Vietnam/Hong Kong 1996

Das Land hat sich erst gerade den Individual-Touristen geöffnet,. Der richtige Zeitpunk, um es zu besuchen. In Saigon und Umgebung ist noch vieles aus dem Vietnamkrieg sichtbar. Wir kaufen uns ein “open ticket” für den Bus, d.h., wir können jederzeit die Reise an einem Ort unterbrechen und irgendwann weiterfahren, bis wir in Hanoi ankommen.

30.11.1996 – 30.12.1996 Vietnam

Flag of Vietnam

30.12.1996 – 07.01.1997 Hong Kong

Disclaimer

Dieser Text und alle enthaltenen Bilder sind urheberrechtlich geschützt. ©Mossels Gabi Moraw, Jan Wessels. Der Text darf weder im Ganzen noch in Teilen ohne vorherige schriftliche Genehmigung der Autoren kopiert, gespeichert oder anderweitig verwendet werden.

Inhalt

Reiseroute

Reiseroute

Reiseroute

Samstag, 30.11.96 – Sonntag 1.12.96 – Anreise

Abflug pünktlich um 14:10 in Frankfurt. Landung in Hongkong um 8:25 Ortszeit, Flugzeit 11 h. Hongkong ist uns um 7 h voraus. Wir verbringen die Zeit bis zum Anschlußflug auf dem Flughafen im Transit. Wir kennen bald jede Ecke. Weiterflug um 15:30 Ortszeit, Flugzeit 2:15 h, Landung in Ho Chi Minh Stadt um 16:45 Ortszeit. Wir haben wieder 1 h zurückbekommen. Es bestehen jetzt noch 6 h Zeitunterschied zu heimatlichen Gefilden.
Die Immigration dauert gut 1 h. Unsere Rucksäcke sind gemeinsam mit uns angekommen. Wir fahren mit einem Taxi zu einem Hotel. Der Taxifahrer fährt zu den Konditionen, die wir dem Reiseführer entnommen hatten, bringt uns dafür aber zu einem Hotel seiner Wahl im Touristenviertel. Es ist bereits stockfinster und wir sind hundemüde. Uns fehlt eine komplette Nacht. Also ab in die Horizontale, Aircon starten und Matrazenhorchdienst einleiten. Ho Chi Minh Stadt hält die erwartet hohe Temperatur und Luftfeuchtigkeit für uns bereit.

Montag, 2.12. 96 – Ho Chi Minh Stadt (Saigon)

Wir schlafen bis 9:30 ungewohnt lange für einen Morgen mit Zeitumstellung. Gegen 10:30 beginnen wir die Straßen von Ho Chi Minh Stadt unsicher zu machen. Zu allererst benötigen wir eine Bank, um Dong zu kaufen und danach ein Frühstück.
Frisch gestärkt nehmen wir uns die Highlights von Saigon vor. Wir starten zu Fuß in Richtung des Saigon Rivers und von dort dann weiter zur Notre Dame Kathedrale. Dort nehmen sich 2 Cyclofahrer unserer an. Nun strampeln sie uns für 1 USD pro Stunde und Cyclo von Pagode zu Pagode. Trotz eines normalen Arbeitstages sind unglaublich viele 2-Räder unterwegs und wir stecken mitten drin. Je später der Abend desto dichter wird das 2-Rad-Verkehrsaufkommen. Ganze Armaden sammeln sich an den Ampeln bis zur nächsten Grünphase. Nach welchen Regeln der Straßenverkehr funktioniert, ist zumindest auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Auch für Fußgänger gilt: nur keine Bange beim Überqueren einer Straße, irgendwie weichen die Anderen schon aus.
Unser letzter Tourpunkt ist ein Freizeitpark, der an Wochenenden vor lauter Vietnamesen überquellen soll. An diesem Spätnachmittag ist jedenfalls nicht viel los. Wir besuchen den Minizoo, eine Pagode, den sehr schönen Orchideengarten, das Unterwasseraquarium im künstlichen Berg und queren den See via Wandelbrücke. Mittlerweile dämmert es. Bis wir wieder in unseren Cyclos sitzen, ist es bereits stockdunkel. Inmitten der 2-Radmassen werden wir sicher zum Hotel gestrampelt.
Wir machen uns nur kurz frisch, um uns dann auf die Suche nach Abendessen zu begeben. Wir finden eine etwas bessere Straßenküche in der Nähe des Hotels und essen sehr schmackhaft ganz in vietnamesisch und mit Stäbchen. Das Notfall-Besteck kommt nicht zum Einsatz. Anschließend vertreten wir uns ein wenig durch die umliegenden Straßen die Beine. Hier sind noch weitere Touris zu besichtigen.

Dienstag, 3.12.96 – Cu Chi Tunnels, Tay Ninh

Der Straßenlärm übertönt fast Jans piepsende Armbanduhr. Wir haben für 7:30 ein Auto inklusive Fahrer gechartert, um den Tempel in Tay Ninh und die Tunnels in Cu Chi zu besuchen.
Wir beginnen mit dem kulturellen Teil des Tages. Tay Ninh liegt nordwestlich von Saigon in ca. 100 km Entfernung. Die Fahrt dorthin dauert ca. 2½h, wovon wir 1h benötigen, um die Stadtgrenze von Saigon zu verlassen. Eine beständige Traube von 2-Rädern (mit und ohne Motor) begleitet uns bis zur Stadtgrenze. Es herrscht offensichtlich Rush-hour. Dann wird der Verkehr ruhiger und wir kommen besser voran. Die Straße ist in unerwartet gutem Zustand.
Gegen 10:30 parkt unser Auto vor dem Tempel der Caodai Holy Sea. Dies ist eine kleine Sekte, die Teile des Buddhismus, Hinduismus, Taoismus und Katholizismus vereint hat. Glaubensanhänger finden sich vor allem im Großraum Tay Ninh. Die Kirche wirkt prächtig, bunt, kitschig und mystisch. Jede Besuchergruppe erhält eine Begleitperson, die alles Wichtige erläutert und darauf achtet, daß die Besucher sich richtig verhalten.
Die Tempelanlage selbst ist riesig und sehr gepflegt. Sehenswert sind außer dem Haupttempel ein pittoresker Garten und der Tempel der Mutter. Um 12:00 findet eine der 4 täglichen Zeremonien in dem Haupttempel statt, der Touris von der Balustrade beiwohnen können und auch photographieren dürfen. Ansonsten ist es lediglich erlaubt, die Tempel abzulichten aber keine Menschen.
Direkt im Anschluß an die Messe setzen wir unsere Tour fort. Nun wird es militärisch. In den Tunnels von Cu Chi versteckten sich die Vietcong während des Vietnam-Krieges und konnten so den Sieg der Amerikaner vereiteln. Das Tunnelsystem beeindruckt uns tief. Das Gelände ist heute als Freiluftmuseum hergerichtet, d.h. einige Tunnelabschnitte wurden für die Touris erweitert, um ihnen Gelegenheit zu geben sie hautnah zu erleben. Für einen ersten Eindruck, sich einige Meter unter der Erde im Entengang fortzubewegen, reicht das allemal aus. Wir stimmen beide darin überein, daß wir nicht längere Zeit in den Tunnels leben wollten. Die Vietnamesen sind mit Recht sehr stolz auf ihr über 200 km langes Tunnelsystem, das über mehrere Ebenen bis zu 8 m tief unter der Erde verläuft. Völlig durchgeschwitzt nach soviel Tunnelkrabbeln steigen wir wieder ins Auto und treten die Rückfahrt an. Bis zur Stadtgrenze Saigons sind Verkehr und Landschaft sehr besinnlich. Hauptsächlich Ochsenkarren, Reisfelder, Enten und Hühner stellen die Hauptakteure. Aber kaum hat uns die Stadt wieder, tauchen wir ein in die Armada der 2-Räder.
Ein Gruß an Mutti: ich habe Kokosmilch als etwas trinkbares entdeckt. Jung muß sie sein und nach Kokos darf sie auch noch nicht schmecken!

