildern zur Felszinne Trøllkonufingur. Das letzte einspurige Stück Straße scheint nur aus Schlaglöchern zu bestehen. Eine Schar Gänse weist uns in eine der letzten Parkbuchten ein. Dann geht es einige Minuten zu Fuß weiter bis zu einem kleinen Mäuerchen. Von dort haben wir einen schönen Blick auf die 313 m hohe Felsnadel, die sich vor der Landspitze Presttangi abspaltet. Mit einem kurzen Blick auf die Kirche verlassen wir Sandavágur.

In Miđvágur wählen wir den Abzweig zum Bøsdalafossur. Wir folgen der Holperstrecke bis zur Parkmöglichkeit. Nun geht es für ca. 3 Km zu Fuß oberhalb des Sees Leitisvatn zum Wasserfall. Der See liegt etwa 50 m oberhalb des Atlantiks, der Fossur fällt hübsch ins Meer. Eine ordentliche Brise, laut schreiende Austernfischer und Regenbrachvögel begleiten uns. Eigentlich sieht es so aus, als hätte der See keinen Abfluss ins Meer. Der Wasserfall plätschert dafür ganz beachtlich. Wir laufen querfeldein gemächlich ansteigend zurück zum Weg. Dabei schrecken wir ein Kaninchen auf und eine Krähe fliegt Stukkaangriffe auf Jan. Wir sind wohl ihrem Nest zu nahe gekommen. Zwischenzeitlich beginnt es leicht zu regnen und hört auch für den restlichen Nachmittag nicht mehr auf.

Wir lassen uns dennoch nicht davon abbringen, den letzten Tunnel zu durchfahren. Er wurde erst 2006 eröffnet und verbindet Gásadalur mit dem Rest der Inselwelt. Auf dem Rückweg besuchen wir das pittoreske Dörflein Bøur. D.h. Gabi schlendert durch die grasbedeckten Häuschen, Jan wartet im Auto auf dem Parkplatz am Ortseingang.

Den restlichen Nachmittag machen wir es uns im Hotel Vágar gemütlich. Im Fernsehen wird Wimbledon übertragen, da kann man und frau schon mal einen verregneten Nachmittag aushalten. Das Abendessen wird im hoteleigenen Restaurant serviert. Die Seesäcke müssen flugfertig verpackt werden, denn morgen fliegen wir weiter nach Reykjavík.

Fazit

Die Färöer Inseln sind die Inseln der kurzen Wege, nichts ist wirklich weit entfernt. Die Hauptinseln verbinden Brücken oder Tunnels miteinander. Zu allen anderen gibt es regelmäßigen Fährbetrieb, so das Wetter dies zulässt. Wir haben etwa 800 Km zurückgelegt.

Die Inseln sind allesamt bergig und zwar auf einer Seite grün mit saftigem Gras bewachsen gemächlich ansteigend und auf der anderen Seite des Kamms felsig schwarz steil abfallend.

Das Wetter war überraschend gut. Wir wurden mit drei Sonnentagen verwöhnt, dagegen gab es nur 1 ½ Regentage und wenig Nebel. Meist wurde das Wetter an wolkigen Tagen im Laufe des Nachmittags besser. Die Temperaturen lagen bei durchschnittlich 12 – 13° C, in der Sonne natürlich gefühlt wärmer.

Die meisten Touristen kommen in organisierten Gruppen.

Schlau ist es, alle Übernachtungen vorzubuchen, denn vor Ort gestaltet sich die Ad hoc-Zimmersuche schwierig, da außerhalb von Tørshavn und Klasvík die Bettenkapazität niedrig ist. Außerdem sollte man für das Abendessen immer einen Tisch im Wunsch-Restaurant reservieren, denn als Walk-in findet man selten Platz.

Fisch und Lamm schmecken phantastisch. Beim Lamm handelt es sich ausnahmslos um Salzwiesen-Lamm, denn die Schafe und Lämmer grasen immer in Sichtweite zum Meer. In jedem Fjord gibt es Aquakulturen, da der warme Golfstrom für gute Bedingungen und die engen Fjorde für ruhiges Wasser sorgen.

Die Papageientaucher sind eindeutig die Stars unter den Vögeln.

Wir trafen überall auf hilfsbereite freundliche Menschen.

 

 

Freitag 07.07.2017 Färöer Inseln – Island, Reykjavík

Wetter             heiter – wolkig, 14° C
Fahrzeit           Flug 1,5 h, Bus 1,0 h, Auto 1,5 h
Zeitdifferenz   – 1 h

Der Wecker wirft uns um 6:30 aus den Federn. Die letzten Sachen müssen noch in den Sack, dann wird es Zeit fürs Frühstück. Um 7:00 öffnet das Frühstückbuffet. Für uns reicht das gerade für einen kurzen Snack und eine Tasse Kaffee bzw. Tee.

Die Anfahrt zum Flughafen ist überschaubar, da wir quasi nebenan genächtigt haben. Die Rückgabe des Autos gestaltet sich super einfach. Auto am Parkplatz abstellen, Schlüssel in die Dropbox – fertig. Sogar die Rückerstattung der Steuer für den Tax free Einkauf geht ruckzuck.

So bleibt sogar noch Zeit für einen Cappuccino am Gate. Der Flieger verlässt pünktlich um 8:00 Vágar. Wir landen nach 1 ½ h Flugzeit aufgrund der Zeitverschiebung quasi 30 Minuten später am Domestic Airport in Reykjavík. Mit dem Taxi geht’s weiter zum Busterminal, wo wir direkten Anschluss nach Keflavík International Airport haben. Dort holt uns der Camper-Vermieter ab, seine Camper-Station befindet sich nämlich nur 10 Autominuten entfernt.

Die Abwicklung des Papierkriegs sowie die Einweisung in den Camper gehen oberflott vonstatten. Dann sind wir auf uns gestellt und schlagen zunächst den Weg nach Reykjavík ein. Einkaufen ist angesagt. Der Kühlschrank will gefüllt werden, außerdem benötigen wir natürlich Getränke (alkoholische!). Das Einkaufszentrum kennen wir bereits, der Einkaufswagen ist schnell gefüllt und eine Vin Buđin gibt es hier ebenfalls. Nun fehlen uns nur noch Staukisten zu unserem Glück. Die erstehen wir im nächstgelegenen Baumarkt.

Ab und zu blinzelt die Sonne über der Stadt, so entschließen wir uns zu einem kleinen Stadtspaziergang, um zu sehen, was sich in der Innenstadt seit unserem letzten Besuch getan hat. Gabi hat den Eindruck, als ob sich mittlerweile einige hochwertigere Geschäfte angesiedelt hätten. Na ja, mehr Touristen, mehr Einkaufsbudget.

Bald fädeln wir uns in die Rushhour zum citynahen Campground ein. Es staut sich so voran, aber dies verlängert unsere Fahrzeit nur unwesentlich. Ein Stellplatz ist schnell gefunden. Nun geht es ans auspacken und einräumen. Es dauert so seine Zeit bis alles einen Platz gefunden hat. Die Küche will schließlich noch eingeweiht werden. Jan zaubert Lachs mit leckerer Wein-Sahne-Dill-Sauce, Broccoli und Reis dazu einen schönen Weißwein.

Samstag 08.07.2017 Reykjavík – Húsafell

Wetter             wolkig, Regenschauer, gegen Abend heiterer, 12° C
Fahrzeit           3,5 h

Wie schön, dass der Camper mit einer Heizung ausgestattet ist. Die können wir zum Aufstehen gut gebrauchen. Wir frühstücken ausgiebig.

Kurz nach 9:00 verlassen wir Reykjavík in nordöstlicher Richtung. Wir folgen der Strecke nach Þingvellir, biegen dann ins Kaldidalur ab. Die Straße geht bald in Schotterpiste über. Die Wolken hängen tief. So sehen wir nur die Mondlandschaft und leider wenig von den Bergen. Dem Abzweig zum Langjökull folgen wir dennoch. Am Fuße des Gletschers befindet sich eine „Basis Station“, in der man eine Gletschertunneltour buchen kann. Es gibt noch Plätze, die nächste Tour startet in 45 Minuten – also um 12:30.

Wir rüsten klamottenmäßig auf, denn wasserfestes Schuhwerk und warme wasserfeste Kleidung sind angesagt. Ein dickes Schneemobil bringt uns den Gletscher hinauf zum Eingang des 500 m langen Tunnels. Ein jeder bekommt „Schneeketten“ für seine Schuhe zum Überziehen, dann marschieren wir los. Der Tunnel wurde herzförmig mit einigen größeren Grotten angelegt. Der tiefste Punkt des Tunnels befindet sich 25 m unter der Oberfläche. Eine interessante Perspektive mal Gletscherspalten von unten zu sehen. Durchgefroren kehren wir zurück an die Gletscheroberfläche. Inzwischen haben sich die Wolken etwas gelüftet.

Zurück am Auto fahren wir weiter nach Húsafell. Wir entschließen uns, der Lavaröhre Viðgelmir einen Besuch abzustatten. Die nächste Besichtigungstour startet in 20 Minuten. Das nennt man wohl just-in-time! Die Lavaröhre ist 1,5 Km lang, davon können 600 m auf der Standardtour besichtigt werden. Der größte Teil der 600 m wurde mit erhöhten Holzwegen ausgestattet, schon damit nicht jeder alles antatscht oder gar etwas abbricht. Kleine Eis-Stalagmiten mitten im Sommer sehen wir zum ersten Mal. Im Winter sollen sie bis zu 2 m hoch werden, außerdem gibt es dann auch Eis-Stalagtiten. Im Sommer ist es hierzu leider einfach zu warm. Und dass obwohl in der Röhre konstante 0° C herrschen. Die „Schokoladenwände“ sehen toll aus, die am Boden liegende Bruchschokolade ergänzt. Die „Hundehaufen“ oder „Kerzenleuchter“ wirken ebenfalls täuschend echt. Die dünnen Strohhalme an der Decke laden geradewegs zu einem Cocktail ein. Kleine Wassertropfen an der Decke glänzen im Licht wie Glowworms, es gibt in der Höhle jedoch gar keine Tiere sondern nur Höhlenbakterien.

