Peru 1997

Eine ungewöhnliche Reise für uns: wir werden am Zielflughafen erwartet. Eine Kollegin von Gabi ist Peruanerin und nimmt uns mit Ihrer Familie für die ersten Tage in Ihre Obhut. Wir reisen praktisch durch das ganze Land, nur den hohen Norden und den Urwald müssen wir aus Zeitgründen leider auslassen. Matchu Pitchu dürfen wir noch alleine ohne geführte Tour erwandern.

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Donnerstag 18.09.1997 – Anreise

Der Flug ist völlig überbucht. Deshalb versucht frau uns vor dem Counter zu ködern, doch gegen Prämie einen anderen Flug zu nehmen. Unsere Plätze sind jedoch bereits reserviert, außerdem wollen wir unsere Abholer in Lima nicht warten lassen.

Ansonsten verläuft der Flug planmäßig. Wir haben eine peruanische Oma als Nachbarin, deren Tochter in Deutschland lebt. Sie probiert ihre paar Brocken deutsch an uns und ich mein bißchen spanisch an ihr aus. Für ihre 79 Jahre macht sie einen sehr rüstigen Eindruck, nur die Formalitäten überfordern sie vollständig. Erst am Zoll in Lima trennen sich unsere Wege.

Unsere Abholer stehen pünktlich um 19:00 (Lima Ortszeit) bereit, um uns in Empfang zu nehmen und direkt ins Auto zu verfrachten. Nach Willkommensdrink und Abendessen können wir dann bald in die Horizontale, denn unser Tag hat sich um die 7,0 h Zeitverschiebung verlängert. Das steckt uns etwas in den Knochen. Meinen Anteil Schweinefleisch habe ich für diesen Urlaub auch schon hinter mir, denn zum Abendessen gab es Schweinebraten.

Freitag 19.09.1997 – Lima

Erwartungsgemäß wachen wir recht früh auf. Das Frühstück steht schon für uns bereit. Haushalte mit Kleinkindern sind eben Frühaufsteher. Für unsere ersten Einkäufe werden wir in ein Einkaufszentrum entlassen. Dort gelingt es uns Geld und Benzin für den Kocher zu erstehen.

Mittags hat Maritza kindfrei, so daß sie uns als Guia zur Verfügung steht. Wir beginnen die Sightseeing-Tour im Zentrum Limas. Auf den Fußgängerstraßen wimmelt es von Menschen auf Einkaufstour. Rund um die Plaza de Armas warten Kirchen und prächtige Kolonialbauten auf Besichtigung. In der Kathedrale nehmen wir an einer deutschsprachigen Führung teil, die sehr ausführlich kein Detail ausläßt. In der Kirche Kirche in Lima San Francisco reduzieren wir das Besichtigungsprogramm auf eine Kurzführung durch die alte Bibliothek, die irgendwie an den “Namen der Rose” erinnert, und die Katakomben mit Tausenden von Gebeinen und Totenköpfen. Der Besuch des Hauptbahnhofs beschränkt sich auf den äußeren Anblick. Das Gleis und die anderen Räume bleiben ausschließlich den Reisenden der 2 Züge (oder so) pro Woche vorbehalten. Aber gegenüber landen wir in einer uralten Kneipe im Stil der 20er Jahre. Die Kellner stammen wohl auch noch aus dieser Zeit. Die lokale Spezialität Brötchen mit kaltem Aufschnitt ist nur was für Jan und Maritza, Gabi bleibt beim obligatorischen Saft.

Zum Sunset führt uns Maritza zu einer Kneipe in Baranco. Auf der Terrasse mit Blick auf das Meer und einem Cocktail in der Hand läßt sich das Tageslicht ruhig und beschaulich verabschieden. Am Abend wollen wir fein Essen gehen. Ein Cousin von Maritza hat eine Einladung für das ausgewählte Restaurant mit Buffet, Musik und alles umsonst. Dafür müssen wir uns die Abendgarderobe ausleihen, denn es sind ausdrücklich Turnschuhe und T-Shirts untersagt, aber unser Rucksack gibt nur genau das her. Der “kostenlose” Teil des Restaurants ist ein Reinfall, der “kommerzielle” ist o.k. Nur daß es in einem Etablissement dieser Preisklasse bei Regen überall von der Decke tropft, ist etwas ungewöhnlich.

Samstag 20.09.1997 – Lima ff.

Das Goldmuseum beeindruckt uns mit der unglaublichen Menge von Exponaten aus der Prä-inkazeit und aus der Inkazeit. Die Vitrinen wirken geradezu überladen, dabei verdienen viele Stücke größere Aufmerksamkeit. Sie waren alle in der Hand eines Besitzers, der sie einer Stiftung geschenkt hat. Nun streiten die Erben.

Den Nachmittag kurven wir per Auto durch die feineren Wohnviertel Limas und besuchen ein neues großes modernes Einkaufszentrum. Am Spätnachmittag fallen wir in Miraflores ein. Inzwischen ist die Geduld von Patrick ausgereizt. Es hilft nur noch Mama Arm – vorübergehend. Zum Sunset am Meer träumt er jedoch wieder tief und fest, so daß wir die Lichter der Stadt und den Yachthafen in Ruhe in uns aufnehmen können.

Maritzas Mama spielt am Abend Babysitter und Papa geht mit uns zum Essen in eine Cebicheria. In Peru wird Fisch jedoch allenfalls Mittags gegessen. Wir sind nahezu die einzigen Gäste. Lediglich an einem weiteren Tisch sitzen Touris – was sonst! Mit einer wilden Mischung aus Spanisch, Englisch und Gestik kommt so etwas wie Konversation zustande. Nach unserer Rückkehr ins Domizil gibt es Rotwein und Würfelspiel. Der arme Kopf.

Sonntag 21.09.1997 – Pisco

Früh aufgestanden, Maritzas Papa bringt uns zum Bus. Während der Fahrt ist nichts als Wüste zu sehen. Um 11:00 erreichen wir Pisco. Ein Guide am Busbahnhof empfiehlt ein Hostal. Die Wahl ist gut. Wir buchen dafür später die Paracas-Tour bei ihm. Ansonsten ist Pisco in 5 Minuten abgehandelt.

Wir verbummeln den Tag und holen etwas Schlaf nach. Der ganze Ort ist tagsüber ohne Strom, aber gegen 18:00 funktioniert die Elektrik wieder und damit auch das Wasser für Dusche und Klo. Gleichzeitig mit Strom und Licht beginnt das Leben in den Straßen.
Das Abendessen gibt’s in einer Kneipe in der Fußgängerzone. Danach geben wir uns schon bald dem Federball hin. Wir haben wohl immer noch Schlafnachholbedarf. Außerdem müssen wir für die morgige Tour schon wieder früh ‘raus.

Montag 22.09.1997 – Paracas NP

Bereits vor unserem Wecker (6:00) schallt irgendwoher ein Radio in voller Lautstärke. Dadurch schaffen es wir sogar mit Muße zu frühstücken, bevor die Tour beginnt.
Am Hafen in Paracas angekommen, werden wir mit Schwimmwesten ausstaffiert, in ein Schnellboot verfrachtet und ab geht die Post. Schon bald begleiten uns einige Seelöwen. Unser Ziel sind die Islas Ballestas mit ihrer riesigen Vogelpopulation. Diese Vogelkolonien produzieren ordentlich Guano, der regelmäßig 1-2 mal im Jahr eingesammelt wird. Dies ist übrigens die einzige Gelegenheit, zu der die Inseln betreten werden dürfen.

Möwen, Kormorane und 7 Pinguine neben großen und kleinen Kolonien von Seelöwen erwarten uns. Geruchstechnisch fühlen wir uns wie in der Düngerflasche. Ansonsten begleitet uns ein stetiges Konzert der Vögel, in das die Seelöwen-Sinfonie einstimmt.Impressionen im NP Paracas
Zurück in Paracas geht’s zunächst mit dem Auto weiter zum Beobachtungspunkt für Flamingos. Wir können uns diesen eleganten Vögeln bis auf ca. 50 m nähern, dann suchen sie doch das Weite. Wir werden am nahe gelegenen Museum in die Wüste entlassen. Nun wackeln wir per Pedes durch endlosen Sand und flirrende Luft. Unser Ziel ist die kleine Badebucht Lagunilla in ca. 1 Stunde Entfernung. Rechtzeitig zur Mittagszeit fallen wir am Ende der Welt ein. In den Restaurants herrscht nicht gerade Hochbetrieb, damit bleibt uns die freie Platzwahl. Der Fisch schmeckt phantastisch. Zur Verdauung bekommt Jan Strandleben. Die Sonne sticht mittlerweile gewaltig. Der Griff nach dem Sonnenöl mit unverzüglichem schmieren ist angesagt. Die kleine Bucht liegt friedlich und idyllisch vor uns und wir mitten drin. Das Wasser ist klar und warm, aber das Bad dennoch erfrischend.