Mittwoch, 4.12.96 – Ho Chi Minh Stadt

Jan hat ausschlafen bestellt und auch bekommen (11:00) – auch wenn er etwas anderes behauptet. Auf der Straße tobt seit Stunden der Bär, nur Jan scheint nichts wahrzunehmen. Aber schließlich verlassen wir kurz nach 11:30 das Hotel und erreichen somit pünktlich zum Schalterschluß die Bank. Na ja, fürs Frühstück reicht die Barschaft wohl noch, ansonsten nehmen alle bereitwillig alternativ USD.
Nach dem Frühstück gelingt es uns eine 3-tägige Tour durch das Mekong Delta zu buchen, die wunschgemäß morgen früh startet. Somit haben wir einen Teil unseres Tagesprogrammes bereits erledigt. Nun liegt nur noch der Indoor Market vor uns.
Der Ben Tanh Markt bietet so ziemlich alles an. Wir lassen uns jedoch lediglich beim Obst von den Marktfrauen betören. Stimmt nicht ganz, Jan kann sich den dargebotenen kleinen Leckereien nicht verwehren. Er ist auch beim Frühstück etwas zu kurz gekommen, so lassen wir uns eine Hühnersuppe gut schmecken. Beim Bezahlen veranstaltet die Verkäuferin noch einen kleinen Aufstand, die offensichtlich eine andere Mathematik beherrscht als wir, dabei hatten wir uns zuvor jeden einzelnen Preis nennen lassen. Aber ihr Pech, wir verfügen über ausreichend Kleingeld und sind nicht auf ihr Wechselgeld angewiesen. Der normale Tourizuschlag muß ihr somit reichen.
Den verbleibenden Nachmittag frönen wir dem Müßiggang. Besonders hervorzuheben bleibt das vorzügliche Abendessen mit Hot Pot am Holzkohlenofen und einem Holzkohletischgrill jeweils für eine Person. Meine Fertigkeiten mit den Stäbchen werden langsam besser, so daß ich wohl bald auf die Mitnahme des Sicherheitsbestecks verzichten kann. Benutzt habe ich es eh noch nicht.

Donnerstag, 5.12.96 – Mekong Delta

Die Tour startet s.t. also pünktlich um 8:00 in einem kleinen Bus mit 8 Touris. Wie schon beim letzten Mal benötigen wir ca. 1 h um Saigon zu verlassen. Weitere 1½ h später steigen  wir in der Nähe von Cao Lanh in ein Boot um.
Nun schippern wir ca. 2 h über einen ruhigen Nebenarm des Mekong bis zu einem ehemaligen Basecamp der Vietcong. Die Fahrt über den Mekong zeigt seine vielen Verästelungen und schmalen Wasserstraßen. Wir genießen die Ruhe, Idylle und einige sehr bemerkenswerte Eindrücke des Flußlebens der Vietnamesen.
Wir erreichen das Basecamp zur Mittagszeit. In direkter Nachbarschaft befindet sich ein Restaurant auf Stelzen im Fluß, in dem wir sehr ruhig und entspannt das leckere Essen zu uns nehmen. Gut gestärkt lassen wir uns anschließend durch die Baumtunnels des Basecamp staken. Jan und ich sitzen allein in einem kleinen Boot mit einer Bootsführerin – sehr wackelige Angelegenheit, nur nicht hektisch bewegen. Zu sehen gibt es einige Hinterlassenschaften der Vietcong, wie Hütten, Laufstege und Minenfelder, an deren Rändern warnende Hinweisschilder stehen. Zurück am Restaurant steigen wir wieder in unser eigentliches Kanu, das uns wieder zurück zum Bus bringt.
Wir setzen unsere Fahrt fort. Willkommene Unterbrechungen erhalten wir jetzt nur noch durch diverse Fährenfahrten über die Flüsse Mekong und Bassac. Gegen 19:00 erreichen wir Chau Doc nahe der kambodschanischen Grenze, wo wir übernachten. Die Holperstrecke ist für heute beendet, die Bandscheiben können nun regenerieren, aber der Hunger treibt uns bald wieder auf die Straße. Unser Guide bringt uns zu einem befreundeten Gastwirt, der zwar mit der Menge der Gäste vollständig überfordert ist, was jedoch der Qualität des Essens keinen Abbruch tut.
Zum Abschluß des Abends werfen wir uns auf dem zentralen Platz des Orts den Moskitos für die Dauer eines Biers und einer Kokosnuß zum Fraß vor.

 Freitag, 6.12.96 – Mekong Delta ff. (Nikolausi)

Bereits am frühen Morgen (6:45) messen wir 30°C im Zimmer. Die Geckos sind in der Nacht fleißig ihrer Bestimmung nachgegangen, denn wir haben sie häufig gackern hören. Nur ein toter Moskito ist ein guter Moskito. Das wichtigste Utensil im Schlafzimmer in dieser Region ist das Moskitonetz über dem Bett.
Unsere Tour beginnt um 7:30 zu Fuß durch die Stadt zum Fluß, wo wir in kleine Boote steigen. Wir werden durch die schwimmenden Häuser und “gefluteten” Häuser gepaddelt. Bald beginnt es zu gießen, aber unsere eilfertigen Begleiter haben flugs eine große Plastikplane parat, mit der wir uns schützen können im Boot und dann auch an Land. Wir sehen bestimmt lustig aus mit dieser Plane über uns. In einem Haus am Wegesrand warten wir den Schauer ab. Sobald der Regen nachläßt, besuchen wir die kleine moslemische Chamgemeinde, deren Moschee und Weberei.
Mit dem Boot geht’s wieder zurück unterbrochen von einem Stop an einem Floating House. Unter diesen Häusern werden Fische gezüchtet, die in Käfigen so groß wie der Grundriß des Hauses in ihrem natürlichen Ambiente gehalten werden. Das Futter wird extra zubereitet. Die Fütterung erfolgt durch herausnehmbare Bretter des Fußbodens mitten im Wohnzimmer. Das Gewühl an der Wasseroberfläche zeigt den Hunger der Fische an.
Sobald wir wieder Land unter den Füßen haben, fahren wir per Bus weiter in den Nachbarort zum Lady Chua Xu Tempel, der am Fuße des Sam Mountain liegt. Der Tempel ist von außen äußerst nichtssagend, gewinnt jedoch innen an Ausstrahlung und Mystik. Weiter geht es nun die Stufen den Berg hinauf – ca. 200 Höhenmeter an zahllosen Pagoden vorbei. An Festtagen sollen hier Tausende wallfahrten. Oben werden wir mit einem hübschen Blick über Chau Doc bis nach Kambodscha belohnt. Auf der anderen Bergseite steigen wir nach kurzer Rast wieder bergab. Am Fuße des Berges nimmt uns der Bus wieder auf, um uns zum Lunch rechtzeitig abzuliefern.
Für den Nachmittag steht noch die Herstellung von Räucherstäbchen und eine Reismühle in Long Xuen auf dem Programm. Die Räucherstäbchen liegen farbenprächtig direkt am Straßenrand zum Trocknen aus. In der benachbarten Reismühle können wir den Mitarbeitern direkt bei der Arbeit zugucken. Sie tüten gerade Reis für Thailand ein. Vietnam ist mittlerweile der drittgrößte Reisexporteur weltweit, dabei produzieren sie erst seit 1990 privatwirtschaftlich.
Es liegen weitere 1½h Busfahrt vor uns, bis wir Cantho bzw. das Hotel erreichen. Ein Bummel über den nahen Markt vertritt die Beine und frischt den Obstvorrat auf. Das Abendessen nehmen wir begleitet von einem außerordentlichen Regenguß überdacht im Freien ein. Mehrere Kokosnüsse und Biere später hört der Regen auf und wir können trockenen Fußes zurück ins Hotel laufen.