Wieder am Tageslicht suchen wir den Campground in Húsafell auf. Der ist schon gut gefüllt. Na ja, es ist Samstag, auch die Isländer haben Wochenende. Wir finden ein nettes ebenes Plätzchen. Jan wirft bald den Grill an, damit ist für das Abendessen gesorgt.

In den Waschräumen sehen wir Hinweise auf ein „Bonfire“. Hierbei handelt es sich um ein großen Lagerfeuer, dazu spielt Live-Music auf. Der halbe Campground findet sich als Publikum ein. Kurz nach 22:00 hört der Gitarrist auf zu spielen, die meisten Besucher ziehen sich auf ihre Campsite zurück.

Sonntag 09.07.2017 Húsafell – Arnarstapi, Snæfellsnes

Wetter             heiter – sonnig, 14°C
Fahrzeit           5,0 h

Da die meisten Kinder die halbe Nacht über den Campground getobt sind, bleibt es dafür am Morgen lange ruhig. Wir stehen um 8:30 auf. Die Sonne blinzelt durch die Wolken. Eigentlich sieht es ganz nett aus. Bis wir mit dem Frühstück fertig sind, abgespült haben und das Auto reisefertig ist, zeigt die Uhr 10:00.

Also nix wie los. Bis zu unserem ersten Stopp dauert es nicht gar so lange. Der gefüllte Parkplatz weist schon auf das Highlight hin. Der Hraunfossar und der Barnafoss warten auf Besucher. Der eine scheint auf lange Breite direkt aus dem Berg zu strömen, der andere zeigt eine ordentliche Waschmaschine durch einen Naturbogen. Mittlerweile gibt es auch in Island vorgegebene Wege und Absperrungen; diese Einrichtungen sehen ziemlich neu aus.

Weiter geht es zum Deildartunguhver. Europas größte heiße Quelle spuckt pro Sekunde 180 l kochendes Wasser aus. Das heiße Wasser wird bis Borganes und Akranes geliefert, wobei die Temperatur auf dem Transportweg 20° C verliert. Neben der Quelle werden in Gewächshäusern Tomaten angebaut, wofür die natürliche Wärme genutzt wird. Ein kleiner Selbstbedienungsstand auf dem Parkplatz bietet abgepackte Tomaten an. Wir folgen der Warmwasserleitung bis Borganes.

Bei Borganes liegt der große Felsen Borg á Mýrum (Fels in den Marschen), hierbei handelt es sich um einen der wichtigsten Schauplätze der Egils Saga. Die Saga erzählt die Geschichte von Kveldúlfur, dem Großvater des Kriegerpoeten Egill Skallagrímsson, der im 9. Jh. nach einem Zerwürfnis mit dem norwegischen König nach Island floh. Auf der Überfahrt wurde er schwer krank und starb. Seinen Sohn beauftragte er, dass an der Stelle an der der Sarg anlandet das Familiengehöft gebaut werden soll. Dies geschah genau an dieser Stelle bei Borg. Eine kleine Kirche sowie einige Häuser zeugen von dem Gehöft.

Wir setzen unsere Fahrt zur Snæfellsnes Halbinsel fort. Das Thermalbad Lýsuhólslaug lädt bei strahlendem Sonnenschein zu einem heißen Bad (37 – 39° C) ein. Die grünen Algen aufgrund des eisenhaltigen Wassers sollen den Besucher nicht stören, angeblich sorgen sie für eine weiche Haut wie ein Robbenrücken. Nach 30 Minuten sind wir gar und dem Robbenrücken ganz nah …

Am Wegesrand gibt es Islandpferde mit Fohlen und Wasserfälle zu bestaunen. Die Spalte Rauðfelsgjá veranlasst uns zu einem längeren Halt, denn die Spalte möchte erkundet werden. Gar so weit klettern wir nicht in die Spalte hinein, denn es fließt reichlich Wasser. Das sorgt nicht nur für nasse Füße.

Zurück auf der Straße nehmen wir die Abzweigung zum Snæfellsjökull, dessen Anblick uns schon eine ganze Weile begleitet. Die weiße Kappe sieht nahezu perfekt aus. Die Piste führt ganz schön steil und rumpelig in die Höhe. An der Schneegrenze ist Schluss. Wir packen unsere Campingstühle auf den Schnee, um ein schönes Bier im Sonnenschein zu genießen. Nur der stürmische Wind vergällt uns den Spaß etwas. Drei Jungs mit Surfski stapfen ein Stück den Berg hinauf. Man kann den Gipfel auch per Skidoo oder mit einem Schneekatzen-Bus erreichen und natürlich zu Fuß. Wir sehen eine Seilschaft im Abstieg. Leider hat im Camper unser Bett die Strapaze der Auffahrt nicht gut überstanden. Alles liegt unten, da ist erst mal Aufräumen und neu Verstauen angesagt. Auf der Abfahrt nehmen wir die kleinen Grotten Sönghellir mit.

Zurück im Tal quartieren wir uns auf dem Campground in Arnarstapi ein. Mittlerweile bläst der Wind böig und wütend. Nach einem entspannenden Gin-Tonic macht sich Gabi auf den Weg, um die Küste vor Arnarstapi zu erkunden. Jan legt die Beine hoch. Die Küste entpuppt sich als ziemlich spektakulär mit spektakulären Felsformationen und Vogelklippen.

Montag 10.07.2017 Arnarstapi – Stykkishólmur

Wetter             sonnig, 12° C
Fahrzeit           3,0 h

Kurz vor 8:00 rollen wir aus dem Bett. Die Sonne scheint vom blauen Himmel, der Wind scheint eingeschlafen. Nach leckerem Frühstück marschieren wir erst mal los, um die Küste vor Arnarstapi in der Vormittagssonne zu bewundern.

Am Wikinger wird Jan mit einem Geocache fündig. Dies war allerdings ein leichtes Ziel, denn ein Pärchen Magdeburger war bereits tätig. Wir laufen die Brücke, Bogen, Vogelfelsen und Spritzlöcher bis zum Hafen ab. Daneben stehen vor der Küste einige Solitäre, die 12 Apostel von Arnarstapi. Überall nisten Sturmvögel und Möwen.

Zurück am Auto nehmen wir Fahrt auf. Wir zweigen zur Gesteinsformation Lóndrangar ab. Diese Lavaspritzer sollen angeblich von Elfen als Kirche benutzt werden. In der Ferne startet der raketenförmige Leuchtturm Malariff durch.

Wenige Km später biegen wir nach Djúpalón ab. Hier warten ein schwarzer Strand voller Schrott des englischen Trawlers Eding, der 1948 havarierte, 4 Kraftsteine, um die Tauglichkeit potentieller Fischer festzustellen, der Felsbogen Gatklettur und mehrere Süßwasser Seen auf uns. Jan schafft den kleinsten Stein mit 23 kg und gilt damit als Versager. Gabi kann selbst den nicht heben. Wir sind als Fischer völlig ungeeignet! Der schwarze Strand mit den verteilten Schrottteilen sieht bei tiefstehender Sonne sicher toll aus.

Wir nähern uns nun der Ostspitze der Peninsula. Der Vulkan Saxhöll lädt am Wegesrand zum Besuch ein. Eine schier endlose Eisentreppe führt hoch zum Kraterrand. Der Aufstieg wird mit einem tollen Blick auf die Umgebung und das alte Lavafeld belohnt. Bald zweigen wir auf die Piste zum Ostkap ab. Zunächst bewundern wir den goldenen von karibikblauem Wasser umspülten Strand Skarðsvík. Einige Unentwegte stürzen sich sogar in die kalten Atlantikfluten. Die Piste wird nun etwas ruppiger, was allerdings normale Autos nicht davon abhält diese Strecke zu benutzen. Am Ende warten 2 Leuchttürme. Der gelbe kleine Leuchtturm steht am Ostkap der Halbinsel Snæfellsnes, der größere orange Leuchtturm befindet sich ein Stück weiter die Küste entlang nahe einem Vogelfelsen.

Nun benötigen wir dringend eine Stärkung. Im Fischerdorf Rif kehren wir im Café Gamla Rif ein. Die Fischsuppe schmeckt unvergleichlich. Wir sitzen auf der Sonnenterrasse in einer windgeschützten Ecke den Snæfellsjökull direkt vor Augen. Einfach göttlich! Mit einem leckeren Espresso runden wir die kleine Pause ab. Der Espresso verdient besonderer Erwähnung, da man zwar überall Filterkaffee bekommen kann, aber alles andere gestaltet sich eher schwierig. Mit dem malerischen Wasserfall Svödufoss verlassen wir Rif.

Ólafsvík ist zwar ein verschlafenes Nest, aber es liegt sehr idyllisch und seine extraordinäre Kirche, die nur aus Dreiecken besteht, sticht ins Auge. Grundarfjörður heißt unser nächstes Ziel. Am Kirkjufellfoss kurz vor dem Dorfeingang gelegen biegen wir auf den Parkplatz ein. Der 2-stufige Wasserfall führt reichlich Wasser. Von der zweiten Stufe hat man einen schönen Blick auf Grundarfjörður und die umliegenden Berge. Uns zieht es weiter bis nach Stykkishólmur. Die Strecke zwischen Grundarfjörður und Stykkishólmur kann sich sehen lassen. Schneebedeckte Berge auf der einen Seite, Meer, Buchten und Inseln auf der anderen Straßenseite. In Stykkishólmur füllen wir erst mal unsere Vorräte auf. Dann suchen wir den Campground direkt neben dem Golfplatz in atemberaubender Berg-Kulisse gelegen auf. Die Sonne scheint warm vom blauen Himmel, wir können tatsächlich eine ganze Weile draußen sitzen. Zum Essen verziehen wir uns dann allerdings in den Camper, da hin und ab Wolken aufziehen. Die Sonne beleuchtet die Bergkette jedoch weiterhin im schönsten Licht.