Mit dem Nachmittagsbus um 16:30 fahren wir zurück nach Pisco. Wir haben heute eine Überdosis Sonne abbekommen, so sind wir nicht sehr hungrig, aber dafür sehr müde. Daher fallen wir nach einem kleinen Snack bei Live-Musik direkt in die Horizontale. Buenas noches!

Dienstag 23.09.1997 – Nasca

In der Bäckerei neben unserem Busbüro gelingt es uns wider Erwarten ein Frühstück zu ergattern. Das Bäckermädel guckt nämlich “deutsch” – igitt Kundschaft gleichbedeutend mit Arbeit.

Um 8:30 startet ein überlanger Bus mit Fahrgästen für alle Richtungen. Wir werden 15 Minuten später in San Clement wieder ausgeladen. Dort warten wir 45 Minuten auf den Anschlußbus. Das klappt aber einwandfrei.

Endlose Wüste begleitet uns, nur wenige grüne Flecken beruhigen das Auge. Kurz nach 13:00 erreichen wir Nasca. Ein Kaff, das ausschließlich von seinen Linien lebt, ansonsten würde kein einziger Tourist seinen Fuß hierher setzen. Grab in Nasca
Wir nutzen den Nachmittag um einen alten Friedhof aus der Nasca-Zeit (ca. 400 v.Chr. – 600 n.Chr.) zu besuchen. Der Friedhof gleicht einem Open-Air-Museum – ganz ohne jegliche Sicherungsanlagen. Vermutlich verirren sich keine Grabräuber nachts hierher. Der Aberglaube scheint Sicherung genug zu sein. Die Mumien beeindrucken uns sehr, da sie super gut erhalten sind. Die Haare sind teilweise 2 – 3 m lang und erinnern an Rasterlocken. Die Haut inklusive Tätowierungen hat Zeit und Hitze zu Leder gegerbt. Auf dem Friedhof herrscht eine ganz eigene Stimmung, die sicher von den Mumien ausgeht, aber durch die trockene öde Landschaft zusätzlich unterstrichen wird. Anschließend werden wir durch eine Werkstatt zur Goldgewinnung und eine Töpferei, die nach alten Techniken arbeitet, geschleust.

Montezuma ist Jan scheint’s auf den Fersen. Das Churrasco-Brötchen, irgendwo unterwegs an der Straße vorm Busfenster gekauft, hatte es wohl in sich. Selbst zum Abendessen muß ich mich allein aufmachen. Der anschließende Rundgang durch die Stadt bringt sie mir auch nicht näher. Nur Sand und Baustellen.

Mittwoch 24.09.1997 – Nasca ff.

Die Mücken fliegen Sturzangriffe auf uns. Trotzdem springt Jan bereits vor dem Wecker unter die Dusche. Montezuma scheint wieder abgedreht zu haben.

Unser Taxi bringt uns rechtzeitig zum Flughafen. Dort gestaltet sich die Angelegenheit zunächst höchst eigenwillig, da seit kurzem außer dem Piloten auch ein Guide an Bord sein muß. Diese Bestimmung ist erst seit ein paar Tagen in Kraft (basierend auf einem Flugzeugzusammenstoß vor ca. 4 Wochen) und alles muß sich noch darauf einstellen. Der Pilot hat die Maschine, eine 6-sitzige Chessna, bereits inspiziert – nur der Guide fehlt. So begibt er sich selbst auf die Suche nach so einem seltenen Exemplar. Nach längerem hin und her spielt der Empfangschef des benachbarten Hotels den Guide und wir können starten.

Der Flug dauert ungefähr 30 Minuten. Jede Figur wird in steilen Kurven von jeder Seite ausgiebig eingekreist, so daß jeder Passagier definitiv gute Aussichten hat. Das Warngerät für die Neigung piepst ohne Unterlaß, aber der Pilot kennt wohl sein Gerät. Am besten gefällt mir der Nektarvogel. Die Theorien warum und wie diese Figuren entstanden, sind ebenso vage wie vielfältig. Sie reichen von religiösen bis zu außerirdischen Begründungen. Wir landen wieder sicher auf der Erde – wenn auch albatroslike.

Den Nachmittag vergammeln wir in Nasca auf der Plaza de Armas und unter den Arkaden des Hotels Nasca Lines. Das Hotel ist wahrlich eine hübsche stille Oase mitten in der Stadt. Den verbleibenden Nachmittag verbringen wir kartenspielenderweise auf der Terrasse unseres Hotels. Gegen 17:30 marschieren wir zum Abendbrot nochmals ins Centro. Wir landen in einer kleinen Pizzeria, die von einem älteren Pärchen bewirtschaftet wird. Der Pisco Sour schmeckt vorzüglich, Salat und Pizza munden uns ebenfalls. Dazu rundet der freundliche Service das Ganze ab. Zurück am Hotel steigen wir pünktlich um 20:00 in unseren Bus gen Arequipa. Die Nacht kann beginnen.

Donnerstag 25.09.1997 – Arequipa

Morgens um 7:00 ist die Welt noch in Ordnung. Zu dieser Zeit werden wir in Arequipa halbwegs ausgeschlafen am Busbahnhof ausgeladen. Ein Taxi bringt uns zu fairen Konditionen eine halbe Stadtrundfahrt inklusive zum Plaza d’Armas. Die Luft ist klar und El Misti thront ohne ein Wölkchen deutlich sichtbar über der Stadt.

Unter den Arkaden rund um den Waffenplatz finden wir immerhin zwei offene Cafés, zwischen denen wir fürs Frühstück frei wählen können. Kurz nach 8:00 raffe ich meine gesamten Spanischkenntnisse zusammen, um Maritzas Tante anzurufen und unser Kommen anzukündigen. Soweit so gut – ich verstehe, daß Maritza ebenfalls da ist, aber momentan noch schläft und wir besser gegen 13:00 noch mal telefonieren. So suchen wir uns ein Hotelzimmer und begeben uns anschließend auf Besichtigungstour.

Auf dem Weg zum Kloster Ansicht Kloster Santa Catalina gelingt es uns eine 2-tägige Tour in den Cañon de la Colca zu buchen. Das Kloster ist sehr hübsch, ruhig und idyllisch. Die Anzahl der anwesenden Touris ist durchaus überschaubar. Dann plötzlich steht uns doch tatsächlich Maritza mit Patrick gegenüber. Sie hat uns gesucht und gefunden. So gestalten wir den Rest des Tages gemeinsam. Das Kloster “La Recoleta”, das eine wunderschöne alte Bibliothek mit ca. 3,5 Mio. Bücher beheimatet, dürfen wir natürlich nicht auslassen. In der Bibliothek fühlen wir uns an den Kinofilm “Der Name der Rose” erinnert.
Gegen Mittag holen wir Gina, eine Freundin Maritzas, ab zu unseren nachmittäglichen Unternehmungen. Inzwischen sind Wolken aufgezogen, so daß sich die Schneeberge langsam aber sicher einhüllen. Es frischt darüber hinaus etwas auf, aber es ist trotzdem noch warm genug, um im Freien zu Mittag zu essen. Jan läßt sich sein Cuy und ich mir die heimische Trucha (Forelle) gut schmecken.

Am Nachmittag werden wir aufs Land geführt zu Terrassenfeldern und einer kleinen alten Mühle. Inzwischen windet es ordentlich, so daß wir den Mühlenbesuch nicht über Gebühr ausdehnen. Die Mühlenanlage ist sehr nett hergerichtet. Die ahnungslosen Städter können die Funktionalität des Mühlrads bestaunen und im Garten mit Llamas schmusen.

Den Nachmittag lassen wir bei Maritzas Tante mit Tee, Empanadas, süßen Stückchen und Likör ausklingen. Essen ist heute wirklich nicht mehr angesagt, aber für einen Schoppen zu indianischer Musik als Abendprogramm sind wir allemal noch aufgelegt. Wir machen einen kurzen Zwischenstop im Hotel, um unsere Kleidung den Außentemperaturen anzupassen, dann sind wir wieder auf der Piste. Jan läßt sich ordentlich zu Tequila animieren, denn schlappmachen vor 2 peruanischen Mädels (Maritza und ihre Freundin Gina) gilt nicht! Ziemlich angesäuselt purzelt er dann ins Bett.