Samstag, 7.12.96 – Mekong Delta >> Ho Chi Minh

Wir starten um 7:00 in Richtung Floating Market von Cantho. Am Fluß ist das Leben bereits in vollem Gange. Es wird schon eifrig gehandelt, Waren wechseln die Besitzer. Wir befinden uns mit unserem Boot mittendrin und erleben das Geschehen hautnah. Die Bootsfahrt führt weiter durch die kleinen Kanäle, streift kleine Ortschaften und idyllisch gelegene Häuschen mit Garten. Wir treffen auf Enten von rechts und Bewohner, die der Hausarbeit frönen – Abwasch oder Wäschewaschen. Alle sind sehr freundlich, besonders die Kinder laufen schnell herbei, begrüßen uns mit “hello, hello” und  winken.
Sobald wir wieder Land unter den Füßen haben, verlassen wir Cantho in Richtung Phung Hiep. Dort findet das nächste Highlight in Form vom Schlangen- und sonstigen Viechermarkt statt. Schlangen tot im Glas, gehäutet, lebend im Käfig und als Wein. Daneben gibt es diverse Vögel, lebende Wiesel in viel zu kleinen Käfigen und was der vietnamesische Kochtopf sonst noch so mag. Mein Fall ist das jedenfalls nicht so direkt. Der sich anschließende Floating Markt begeistert dann schon mehr. Wir sitzen wieder in einem Boot und nehmen am Marktleben teil. Nach dem Anlanden besuchen wir eine Reisnudelfabrik. Nun wissen wir auch, wie die hergestellt werden.
Für den Rest des Tages steht vor allem die Busfahrt zurück nach Saigon auf dem Programm. Stops werden jetzt nur noch für das Mittagessen, einen Kaffee für den Fahrer (in einem Café mit freilaufender Würgeschlange) und im Stau vor einer einspurigen Brücke (Baustelle!) eingelegt. Die Brücke wird in stündlichem Rhythmus für eine Richtung freigegeben. Um 19:00 hat uns Saigon’s Schmelztiegel wieder.
Nach dem Abendessen gönnen wir uns einen Gute-Nacht-Drink in einer Bar, in der Jan dem Billardtisch nicht widerstehen kann. Plötzlich stürzt ein Holländer auf ihn zu und vor uns steht ein holländisches Pärchen, das wir in Chile auf der Frachterfahrt von Puerto Natales nach Puerto Montt trafen. Großes Hallo, so klein ist die Welt.

Sonntag, 8.12.96 – unterwegs

Wieder mal früh aufstehen. Der Bus fährt um 7:30 ab und wir möchten zuvor frühstücken.
Saigon verabschiedet sich grau in grau mit Regen. Der Bus ist für vietnamesische Größen ausgelegt, aber da ihn die Touris nicht vollständig belegen und der Bus durchfährt ohne weitere Fahrgäste aufzunehmen, reicht das Platzangebot durchaus.
Am La Nga Lake bekommen wir ein kurzes Break, um Floating Houses anzuschauen, die den See bevölkern. Wir nutzen die Zeit um hektisch nach einem Klo zu suchen. Das Klo findet sich schließlich auch.
Die Landschaft ändert sich allmählich. Es wird gebirgiger, wir gewinnen langsam an Höhe. Der Bus quält sich den Berg hinauf, bergab geht’s dafür um so schneller. Das Wetter bessert sich auch. Gegen 16:00 erreichen wir Dalat. Wir beziehen das Hotel, vor dem wir ausgeladen werden. Es liegt zwar etwas abseits, aber die Zimmer sind o.k. und sie stellen einen Minibus-Service in die Stadt. Den nehmen wir dann auch für den Weg in die Stadt und wieder zurück in Anspruch.
Dalat liegt fast auf 1.500 m Höhe. Die Temperaturen sind entsprechend zurückgegangen. Wir können am Abend sogar einen Pulli vertragen. Das läßt auf eine angenehme Nacht hoffen!!