Dienstag 11.07.2017 Stykkishólmur – Flókalundur, Westfjorde

Wetter             sonnig, 14° C
Fahrzeit           Fähre 3,0 h, Auto 0,5 h

Sonnenschein zum Frühstück! Uns bleibt bis 15:00 Zeit Stykkishólmur und Umgebung zu erkunden. Wir beginnen mit dem Aussichtspunkt über dem Campground. Tolle Rundumsicht auf Breiđarfjörður, Hvammsfjörður, über Stykkishólmur und die schneebedeckten Berge.

Nun steht der heilige Berg Helgafell 5 Km südlich von Stykkishólmur auf dem Programm. Die meisten Isländer glauben, dass Leute, die den 73 m hohen Helgafell besteigen, drei Wünsche gewährt werden, sofern sie reinen Herzens geäußert und drei wichtige Regeln beachtet werden. 1. Beginn des Aufstiegs am Grab von Guðrun Ósvifursdóttir (Heldin einer uralten örtlichen Saga), 2. Zum Tótt (Ruine der Kapelle) aufsteigen, ohne ein Wort zu sagen und nicht zurückzublicken, 3. Sich an der Ruine der Kapelle umdrehen und während man sich was wünscht nach Osten blicken. Und natürlich niemandem die Wünsche verraten, sonst gehen sie nicht in Erfüllung. Wir nehmen uns alles zu Herzen und befolgen die Vorgaben wortgetreu. Mal sehen, ob’s hilft.

Wir fahren zurück nach Stykkishólmur. Das Auto darf direkt in der Wartespur für die Fähre nach Brjánslækur, Westfjorde, parken. Wir stehen als erster. Das Ticket erstehen wir ebenfalls gleich. Nun widmen wir uns dem Ort. Die Stykkishólmskirkja hebt sich in ihrer futuristischen Gestalt deutlich vom Ort ab. Innen hängen hunderte Lampen von der Decke. Das große Bild von Maria mit Jesus wirkt auf uns wie eine Marien-Elfe. In jedem Fall eine freundliche Kirche – hell und ungewöhnlich.

Auf der Hauptstraße gibt es den einen oder anderen Laden – die meisten öffnen leider erst um 14:00. Zurück am Hafen nehmen wir uns die vorgelagerte Basaltinsel Súgandisey vor, die über einen Damm mit dem Festland verbunden ist. Die Sonne scheint warm, auf dem Inselplateau lässt es sich gut verweilen mit schönem Blick über den Ort, Hafen und die Fjorde.

Nach einer Weile treibt uns der Durst hinunter zum Hafen. Auf der anderen Seite des Hafenbeckens finden wir einen schönen Terrassenplatz bei Muscheln und Wein. So lässt es sich aushalten! Die letzten Postkarten schreiben wir auch noch, nur das Einwerfen muss auf die Westfjorde warten.

Dann bleibt uns nur noch das Daypack zu packen für die Fähre, denn nach dem Einfahren auf die Fähre, darf man nicht mehr ans Auto. Die Fährfahrt dauert knapp 3 h mit einem Zwischenstopp in Flatey. Aber erst mal muss der Camper auf die Fähre und dafür muss die ankommende Fähre entladen werden. Das gestaltet sich etwas schwierig, da ein Auto auf gerade dieser Fahrspur parkt. Daraus entwickelt sich ein kleines Verkehrschaos. Nach 10 Minuten ist es dennoch geschafft. Jan darf auf die Fähre auffahren.

Bei diesem grandiosen Wetter können wir sogar an Deck bleiben. Die Mannschaft sorgt für Unterhaltung mit einer Notfallübung. Das Rettungsboot wird ins Wasser gelassen und später wieder an Bord genommen. Einer der Übungsteilnehmer (von 2) macht dies wohl zum ersten Mal. Gott sei Dank ist es ja nicht ernst! Wir passieren immer wieder kleine Inselchen, schrecken Papageientaucher auf oder Sturmvögel begleiten die Fähre im tiefen Gleitflug über der Meeresoberfläche. 18:45 machen wir in Brjánslækur fest.

Wir nehmen direkt Kurs auf den nächst gelegenen Campground in Flókalundur. Wir parken unser Gefährt mit Blick auf den Breiđarfjörður. Die Sonne lacht dazu. In der Nähe soll es ein geothermales Naturbecken geben. Wir folgen der Ausschilderung, können es jedoch nicht entdecken. Wahrscheinlich haben wir zu früh aufgegeben. Alternativ kümmern wir uns um unser leibliches Wohl. Spaghettini mit Jakobsmuscheln und Salat stehen auf dem Speiseplan begleitet von einem leckeren neuseeländischen Sauvignon Blanc. Wer kann da schon widerstehen. Nach dem Essen verziehen wir uns allerdings in den Camper, die Wolken nehmen zu, es wird windiger und kühler.

Mittwoch 12.07.2017 Flókalundur – Tálknafjörður

Wetter             Regen, 9° C
Fahrzeit           3,5 h

Der Himmel grüßt grau verhangen, kleine Tröpfchen fallen aus den Wolken. Wir beschließen nach dem Frühstück erst mal ins natürliche Heißwasserbecken Hellulaug einzutauchen. Direkt am Strand mit Abfluss ins Meer gelegen ermöglicht es Wechselbäder. Einige stürzen sich auch beherzt in die eisigen Fluten, um sich anschließend im Pool wieder aufzuwärmen. Eine Gruppe Franzosen sitzt bereits im Pool, später kommen noch ein Schweizer und drei deutsche Mädels dazu. Damit ist es voll genug. Nach ½ h sind wir gar und verlassen den wohlig warmen Ort. Der Camper steht keine 10 m entfernt, das ist auch in den nassen Badeklamotten machbar. Sobald wir reisefertig angezogen sind, nehmen wir Fahrt gen Látrabjarg auf.

Zwischendurch regnet es immer mal … isländischer Landregen. Wir zweigen zum Rauðisandur ab. Die 10 Km lange Piste führt relativ gemächlich zum Pass hinauf, um dann in atemberaubenden Haarnadelkurven steil zur Bucht hinunter zu schwingen. Der Strand trennt das Meer von einer ruhigen Lagune. Zimttöne herrschen hier vor. Wir fahren die Bucht entlang bis zu einem hübschen kleinen Kirchlein, direkt daneben öffnet gerade das Café. Einen Cappuccino können wir durchaus schon vertragen. Wir nehmen auf antiken Stühlen Platz, in den Regalen stehen Gläser mit Vulkanasche, die mit Ort und Jahr des Ausbruchs datiert sind. Bevor wir den Pass wieder erklimmen, sucht Jan erfolglos einen Geocache.

Zurück an der 612, die ebenfalls nach kurzer Strecke zur Piste wird, folgen wir dieser bis zum westlichsten Punkt Islands respektive Europas (ohne Azoren) Látrabjarg. Wir passieren einige Buchten mit gelbem Sand. Wo der wohl herkommt in dieser schwarzen Lavawüste? In jedem Fall sticht er sofort ins Auge. In einem kleinen Ort stehen Unmengen von Km 30 Schildern und dazu eine Blitzer-Attrappe, das ist zumindest ein Foto wert und sorgt dafür, dass nicht so gerast wird, sofern dies auf einspuriger Piste möglich ist.

Als wir an den Klippen von Látrabjarg ankommen, nimmt der Regen gerade an Intensität zu. Wir rüsten auf mit Regenjacke und –hose, dennoch beschließen wir nach kurzem Ausflug zum Leuchtturm, den schlimmsten Regen im Auto abzuwarten. Wozu haben wir schließlich einen Camper, in dem man gemütlich und trocken sitzen kann. Wir nutzen die Zeit für einen kleinen Snack. Sobald der Regen nachlässt, steigen wir zu einer der Klippen von Látrabjarg auf. Hier nisten Tausende von Vögeln. Die Stars sind aber ganz sicher die possierlichen Papageientaucher. Bei diesem regnerischen Wetter stecken sie allerdings auch lieber den Schnabel ins Gefieder. Zumindest belohnt sich Jan mit einem Geocache

Es geht denselben Weg zurück, wir zweigen jedoch nach Patreksfjörður ab. Der Campground sieht nicht so einladend aus, außerdem gibt es zwar eine Waschmaschine, aber keinen Trockner. Welchen Sinn das macht in diesen Breiten, muss uns mal jemand erklären! Aber es gibt einen Supermarkt und eine Tankstelle, damit ist uns erst mal geholfen. Wir setzen unsere Fahrt bis nach Tálknafjörður fort.

Der Campground liegt direkt neben dem geothermischen Freibad, das ihn verwaltet. Der Campground liegt schön ruhig, die Einrichtungen sehen gut aus. Wir starten direkt ein Kesselchen Buntes und können nicht glauben, dass 30°-Wäsche über 3 h dauern soll. Nun denn, wir haben eh nichts anderes mehr vor, außer zu kochen natürlich. Jan zaubert ein Lamm-Geschnetzeltes, das sich sehen lassen kann. Genudelt rollen wir zum Geschirrspülen. Es regnet nach wie vor – mal mehr, mal weniger. Hoffentlich ist dieses Regengebiet morgen durch.

Donnerstag 13.07.2017 Tálknafjörður – Þingeyri

Wetter             bewölkt, Regenschauer, 10° C
Fahrzeit           4,0 h

Leider tröpfelt es am Morgen. Wir stehen um 8:30 auf, frühstücken und beginnen gemächlich den Tag. Gegen 10:30 starten wir den Motor.

Bis Bíldudalur fahren wir durch die Berge, wechseln dann auf die einspurige Piste 619 nach Selárdalur die Küste entlang. Wir glauben alleine auf der Welt zu sein. Ab und zu ein Haus und goldene Sandbuchten. Die Seeschwalben verteidigen eifrig ihre Brut. Bis Selárdalur sind es 25 Km, dort empfängt uns das Vermächtnis des regionalen Künstlers Samúel Jónsson. Das Anwesen besteht aus einem Puppenstubenhaus, einer Kirche, seinem alten Wohnhaus und einigen witzigen Skulpturen. Bald stehen drei Autos auf den Parkplatz und wir dachten, wir seien allein auf der Welt! Der Mann mit Seehund lässt je nach Perspektive einige Phantasien zu. Auf dem Rückweg über die Küstenpiste begegnen uns einige Fahrzeuge – lauter Touristen, die wohl dasselbe Ziel haben.