Freitag 26.09.1997 – Cañon de la Colca

Die Tour beginnt morgens um 8:30. Jan sitzt etwas angeschlagen beim Frühstück, aber im Laufe der Anfahrt zum Cañon verdunstet der Restalkohol. Kaum verlassen wir Arequipa beginnt der Nieselregen. Da wir bis auf 4.800 m klettern, geht der Regen über Hagel schließlich in Schnee über. Am Wegesrand begleiten uns Alpakas und Vicuñas. Von der Landschaft ist leider nicht allzuviel zu sehen – alles in Wolken.

Nach fast 5 h Fahrt erreichen wir unser Tagesziel: Chivay auf 3.600 m. In diesem Bauerndorf tragen die Frauen wunderschöne bunt bestickte Trachten. Zum Mittagessen gibt es Alpaka. Wir essen dieses Fleisch zum ersten Mal – mhhhhhh lecker. Unsere vollen Bäuche lagern wir anschließend für den restlichen Nachmittag in den benachbarten Agua Caliente. Den Dreck der Schotterpiste werden damit natürlich auch los. Das Bad liegt wildromantisch in die Gegend eingepaßt. Es gibt 3 Becken – eines davon ausschließlich für Touris. Hier gibt es keine Diskriminierung und Rassismus! Mit Einbruch der Dunkelheit machen wir uns wieder auf den Rückweg in den Ort. Uns steckt außerdem noch der gestrige lange Abend in den Knochen, deshalb gehen wir bereits um 21:00 zum Matrazenhorchdienst über. Selbst Maritza und Gina geben so früh auf.

Samstag 27.09.1997 – Cañon de la Colca ff.

Wir werden um 5:30 geweckt, Frühstück um 6:00, Abfahrt um 6:30. Das Ganze sogar freiwillig. (Anmerkung von Jan: Mist, ich habe den Hochzeitstag vergessen! Ich übrigens auch).

Das Wetter verwöhnt uns sehr, wie schon gestern – tiefe Wolken und stetiger Nieselregen. Deshalb besuchen wir zunächst ein weiteres Dorf, genießen den Ausblick auf den Cañon und bewundern die Felsengräber hoch über uns, bevor wir das absolute Highlight das Cruz del Condor ansteuern. Schon nach kurzer Zeit entdecken wir einen Kondor sitzend auf einem kleinen Felsabsatz in der Steilwand. Ohne Höhenangst sitzt er über der tiefsten Stelle des Cañons. Wir wandern ein Stückchen den Cañonrand entlang auf der Suche nach weiteren Kondoren. Nur ein wenig Geduld dann tut uns ein Kondor den Gefallen und schwebt majestätisch durch den Cañon. Die Thermik scheint dort gut zu sein. Der Regen wird leider heftiger, deshalb zieht es uns zurück ins Auto – unsere kleine trockene Oase.

Bunte EinwohnerAuf dem Rückweg dürfen wir natürlich ein weiteres am Wegesrand liegendes Dörflein nicht auslassen. Wir erstehen in einem kleinen Laden einige Souvenirs. Dem Laden gegenüber befindet sich ein Falkner, der dem einen oder anderen Touri gegen Bares seinen Falken auf die Schulter setzt. Jan posiert mutig mit dem sehr stattlichen Exemplar.

Zurück in Chivay stärken wir uns für die Rückfahrt nach Arequipa. Kurz über Chivay beginnt die Schneegrenze und Schneefall. Die Piste ist nun schneebedeckt. Das alles ohne Winterreifen! Wir erreichen trotzdem sicher die Passhöhe. Dort halten wir zwecks der Aussicht. Diese ist jedoch gleich null, deswegen entschädigen wir uns dafür mit einer kurzen aber heftigen Schneeballschlacht.
Gegen 17:00 hat uns Arequipa wieder. Wir dürfen uns bis 20:00 ausruhen, dann holen wir Maritza und Gina zum Abendessen ab. Das Mahl fällt etwas schmal aus, denn keiner ist so recht hungrig. Dafür finden wir einen gemütlichen Pub, in dem wir uns mit Rotwein und Kartenspielen den Abend vertreiben, bis es unsere zwei Girls endgültig ins Nachtleben bzw. die In-Disco Arequipas zieht. Wir müssen sie zwecks des männlichen Begleitschutzes hineinbegleiten. Das Ganze ist vor allem laut, stinkig und ätzend. Die Mossels flüchten nach kurzer Anstandsfrist zurück ins Hotel.

Sonntag 28.09.1997 – Arequipa ff.

Ausschlafen sowie die restlichen Highlights rund um den Plaza d’Armas stehen auf unserem Programm. Wir schaffen es noch rechtzeitig zur Hotelfrühstückszeit (10:00) aus den Federn. Das Frühstück wird direkt vor unserem Zimmer im Garten in der Sonne serviert. So läßt sich ein Urlaubstag beginnen. Unsere Rucksäcke packen wir bis 12:00 reisefertig, so daß wir das Zimmer pünktlich räumen können.

Nun widmen wir uns mit Muße den ausstehenden Kolonialbauten und Kirchen rund um den Plaza d’Armas. Die Besichtigung der Kirchen gestaltet sich etwas schwierig, da sonntags ständig Messen abgehalten werden. Trotzdem werden wir in der Kathedrale fast Opfer klassischer Taschendiebe. Jan wird in der Kathedrale mit Senf bespritzt und vor der Tür wartet ein eilfertiger Helfer mit Klopapier, um ihn von der Sauerei zu befreien. Pech für die mutmaßlichen Diebe, daß wir gar nie nicht nichts loslassen. Das Daypack behalten wir immer fest im Griff.
Ein kleines Mittagessen nehmen wir im 1. Stock über den Arkaden um den Waffenplatz. Hier sitzt man gemütlich und kann dem Treiben unten zuschauen. Kurz nach 15:00 treffen wir wieder mit den beiden Mädels zusammen, um nun gemeinsam die Besichtigungstour fortzusetzen. Gina kennt Arequipa nämlich auch noch nicht. Die Kirchen sind jetzt bis zum Beginn der nächsten Messe geschlossen. So lassen wir uns etwas außerhalb zu einem Mirador fahren, von dem aus wir einen hübschen Ausblick auf Arequipa und die umliegenden Berge (leider mit Wolkenhäubchen) erhaschen können. Nach der Rückkehr öffnen die Kirchen auch wieder. In der Kathedrale findet jedoch eine weitere Messe statt, so daß uns der vordere Teil des Kirchenschiffes verwehrt bleibt. Die Gläubigen haben hier so wenig Verständnis für “ungläubige” Besichtiger.

Nach einer Runde Karten zu viert fahren wir ins Hotel, ziehen uns um und nehmen ein kleines Abschiedsmahl bei peruanischer Musik zu uns. Anschließend begleiten uns Gina und Maritza zum Bahnhof. Nach kurzer schmerzloser Verabschiedung nehmen wir auch gleich unsere Plätze im Zug ein. Einen Coca-Tee später fahren wir dann ab. Wir erhalten jeder eine Wolldecke vom Schaffner, in die wir uns rasch einwickeln und uns so bequem wie möglich in den Sesseln für die Traumphase einrichten.

Montag 29.09.1997 – Puno

Wir wachen um 5:30 im Zug auf. Auf dem Weg nach Puno Er steht seit ca. 1½ Stunden auf einem Hochplateau in 4.300 m Höhe. Wir denken zuerst, der Zug wartet dort etwas, damit wir nicht mitten in der Nacht am Zielbahnhof einfahren. Aber es stellt sich heraus, daß die Lok kaputt ist. Wir können Mate-Tee und Sandwiches erstehen, um die Wartezeit, bis die Ersatzlok aus Juliarca kommt, zu überbrücken. Gegen 10:00 schnauft die Ersatzlok heran. Damit erreichen wir Puno erst um 13:30. Die Zeit reicht uns jedoch aus, um Geld zu kaufen, einen Ausflug zum Mirador hoch über Puno gelegen anzugehen, ein paar Alpaka-Pullover zu erstehen und die nächsten Tage zu organisieren. Direkt im Hotel buchen wir eine 2-Tagestour zu den Inseln im Titicaca-See sowie unsere Bahntickets für Cusco.

Mittlerweile regnet es in Strömen. Wir kochen uns noch einen Tee auf dem Zimmer. Inzwischen ist es draußen so ungemütlich geworden, daß wir beschließen Bett und Zimmer nicht mehr zu verlassen. Außerdem haben wir ein kleines Schlafdefizit, das wir wieder einholen wollen.

Dienstag 30.09.1997 – Isla Amantani

Gut ausgeschlafen treibt es uns früh aus den Federn. Das Frühstück nehmen wir in der benachbarten Eckkneipe, aber wir hätten den Weg 3 Blocks weiter nicht scheuen sollen, denn es ist äußerst dürftig. Dafür kostet es auch nur 3 Soles zusammen.