Montag, 9.12.96 – Dalat

Ausschlafen und ein Tag ohne “Studiosus Reiseführer” stehen auf dem Programm. Wir sind trotzdem bereits kurz nach 8:00 wach und aus den Federn.
Wir mieten im Hotel ein kleines Motorrad und starten unsere “Self-guided-Tour”. Wir beginnen mit den Highlights rund um Dalat. Am Quang Trung Reservoir – einem Stausee – erwartet uns ein ausgesprochen ruhiges besinnliches und idyllisches Plätzchen. Über dem See thront eine Pagode, deren Gärten liebevoll von seinen Mönchen gepflegt wird. Von hier aus genießen wir einen hübschen Blick über den See und die umliegenden Berge.
Danach besuchen wir 2 Wasserfälle, die jedoch beide schon ziemlich touristisch erschlossen sind. Sie werden bis jetzt hauptsächlich von vietnamesischen Touris heimgesucht. Am Prenn Pass und Falls nehmen wir Lunch zu uns. Eine kleine Mieze spielt Mülleimer neben uns. Sie gibt zu guter Letzt auf, da sie wohl kurz vorm Platzen ist.
Wir knattern die 11 km zurück in die Stadt und widmen uns nun den Dingen der Stadt, die der geneigte Besucher unbedingt gesehen haben muß. Wir haben das witzige Crazy House, eine Runde um den Xuan Huong Lake, den Palast des letzten Kaisers, den Wasserfall Cam Ly und den alten Bahnhof mit der Eisenbahn als MUSS auserkoren. Zwischendrin suchen wir auf mehreren Irrwegen eine Pagode, aber es gelingt uns offensichtlich nicht, sie zu entdecken. Am Ende unserer Besichtigungstour begeben wir uns in die City, um Proviant für die morgige Busfahrt einzukaufen. Außerdem kommen wir an einem kleinen Bronze-Buddha nicht vorbei, der mich bereits gestern verschmitzt anlächelte. Nach kurzem Handeln gehört der Buddha für USD 25 uns.
Abendbrot nehmen wir im Hotel, dies wird allerdings nicht zu unserer 1. Wahl avancieren können. Das Essen ist zwar nicht so schlecht, aber der Service ……. Zu später Stunde verteilt sich das Hotelpersonal auf alle Schlafgelegenheiten, wie Couch im Empfang, Wäschekammer o.ä.. Offenbar sind alle Hotelzimmer an zahlende Gäste vermietet.
Dienstag, 10.12.96 – unterwegs
Uns steht ein Bustag bevor. Der Bus startet annehmbar um 8:30. Wir sind sogar vor dem Wecker wach und auf! So haben wir ausreichend Zeit fürs Frühstück.
Den 1. Zwischenstopp legen wir in den Bergen auf dem Ngoan Muc Pass ein. Die Pass-Straße ist ziemlich abenteuerlich. Schmal und kurvig. An vielen Serpentinen stehen kleine Pagoden oder Schreine. Für den 2. Stopp halten wir an dem Hindu-Tempel Poklong Garai, der wie ein Vogelhorst auf einem Hügel über der weiten Ebene thront. Er ist ganz aus rotem Backstein gebaut, aber entspricht sonst in allem einem klassischen Hindu-Tempel.
Mittlerweile ist es wieder bullig warm, da wir in die Ebene zurückgekehrt sind. Die Straße zeigt sich von ihrer löchrigsten Seite. Loch an Loch, der Bus bewegt sich im Schneckentempo und in Schlangenlinien vorwärts. Das Mittagessen wird erst um 13:30 mitten in einer Fischzucht am Meer serviert. Wir entscheiden uns auch für Fisch und der ist ausgezeichnet. Die Holperstrecke zieht sich bis kurz vor Nha Trang, das wir gegen 17:00 erreichen. Wir quartieren uns im angesteuerten Hotel für die Nacht ein.
Nha Trang soll den schönsten Sandstrand mit Palmen aufweisen. Der Strand ist ganz nett, aber wir haben auch schon schönere gesehen. Dazu weht eine ordentliche Brise, so daß selbst Jan freiwillig auf seinen vorgesehenen Badetag verzichtet.
Unsere ursächliche Planung mit dem Zug weiterzufahren, erweist sich als schwierig, da so kurzfristig keine Zugtickets verfügbar sind. Also beschließen wir, doch noch mal dem Bus den Vorzug zu geben.

Mittwoch, 11.12.96 – wieder unterwegs

Der Wecker rasselt um 5:00, der telefonische Weckdienst kurz danach. Wir nehmen ein kurzes stürmisches Frühstück auf der Dachterrasse zu uns und dann fahren wir auch schon los. Einige Regentropfen begleiten uns.
Den größten Teil der Strecke verläuft die Straße parallel zur Küste. Ein paar Mal überfahren wir kleinere Pässe. Die Straße ist jedoch nach wie vor in einem erbärmlichen Zustand. Uns werden 3 Stopps allesamt mit Strandblick zugestanden. Das Wetter ist sehr wechselhaft, so daß zum Baden eh nichts einlädt.
Am späten Nachmittag bevölkern Horden von Kindern die Straße, die aus der Schule oder sonst wo herkommen und sich nun auf dem Heimweg befinden. Es ist uns unerklärlich, wo sie alle hingehören, denn eine größere Siedlung können wir nicht entdecken. Auch ein Blick auf die Karte löst dieses Rätsel nicht.
Ab 18:00 fahren wir durch die absolute Dunkelheit, was an den Busfahrer noch höhere Anforderungen stellt, denn die Schlaglöcher tauchen erst in allerletzter Sekunde vor ihm auf. Das gleiche gilt für unbeleuchtete Objekte, wie Fußgänger, Fahrräder und Motorräder. Letztere fahren gemeinhin ohne Licht, um Sprit zu sparen! All dies führt jedoch nicht zu einer Reduzierung des Tempos.
Nach 14-stündiger Bustour erreichen wir endlich Hoi An. Der kurze Gang durch den Ort auf der Suche nach Abendbrot deutet bereits auf ein hübsches Städtchen mit engen Gäßchen hin. Mal sehen, ob sich dieser Eindruck im Hellen bestätigt. Das Abendessen ist jedenfalls lecker und Kokosnüsse gibt es zuhauf, so ist zumindest für meinen Flüssigkeitshaushalt gesorgt. Jan nimmt zum Abendbrot die Lokalspezialität Can Lau zu sich. Sehr lecker und immens preiswert.

Donnerstag, 12.12.96 – Hoi An

Ausschlafen ist heute die Devise. Um 5:00 schrillt zwar der Wecker, irgendwer ?? hat wohl vergessen den Alarm an Jans Uhr abzustellen, aber gegen 8:00 sind wir dann freiwillig wach. Das Frühstück ist o.k., aber Jan greift voll daneben. Für ihn sollte es mal vietnamesisch sein (Nudelsuppe mit Gemüse etc.), aber es kam eine dünne Hühnersuppe mit Kohl. Na ja, etwas Chili macht auch sie genießbar.
Jetzt ist Shopping angesagt. Ein Schneider wurde gefunden, Seide ausgewählt und der Preis verhandelt. Unsere mitgebrachten Schnittmuster sind der Hit. Sie sorgen für große Augen und viel Interesse. 1 ½ Tage veranschlagen sie für das Anfertigen von 3 Jacken, 2 Hosen und 1 Weste. Wir sind sehr gespannt. Später landen wir noch im inneren überdachten Teil des Marktes und lassen uns 2 Hemden aus Seide maßschneidern. Für den Preis gibt es bei uns noch nicht mal 1 Hemd aus Plastik bei Woolworth.
Für unseren heimatlichen Schrein fehlen uns noch Gong und Maul. Neben den restlichen Mitbringseln für die Daheimgebliebenen erstehen wir diese und eine handgestickte Tischdecke samt Servierten für uns. T-Shirts passen hier allenfalls Gabi, selbst ohne Bauch würden sie bei Jan wie Pelle auf Wurst sitzen.
The people comitee of Hoi An hat eine sehr eigene Vorstellung entwickelt, wie Besucher ihre Sehenswürdigkeiten besichtigen dürfen. Jeder Touri kann ein Ticket mit 4 Gutscheinen für USD 5 erwerben und darf dann 1 Museum von 4en, 1 Assembly Hall von 3en, 1 altes Haus von 3en und einen Palast oder die Japanische Brücke besichtigen. Nun ja, auch das werden sie wohl mit der Zeit noch lernen, daß das auch anders geht.
Am Abend gibt’s irre lecker Chappy mit Seafood, Rollen und Fondue, wobei uns das Beef im Fisch-Hot Pot doch etwas irritiert.

Freitag, 13.12.96 – Hoi An ff.