Weiter geht’s nun gen Dynjandi, dem gewaltigsten Wasserfall der Westfjorde. Zuvor stolpern wir am Ufer des Suđurfjöður quasi in ein Thermalbad. Wir lassen uns nicht lange bitten, schlüpfen in die Badesachen und in die warmen Fluten. Das Betonbecken ist zwar nicht so idyllisch, aber warm. Gut durchgewärmt fahren wir weiter zum Dynjandi durch die wildromantischen Berge in gewagten Serpentinen mal in, über oder unter den Wolken. Die Wasserfälle in Dynjandi tosen jedenfalls gewaltig. Der mächtigste Wasserfall ist der obere, der sich über den Bergkamm hinunterstürzt, darunter folgen einige kleinere aber durchaus auch sehenswerte Wasserfälle. Am Fuße des obersten Falls kommen wir uns jedenfalls mächtig klein vor. Wir erwischen eine kurze Regenpause für den kurzen Ausflug.

Nun kurven wir die Küste entlang, dann biegt die Piste ab in die Berge bis Þingeyri am Dýrafjöður gelegen. Das Auto benötigt erst mal eine Dusche, es sieht aus wie ein großer Dreckspatz. Der Campground befindet sich zwischen Schwimmbad und Fjord. Um uns herum steigen die Berge auf, die auch die Nordwestalpen genannt werden.

Zu unserer Überraschung klart es gegen Abend auf, so dass wir sogar draußen essen können. Beim Spülen beginnt es jedoch wieder zu tröpfeln, also bauen wir unsere „Terrasse“ ab und verziehen uns rein.

Freitag 14.07.2017 Þingeyri – Ísafjörður

Wetter             wolkig, Regenschauer
Fahrzeit           4,0 h

Als erstes lösen wir unsere Duschmarken im Hallenbad ein, die wir beim Bezahlen der Campsite bekommen haben. Gesäubert widmen wir uns dem Frühstück.

Am Dýrafjörður westlich von Þingeyri befindet sich eine der wichtigsten Wikinger Stätten namens Haukadalur, die über eine einspurige Piste zu erreichen ist. Die Piste ist nur für 4×4-Fahrzeuge zugelassen und schlängelt sich eng am Berg entlang. Nach 8 Km erreichen wir ein breites Tal, hierbei handelt es sich wohl um die richtige Stelle, Hinterlassenschaften der Wikinger sind jedoch keine zu sehen. Wir drehen um. Auf der Rückfahrt haben wir sogar Gegenverkehr – auch ohne 4×4. Viel Spaß!

Wir setzen unsere Fahrt mit dem Tagesziel Ìsafjörður fort. Auf der anderen Fjordseite wartet einer der ältesten botanischen Gärten Islands „Skrúður“ auf uns. In dem kleinen Garten blüht einiges, es gibt sogar eine Kräuterecke. Anfang 1900 wurde der Garten als Lehrgarten von einem Pfarrer angelegt, um zu zeigen, was bei richtiger Pflege auch unter diesen harten Bedingungen wachsen kann. Alle Pflanzen weisen Namenschilder auf. In einem kleinen Wintergarten kann man die Geschichte des Garten nachlesen. Ein ruhiger und stiller Ort.

Über die Berge geht es weiter zum nächsten Fjord dem Önundarfjörður. In dem kleinen Fischerort Flateyri bestaunen wir das Nonsense-Museum, in dem alles, was Privatleute exzessiv gesammelt haben ausgestellt wird. Bspw. Zuckerstücke und –tüten aus der ganzen Welt, Streichholzschachteln, Pez-Dispenser, Polizei-Devotionalien oder oder oder. Eine ziemlich schräge Sammlung! Im Parterre befindlichen Kaffi-Haus spülen wir das Erlebnis mit Kaffee hinunter.

Kurz hinter Flateyri tauchen wir in einen 10 Km langen Tunnel mit Abzweigung ein, der größte Teil davon einspurig. Das Fischerdorf Suðureyri ist erst seit der Eröffnung des Tunnels 1996 wirklich erreichbar. Ein leichter Garnelengeruch hüllt das Dorf ein. In dem kleinen Kunsthandwerksladen bieten sie sehr diffizile Objekte aus Menschenhaar an. Diese Technik kam aus Skandinavien hierher.

Wir nehmen uns jetzt das letzte Tunnelstück nach Ìsafjörður vor. Ab der Abzweigung ist der Tunnel sogar 2-spurig. Am Tunnelausgang empfängt uns … Regen. Der hiesige Campground ist nicht einfach zu finden, da es keine Ausschilderung gibt und unser Reiseführer irrt. Erst eine Nachfrage im Gestastofa (Besucherinformation) führt uns an die richtige Stelle. Im gleichen Gebäude wie die Gestastofa sitzt der Tourveranstalter West Tours. Wir nutzen die Gelegenheit und buchen für die kommenden 2 Tage Ausflüge nach Vigur und Hornstrandir. Hoffentlich spielt das Wetter mit.

Auf dem Campground hat sich quasi eine deutsche Camper-Kolonie eingefunden, die mit eigenen Wagen hier sind. Wie wir zu einem späteren Zeitpunkt herausfinden, nehmen sie an einer geführten Camper-Tour teil. Wofür auch immer die Welt so etwas benötigt! Direkt neben dem Campground nistet eine große Kolonie von Seeschwalben, die bei jeder Störung in Panik ausbrechen und den Störenfried heftig attackieren. Jan zaubert heute leckere Spaghetti Bolognese, zum Nachtisch verputzen wir natürlich Skyr und Heidelbeeren – einfach unwiderstehlich. Danach muss ein Schnaps her und ein Rundgang durch die Stadt. Im Zentrum machen Durchsagen auf sich aufmerksam, hier kommen Läufer von einem 10 Km Stadtlauf vielumjubelt ins Ziel. Den größten Teil der Strecke müssen sie sich mit Autos teilen, erst die letzten 50 m zum Zieleinlauf gehören exklusiv ihnen.

Kaum klettern wir wieder in unseren Camper beginnt es zu regnen. Da schmeckt der Rotwein gleich viel besser.

Samstag 15.07.2017 Ìsafjörður – Vigur

Wetter             wolkig, Regenschauer, 10° C; auf Vigur sonnig
Fahrzeit           Boot 1,0 h

Der Himmel sieht am Morgen ganz vielversprechend aus. Blaue Wolken. Um 10:00 brechen wir auf ins Städtchen. Jan hat zwei Geocaches auf der Agenda, außerdem wollen wir mal sehen, was Ìsafjörður so zu bieten hat. Damit sind wir bis zur Öffnung der Vin Buðin durch. Wir frischen den alkoholischen Vorrat auf, zumindest insoweit, das wir gut zum Camper tragen können.

Uns bleibt noch Zeit für einen Kaffee beim ältesten Bäcker am Ort. Um 13:30 sollen wir uns am Anleger einfinden, denn um 14:00 startet die Bootstour nach Vigur. Die Papageientaucher warten! Das Boot wird nicht ganz voll. Über Ìsafjörður brauen sich die Wolken zusammen. Wir befürchten das Schlimmste, denn als wir ins Boot einsteigen beginnt es zu regnen.

Aber je weiter wir uns entfernen, um so freundlicher lacht der Himmel. In Vigur gar scheint die Sonne! Die Papageientaucher stehen ebenfalls schon Spalier. Auf der kleinen Insel sollen 80.000 der possierlichen Vögel leben. Kein Wunder also, dass der ansässige Bauer zum Fang der Papageientaucher loszieht. Eine Familie lebt ständig auf der Insel. Sie leben von den Daunen der Eiderente, Schafen und vermutlich nicht unerheblich von Tagestouristen.

Die kleine Insel misst 2 Km in der Länge, einige hundert Meter in der Breite und 60 m in der Höhe. Die höchste Erhebung ist eine Elfen-Borg. Auf der Insel nisten Papageientaucher, Trottellummen und Seeschwalben. Insbesondere wegen der Seeschwalben, die sehr aggressiv ihre Brut verteidigen, werden alle Besucher mit einem Stock ausgestattet, den man am besten in den Rücken steckt, um die Angriffe abzuwehren. Eigentlich gehören auch Schafe zur Insel, die meisten leben jedoch während des Sommers auf dem Festland. Angeblich bilden sie im Herbst selbstständig eine Schlange zum Rücktransport am Bootsanleger sobald das Boot auftaucht. Das sieht sicher witzig aus.

Nach dem Rundgang gibt es Kaffee und Kuchen, der auf der Terrasse in der Sonne wunderbar schmeckt. Insbesondere der isländische warme Rhabarberkuchen hat es uns angetan. Lecker! Als letztes Event werden wir in die Gewinnung der Eiderdaunen eingeführt. Der Ansichtsdaunenball hat etwa 20 cm Durchmesser, ist superweich, ein Hauch von nichts und wiegt ganze 15 g! Der Daunenball lässt sich locker auf die Größe eines Tischtennisballs zusammendrücken, doch sobald der Druck nachlässt bauscht er sich wieder zu alter Größe auf. In Island ist es üblich jedem Neugeborenen ein Daunenkissen zu schenken, das sei etwas fürs Leben.

Es ist Zeit für die Rückfahrt aufs Festland. Je mehr wir uns Ìsafjörður nähern, um so grauer wird es und regnerisch! Was hatten wir doch für eine schöne sonnige Auszeit auf Vigur!