Pünktlich um 8:30 steht der Minibus vor der Tür. Islas wir kommen! Am Hafen werden wir in ein großes Motorboot verfrachtet, das von den Inselbewohnern Amantanis betrieben wird. Auf diese Art und Weise regulieren sie die Tourimenge selbst, die ihre Inseln besuchen dürfen. Das Boot ist mit ca. 25 Touris voll belegt.
Nach einer ¾ h werden wir zu einem kurzen Sightseeing-Stop auf die Besuchsinsel der Uros Die Uro's – einer Schilfinsel – entlassen. Das Gehgefühl ganz auf Schilf ist gewöhnungsbedürftig aber witzig. Es ist etwa vergleichbar mit einer dicken Turnmatte. Die Frauen erwarten schon den Touristrom sitzend mitten in ihren Handarbeiten, die sie feilbieten. Wir steigen in eines der typischen Schilfboote für eine kurze Inselumrundung, auf der uns der Schilf zum Probieren angeboten wird. Die Uros leben vollständig vom, in und mit dem Schilf. Alles ist aus Schilf – ihre Inseln, Häuser, Gebrauchsgegenstände, Boote und nicht zuletzt ihr Hauptlebensmittel. Das Baño steht als Winzhütte am Rande der Insel. Es besteht aus einer Schilfmatte als Blickschutz und zwei erhöhten Holzbohlen mit einem Zinkeimer dazwischen. Wie der wohl entsorgt wird?

Danach nehmen wir weiter Fahrt auf zur Isla Amantani. Nach weiteren 3 h legen wir an. Unsere Herbergsfrau auf Amantani Dann beginnt die paarweise Aufteilung der Touris auf die Gastfamilien. Die Insel verfügt nämlich über keinerlei touristische Einrichtungen. Wir folgen unserer Zimmerwirtin bergauf. Sie legt ein ordentliches Tempo vor, wir sind die Höhe (immerhin 3.800 m) noch nicht so gewohnt und ächzen hinter ihr her. Wir beziehen unser “Zimmer” – ganz ohne Fenster, die Tür ist bei Tag die einzige Lichtquelle, vier Strohbetten (keine Bettwäsche oder gar Decken) und ein Tisch mit einem Brett als Bank. Wir sind froh, dem Ratschlag des LP folgend, unsere Schlafsäcke eingepackt zu haben.
Das Mittagessen wird bereits zubereitet. Bis zu seiner Fertigstellung genießen wir die Aussicht und Stille. Das Mittagessen wird in unserem Zimmer serviert. Es gibt Quinoa-Suppe und anschließend Bratkartoffeln, Spiegelei mit Reis. Einfach aber lecker. Es gibt keine Straßen, demzufolge auch keine Autos. Strom ist eine der großen Errungenschaften der letzten Monate. Seit August ist Strom für elektrisches Licht installiert und beleuchtet Insel und Häuser von 18:00 bis 22:00.

In der Zwischenzeit hat der Himmel seine Schleusen geöffnet für einen kurzen aber heftigen Graupelschauer. Um 15:30 treffen wir uns wieder mit der Gruppe an der Schule mit unserem Guide. Begleitet von kleinen Schauern erklimmen wir den Pacha-Papa in 4.200 m Höhe. Auf dem Gipfelplateau befindet sich ein Präinka-Heiligtum. In diesem Tempel wird jedes Jahr am 20ten Januar ein traditionelles Fest mit Opferungen und Befragung der Götter abgehalten. Zu allen anderen Zeiten ist das Betreten des Tempels verboten. Um ihn herum zu marschieren, ist dagegen erlaubt, so daß wir den wunderschönen 360°-Ausblick bis nach Bolivien genießen können. Jeder cm2 der Insel wurde zur landwirtschaftlichen Nutzung in Terrassen angelegt. Diese Technik ist bereits Jahrtausende alt. Mit dem Sonnenuntergang begleitet von den letzten Sonnenstrahlen klettern wir wieder ins Dorf zurück. Auf der Plaza d’Armas werden wir jeweils von einem Kind unserer Gastfamilien erwartet. So finden wir sicher das richtige Haus, denn die Orientierung ohne Straßennamen bzw. Hausnummern ist für Fremde recht schwierig.

Unsere Hausfrau wartet schon mit dem Abendessen auf uns. Die Kinder servieren zuerst Suppe mit Ei, Kartoffeln und Kohl, dann Thunfisch aus der Büchse mit Bratkartoffeln und Reis. Zu Trinken wird Tee aus frischen Kräutern (Eukalyptus und Thymian) gereicht. Alles sehr lecker und definitiv Gabi-Essen.

Kurz vor 20:00 geleitet uns der Sohn des Hauses zur Schule hinauf. Dort wird einheimische Musik geboten und dazu der Tanzboden eröffnet. Die Kinder sind außer Rand und Band. Sobald die Musik aufspielt stürzen sie sich auf uns. Auf knapp 4.000 m ein wahrlich atemloses Vergnügen. Die Kids haben den deutlich längeren Atem. Die Combo spielt bis kurz vor Licht-ende, dann strebt alles Richtung Bett – Touris mit Taschenlampe, die Einheimischen kennen eh jeden Stein.

Mittwoch 1.10.97 – Isla Taquile

6:45 Buenos Dias, die Tür geht auf, die Nacht ist vorbei. Wir haben blendend geschlafen in unseren Schlafsäcken. Ein Eimer Wasser steht vor unserer Tür für eine kleine Katzenwäsche bereit. Bald darauf wird das Frühstück serviert. Es gibt dasgleiche wie gestern abend, nur die Suppe wurde gegen 2 Pancitos eingetauscht. Nun ja, um 8:00 geleitet uns unsere Wirtin zum Hafen hinunter. Dort erhalten die Frauen vom Guide die Übernachtungspauschale. Wir brechen unter heftigem Winken zur Nachbarinsel – Isla Taquile – auf.

Strickende Männer auf Taquile Die Insel ist etwas kleiner, aber offensichtlich wohlhabender als Amantani. Die Kleidung der Inselbewohner zeigt dies zumindest an. Die Insel wirkt insgesamt grüner, ansonsten besticht sie ebenfalls durch ihre Ruhe und Beschaulichkeit. In der Ferne an den Ufern des Titicacasees leuchten die Schneeberge. Auf unserem Gang über die Insel muten insbesondere die strickenden Männer lustig an. Die Wollknäuele unter den Arm geklemmt können sie in jeder Lebenslage an ihren Mützen in Norwegertechnik stricken. An Farbe und Muster der Mützen können Eingeweihte ablesen, ob es sich bei dem Träger um ein Single oder einen Ehemann handelt. Grundsätzlich scheint die Aufgabenteilung vorzusehen, daß die Frauen spindeln und die Männer stricken. Das Strickwerk ist technisch einwandfrei und da überwiegend Alpaka-Wolle verwendet wird, ist die Qualität über jeden Zweifel erhaben.
Nach dem Mittagessen treffen wir uns wieder am Boot. Wir nutzen die Zeit vorm Ablegen für ein kurzes erfrischendes Bad im Titicaca-See. Brrr, kalt! Wer kann schon von sich behaupten auf 3.800 m gebadet zu haben! Die durchschnittliche Wassertemperatur beträgt angeblich 8°C. Aber sobald wir wieder trocken sind, empfinden wir das Bad dennoch als wohltuend. Handtücher, T-Shirts und Badehosen flattern auf der Rückfahrt zum Trocknen im Wind bis wir Puno erreichen.

Mit Sonnenuntergang beziehen wir wieder unser “altes” Hotelzimmer. Unsere Energie reicht gerade noch aus, um ein paar Dinge am Markt zu erstehen und das leibliche Wohl zu befriedigen. Dann sind wir schon reif für die Falle. Wir schaffen gerade mal eine halbe Flasche Rotwein, dann befinden wir uns im Reich der Träume.

Donnerstag 2.10.97 – unterwegs

Wir versammeln uns um 7:15 am Bahnhof. Die Zeit reicht noch aus, um den Reiseproviant zu vervollständigen. Mit ½ h Verspätung, also 8:30, fahren wir ab. Der Zugbegleiter behütet und versorgt seine Reisegäste exzellent. Um das leibliche Wohl kümmern sich zwei Stewards und die Küche. Die Türen werden von Sicherheitskräften gut bewacht. Wir haben uns für das Mittagsmenü entschieden. Zur Mittagszeit wird der Tisch mit einer roten Tischdecke gedeckt, danach das Menü mit Pisco Sour, Salat, Fisch und Obstsalat serviert. Wir ziehen neidische Blicke auf uns, als wir unsere restliche Flasche Rotwein vom Vorabend aus unserem Gepäck ziehen. Uns kann es gut gehen!First Class Menü im Zug

Das Geschaukel kennen wir ja nun schon, aber die Landschaft entschädigt uns für alle Unannehmlichkeiten. Der höchste Paß auf der Strecke liegt auf 4.300 m Höhe, danach geht’s nur noch stetig bergab. Gegen 15:00 stoppt der Zug unvermittelt im nirgendwo. Die Schienen vor uns sind durch Bauarbeiten am Berg völlig verschüttet. Aber die Arbeiter bemühen sich die Schienen zu räumen. Eine Stunde später können wir wieder Fahrt aufnehmen.