Um 8:00 soll die Tour zu der Hindu-Ruine My Son losgehen. Vor dem Hotel nehmen 2 Motorräder eine ältere Australierin und mich auf, um uns zum Bus 3 Ecken weiter zu bringen. Hoi An’s Innenstadt ist nämlich als einzige vietnamesische Stadt autofrei. Kaum sitzen wir in dem Bus, fährt er auch schon los – ohne Jan! Er klappert Hotel für Hotel ab – irgendwann mehrere Nachfragen später scheint sich doch noch jemand darum zu kümmern, daß auch Jan vom Bus aufgenommen wird. Dann geht’s aber endgültig los. Wir sitzen ganz hinten auf der Achse, so ähnlich muß es im Shaker auch zugehen.
Nach 1½ h erreichen wir My Son. Ein Teil der Tempelanlage ist recht gut erhalten, vom Rest gibt’s nurmehr Fragmente – halt was Bomben und der Zahn der Zeit so übriggelassen haben. Der Himmel ist wolkenverhangen, aber der Regen setzt erst ein, als wir unsere Besichtigung beendet haben. Der Reiseführer weist darauf hin, die Pfade von My Son nicht zu verlassen – wegen Minengefahr. Von den Offiziellen vor Ort erhalten wir keine derartige Warnung. Wir verlassen gesund und munter My Son und treten die Rückschüttelungsfahrt an.
Zurück in Hoi An empfängt uns Dauerregen. So lassen wir uns kartenspielenderweise in einer Kneipe in unmittelbarer Nachbarschaft zu unserem Hotel nieder. Für 19:00 ist unser Schneiderauftrag avisiert. Wir essen zuvor an der Riverside zu Abend und finden uns dann zur Anprobe beim Schneider ein. Bis auf eine Kleinigkeit an meiner Hose scheint alles perfekt. Die Änderung erfolgt sogleich. Die Wartezeit wird mit Kaffee, Kuchen und einem angeregten Gespräch kurzweilig überbrückt. Wir zahlen den offenen Restbetrag und tragen unsere Schätze ins Hotel, um sie dort tief im Rucksack zu vergraben.

Samstag, 14.12.96 – Hoi An ff.

Direkt nach dem Frühstück (8:30) schwingen wir uns auf ein Motorrad, um in Richtung Danang loszuknattern. Wir wählen die Nebenstrecke. Dort herrscht erträglicher Verkehr, weil weniger Busse und Lkws verkehren.
Etwa auf halber Strecke nach Danang befinden sich die Marble Mountains, die durchaus einen Zwischenhalt lohnen. 5 einsame Gesteinsformationen ragen ziemlich unwillkürlich aus der Ebene empor. Einige der Berge beherbergen Pagoden. Der Hauptberg wurde für Touris aufbereitet inkl. Eintrittsgeld. 125 Stufen führen angeblich nach oben. Unterbrochen wird das Treppensteigen von einer Pagode, deren Besichtigung uns wieder zu Atem kommen läßt. Direkt daneben liegt ein Aussichtspunkt mit Blick auf die umliegenden “Berge”. Hinter der Pagode führen weitere Stufen bergauf zu einer Grotte, die buddhistische Heiligtümer beherbergt und zu Kriegszeiten als Lazarett genutzt wurde. Aus diesem Grund wurde die Höhle auch von den Amis bombardiert. Seither läßt ein Loch Tageslicht in die Höhle. Ein Stückchen weiter bergauf führt der Weg durch das sogenannte Himmelstor und weiter in eine kleine Höhle, durch einen Kamin dem Himmel entgegen. Diese Stelle markiert den höchsten Aussichtspunkt am Marble Mountain. Unsere einheimischen Begleiterinnen, ausgerüstet jeweils mit einem Bauchladen voller Souvenirs, werden nicht müde, alles zu erläutern und uns den rechten Weg zu weisen. Kurz vor dem Ausgang wollen sie natürlich etwas aus ihren Bauchläden verkaufen, aber wir haben keine Verwendung für ihre angebotene Ware und das alternative Entgelt für ihre Dienste wollen bzw. dürfen sie nicht annehmen.
Direkt neben den Bergen befindet sich der legendäre China Beach, der uns zum Sonnenbaden und einer Erfrischung im Südchinesischen Meer einlädt. Der Stand ist total einsam – keine weiteren Touris weit und breit. So stellen wir die einzigen Opfer für die beiden Strandverkäufer dar. Im Meer gehen einige Fischer in ihren schwimmenden Körben ihrer Arbeit nach. Direkt vor uns landet ein Fischer an, aber seine Beute ist mit ca. 10 Fischen und einem Krebs eher mager. Nach 1h faulenzen, knattern wir weiter nach Danang.
Dort geben wir uns im sehenswerten Cham Museum ganz der Hindu-Kultur hin. Das Museum beherbergt einige wirklich bemerkenswerte Stücke. Für unsere anschließende Stärkung landen wir in einem Edelrestaurant mit Blick auf den Fluß. Aber außer den Preisen ist eigentlich nichts hervorzuheben.
Den restlichen Nachmittag scharwenzeln wir durch Hoi An, um die Ecken zu erkunden, die wir bis jetzt ausließen.

Sonntag, 15.12.96 – unterwegs

Wir verlassen Hoi An pünktlich um 8:00. Der Minibus ist voll belegt, aber bereits in Danang steigt ein Mitreisender aus.
Die Straße folgt dem Küstenverlauf, steigt jedoch zum Hai Van Pass (Wolkenpass) steil bergan. Die kurze Pause auf der Passhöhe ermöglicht uns, den Ausblick in alle Richtungen ausreichend zu genießen. Über den Lang Co Beach geht’s weiter nach Hue. Wir erreichen Hue gegen 12:00. Im alten Teil der Stadt quartieren wir uns in das von einem anderen Reisenden empfohlene Hotel ein. Es ist ganz im Kolonialstil gehalten und liegt direkt neben der Verbotenen Stadt.
Wir stürzen uns in die kurzen Hosen, da es unerwartet warm ist und begeben uns dann in Richtung Sightseeing Event. Die Verbotene Stadt enttäuscht uns sehr, da sie im Krieg reichlich zerstört wurde und daher überwiegend Ruinen zu besichtigen sind. Dafür kassieren sie trotzdem USD 5 Eintritt und haben in jedem Gebäude, das ein intaktes Dach aufweist,  zusätzlich eine Donation Box aufgestellt.
Das Abendessen nehmen wir in einem Restaurant, das von Taubstummen geführt wird. Es ist ausgezeichnet und äußerst günstig.