Zum Abendessen wählen wir das in der Nähe liegende Sommerrestaurant Tjöruhúsið. Beim 1. Anlauf, werden wir weggeschickt, es sei voll, aber wir sollten uns ½ h später nochmals melden, falls jemand nicht kommt. Gesagt, getan und wir haben 2 Plätze. Im „Teerhaus“ tobt in der Tat der Bär. Es gibt Fisch-Buffet. Es wird ständig neu gekocht und in großen Pfannen aufs Buffet gebracht. Hierbei kommen auch immer wieder neue Gerichte aus der Küche. Die Fische sind superfrisch, schließlich befindet sich der Hafen direkt um die Ecke. Es schmeckt phantastisch. Satt und zufrieden rollen wir die 100 m zurück zu unserem Camper.

Mit einem Schnaps und einer Runde Canasta beschließen wir den Abend.

Sonntag 16.07.2017 Ìsafjörður – Hesteyri, Hornstrandir

Wetter             grau, wolkig, Nieselregen, strömender Regen, windig
Fahrzeit           Boot 2,0 h

Der Morgen begrüßt uns grau, windig und regnerisch. Wir bleiben erst mal liegen, so lange bis uns die Blase aus den Federn treibt. Unsere gebuchte Tour beginnt um 13:00. Uns bleibt also alle Zeit der Welt für ein gemütliches ausgiebiges Frühstück. Den Besuch des Supermarktes verschieben wir auf den Abend, denn bei dem Wetter schickt man noch nicht mal einen Hund vor die Tür.

Um 12:15 begeben wir uns auf den Weg, warm eingepackt und regenfest ausgestattet. Im Boot sitzen neben den Tagestouris einige Hiker mit dicken Rucksäcken, die wohl länger Hornstrandir unsicher machen wollen. Die Überfahrt zur Halbinsel Hornstrandir fordert dem einen oder anderen Passagier einiges ab, es gibt ordentlich Welle und Dünung. Die Spucktüten sind heiß begehrt. Einige Brecher poltern übers Schiff, eine Freude für alle, die draußen geblieben sind!? Sobald wir in den Jökulfirðir einbiegen, beruhigt sich die See.

In Hesteyri angekommen, ziehen wir eine Runde um das Geisterdorf, dass 1952 aufgegeben wurde. Lediglich das Doktorhaus wird noch bewirtschaftet als Café, Restaurant und Pension. Ein üppiges Blumenmeer wächst zwischen den leer stehenden Häusern. Von der Kirche steht nur mehr ein Platzhalter mit Glocke, der Grundriss ist jedoch erkennbar. Kleine Orchideenrispen (Knabenkraut – wächst auch in den Alpen) säumen den Weg. Ein rauschender Wasserfall sorgt für Strom und Frischwasser. Im Doktorhaus wärmen wir uns bei Kaffee, Tee, Kuchen und Lachsschnitte auf. 1 h bleibt zur freien Verfügung, um die Umgebung zu erkunden. Wind und Regen lassen nach. Sogar der angekündigte Polarfuchs zeigt sich. Der Wirt im Doktorhaus hat ihn mit Pfannkuchen angefüttert. Als es für uns Zeit wird, zurück zum Anleger zu gehen, läuft der Fuchs am Strand gen Doktorhaus. Ganz in dunkelgrau mit dickem weißem Schwanz.

Das Boot ist bis auf den letzten Platz belegt. Jede Menge Hiker fahren mit nach Ìsafjörður. Die Überfahrt gerät dieses Mal deutlich zahmer. In Ìsafjörður hat der Regen ebenfalls merklich nachgelassen, es wird heller.

Wir machen einen Umweg über den Supermarkt, Gemüse und Milch fehlen uns für das heutige Abendessen. Frikadellen (aus dem überzähligen Hackfleisch der Bolognese), Kartoffelpups und Kohlrabi; zum Nachtisch Skyr gemischte Beeren mit frischen Heidelbeeren. Unsere Schnapsvorräte neigen sich langsam dem Ende zu. Also muss ein Mal Zunge nass reichen!

Der Campground füllt sich langsam mit Zelten und Campern.

Montag 17.07.2017 Ìsafjörður – Heydalur

Wetter             heiter – wolkig, sonnig, ab und zu ein Regentropfen, 12° C
Fahrzeit           2,5 h

Im Hafen liegt ein neues Kreuzfahrtschiff – die AIDA, gestern waren Franzosen da, heute Deutsche. Nach dem Frühstück spannt sich ein toller Regenbogen auf der anderen Seite des Pollur. Gegen 10:30 verlassen wir Ìsafjörður.

Zuerst fahren wir noch mal gen Tunnel hinauf. Wir wollen uns das „riesige“ Skigebiet bestehend aus zwei Schleppliften, aber immerhin mit Flutlicht, aus der Nähe ansehen. Pistenraupen und eine Schneekanone fristen ihr Sommerdasein.

Nach kurzem Aufstieg am Naustahvilft eröffnet sich ein netter Blick auf Ìsafjörður. Sogar die Sonne blitzt hervor. Unser nächstes Ziel heißt Súðavík respektive das dortige Arctic Fox Center. Neben vielen Informationen und ausgestopften Polarfüchsen leben zwei Waisenkinder, die mittlerweile erwachsen sind, im Gehege neben dem Center. Leider schlummern sie gerade und heben nur bei ungewohnten Geräuschen den Kopf.

Am tiefsten Einschnitt des Àlftafjörður wartet der Wasserfall Valagil auf staunende Besucher. Der 2 Km lange Weg führt teilweise mitten durchs Wollgras und ist demzufolge recht matschig. Der Wasserfall strömt durch den Valagil Canyon rauschend ins Tal. Mit Rückenwind wandern wir zurück zum Auto. Von der Spitze des Fjords bietet der Kambsnes Aussichtspunkt spektakuläre Aussicht auf die Insel Vigur sowie den Gletscher Drangajökull, der sich die letzten Tage immer verhüllt hatte, heute mit Sonne.

An der benachbarten Fjordspitze Hvítanes lohnt es sich den Strand nach Robben abzusuchen, eine Kolonie der possierlichen Tierchen lebt in der Bucht. Und in der Tat können wir einige Robben beim Schwimmen, Planschen und Faulenzen unweit des Strandes beobachten. Nur wenige Fahrminuten später kehren wir im ehemaligen Farmhaus Litlibær, heute Museum mit Café, zu Kaffee und Waffeln ein. Das grasbedeckte Häuschen serviert seine Köstlichkeiten in kleinen Räumen mit sehr niedrigen Decken. Wie das früher eben so war.

Wir entscheiden uns am Mjóifjörður nicht weiter der Hauptstraße folgen, sondern der Piste entlang des Fjords bis nach Heydalur zu folgen. In Heydalur sorgt ein Hotel mit Campground für Unterkunft. Der Camper darf auf dem Campground parken und unserer Wäsche in die hoteleigene Waschküche. Auf dem Hotel-Parkplatz läuft Gabi ein junger (zahmer) Polarfuchs über die Füße, der von den Hoteliers als Waisenkind aufgenommen wurde und nun hier seinen Schabernack treibt. Ein süßer flauschiger kleiner Kerl, wenn auch nicht wirklich schmusig.

Nahe dem Hotel sprudeln heiße Quellen, die in mehreren Becken bebadet werden können. Ein Naturbecken, das nicht ganz einfach zu erreichen ist, zwei Außenpools am Hotel und einen Pool im Gewächs- und Sattelhaus. Wir beginnen mit dem Naturpool. In der Tat muss man einen Fluss überqueren, hierzu liegen zwar große Steine in gewissem Abstand im Wasser, aber mancher Abstand ist halt für Mädchenbeine zu groß. Gabi wählt die Variante teilweise barfuß durch die kalten Fluten zu gehen. Der Naturpool ist dann schnell erreicht und schön warm. Ordentlich durchgewärmt steigen wir aus der warmen Brühe und begeben uns direkt zum nächsten Pool – den Außenpool am Hotel. Hier sitzen wir ganz alleine. Zum Abschluss probieren wir auch noch den Pool im Gewächshaus aus. Die größte Herausforderung ist, dass man das Obst nicht pflücken darf, wobei Erdbeeren, Himbeeren und Kirschen uns reif anlachen. Das ist die reine Köperbeherrschung. Unser Resümee: der Naturpool ist der wärmste Pool.

Zurück am Camper darf erst mal die Heizung auf vollen Touren laufen. Jan feuert den Grill an. Baked Potatoes, Maiskolben und Lammrücken stehen auf dem Speiseplan. Das Fleisch ist wie immer erstklassig, zart und butterweich. Nebenbei wurde unsere Wäsche fertig. Leider lässt sich der kleine Polarfuchs beim Abholen der Wäsche nicht blicken.

Dienstag 18.07.2017 Heydalur – Norðurfjörður

Wetter             wolkig, ab Mittag Landregen
Fahrzeit           5,0 h

Jan treibt es heute nicht aus dem Bett. So sitzen wir erst um 9:30 beim Frühstück. Aber zu irgendetwas war das auch gut. Beim Ausfahren treffen wir auf den jungen Polarfuchs, der ziemlich verspielt allem hinterherjagt und an den Fingern nagt. Der zum Hotel gehörende Border-Collie gesellt sich eifersüchtig dazu. Mit seinem kleinen Babybäuchlein und den Knopfaugen zieht der kleine Fuchs jeden in seinen Bann. Gegen 11:00 verlassen wir den gastlichen Ort.

In Reykjanes besuchen wir den weltweit einzigen Salzproduzenten, der mit geothermischer Wärme arbeitet. Eine Deutsche hospitiert hier gerade und führt uns durch den Produktionsprozess, der bereits im 17. Jahrhundert angewendet wurde. Sehr informativ. Einige Gläser Salz wechseln natürlich den Besitzer. Kurz bevor wir den Ìsafjörður verlassen, kommt das „alte Burghaus“ Arngerðareyri in Blick. Es soll seit 40 Jahren verlassen sein, nun hat es neue Fenster bekommen.