Mit nur 2 h Verspätung erreichen wir bei völliger Dunkelheit Cusco. Das Licht im Zug funktioniert auch nur sporadisch, insofern waren wir mit der Inca-Klasse doch sehr gut bedient. Wir steigen in ein Taxi vor dem Bahnhof. Da unser ausgewähltes Hotel kein Bett mehr frei hat, liefert uns der Taxifahrer bei einem Hotel seiner Wahl unter Verhandlung unseres gewünschten Preises ab.

Freitag 3.10.97 – Cusco

Um 9:00 werden wir zum am Vorabend bestellten Frühstück aufgefordert. Gedeckt ist ein Tisch im überdachten Innenhof – ganz hübsch. Gut gestärkt begeben wir uns hernach auf Entdeckungsreise. Viele Straßen der Innenstadt sind von altem Inkamauerwerk gesäumt, dessen Perfektion absolut faszinierend ist. Jan verabschiedet sich gegen 15:00 in Richtung Hotel zum Abliegen. So mache ich mich alleine auf den Weg zu weiteren alten Steinen.Cusco

Auf der Suche nach den Ruinen Colcampata, die offensichtlich auf dem Plan des LP falsch vermerkt sind, lande ich unvermutet in den Ruinen Sacsayhuaman. Dies stellt die größte Ruinenanlage in der direkten Umgebung Cuscos dar. Das Mauerwerk sieht aus wie ein riesiges Bollwerk. Unvorstellbar wie dies ohne wesentliche technische Hilfsmittel geschaffen wurde. Ich scheine, leider die Hauptbesuchszeit der Tourgruppen getroffen zu haben, wo ich hingucke nichts als lauter bunte Punkte. Vielleicht schaffen wir es ja noch mal gemeinsam, an einem anderen Tag zum Sonnenuntergang hierherzukommen. Die Ruinen liegen hoch über der Stadt und bieten aufgrund dessen einen phantastischen Blick auf Cusco und Umgebung. Ich krabble denselben kurzen aber steilen Weg zurück in die alte Hauptstadt der Inkas. Mein Schuhwerk – Sandalen – ist für diesen Weg auch bloß suboptimal geeignet.

Gegen 17:00 scheuche ich Jan verabredungsgemäß aus der Horizontalen. Zum Abendessen bewegen wir uns noch mal aus dem Haus. Ziel ist heute die Gringo-Gasse, dort liegt eine Kneipe neben der nächsten. Wir landen bei einem Mexikaner mit ganz ordentlichem Chappi. Nach einem kurzen Verdauungsspaziergang ziehen wir uns ins Hotel zu Tee und Kartenspiel zurück.

Samstag 4.10.97 – Cusco ff.

Wir machen uns auf den Weg ins heilige Urubamba-Tal. Mit einmaligem Umsteigen erreichen wir gegen 11:00 Ollentaytambo mit seinen steil in den Berg gekuschelten Terrassen und Ruinen. Die Steinmetzkünste der Inkas beeindrucken uns immer wieder aufs Neue. Jede Ruinen zeigt die typischen gewagten aber dennoch paßgenauen Steinschnitte.Ruinen
Nach dem Mittagessen beginnen wir den langsamen Rückweg von Dorf zu Dorf. Urubamba verfügt sogar über einen Busbahnhof. Außer einem Töpfer, der nach alter Technik Töpferwaren herstellt, die in dieser Ausführung einmalig in Peru sind, können wir in dem Dorf nichts weiteres Erwähnenswertes entdecken. Dazu trägt natürlich auch bei, daß pünktlich mit Verlassen des Töpfers ein Wolkenguß auf uns einprasselt. Neben der Hauptstraße finden wir einen trockenen Unterstand an einem Kiosk. Bald kommt schon der richtige Bus.

In Chinchero legen wir eine weitere Zwischenstation ein. Der Regen hat zwischenzeitlich aufgehört, so wandern wir entspannt durch das Bauerndörflein in Richtung Plaza d’Armas. Die Kirche weist einige hübsche Fresken auf. Direkt neben der Kirche befinden sich wiederum Inka-Hinterlassenschaften. Das ganze Dorf sieht außerdem so aus, als ob es auf alten Inka-Terrassen erbaut wurde.
Zurück an der Hauptstraße ist der nächste Bus unserer, so daß wir mit der Dämmerung nach Cusco zurückkehren.

Sonntag 5.10.97 – Cusco ff.

Der Markt in Pisac und die anderen Ruinen rund um Cusco stehen auf unserem Tagesprogramm. Zunächst beginnen wir jedoch mit dem Frühstück an der Plaza d’Armas. Auf dem Waffenplatz ist bereits alles für eine Parade vorbereitet. Wir lassen uns hiervon nicht weiter aufhalten, sondern marschieren nach reichhaltigem Frühstück mit gefülltem Bauch zum Busbahnhof.

Vor der Kasse für Bustickets nach Pisac steht bereits eine lange aber geordnete Schlange. Kaum öffnet jedoch der Pisac-Bus seine Tür, ist alle Ordnung vergessen und alles stürzt im Pulk in den Bus. Fahrkarten kann man und frau auch drinnen erstehen. Auch wir drängeln mit und erkämpfen uns zwei wunderbare Stehplätze. Umfallen können wir jedenfalls definitiv nicht mehr. Der Bus ist rettungslos überladen, was den Fahrer jedoch nicht daran hindert, wie ein Wahnsinniger die engen Kurven bergauf und insbesondere bergab mit völlig überhöhter Geschwindigkeit zu durchfahren. Kurz vor der Dorfgrenze Pisacs gerät der Bus in eine Polizeikontrolle. Bakschisch wandert von Hand zu Hand, schon sieht keiner mehr den überladenen Bus. Kurz darauf steigen wir wohlbehalten in Pisac aus.

Der Markt ist rummelig, bunt und voller Menschen – Einheimische und Touris. Auch wir bringen einige Soles unters Volk. Das geschäftige Markttreiben läßt sich schön zu beobachten. Die Landbevölkerung erscheint je nach Gebiet in hübschen reich geschmückten unterschiedlichen Trachten, um hier jeden Sonntag ihre Waren anzubieten. Nach einer Weile lassen wir uns von einem Taxi zu den Ruinen hoch über der Stadt bringen. Wir klettern durch die Terrassen, Ruinen und zu einigen Tombs. Den Rückweg treten wir zu Fuß an. Durch die Terrassen führt ein netter, teilweise sehr steiler Pfad bergab. Punktgenau am Marktplatz endet der Weg. Nach einer Stärkung in einer Kneipe am Rande des Marktes versuchen wir einen Bus für die Rückfahrt zu ergattern. Doch da direkt hinter der Dorfgrenze immer noch die Polizei steht, werden die Busse nur noch vorschriftsmäßig beladen. Wir finden dennoch auf einem Truck hinten zwischen Marktfrauen und Säcken Platz.
Am Abzweig zur Ruine Tambo Machay lassen wir uns ausladen. Kaum ausgestiegen, beginnt der Regen. Tambo Machay bietet uns durch seine Nischen Regenschutz. Diese Anlage beherbergt ein altes noch funktionierendes Bewässerungssystem. Der Regen kauft uns leider viel von unserem Entdeckungsdrang ab, denn sobald der Regen etwas nachläßt, wandern wir wieder zurück zur Hauptstraße. 300 m weiter liegt schon die nächste Ruine namens Puca Pucara. Wir sind noch nicht ganz dort angekommen, legt der Regen erst so richtig los. Wir finden unter der Plastikplane eines Straßenhändlers Unterschlupf. Wir führen mit dem Händlerpaar sogar ein ganz amüsantes Gespräch – ganz in Spanisch natürlich. Die vorbeifahrenden Busse sind proppenvoll und nicht bereit weitere Fahrgäste aufzunehmen. Nach einer Weile läßt uns ein Peruaner auf seinem Pick-up hinten aufsteigen. Bei Blitz, Donner und Regen werden wir direkt am Plaza d’Armas abgesetzt. Unser Fahrer scheint zu der wohlhabenderen Schicht zu gehören, denn er nimmt weder vom ebenfalls mitfahrenden Händler noch von uns Fahrgeld an. Unsere Ruinentour ist damit im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen.
Den Abend vergnügen wir uns mit Packen für den Trail. Außerdem versuchen wir rechtzeitig ins Bett zu kommen, denn um 4:45 soll der Wecker kreischen!