 Montag 16.12.96 – Hue

Kurz nach 8:00 holt uns der Minibus verabredungsgemäß am Hotel ab, um uns kurz darauf ins Boot zu entlassen. Mit ca. 18 weiteren Touris schippern wir unserer ganztägigen Bootstour über den Perfume River entgegen. Es ist leicht nieselig, aber wir haben, verwöhnt vom gestrigen Sonnenschein, unsere Jacken im Hotel gelassen. So kommen die Sarongs mal wieder universell zu Ehren.
Mit dem Wahrzeichen Hue’s der Thien Mu Pagode, die direkt am Ufer des Perfume Rivers liegt, beginnt unser Sightseeing. Die Besichtigung ist völlig kostenfrei, nur die fliegenden Händler wittern ihre Chance und stürzen sich auf uns. Die Pagode umgeben von einer sehr gepflegten Gartenanlage befindet sich in sehr gutem Zustand. Nachdem alle Touris wieder eingesammelt sind, setzen wir unsere Fahrt über den Perfume River fort bis zum Thieu Tri Mausoleum. Es ist das einzige Mausoleum, das ohne umgebende Mauer auskommen muß. Trotzdem werden von uns an einer provisorischen Kasse von jedem USD 2 Eintritt kassiert. Wir erhalten auch keine Eintrittskarte oder Plan des Mausoleums oder ähnliches. Irgendwer wird sich hier ein Zubrot verdienen. Das Mausoleum ist zudem für uns nur über einen 15-minütigen Fußmarsch zu erreichen. Es nieselt  immer noch leise vor sich hin. Irgendwer im Boot sagte, das sei normal in diesem Landstrich für diese Jahreszeit.
Bei unserer Rückkehr am Boot wartet bereits das Mittagessen auf uns. Alle Stühle wurden auf das Dach verfrachtet, dafür Matten auf dem Boden ausgebreitet und darauf das Essen serviert. Das sieht hübsch, einladend und lecker aus. Alle Touris steigen aus ihren schlammigen Schuhen und läßt sich vor einem Schüsselchen am Boden nieder. Das Essen schmeckt hervorragend, die Atmosphäre ist entspannt und gemütlich, daher schlagen auch alle reichlich zu.
Das nächste Mausoleum heißt Khai Dinh. Wir werden am Ufer ausgeladen. Der Bootsführer schickt uns jeweils zu zweit zu je einem der wartenden Motorräder die Böschung hinauf. Wir diskutieren kurz, ob dies in dem Tourpreis inbegriffen sei, Jan meint ja, da wir zu zweit zu einem Motorrad geschickt worden seien. Andernfalls hätten sie uns sicher einzeln befördert. Ich schließe mich leise zweifelnd seiner Meinung an und wir steigen auf. Wir sitzen nun mit 3 Erwachsenen – der Fahrer und wir zwei beide – auf dem Motorrad, das uns knatternd zum Eingang des Mausoleums befördert. Wir zahlen USD 5 Eintritt, dieses Mal mit Eintrittskarte und Mausoleumsplan, und erklimmen die vor uns liegenden Stufen. Das Mausoleum liegt nämlich in unverbaubarer Hanglage. Zu unserem Glück zeigt sich sogar die Sonne zwischen den Wolken, so daß wir die Pracht des Mausoleums sonnenbeschienen betrachten können. Wir sind tief beeindruckt von der Üppigkeit und Prächtigkeit der Anlage, die als Einzige auch europäische Einflüsse aufweist. Ein anderer Motorradfahrer bringt uns wieder zurück zum Boot.
Dort nimmt dann das Drama seinen Lauf. Die Fahrer fordern USD 2 Fahrgeld ein. Wir zahlen erst mal nicht, wie einige andere auch, da wir der Ansicht sind, daß dieses im Tourpreis inbegriffen sei und somit die Bezahlung der Motorräder die Angelegenheit des Veranstalters. Nach langer Diskussion lassen wir uns zu USD 1 erweichen. Weitere 30 Minuten später zahlt auch der Letzte USD 1 pro Motorrad. Die als Pfand einbehaltene Starterkurbel des Boots wechselt wieder den Besitzer und wir können die Tour fortsetzen. 2 weitere Mausoleen warten noch auf uns.
Das Minh Mang Mausoleum ist recht nett, das vorherige war jedoch beeindruckender, dafür aber angeblich weniger typisch. Auch hier kostet der Eintritt USD 5. Der Eingangsbereich wird umlagert von fliegenden Händlern, die wirklich aus allem Geld zu machen versuchen. Sie setzen ihre Kinder, die durchaus selbständig laufen können, in ihre Tragekörbe und posieren so natürlich gegen Gebühr als Photomotiv für den geneigten Touri.
Das nächste Mausoleum Tu Duc versucht uns unser Bootsführer auszureden, da es angeblich so viel Zeit kostet es zu besuchen und wir dann erst um 19:00 wieder nach Hue zurückkämen. Außerdem müßten wir 5 km Fußmarsch einfache Wegstrecke absolvieren oder könnten alternativ für USD 2  Motorräder anheuern. Wir bestehen trotz allem auf Tu Duc und der Bootsführer ergibt sich seinem Schicksal, versucht jedoch weiterhin zu insistieren, damit wenigstens die Motorradfahrer auf ihre Kosten kommen sollten. Wir studieren die Karte und entscheiden, daß es nicht so weit wie angesagt sein kann. Oberhalb der Anlegestelle warten tatsächlich Motorräder auf zahlende Kundschaft. Sie bieten verschlafen die Fahrt erwartungsgemäß für USD 2 an und lehnen lachend unsere angebotenen 10.000 Dong pro Motorrad ab. Erst als die ganze Horde Touris sie passierte, ohne ein einziges Motorrad zu buchen, wird der Preis für sie akzeptabel. Nun wollen wir nicht mehr. Wie sich herausstellt, beträgt die Wegstrecke maximal 1 km und ist somit locker zu Fuß zu bewältigen. Das Mausoleum ist sehr großzügig angelegt, da es auch schon zu Lebzeiten bewohnt wurde. In 15 Minuten laufen wir die schnellsten 5 km unseres Lebens zurück zum Boot.
Nun geht’s nur noch nach Hue zurück. Wir werden am Bootsanleger des Veranstalters an Land gebracht. Dort stehen wir dann verloren herum und müssen selber zusehen, wie wir ins Hotel zurückkommen. Die Vietnamesen haben offensichtlich, was Tourorganisation angeht, noch einigen Nachholbedarf. Die Tour kostete inklusive Lunch USD 3 exklusive sämtlicher Eintrittsgelder. Für sämtliche Eintrittsgelder sowie Motorräder mußte man somit noch mal gut und gerne USD 20 bereithalten, was die Tourgebühr um ein Mehrfaches übersteigt. Da fehlen etwas die Relationen zueinander, aber wir denken, die Zeit und Erfahrung wird es schon in nächster Zukunft richten. Ebenso wie die Erkenntnis, daß der Pick-up-Service am Hotel die Ablieferung an demselben beinhaltet, müssen die Vietnamesen noch lernen.
Das Abendessen nehmen wir dieses Mal ein Restaurant weiter beim taubstummen Bruder in gewohnter Qualität und Preislage. Das Restaurant ist ein wenig größer, das Essen eine Spur leckerer, aber in jedem Fall der Chef trotz aller Behinderung wesentlich kommunikativer. Jan erhält das ultimative handgearbeitete Erinnerungsstück – ein archaisch anmutender Flaschenöffner aus einem Stück Leiste mit eingeschraubter Schraube und Widmung.