Wir wenden uns jetzt der Strandir-Küste zu. Hierzu müssen wir erst mal über die Berge. Bald beginnt der Landregen, der erst am Abend wieder aufhört. Die Strandir-Küste ist voller Troll-Geschichten. So auch in Drangsnes, wo die versteinerte Trolldame zu bewundern ist, die ihre versteinerte Axt vor Grímsey anschaut. Zwischen Dorfstraße und Küste sind drei Hot Pots eingelassen – sehr exponierte Lage. Wir widerstehen dem Bad und setzen unsere Fahrt fort. Auf einspuriger kurviger Piste direkt am Küstensaum geht’s weiter. Schöne Buchten, Felsformationen auf der einen Seite und Berge mit Wasserfällen auf der anderen Seite. Dazu wenig Verkehr. Leider regnet es unaufhörlich, da mag man nicht wirklich anhalten und das Licht ist auch nicht schön für Fotos. An der Küste fällt das viele Treibholz auf, das aus dem fernen Sibirien stammen soll. Auf einem Stück, das nicht direkt an der Küste verläuft, begegnet uns ein (wilder) Polarfuchs, der jedoch Fersengeld gibt, als er der Straße und damit uns zu nahe kommt. Sein Glück!

In Djúpavík kurven wir durch die Gebäude der alten Heringsfabrik. Das sieht interessant aus. Vielleicht sehen wir sie morgen mit Sonne. Wir fahren einfach durch bis Norðurfjörður bzw. noch mal 3 Km weiter zum Thermalbecken Krossneslaug mit Blick auf den Fjord. Im warmen Wasser stören die hüpfenden Regentropfen nicht so sehr. Gut durchgewärmt fahren wir zurück nach Norðurfjörður auf den Campingplatz. Norðurfjörður ist die letzte Zivilisation, in der man Tanken und Einkaufen kann, bevor es in die unbewohnte Region Hornstrandir übergeht.

Gegen 20:00 hört es tatsächlich auf zu regnen!

Mittwoch 19.07.2017 Norðurfjörður – Bjarkalundur

Wetter             wolkig
Fahrzeit           3,0 h

Das Wetter sieht ganz annehmbar aus. Wolkenbänder umschlingen die Berge. Wir starten kurz vor 10:00 in den Tag. Zuerst müssen wir zur Tanke in Norðurfjörður. Der Mini-Ort besteht aus Hafen, Tankstelle, Bank, Hotel, Restaurant und einem Shop. Sehr übersichtlich.

Wir fahren die schöne Küsten-Piste von gestern gerade wieder zurück nur dieses Mal mit mehr Sicht und Licht. Mit kurzen Foto-Stopps gelangen wir bis Dupjavík. Dort parken und erkunden wir die 1950 stillgelegte Heringsfabrik, die heute teilweise für Ausstellungen genutzt wird. Die ehemaligen Werkswohnungen wurden zu einem Hotel umfunktioniert. Über allem stürzt ein hoher Wasserfall herunter. Irgendwie ein magischer Ort. Mit weiteren Foto-Stopps gelangen wir nach Hólmavík. Hólmavík mit seinen gut 400 Einwohnern am Steinsgrímsfjörður hat nach den zwei Haus-Dörfern nahezu städtischen Charakter. Die Hauptattraktion ist das Museum für Hexerei und Magie in Island. Bemerkenswert ist, dass nur eine Frau und sonst Männer der Hexerei schuldig befunden wurden. Meist entsprachen die okkulten Praktiken alten Wikingertraditionen oder Heiler-Kenntnisse. Die Strafen waren häufig radikal von Verbrennen, Auspeitschen bis Verbannen war alles dabei. Daneben gab es natürlich viele abergläubische Geschichten. Das skurrilste ist ganz sicher die Leichenhose. Hierzu wurde ein bereits Beerdigter wieder ausgebuddelt und dann ab der Taille abwärts gehäutet. In den Hodensack kam eine Münze. Demjenigen, der diese Leichenhose trug sollte sie Wohlstand bringen. Immer wenn er Geld brauchte, musste er nur in den Hodensack greifen. Der Haken an der Sache war, dass man nicht in der Hose sterben durfte, sonst wurde man von Flöhen befallen.

Ansonsten kann man im Städtchen seine Versorgungslage aufbessern – inklusive Vin Buðin. Also nichts wie hin. Die Öffnungszeiten der Vin Buðin 16:00 – 18:00 bestimmen den weiteren Ablauf.

Kurz nach 16:00 nehmen wir wieder Fahrt auf. Durch die Berge führt unsere Route nach Bjargalundur, das eigentlich nur aus einem Hotel mit Tanke, Restaurant, Shop und Campground besteht. In der Umgebung soll es die angeblich größte Elfen-Borg Islands geben. Die Dame an der Rezeption kann uns nicht wirklich den Weg weisen. Also bestimmen wir einen der umliegenden Hügel zur Elfen-Borg. In jedem Fall ist die Aussicht von dort oben lohnend.

Unsere Apéros können wir sogar mal draußen nehmen. Zum Kochen und Essen verziehen wir uns dann allerdings in unser „Esszimmer“. Zwischendurch fallen ein paar Regentropfen, aber eigentlich nichts erwähnenswertes.

Donnerstag 20.07.2017 Bjarkalundur – Kleppjárnsreykir

Wetter             heiter – wolkig
Fahrzeit           4,5 h

Der Wettergott meint es gut mit uns, der Himmel sieht freundlich aus und die Temperatur ist erträglich. T-Shirt- und ¾-Hosen-Wetter!

Wir verlassen um 10:30 Bjarkalundur. Der heiße Wasserfall im Djúpadalur ist unser erstes Ziel. In langen Serpentinen zieht sich die Piste über den Berg und wieder zum Fjord hinunter. Der Fall entpuppt sich als Fällchen, wenigstens dampft es ordentlich. Die Schafe halten sich in der Nähe des Dampfes auf, dort ist der Boden sicher schön warm. Für uns geht es wieder retour nach Reykhólar, wo der Algen-Hot-Pot angepriesen wird. Der Seaweed-Hot Pot öffnet um 13:00, also vertreiben wir uns die ¾ h bis dahin schlendernd durchs Städtchen. Das aufregendste scheint uns der Frisbee-Parcours zu sein. Uns fehlt nur der Frisbee. Der Hot Pot ist bereits um 12:45 einsteigebereit, also packen wir diese Gelegenheit und weichen uns im grünen Algenbad ein. Innerhalb kürzester Zeit fühlt sich unsere Haut seidenweich an. Wellness pur! Bald sind wir gar und ziehen weiter.

Bis Laugar folgen wir der Piste durch spektakuläre Berge mit Canyons und Wasserfällen. In Laugar parken wir am Hotel Edda. Auf den Hinweistafeln finden wir alles was wir brauchen. In der Ferne ist eine von Islands größten Elfen-Kirchen „Tungustapi“ zu bewundern. Wir wählen einen Trail mit Blick auf den Tungustapi.

In Erpsstaðir legen wir eine kurze Eiscreme-Pause ein. Bei Erpsstaðir handelt es sich um einen Milchbauernhof, der sich als Paradies für Schleckermäuler entpuppt. Die Eistüte mit Rhabarber- und Blaubeer-Kugeln schmeckt jedenfalls göttlich. Außerdem verkaufen sie natürlich Skyr, Käse und Skyr-Konfekt, das nach dem Nippel eines Euters geformt sein soll. Für uns hätte das Konfekt nicht mit weißer sondern dunkler Schokolade verkleidet sein sollen.

Gestärkt und gut gelaunt nehmen wir die Fahrt wieder auf. Unvermutet treffen wir auf ein weiteres Highlight, das in keinem unserer Reiseführer Erwähnung findet. An der 1 gibt es drei Vulkankrater „Gönguleið á Grábrók“, die wie verschimmelt aussehen, also mit Moos bewachsen sind. Um die Besucher zu kanalisieren, wurde einer der Kegel mit Holzstegen und –treppen für die Allgemeinheit ausstaffiert, um den weiteren Wildwuchs an Wegen zu verhindern, das empfindliche Moos zu renaturieren und zu schützen. Vom Kegelrand hat man einen tollen Blick in den Kegel, auf die Nachbarkegel und natürlich die Umgebung.

Wir nehmen Kurs auf Borganes. Tanken dort, kaufen gestern Vergessenes ein. Der Campground in Borganes überzeugt uns nicht, er liegt direkt an der Hauptstraße. Also steuern wir den laut Navi nächstgelegenen Campground Fossatún an, leider wurde der Campground bereits vor einiger Zeit geschlossen. Es hilft nichts, wir folgen der 50 weiter gen Norden. 10 Km später in Kleppjárnsreykir werden wir fündig. Wir sind wieder an Europas größter heißen Quelle Deildartunguhver angekommen. Das heiße Wasser aus der Leitung riecht leicht schwefelig.

Freitag 21.07.2017 Kleppjárnsreykir – Geysir

Wetter             wolkig – nieselig, 14° C
Fahrzeit           4,0 h

Es nieselt, aber das halbwegs warm. Wir müssen ein Stück zum Abzweig der 52 zurückfahren. Kurz davor begeben wir uns in Fossotún auf Troll-Abwege. Ein kleiner Trail am Hotel Fossotún führt durch rekonstruierte Trolle und gibt dazu Troll-Legenden zum Besten. Sehr nett!

Bald biegen wir auf die 52 ab, die wider Erwarten größtenteils asphaltiert ist. Komisch, dass einige normale Mietwagen diese Strecke nicht fahren dürfen. Es scheint sich jedoch nicht nur um eine neue Asphaltdecke zu handeln, sondern die Trasse wurde teilweise neu angelegt. Vielleicht galt das Verbot der alten Straße.