Montag 6.10.97 – Inka Trail (IT)

Wir wachen sogar vor dem Wecker auf. Unsere innere Uhr scheint auch irgendwie zu funktionieren. Auf den Straßen Cuscos befindet sich um 5:00 kein Mensch. Der Ticketschalter am Bahnhof hat jedoch bereits geöffnet. Wir erstehen Tickets 2. Klasse für den Localtrain. Mittlerweile bieten die ersten fliegenden Händler Tee, Kaffee und Brot an.

Mit Mate de Coca läßt sich die Wartezeit etwas vertreiben und das Frühstück nachholen. Offizielle Abfahrtszeit ist um 6:45. Um diese Zeit etwa wird der Einlaß geöffnet. Alle Fahrgäste nehmen ihre Plätze ein. Was fehlt, ist die Lok, denn die hat einen Maschinenschaden, wie wir nach einiger Zeit herausfinden, aber sie wird repariert. Schon 1½ h später schnauft die Ersatzlok heran und wir fahren ab.

Im andentypischen Zickzackkurs erklimmt der Zug durch Cuscos Suburbs den Berg. Im Laufe der Wegstrecke füllt sich der Zug immer mehr. An jeder Haltestelle werden die lokalen landwirtschaftlichen Erzeugnisse zum Kauf angeboten. Kurz vor unserer Zielstation km 88 kämpfen wir uns über Sack, Pack und Mensch zur Tür vor.

Am Bahnhof km 88 entdecken wir wider Erwarten keinen einzigen Porter. So bezahlen wir unser Trail-Permit, packen unter Jans Schimpfen die Rucksäcke um und tragen selbst. Über Stock und Stein, bergauf und bergab, vorbei an Inkaruinen und kleineren Ansiedlungen wandern wir durch die Sonne. Gegen 16:00 beginnt der große Regen. Wir tüddeln unser Regenzeug an und klettern weiter bergauf. Den anvisierten Campground schaffen wir nicht ganz. Gegen 17:00 schlagen wir auf einem kleinen Spot zusammen mit 3 anderen Zelten das Nachtlager auf. Nach 3 h unverminderter Regentätigkeit schließen die Wolken die Dusche, nun tropft es nur noch aus den Bäumen.

Dienstag 7.10.97 – IT ff.

Bereits um 6:00 liegen wir quietschewach in unseren Schlafsäcken. Kurz nach 8:00 haben die Rucksäcke wieder ihren gewohnten Platz auf unseren Schultern eingenommen. Das Zelt mußte leider naß in den Sack. Wir stapfen weiter bergauf. Zu unserer Überraschung befinden wir uns bereits weiter oben als vermutet, nämlich mitten im Anstieg auf den höchsten Paß (4.200 m) des Trails. Mit uns arbeitet sich eine lange Karawane den Berg hinauf. Hin und ab spurtet ein einheimischer Träger an uns vorbei, um dann wieder an der nächsten Ecke auszuruhen. Gegen 11:00 haben wir es geschafft und somit eine ausgiebige Pause verdient. Leider hängen die Wolken recht tief, somit fällt Fernsicht aus.

Bergab kommen wir über steile Treppen sehr zügig voran. In der Talsenke gönnen wir uns eine längere Mittagspause, beschließen jedoch weiter zu laufen. Den 2. Paß mit 3.860 m nehmen wir auch noch. Von nun an geht’s nur noch bergab dem Campground am Fluß entgegen. Zu unserer großen Überraschung sind wir trotz der relativ späten Stunde die ersten Wanderer, die hier ihr Lager aufstellen. Letztendlich finden 7 Zelte an diesem Abend hier Platz. Wir versuchen uns mit einem Lagerfeuer, jedoch vergeblich – das Holz ist zu feucht, so daß auch jegliche unterstützende Hilfe mit Benzin und Papier lediglich kurzfristige Erfolge zeitigt. Der gesamte Campground hat sich um das mutmaßliche Feuer versammelt. Eine Flasche mit Orangensaft aus Pulver versetzt mit Wodka macht die Runde bis alle Vorräte aufgebraucht sind.

Kurz nach 20:00 kehrt Ruhe auf dem Campground ein. Alle krabbeln in ihre Schlafsäcke und lecken die Wunden.

Mittwoch 8.10.97 – IT ff.

Nach dem Frühstück steigen wir zunächst zur über unseren Köpfen thronenden Ruine auf. Die Fernsicht verhindern leider aufziehende Wolken, dafür stimmt die Stimmung. Bis wir wieder absteigen, können wir ein trockenes Zelt einpacken, so daß Jan kein zusätzliches Gewicht mit sich schleppen muß.

Gegen 9:00 nehmen wir wieder den Trail unter die Füße. Wir haben heute eine relativ kurze Strecke vor uns mit wenig Steigung, aber dafür viel kniequälendem bergab. Inka Trail Bergab Auf halber Strecke liegt eine weitere alte Inka-Trutzburg wie ein Vogelhorst alles überblickend hoch im Berg. Nun führen ausschließlich endlose steile Treppen in die Tiefe. Treppen über Treppen, Stufe nach Stufe. Kurz vor dem Tagesziel gehen die Treppen in einen steilen Trampelpfad über. Nun wissen wir die endlosen Treppen erst richtig zu schätzen, denn die sind allemal angenehmer zu gehen als diese Kugellager, die die Gelenke noch mehr fordern.

Wir erreichen gegen 15:00 das Hostal mit seinem riesigen Campground. Für die Tourgruppen stehen die Zelte schon bereit. Wir finden noch ein Plötzlich auf dem wir uns niederlassen können. Für Jan gibt’s sogar ein Bier. Dies ist der letzte Campground vor Machu Picchu. Morgen früh kommt es wahrscheinlich bei der Menschenmenge zu einem Massenstart. Hierbei sind die Tourtouris natürlich im Vorteil, die brauchen sich nämlich nicht um Zelt o.ä. zu kümmern, das tun die Porter für sie.

Nachdem das Zelt steht, gönnen wir uns einen Nachmittagssnack. Verpflegung haben wir ja wirklich reichlich, nachdem wir keinen Porter mit durchfüttern müssen. Dann begeben wir uns frisch gestärkt zu der benachbarten Inka-Ruine. Die Terrassen wirken wie ein riesiges Amphitheater. Wie bisher jede Ruine beeindrucken Perfektion und Stabilität ungeheuer.
Bald meldet sich die Sonne ab. Wir finden uns nach dem Abendessen mit einigen Zeltnachbarn zum Ratschen, Spielen und Teetrinken zusammen. Jeder krabbelt jedoch früh in seinen Sack, denn alle wollen so früh wie möglich los, um vor den Tagestouris aus Cusco die Ruine der Ruinen Machu Picchu zu erreichen.

Donnerstag 9.10.97 – IT ff.

In der Nacht kommt der große Regen. Wir befürchten schon Sturzbäche durch die Abside und sortieren im Schein der Taschenlampe unsere Habseligkeiten neu. Unterm Zelt ist alles trocken geblieben, aber das Zelt ist natürlich pitschnaß und kommt auch so in den Sack. Igitt!

Wir schaffen es immerhin, vor 7:00 auf den Trail zurückzukehren. Der Campground ist schon fast leer. Viele sind um 6:00 gestartet. Die Wolken hängen sehr tief, so daß wir den Eindruck haben durch Regenwald zu wandern. Nach ca. 1 ½ h erklimmen wir das Sonnentor. Von hier aus wäre der 1. Blick auf Machu Picchu möglich, sofern die Wolken den Blick frei gäben. Wir gönnen uns eine kurze Pause, um vielleicht ein Wolkenloch zu erleben. Aber wir zu ungeduldig, endlich im Allerheiligsten anzukommen. So verzichten wir auf den 1. möglichen Machu Picchu-Blick und nähern uns unaufhaltsam der größten erhaltenen Inka-Ruine. Etwa auf halber Strecke zwischen Sonnentor und Machu Picchu stoßen wir wiederum auf eine kleine Inka-Ruine. Dort warten bereits einige Touris auf ein Wolkenloch, das jetzt auch wahrscheinlicher wird, da die Nebelschwaden sich deutlich ausdünnen. Wir haben Glück, der Nebel gibt für einen kurzen Augenblick die alten Steine frei und gewährt uns den phantastischen Blick auf die Anlage. Machu Piccu Die Szenerie ist ebenfalls gewaltig. Schroffe Berge umgeben diesen Ort soweit das Auge reicht.