Dienstag, 17.12.96 – unterwegs

Jan hat für heute Bahnfahrt bestellt und die soll er auch bekommen. Wir stehen um 4:30 auf, denn ab 5:00 öffnet der Schalter und um 6:00 fährt der Bummelzug mit Ziel Dong Hoi ab. Wir erhalten sogar einen Wake-Up-Call um 4:45 und Milchkaffee (mit Milchmädchen, igitt!). Dann radelt sogar einer des Hotelpersonals los, um eine Cyclo für uns und unser Gepäck zu organisieren zu dieser nachtschlafenden Zeit. Das heißt, für vietnamesische Verhältnisse ist es nicht gar so nachtschlafen, denn man sagt, jeder der nach 5:00 noch in den Federn liegt, muß krank sein. Wenig später radelt die wohl einzige Cyclo der Stadt um diese Zeit mit quietschenden Reifen auf uns zu. Wir werden zu zweit inklusive der Rucksäcke auf der 1-sitzigen Cyclo verstaut. Nach kurzer Preisverhandlung – sehr viel Spielraum gibt’s  nicht, auch hier regelt Angebot und Nachfrage den Preis – tritt er kräftig in die Pedale, um uns schnellstens am Bahnhof wieder loszuwerden. Trotz oder gerade wegen der frühen Morgenstunde   sind bereits einige Vietnamesen in Sachen Frühsport kräftig aktiv (Tai Chi, Joggen, Fußball).
Am Bahnhof sprudelt schon das Leben. Die Cafés haben geöffnet, um das Frühstücksgeschäft nicht zu verpassen. Für einen Kaffee und eine Käsesemmel reicht unsere Zeit gerade so aus. Das Bahnticket inklusive Platzkarten erstehen wir zum allgegenwärtigen Touri-Tarif (Bahnfahrten kosten für Ausländer ca. das 4-fache der einheimischen Tarife).
Wir finden unseren Waggon und das Abteil problemlos. Die Bänke (Hard-Seat) ganz in Holz, die Fenster mit Gittern ohne Glas dafür mit Metalljalousien haben den Charme eines Viehtransportes. Uns stehen ca. 6 Stunden Bahnfahrt für 150 km bevor, aber der Zug fährt zumindest pünktlich ab. Der Waggon hinter uns scheint der Transportwagen mit Sitzgelegenheit (Half-Seat) zu sein. Alles  zugestellt mit Säcken, Kisten und Tüten. Wie nicht anders zu erwarten, haben alle anderen Züge – selbst Güterverkehr – eine höhere Priorität als wir und da die Strecke eingleisig ausgebaut ist, kann nur in Bahnhöfen überholt werden. So stehen  wir häufig längere Zeit  in Bahnhöfen und warten auf überholende oder Gegenzüge.
Gegen 12:30 fahren wir in Dong Hoi, immerhin eine Provinzhauptstadt, Hauptbahnhof ein. Wir benötigen dringend Bares, deshalb suchen wir als allererstes eine Bank. 2 findige Motorradfahrer gehen schließlich auf unsere Preisvorstellungen ein und bringen uns zu einer Bank im 3 km entfernten Stadtzentrum. Aber hier will keiner unsere Travellerschecks gegen USD oder Dong tauschen, so sitzen wir relativ auf dem Trockenen und rechnen, ob unsere Barschaft für den geplanten Höhlentrip ausreicht.
Direkt neben der Bank wird uns ein preisgünstiges Hotelzimmer angeboten. Unsere Mopedfahrer wollen uns morgen für USD 20 pro Motorrad zur Höhle bringen. Laut ihrer Aussage wären wir am frühen Nachmittag wieder zurück und könnten so am gleichen Tag nach Vinh weiterfahren, so daß wir hier lediglich eine Übernachtung benötigen. Nach kurzer interner Diskussion nehmen wir die Angebote an und bestellen die Motorräder samt Fahrer für 8:00 am nächsten Morgen.
Dong Hoi selbst ist weder bei Tag noch bei Nacht attraktiv, dazu setzt auch noch Dauerregen ein. Das läßt für die morgige Motorradfahrt hoffen. Wie scheinen derzeit die einzigen Touristen im gesamten Ort zu sein. Wir lassen uns zu einem späten Mittagessen in einem Com Pho nieder. Sie haben weder eine englische noch ein vietnamesische Speisekarte und die Wirtin beherrscht kein Wort Englisch, so werden wir in die Küche komplimentiert und suchen uns im Kühlschrank aus, was sie zubereiten soll. Das Essen schmeckt phantastisch und ist zudem zu unserem größten Erstaunen überaus preiswert, obwohl wir uns zuvor nicht über den Preis verständigt hatten. Wir versorgen uns nun noch mit ein wenig Wegzehrung – Getränke und Kekse – und ziehen uns zum Kartenspielen ins Hotel zurück.

Mittwoch, 18.12.96 – Dong Hoi und wieder unterwegs

Überpünktlich um 7:30 stehen unsere Motorradchauffeure vor unserem Hotelzimmer. Wir frühstücken dennoch mit Ruhe, dann sitzen wir aber weitestgehend regenfest ausgerüstet auf. Kaum 10 Minuten später hat Jans Moped einen Platten, den sie jedoch innerhalb von 30 Minuten flicken, dann können wir schon weiter. Das Wetter läßt uns nicht im Stich, es ist überwiegend trocken. Sobald wir auf die Nebenstrecke abbiegen, ist Schluß mit dem Asphalt und die Straße geht über in Piste. Weite Teilstrecken sind eine einzige Baustelle und da es in den Tagen zuvor sehr viel regnete, sind sämtliche  Schlaglöcher gut mit Wasser gefüllt und die Piste schlammig aufgeweicht. Nach knapp 2 h-Fahrt erreichen wir schlammbespritzt Son Trach, welches der Ausgangsort für den Besuch der Phuong Nha Grotte ist. Nach kurzer Suche durch den Ort finden unsere Mopedfahrer den Zuständigen, der uns das Eintrittsgeld für die Höhle abnimmt, Licht verkauft, den Bootsmann organisiert und eine Einführung zur Höhle gibt. Der Bootsmann ist immerhin kostenfrei. Die Höhle kann ausschließlich per Boot besichtigt werden.
Wir benötigen ca. 30 Minuten über den Fluß bis zum Höhleneingang. Zwischenzeitlich setzt heftiger Regen ein, dem wir unter einer Plastikplane geschützt trotzen. Sobald wir die Höhle erreicht haben, kann es draußen erst mal soviel regnen, wie es will. Schon kurz nach dem Höhleneingang wird uns das hat immense Ausmaß der Höhle bewußt. In vollkommener Dunkelheit mit engen, niedrigen Durchfahrten, unglaublichen Stalagmiten und Stalagtiten sowie einer riesigen Kuppel nach der anderen liegt sie vor uns. Die Sache mit dem Generator und der großen Lampe war eine Superidee, mit unseren eigenen Taschenlampen hätten wir nicht viel ausrichten können. Wir scheuchen einige Vampire auf, die uns hektisch umflattern. Wir dürfen auch an Land und kleine Seitenarme zu Fuß erforschen. Wir sind tief beeindruckt, eine derartig riesige Höhle haben wir noch nirgends gesehen. Im Krieg hat die Höhle als natürlicher Bunker fungiert und ein Lazarett beherbergt. Die amerikanischen Raketen haben ihr nicht viel anhaben können, außer daß der Eingang einige seiner Zähne (Stalagtiten) gelassen haben soll. Das Höhlenerlebnis wäre nur noch zu steigern durch die natürliche Stille bzw. typischen Geräusche der Höhle, die wir leider durch den Lärm des Generators nicht wahrnehmen konnten.
Die Rückfahrt über den Fluß findet nahezu im Trockenen statt, so daß wir die Landschaft jenseits der Ufer auf uns wirken lassen können. Kaum an Land drängen unsere Chauffeure auf Heimfahrt. Schlammverspritzt und mit nassen Füßen finden wir uns 1 ½ h später wieder in Dong Hoi ein. Wir entlohnen unsere eifrigen Fahrer, stellen uns kurz unter die heiße Dusche, packen unsere Säcke und begeben uns dann zur Durchgangsstraße, um einen Bus in Richtung Vinh anzuhalten.
Dies gelingt uns auch gegen 15:00. Der Bus hat was von Viehtransport, keine Fenster statt dessen Metallrollos. Die Sitze sind für vietnamesische Hintern und Beinlängen gut, wir tun uns etwas härter alles unterzubringen. Aber mit der Zeit leert sich der Bus, so daß wir etwas mehr Raum bekommen. Wir erobern uns mit der Zeit die Rückbank, wo wir einerseits unsere Beine beliebig ausstrecken können und aus einem der wenigen Glasscheiben (kein Metallrollo!) Landschaft gucken können, andererseits jedoch einem gnadenlosen Gehopse ausgeliefert sind. Nach 6 h Fahrt werden wir in Vinh direkt vor unserem erwählten Hotel ausgeladen. Wir gönnen uns noch ein kurzes Bier, dann ist Schlafenszeit.