Jan möchte noch mal eine richtige 4×4-Piste fahren. Deshalb wählen wir die F338 nach Geysir. F-Straßen dürfen grundsätzlich nur von 4×4-Autos befahren werden. Sobald wir auf die F338 einbiegen, wird die Piste deutlich ruppiger. Uns begleitet eine Stromtrasse über die gesamte Strecke bis zur 35. Mal fahren wir durch unwirkliche Mondlandschaft, mal grasen Schafe. Am Skjaldbreiður biegen wir ab und folgen der Piste fast bis zum Gipfel auf 1.060 m hinauf. Die letzten 20 Hm steigen wir zu Fuß den Vulkankegel hinauf. Obwohl die Wolken noch recht tief hängen, genießen wir die Aussicht. Zum Ende hin bekommt Jan sogar noch 2 Wasserquerungen. Vor der ersten steht ein ratloses junges Pärchen mit einem Dacia Duster und fragt uns, ob wir wüssten, wo man den Fluss am besten durchquert. Wissen wir natürlich nicht. Jan fährt langsam durch. Der Dacia folgt uns mit Karacho. Wir sind sprachlos, offensichtlich hat der junge Mann keine Ahnung, wie Flussläufe zu durchqueren sind. Einige hundert Meter später stehen wir vor dem nächsten Fluss. Wir nehmen ihn in Augenschein und fahren sehr langsam den Wasserstand im Auge behaltend hindurch. Der Dacia dreht um und fährt wohin auch immer zurück. Knappe 2 Km später durch weite Lupinenfelder fahrend erreichen wir die 35.

Nach wenigen Km parken wir auf dem vollen Parkplatz des Gullfoss. Unglaublich wie viele Menschen hier herumtoben. Die Verweildauer nahe dem Wasserfall reguliert sich jedenfalls ganz von alleine, die Gischt macht es möglich. Busladungen von Menschen stürmen zum Wasserfall und wieder zurück, das sind wir gar nicht mehr gewohnt. In den Westfjorden ist definitiv weniger Betrieb! Wir sind gespannt, was uns beim Geysir erwartet.

Zuerst kommt der Camper auf den Campground direkt neben dem Geysir-Feld. Sobald das Auto versorgt ist, stiefeln wir zu Strokkur & Co. los. Strokkur performt alle 5 – 10 Minuten wie eh und je. Ansonsten dampft, blubbert und stinkt es. Noch laufen auch hier die Busladungen von Menschen herum. Natürlich konzentrieren sich die meisten rund um Strokkur.

Zurück im Camper genehmigen wir uns unsere wohlverdienten Feierabenddrinks: Bier für Jan, Cider für Gabi (= Gabi-Bier). Gabi zieht es auf den Aussichtsberg hinauf, Jan beginnt mit dem Schnippeln fürs Abendessen. Nach etwa 10 Minuten ist der Aussichtsberg erklommen. Von dort oben hat man eine tolle Sicht und Überblick über das Geysirfeld. Die Menschenmenge nimmt sichtlich ab. Pünktlich zum Apéro kehrt Gabi zurück. Der Gin Tonic schmeckt doch gleich nochmal so gut.

Nach dem Abendessen spazieren wir nochmals zum Strokkur. Alles dampft irgendwie viel stärker als am Nachmittag. Vermutlich ist es einfach ein paar Grad kälter. Allein sind wir zwar nicht am Strokkur, aber zumindest kann man die Besucher zählen. Es dauert seine Zeit bis insbesondere Gabi sich wieder von ihm lösen kann.

Samstag 22.07.2017 Geysir – Akranes

Wetter             heiter – wolkig, 15,5° C
Fahrzeit           3,5 h

Gegen 10:30 verlassen wir Geysir. Die Touri-Busse rauschen bereits mit Macht an. Also nix wie weg!

Nach ½ h Fahrzeit erreichen wir Laugarvatn mit seinem luxuriösem Thermalbad „Fontana“. Direkt am Laugarvatn (See der heißen Quellen) gelegen bietet es mehrere unterschiedlich warme Becken von 32° C bis 40° C sowie die Gelegenheit zur Abkühlung im kühlen See. Außerdem gibt es Saunen und ein Dampfbad. Wir lassen uns ordentlich einweichen bis 12:00. Dann verlassen wir gut durchgewärmt und sauber Laugarvatn.

Unser nächstes Ziel ist Glymur, der mit knapp 200 m höchste Wasserfall Islands. Wir fahren immer mehr in die Wolkendecke hinein. Durch Berge und an der Hvalfjörður-Küste entlang gelangen wir schließlich zum Abzweig im Knick des Fjords. Einige Km Piste weiter steht der Parkplatz voller Autos. Wir sind völlig geplättet, denn wir hatten nicht mit einem derartigen Andrang gerechnet, zumal der Fall über einen Trail erarbeitet werden will. Wir rüsten uns und los geht’s. Uns kommen unterschiedlich gekleidete Wanderer entgegen, von Regenhose bis kurze Hose mit und ohne Regenjacke ist alles dabei, auch in den verschiedensten Verschmutzungszuständen. Wir sind gespannt, was uns erwartet.

Das erste Hindernis besteht in einer kleinen Höhle, die zu durchqueren ist. Auf der anderen Seite stehen wir gleich vor einem Fluss, entlang dessen Ufer der Weg weiterverläuft. Bald stehen wir vor einer abenteuerlichen Flussquerung. Also raus aus Schuhen und Strümpfen, Hose hochkrempeln und rein in die kalten Fluten. Ein von Ufer zu Ufer gespanntes Seil erleichtert die Querung über Steine und einen Baumstamm. Auf der anderen Seite führt der Trail gleich munter seilversichert bergauf. Der Weg lässt sich gut gehen. Wir marschieren über den 2. Aussichtspunkt hinaus, bis wir einen guten Blick auf den Glymur haben. Er rauscht gewaltig in einer engen steilen Schlucht in die Tiefe. In den Felswänden nisten Möwen. Die Spray der Gischt hüllt uns ein. Aber oh Wunder, zwischenzeitlich hat sich blauer Himmel über uns aufgetan. Der Rückweg gelingt zügig und ohne weitere Zwischenfälle. Nach knapp 3 h genehmigen wir uns im Camper erst mal ein Bier resp. einen Cider. Das haben wir uns redlich verdient.

Wir wollen in Akranes übernachten. Auf dem Weg nehmen wir noch die schöne Hallgrímskirkja des Gehöftes Saurbær mit. Die Kirche steht spektakulär am Hang. Der große Parkplatz verblüfft uns sehr. Die Kirche ist für so einen kleinen Flecken überraschend groß und verfügt über sehr schöne Buntglasscheiben. Sie ist sogar offen. Sie wurde, wie ihr große Schwester in Reykjavík, nach dem Komponisten Hallgrímur Pétursson benannt. Zwischenzeitlich gewinnt der Wind an Heftigkeit.

In Akranes suchen wir uns eine schöne Campsite. Da das Wetter halbwegs passabel aussieht, beschließt Jan, den Grill anzuwerfen. Unsere Vorräte schwinden. Der Wind stürmt heftig und lässt den Camper ordentlich wackeln. Das verspricht nächtens in den Schlaf gewiegt zu werden.

Sonntag 23.07.2017 Akranes – Hafnarfjörður

Wetter             wolkig, 13° C
Fahrzeit           1,5 h

Der Wind hat ein wenig nachgelassen, bläst aber nach unserem Empfinden immer noch heftig. Gegen 11:00 begeben wir uns auf den Weg gen Süden. In Mosfellsbær legen wir eine kurze Shopping-Pause bei Àlafoss ein. Die Zeiten, in denen es hier Handgestricktes preiswerter geben sollte als in Reykjavík, sind wohl auch vorbei. Wir erstehen ein paar Kleinigkeiten.

Wir setzen unsere Fahrt ins Heiðmörk, das ein Wanderparadies und Trinkwasserreserve für Reykjavík in einem ist, fort. Wir entscheiden uns für den Teilbereich Rauðohólar mit seinen Pseudokratern. Hier kann man sich wie auf dem Mond fühlen. Unwirkliche Landschaft, verschimmelte (mit Moss überzogene) Lava, aufgebrochene Lavaplatten und trotzdem viele Blumen. Wir lassen uns eine Weile durch die Kraterlandschaft treiben und sammeln Lupinen-Samenkapseln ein.

Nach so viel Natur stellt der Präsidenten-Wohnsitz, der ehemals vom norwegischen König bewohnt wurde, den kulturellen Gegenpart dar. In exponierter Lage ist er bereits von weitem auszumachen. Man darf ihn zwar nur von außen betrachten, aber das scheint auch für Bustouren interessant genug zu sein. Selbst die Kirche ist geschlossen, schade, denn die bunten Fenster, die man von außen vermuten kann, lassen einiges erwarten.

Weiter geht‘s nach Hafnarfjörður und seinen Elfen. Das Vikinger Village entpuppt sich als Hotelkomplex mit Restaurant. Direkt dahinter erhebt sich die Elfenkirche Hamarinn Alfakirkja. Jan geht dort auf Geocache-Suche. Leider hat er sich den Elfen nicht ordentlich angekündigt und so geht er in den Steinen der Elfenkirche zu Boden. Der Knöchel und ein Muskel haben einen Schlag mitgekriegt. Den Geocache findet er trotzdem. Nun steht noch der Elfenpark Hellisgerði an. Den bezaubernden kleinen Park kennen wir schon vom letzten Island-Urlaub. Damals suchte Jan den Geocache erfolglos, dieses Mal hat er mehr Glück.

Für die Nacht verschlägt es uns auf den Lava Campground in Hafnarfjörður, hübsch in Lava und einem Skulpturengarten gelegen. Später sind wir sehr froh darüber früh angekommen zu sein, denn es wird voll. Der Skulpturengarten lockt uns zu einem Spaziergang. Unser Feierabendbier nehmen wir auf unserer „Terrasse“ hinter dem Camper.

Jan hat noch einen kochenden Einsatz für Lammgeschnetzeltes mit Reis, dann kehrt Ruhe ein, Füße hoch, lesen und spielen.

Montag 24.07.2017 Hafnarfjörður – Viðey – Reykjavík

Wetter             heiter – sonnig, 16° C
Fahrzeit           Boot 0,5 h, Auto 1,0 h

So langsam lichtet sich der Campground wieder, nachdem im Laufe des gestrigen Abends alles ziemlich wild und eng zugestellt worden war. Das Wetter sieht nett aus. Wir verlassen Hafnarfjörður um 10:00, den Weg einschlagend zum neuen Hafen Sundahöfn über eine Vin Buðin für die letzten Biere und Cider.