Kurz vor 9:00 haben wir es geschafft, Machu Picchu liegt greifbar vor uns. Wir restaurieren uns schnell im Baño besichtigungsfein. Das Gepäck deponieren wir am Eingang. Nun erkunden wir die unzähligen Inka-Mauern, Riten und Terrassen Machu Picchus. Die Brandschäden, die ein Feuer vor ca. einem Monat verursachte, sind offensichtlich. Ganze Berghänge sind total schwarz verkokelt. Die Flammen müssen fast bis zu den Ruinen hochgeschlagen haben, aber wie durch ein Wunder ist Machu Picchu selbst kein Opfer der Flammen geworden. Die Ruinen halten uns gefangen bis schließlich der Zug aus Cusco seine Touristenladung ausspuckt. Wir suchen gleichzeitig das Weite, denn die gesamte Ruine sieht nun aus, wie mit Konfetti überzogen und das obwohl die Anlage wirklich nicht gerade klein ist.

Wir nehmen den nächsten Bus nach Agua Calientes, um im dortigen Baños Termales unsere geschundenen Knochen zu pflegen. Der Busbetreiber muß eine Genehmigung zum Gelddrucken besitzen, denn der Tarif für das kurze Stück ist vollständig überhöht. Die Alternative heißt jedoch laufen und wir sind nicht wild auf weitere Stufen bergab mit Gepäck.

Die heißen Quellen liegen etwas oberhalb des Dorfes, dem sie seinen Namen gaben. Das Bad wurde vor ein paar Jahren durch ein Erdbeben fast vollständig zerstört. Seit kurzem wird es wieder aufgebaut. Die Becken sind bereits gegossen, die Umkleiden im Rohbau vorhanden und nutzbar, wenn auch noch nicht sehr ansehnlich. Das warme Wasser tut den geschundenen Knochen gut und den Dreck des Trails weicht es zusätzlich auf. Immerhin die Bar funktioniert, sie liefert Getränke direkt ans Becken.

Für die Rückfahrt nach Cusco bleibt uns nur der Tourizug, denn für den Localtrain sind sämtliche Sitzplätze ausgebucht. Gegen 20:00 fahren wir in Cusco Hauptbahnhof ein.

Freitag 10.10.97 – Cusco

Wir sind um 8:30 zum Frühstück in der Gringo Straße verabredet, um unser restliches Benzin loszuwerden. Unser amerikanischer Trailgefährte stößt pünktlich zu uns. Wir tauschen das Benzin aus und frühstücken ausgiebig miteinander. Unser Benzinproblem haben wir nun gelöst, so können wir ohne schlechtes Gewissen versuchen Flugtickets nach Lima zu erstehen. Die einzigen verfügbaren Plätze für morgen gibt es in der First Class. Doch der Unterschied beträgt lediglich $ 20 pro Person, das erscheint uns ziemlich erschwinglich.

Ansonsten haben wir heute den Hausfrauentag ausgerufen. Wir bauen im Hinterhof unseres Hotels unser Zelt zum trocknen auf, dann gehen wir auf die Suche nach einer Münzwäscherei. Die restliche Zeit verbringen wir mit dem Kauf des einen oder andren Souvenirs.

Am Abend gönnen wir uns noch mal ein ausgiebiges, gepflegtes und leckeres Abendmahl mit großem Steak für Jan und Fisch für Gabi.

Samstag 11.10.97 – Lima

Pünktlich um 7:00 finden wir uns am Flughafen ein. Der First-Class-Counter arbeitet in schwindelerregender Geschwindigkeit. Jeder deutsche Beamte würde die Konkurrenz fürchten. Gelobt sei die Langsamkeit. Aber schließlich gelingt es doch, das Gepäck einzuchecken und Sitze bzw. Bordkarten zu ergattern. Kurz nach 9:00 landen wir planmäßig in Lima. Maritza erwartet uns bereits am Ausgang.

Wir beschließen, uns die alten Steine von Pachacamac anzusehen, die sich etwas außerhalb Limas befinden. In dieser Präinka-Stätte sind nur noch Grundmauern vorhanden. Die große Pyramide beeindruckt den Besucher wohl am stärksten, da es sich hierbei um das größte Gemäuer handelt. Nach soviel Kultur lassen wir den Tag relaxend am “Playa Las Señoritas” ausklingen. Der Strand wird seinem Name wohl schon länger nicht mehr gerecht. Aber zum ruhigen Sonnen- und Pazifikbaden reicht’s allemal. Ein paar Wellenreiter nutzen zu unserer Unterhaltung die Brandung aus. Dieser Standabschnitt soll angeblich als Bebauungsgebiet verkauft worden sein. Na denn, viel Spaß dem Besitzer.

Sonntag 12.10.97 – Lima ff

Den Vormittag verbringen wir am “Playa Santa Maria” ca. 70 km südlich von Lima. Ab 10:00 knallt die Sonne unerbittlich, d.h. für mich ab unter den nächsten Sonnenschirm. Der Rest folgt mir etwas später in den Schatten nach. Jan und Patrick sind trotzdem zwischenzeitlich rosarot gebraten. Gegen 11:00 starten wir wieder stadteinwärts. Etwa zur gleichen Zeit füllt sich der Strand mit Sonnenhungrigen.

Uns erwartet bei der Familie Palza ein großes Fischessen im Innenhof. Alle, alle Familienmitglieder sind gekommen mit Kind und Kegel. Die Kids veranstalten um uns herum Halligalli. Der Fisch (Cebiche y Chicharron) schmecken ausgezeichnet. Wir sind jedenfalls für den Rest des Tages abgefüllt.

Maritzas Vater liefert uns inkl. Maritza kurz vor 22:00 am Busbahnhof ab. Wir haben mal wieder eine Nachtfahrt vor uns. Das Ziel heißt Huaraz.

Montag 13.10.97 – Huaraz, Yungay

Um 7:00 morgens erreichen wir Huaraz. Wir kümmern uns zuerst mal um Frühstück, danach steigen wir in den nächsten Mikro nach Yungay.

Die Fahrzeit beträgt eine weitere Stunde. Direkt neben dem Plaza d’Armas mieten wir uns in einem 3-Bett-Zimmer ein. Der Markt versorgt uns mit allem Notwendigen für ein Picknick. Dann kann es losgehen zu den Lagunas Llaganuco.Lagunas Llaganuco

Die beiden Seen strahlen in phantastischem türkis eingerahmt von hohen Schneebergen. Wir picknicken am zweiten See mitten in einem Meadow zwischen freilaufenden Eseln. Die Esel sind sehr interessiert, an unserem Picknick bzw. eßbaren Resten. Schroff, unwirtlich und einsam ist es hier, ein netter Platz für ein idyllisches Picknick. Frisch gestärkt machen wir uns auf den Weg zurück zur ersten Lagune, da unser Busfahrer uns hier später wieder abholen will. Neben diesem See können wir bereits aus weiterer Entfernung einige Tourbusse entdecken, die offensichtlich mit Schulklassen gefüllt waren, denn auf und rund um den See herrscht lautstarkes Treiben. Es gelingt uns trotzdem ein ruhiges Eckchen zu finden, um die Landschaft in uns aufnehmen zu können.
Sobald die Sonne hinter den Berggipfeln verschwindet wird es schlagartig kühler und wir verschwinden wieder talwärts nach Yungay.

Montag 14.10.97 – Yungay, Monterrey

Das Frühstück wird in einem Restaurant am Rande des Marktes serviert. MarktplatzNachdem die Wirtin den Käsestand entdeckt hat, verkauft sie uns auch Käsesandwiches.

Danach sind wir reif für den Cañon del Pato. In Caraz steigen wir in den nächsten Mikro. Durch den Cañon führt eine windige Straße, die teilweise nur die Breite des Radstandes aufweist. Auf dieser Schmalspurfahrbahn geht’s den Cañonrand entlang. Hoch türmen sich die Felswände über uns auf. Huallanca soll unsere Endstation sein. Hier wird hauptsächlich Strom für Lima erzeugt, ansonsten ist der Hund begraben. Auf der Rückfahrt steuert ein Opa einen neuen Bus, der die Strecke bis Caraz in der Hälfte der Zeit der Hinfahrt schafft. Wir fahren gleich weiter nach Yungay, um unser Gepäck abzuholen. Nach einem selbstgemachten Mittagessen mitten auf dem Plaza d’Armas starten wir durch nach Monterrey zu den Baños Termales.