Die Fähre um 11:15 zur gegenüberliegenden Insel Viðey ist genau richtig für uns. Die Überfahrt dauert nur 10 Minuten. Direkt hinter dem Anleger befindet sich die zweitälteste Kirche Islands (1774 geweiht), sie verfügt über die älteste erhaltene Ausstattung aller isländischen Kirchen. Daneben steht das Wohnhaus des ehemaligen Schatzmeisters des norwegischen und isländischen Königs. Ansonsten zeugen nur noch das alte Schulhaus und der Wasserbehälter von ehemaligen Bewohnern. Von allen anderen Häusern sind maximal Grundrisse sichtbar.

Die Insel ist 2,9 Km lang und 720 m breit. Sie besteht aus zwei Inselteilen, die über die 130 m breite Landenge Eiðið verbunden sind. Auf der Westinsel gibt es zwei Kunstwerke. Von Yoko Ono die Friedens-Lichtinstallation, die aussieht wie ein weißer Faulbehälter und in dem Zeitraum zwischen dem Geburts- und Todestag von John Lennon Licht in den Himmel strahlt. Da dies vom 9. Oktober bis 8. Dezember jeden Jahres stattfindet, sieht dies sicher toll aus. Auf dem Behälter ist in 24 Sprachen „Stell dir vor es ist Frieden“ als Ode an Imagine eingraviert. Das 2. Kunstwerk gestaltete Richard Serra. Er errichtete 9 Paar Basaltsäulen rings um die Insel.

Zwischenzeitlich strahlt die Sonne einfach wunderbar. Mit der 14:30-Fähre schippern wir zurück aufs Festland. Wir schlagen den Weg ins Zentrum von Reykjavík ein zum Shoppen und Kaffeetrinken. Endlich mal wieder ein gescheiter Cappuccino! Jan bleibt bei Bier in der Sonne sitzen, Gabi begibt sich auf Shopping-Tour. Die Straße, die zur Hallgrímskirkja hinauf führt, hat ordentlich aufgerüstet. Kleine meist künstlerisch angehauchte Shops reihen sich aneinander. Gabi wird fündig und kehrt mit einem Papageientaucher aus Lava zu Jan zurück.

Wir treffen vor 17:00 auf dem bereits gut gefüllten Campground ein. Die Wiese steht voller Zelte. Wie wir herausfinden, fängt heute das internationale Pfadfindertreffen an, zu dem 800 Gäste erwartet werden. Das lässt hoffen! Wir finden jedenfalls einen netten Platz und genießen so lange es geht die Sonne, sogar zu Abend essen können wir erstmals draußen. Uns gegenüber stehen 16 holländische Camper in Reihe, die geführt unterwegs sind. Dafür scheint es einen Markt zu geben, auch wenn sich uns das Konzept nicht erschließt.

Dienstag 25.07.2017 Reykjavík – Sandgerði

Wetter             heiter – sonnig, 15° C
Fahrzeit           1,0 h

Die Zelte der Pfadfinder sind zum größten Teil abgebaut bis wir das Tageslicht erblicken. Der der erste Weg des Tages führt uns in den Supermarkt im Kringelan-Einkaufszentrum, um Rhabarbermarmelade und Lakritz zu erstehen. Das Einkaufszentrum finden wir mittlerweile auswendig. Die Einkäufe sind schnell erledigt.

Für einen entspannten Wellness-Mittag peilen wir die Blaue Lagune an. Der Parkplatz ist gut besucht. An der Kasse werden wir beschieden, sie seien „fully booked“ und bieten uns Einlass für 23:00 an. Ein Blick ins Internet zeigt uns, dass es sinnvoll gewesen wäre zu reservieren. Also baden wir eben nicht. Wir wären allerdings nie davon ausgegangen, dass es notwendig ist, für ein Bad eine Reservierung vorzunehmen. Schade!

Auf dem Weg zur Spitze des Halbinsel Reykjanes verleiten uns Grassodenhäuser bei Keflavík anzuhalten. Hierbei handelt es sich um ein kleines Heimatmuseum, das momentan geschlossen ist, aber die Häuschen sehen auch von außen nett aus. Direkt nebenan erweckt das Wikinger Museum unsere Aufmerksamkeit, das wir eigentlich links liegen lassen wollen. In einem Glaskubus hängt ein Wikingerschiff, das eine Replik eines alten Bootes ist. Wider Erwarten erweist sich das kleine Museum als sehr ansprechend. Das Boot kann betreten werden. Wie sich die Besatzung wohl auf dem Meer gefühlt hat? In einem Nebenraum werden Sagengestalten sehr eindrucksvoll zur Geltung gebraucht.

Am Yachthafen von Keflavík wartet ein weiteres Highlight auf uns: die Risin. Versteckt in einer rustikalen Grotte sitzt eine übergroße Alte auf einem riesigen Stuhl hinter einem Holzverschlag und schnarcht und pfurzt, was das Zeug hält. Das Ganze muss irgendwie über einen Bewegungssensor ausgelöst werden, denn nur wenn sich jemand in der Grotte befindet, beginnt das Spektakel. Sehr lustig! Gabi kann sich eine ½ h lang nicht mehr einkriegen.

Wir fahren weiter nach Garður. Dort gibt es goldgelben! Sandstrand, zwei Leuchttürme und einen Geocache für Jan. Der Wind bläst uns ordentlich durch, aber die Sonne gibt ebenfalls ein Stell-dich-ein.

Zu guter Letzt jagt Jan einen weiteren Geocache irgendwo auf dem freien Lavafeld, das früher vermutlich zur US Militär Basis gehörte. In the middle of nowhere, dafür sehr leicht und offensichtlich zu finden.

Nun steuern wir den Campground in Sandgerði an, richten uns ein und beginnen zu packen. Da die Blaue Lagune ausfiel, nutzen wir die hiesigen schönen und heißen Duschen, um ausgehfein zu sein. Für das letzte Abendessen auf Island haben wir das Fischrestaurant Vitinn auserkoren. Wie sich herausstellt eine gute Wahl. Wir essen gemeinsam das Deluxe Meeresfrüchte Menue. Als erster Gang wird eine sehr schmeckliche Fischsuppe aufgetragen, in der Muscheln, Shrimps und Kabeljau schwimmen. Auf zwei großen Platten kommen dann Muscheln, Shrimps, Schnecken, Felsenkrebse und Lobster. Hausgemachtes Mocca-Eis rundet das Menu ab. Gut gesättigt dürfen wir die Muschel- und Krebsbecken des Restaurants besichtigen.

Die letzten Sachen sind vorm zu Bett gehen schnell gepackt. Der Wecker muss gestellt werden, denn um 6:45 werden wir sicher nicht von alleine wach.

Mittwoch 26.07.2017 Rückreise Reykjavík – Kopenhagen – Frankfurt

Wetter             heiter – sonnig, 15° C
Fahrzeit           0,5 h
Abflug            Keflavík 10:30
Ankunft          Kopenhagen 15:35 (+ 2 h)
Abflug            Kopenhagen 18:15
Ankunft          Frankfurt 19:45

Kurz nach dem Wecker hüpfen wir aus dem Bett, treffen die letzten Räumarbeiten und verlassen den Campground um 7:15. Unterwegs ist sogar noch ein kleines Frühstück drin, denn vor 8:00 können wir den Wagen nicht zurückgeben.

Die Wagen-Rückgabe funktioniert flux und problemlos. Wir werden sogleich zum Flughafen gebracht. Uns bleibt genügend Zeit für Tax Refund, Einchecken, Shopping und Skyr.

Der Flug von Keflavík startet mit etwas Verspätung, die wir auch nicht aufholen. Macht nichts, wir haben eh 3 h Aufenthalt in Kopenhagen. Der Transfer-Bereich in Kopenhagen gleicht einer riesigen Shopping Mall. Alles von Rang und Namen ist vertreten. Für die Lounge bleibt uns genügend Zeit. Der Flieger geht pünktlich raus, das Taxi zur Abholung in Frankfurt ist organisiert.

Fazit

Wir haben gut 2.400 Km in Island zurückgelegt.

Leider gab es nur wenige Sonnentage dafür häufig Regen. Eigentlich gab es das gesamte Wetterprogramm von sonnig über heiter bis wolkig und regnerisch – mitunter innerhalb eines Tages.

Die Temperaturen lagen durchschnittlich bei kuscheligen 12 – 13° C.
Einige Male hat uns heftiger Wind nachts in den Schlaf geschaukelt.
Morgens und abends war die Heizung bzw. der Heizlüfter durchaus angebracht.

Die meisten Campgrounds bieten Strom,  heiße Duschen und Waschräume mit heißem Wasser an.
An den Wochenenden wurden die Campgrounds gnadenlos voll, da dann auch die Isländer unterwegs sind.

In die West-Fjords verlaufen sich deutlich weniger Touristen als auf der „Haupt-Insel“. Die Landschaft ist schroffer, die Infrastruktur übersichtlich, aber mehr Straßenabschnitte asphaltiert als wir dachten.

Snæfellsnes wirkt dagegen beinahe lieblich. Der Vulkan Snæfellsnes dominiert die Halbinsel. Ein schöner perfekter Vulkankegel.

Die Papageientaucher sind eindeutig die Stars der Fauna. Aber wir sind von vielen Vögeln beschimpft und attackiert worden in Sorge um ihre Brut. Besonders hervor getan haben sich dabei die Seeschwalben, die wir Attackdrohnen getauft haben.

In den Westfjords gibt es besonders viele Legenden um Trolle und Elfen. Das skurrilste Erlebnis war die Leichenhose im Hexenmuseum von Hólmavík.

Fisch und Lamm sind wie im letzten Urlaub besonders lecker.

Wir trafen überall freundliche und hilfsbereite Menschen, in den Westfjords sind sie jedoch meist introvertierter als im Rest des Landes.