Wir beziehen einen Bungalow neben den heißen Quellen. Jan zieht es direkt ins heiße Naß. Maritza und ich fahren noch mal 10 km zurück bis nach Tarika. Tarika ist bekannt für seine Töpferwaren. Die angebotene Keramik enttäuscht uns sehr, denn sie ist doch sehr primitiv gemacht dazu mit wenig Auswahl. Wir klappern fast alle Töpferläden ab, finden jedoch wenig Ansprechendes. Zusätzlich fallen alle ¼ h Schulklassen ein, so daß für Preisverhandlungen wenig Raum bleibt.

Es ist bereits stockfinster, bis wir uns auf den Rückweg begeben wollen bzw. den Versuch unternehmen einen Bus für die Rückfahrt anzuhalten. Jedoch weder Bus noch Collectivo halten an. Nach über 1 h vergeblichen Bemühens finden wir einen Tourbus voller Schulkinder, der uns mitnimmt. Gegen 19:30 laufen wir im Hotel ein. Jan sitzt an der Bar, er hatte uns noch nicht ganz aufgegeben, war aber kurz davor, sich auf die Suche nach uns zu begeben. Wir Mädels stylen uns schnell ausgehfein, dann kann das Abendessen kommen. Wir finden ein gemütliches Restaurant, das zwar gerade schließen will, für uns aber wieder öffnet. Essen, Pisco und Wein munden uns vorzüglich, auch wenn zu Jans Bedauern die örtliche Spezialität Pachamanca (diverses Fleisch, Gemüse und Kartoffeln im Erdofen) heute nicht serviert wird.

Mittwoch 15.10.97 – Huaraz

Wir setzen Maritza in den 10:00-Bus nach Lima, danach versuchen wir uns nach Pastoruri durchzuschlagen. Die Tourbusse sind leider gerade seit 30 Minuten weg. Bis Catac schaffen wir es leicht. Dies ist das letzte Dorf vor dem Nationalpark. In diesem Kaff ist jedoch noch nicht mal der Hund begraben. Kein Bus oder Auto weit und breit, das bereit wäre, uns zu der sehenswerten Pflanze im Pastoruri NP zu bringen.

Die Landschaft mit ihrem Blick auf die Cordillera Blanca entschädigt uns allemal. So tippeln wir langsam die Straße entlang und fahren mit dem nächsten Colectivo zurück nach Huaraz.
Am Plaza d’Armas steht eine lange Reihe oranger Zelte. Hierbei handelt es sich um ein portables Gesundheitszentrum, in dem sich die Bevölkerung einem Gesundheitscheck unterziehen kann. Alle Fachrichtungen sind vertreten. Dies sieht aus wie eine Aktion für den gesamten Distrikt, denn vor jedem Zelt stehen Menschen Schlange, die geduldig darauf warten, untersucht zu werden. Für den touristischen Betrachter sind insbesondere die vielen verschiedenen bunten Trachten bemerkenswert.

Wir vertrödeln den Nachmittag mit Shopping (es werden nur Scheußlichkeiten angeboten) und Kartenspielen.

Donnerstag 16.10.97 – Huaraz ff

Kultur, sprich alte Steine, geben mal wieder den Ton an. Die Tour nach Chavin beginnt um 8:00. Das Frühstück im Hotel ist eine Katastrophe. Die Erfindung der Langsamkeit und Unaufmerksamkeit fand bestimmt in diesem Frühstücksraum statt. Allein für den Orangensaft (frisch gepreßt!) benötigen sie geschlagene 30 Minuten und mindestens 5 Ermahnungen. Nun ja, schließlich gelingt es doch. Wir verlassen diese gastliche Stätte, sobald wir gesättigt sind und die Rechnung trotz mehrmaligem Anmahnen doch direkt an der Kasse bezahlen. Tip entfällt bei so viel Service selbstredend.

Kurz nach 8:00 sitzen wir im Tourbus, eine ½ h später stößt eine Schulklasse zu uns. Damit sind wir komplett und können abfahren. Die Strecke bis Catac kennen wir ja schon von unserem gestrigen Ausflug, aber danach beginnt die Holperschotterstrecke durchs Hochland. Ein kurzer Photostop an der Lagune Querococha ermöglicht kurzes Beinevertreten, dann schlängeln wir uns weiter den Berg hinauf und dem knapp 4.200 m hohen Paß entgegen. Die Landschaft wird immer schroffer mit ziemlich bunten Felsen. Auf der Paßhöhe führt ein kurzer Tunnel auf die andere Bergseite. Der ganze Bus tobt. Die Kids scheinen mit Tunnels nicht so sehr vertraut zu sein. Nun geht’s nur noch bergab. Zur Mittagszeit erreichen wir Chavin.

Nach einer kurzen Stärkung geben wir uns der ältesten bekannten peruanischen Kultur hin. Sie reicht bis 1.600 v.Chr. und fand damit lange vor den Inkas statt. Nachdem Jan bei unserem Guide auch englische Erklärungen durchgesetzt hat, sprechen die alten Steine auch etwas verständlicher zu uns. Diese Tempelanlage liegt immer noch recht mächtig und beeindruckend vor dem geneigten Betrachter. Die größten Highlights stellen jedoch sicher das unterirdische Gangsystem und die steinernen Köpfe dar. Der Chavin-Stamm war sehr kriegerisch. Beuteköpfe wurden an das Tor genagelt. Ein heftiger Regenschauer beendet die Besichtigung ziemlich abrupt, aber es ist eh schon an der Zeit, die Rückfahrt zu beginnen (16:00).

Nach kurzer Fahrstrecke tut’s einen Schlag. Der Fahrer hält auf offener Strecke, alle müssen aussteigen. Es hat eine Blattfeder erwischt, die jedoch mit einem Holzstück und Seil provisorisch geflickt werden kann. 30 Minuten später werden wir wieder in den Bus komplimentiert und nehmen wieder Fahrt auf. An Bord wird Live-Musik geboten. Die Mädels der Schulklasse singen was das Trommelfell hält, bis wir bei völliger Dunkelheit in Huaraz ankommen.

Zum Abendessen entdecken wir ein Bistro, das z.Z. von einem Schweizer geführt wird. Seine Forelle auf Gemüsebett mit Rösti (papas a la manera suiza) schmeckt einfach himmlisch. Uns bleibt nun nur noch den Rucksack für die morgige Fahrt gen Lima vorzubereiten.

Freitag 17.10.97 – unterwegs

Das Frühstück nehmen wir wieder beim Schweizer. Pancake mit Erdbeeren und Arme Ritter präparieren uns bestens für die lange Fahrt nach Lima. Movil Tours stellt einen geräumigen Bus und fährt pünktlich ab.

Herrliche Fernsicht ermöglicht uns den klaren Abschied von der Cordillera Blanca. Die Hälfte der Strecke führt durch die Berge in einer ziemlich wilden Straßenführung. Zunächst klettern wir auf 4.000 m, dann fahren wir nur noch bergab bis auf Meereshöhe. Sobald wir die Nevada verlassen, wird die Umgebung ziemlich wüstig durchbrochen von dem einen oder anderen grünen Valle.
An der Küste kurz hinter Barranca hält der Busfahrer endlich an für den mittäglichen Boxenstop. Es ist mittlerweile fast 14:00 – also ordentliches Training für die Blase. Wir befinden uns mittlerweile auf der Panamericana, die ab Barranco ausschließlich am Rande der Steilküste auf guter Straße unaufhaltsam nach Lima führt.

Gegen 19:00 checken wir in Miraflores im Hotel ein. Zum Abendessen lassen wir uns mit Pisco Sour, Fisch und einer Flasche chilenischen Weißwein noch mal ordentlich verwöhnen. Wir sind die einzigen Gäste im Restaurant, damit können wir uns der ungeteilten Aufmerksamkeit des Personals erfreuen. Beschwingt nehmen wir den Heimweg ins Hotel unter die Füße.

Samstag 18.10.97 – Lima, Abreise

Nach vorzüglichem hoteleigenem Frühstücksbüffet geben wir uns ganz Miraflores hin. Wir laufen vom Meer bis zur zentralen Plaza alles ab. Ein letztes peruanisches Almuerza mit Chicharron de Pescado y Mariscos runden das Sightseeing Programm ab. Für die letzten Einkäufe im Supermarkt müssen die vorletzten Soles herhalten. Pisco, Schokolade, Tee und Limetten füllen die Einkaufstaschen.
Im Hotel holen wir unser Gepäck, dann bringt uns ein Taxi zum Flughafen. Die Lufthansa hebt pünktlich ab und bringt uns sicher zurück nach Frankfurt. Peru und viele schöne Erlebnisse liegen hinter uns.