Donnerstag, 19.12.96 – weiter unterwegs

Wir überfallen als allererstes die Bank, damit wir wieder ausreichend flüssig sind. Nun können wir uns im Hotel auslösen und begeben uns dann zum Busbahnhof. Aber dort haben wir kein Glück. Wir werden an die Straße geschickt, um dort einen Bus nach Ninh Binh anzuhalten. Hier dauert es dann ein Weilchen bis wir begreifen, daß wir zu dicht an der Polizeistation stehen und deshalb keiner der durchfahrenden Busse sich anschickt uns aufzunehmen. Denn offiziell ist es ihnen verboten, weitere Fahrgäste vom Straßenrand mitzunehmen. Ein Student klärt uns auf und lädt uns ein auf einen Sprung im Studentenwohnheim vorbeizuschauen. Wir geben nach und werden somit die Hauptattraktion des Tages für die Bewohner des Studentenwohnheims. Ein paar Tassen Tee später unter mittlerweile ca. 15 Studenten, die alle ihr Englisch anbringen wollen, verabschieden wir uns wieder unter großem Hallo.
Nun gelingt es uns schneller einen Bus zu erhaschen. Dieser hat sogar Fenster und ist nicht gar so voll. In Than Hoa biegt der Bus ab zum Boxenstopp. Alle müssen aussteigen inklusive dem Gepäck. Entgegen unseren Befürchtungen werden wir in den nächsten vorbeikommenden Bus gestopft. Unser Ticket behält seine Gültigkeit, wir müssen nichts nachzahlen o.ä. Das haben die Busse offensichtlich unter sich geregelt. Der Bus ist gesteckt voll. Wir sitzen dicht gedrängt auf Reissäcken und was sonst noch so geladen und auf dem Boden gestapelt wurde.
Um 17:30 erreichen wir Ninh Binh. Wir nehmen ein Zimmer im Queens Mini Hotel nahe dem Bahnhof in zentraler Lage. Direkt gegenüber essen wir in einem Com Pho zu Abend. Danach sind wir schon bald reif für den Matrazenball.
Ein Bustag hat es auch in sich, obwohl wir eigentlich nur ‘rumsitzen.
Mir wurde doch tatsächlich im Bus das Regenverhüterli des Rucksacks geklaut, das seitlich am Rucksack befestigt war. Was wohl der Glückliche damit anfängt?

Freitag, 20.12.96 – Ninh Binh

Ein wunderschöner Tag steht uns bevor. Wir dürfen ausschlafen und mit einem gemütlichen Frühstück den Tag beginnen. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel, somit steigen die Chancen auf trockene Turnschuhe (in Dong Hoi haben wir die dreckverkrusteten Teile einfach mit unter die Dusche genommen, seither sind sie klamm).
Wir mieten im Hotel ein Motorrad, um einen Ausflug nach Hoa Lu zu unternehmen. Schon die Fahrt dorthin führt durch eine phantastische Landschaft. Einzelne hingewürfelte Felsformationen finden sich zwischen den Reisfeldern.
Hoa Lu ist ein goldiges kleines Bauernkaff. Nach Zahlung des Eintritts und des Bootstrips besteigen wir ein kleines Flachboot. Die Bootsführerin stakt uns den Fluß hinunter. Alles ist absolut ruhig und beschaulich. Rechts und links arbeiten die Bauern auf den Feldern. Wir haben alle Muße dieser Welt, Landschaft und Leute ausgiebig zu betrachten. Etwa auf der Hälfte der Strecke passieren wir eine kleine Grotte, die sich wie ein Tunnel über den Fluß spannt. Nach 1 h wird das Boot um 180° gewendet. Wir staken den gleichen Weg zum Ausgangspunkt wieder zurück. Dieses Mal hat unsere Stakfrau allerdings etwas mehr Mühe, da sie jetzt gegen die Strömung arbeiten muß.
Anschließend besichtigen wir einen Tempel und erklimmen den benachbarten Felsen. Viele Stufen führen zum Gipfel, auf dem sich ein kleiner “moderner” Tempel befindet. Von dort oben eröffnet sich uns der ultimative Blick auf diese bezaubernde Landschaft. Wir wählen den Weg durch das Dorf, um zu unserem Motorrad zurückzukehren. Dabei stromern wir durch die schmalen Gassen, Hinterhöfe und Heuhaufen Hoa Lu’s. Ein rostige und löchrige Brücke leitet uns auf direktem Weg zur Straße. Kaum am Motorrad angelangt, rennt uns auch schon die Alte entgegen, die uns vor dem Tempel Räucherstäbchen aufgenötigt hatte. Da kleine Jungen diese im Tempel dienstbeflissen abgebrannt hatten, können wir sie nicht wieder zurückerstatten. Sie beginnt mit USD 1 für 2 kleine Päckchen! Wir boten ihr restriktiv 900 Dong an oder gar nichts. Sie schimpft und schettert, aber schließlich ist sie mit den 900 Dong zufrieden und verabschiedet uns freundlich.
Der Weg zu unserem nächsten Highlight führt uns durch Ninh Binh, da es in genau entgegengesetzter Richtung liegt. Wir passieren Ninh Binh zur Mittagszeit, so nutzen wir die Gelegenheit zur Einkehr in einem Com Pho an der Hauptstraße. Wir lassen uns die klassische Nudelsuppe munden, um dann unsere Tour in den Süden Ninh Binh’s frisch gestärkt wieder aufzunehmen.
Wir tauchen wieder ein in Felsformationen und Reisfelder. Mittlerweile steht die Sonne etwas tiefer und taucht alles in ein schönes warmes Licht. In dieser Ecke scheinen mehr Touris durchgeschleust zu werden, da wir große Restaurants, riesige Parkplätze und steigende Preise registrieren. Wir beschließen, einfach die Landschaft auf uns wirken zu lassen und auf weitere Pagoden zu verzichten.
Abendessen haben wir im Hotel bereits am Morgen vorbestellt, das auf der Terrasse serviert wird. Es schmeckt nicht schlecht, reißt uns allerdings auch nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Leider ist Jan nicht satt geworden, da ich ihn bei der Bestellung gebremst hatte. Die Speisen werden außer Haus auf dem Markt zubereitet, deshalb sind Nachbestellung schwierig. Unsere Kekse werden wohl das Ärgste auffangen.

Samstag 21.12.96 – Ninh Binh ff.

Ein fauler Sonnentag. Den Vormittag verbummeln wir in der Stadt bzw. auf dem Markt. Wir erstehen die typischen Tassenfilter, einen landesüblichen Hut sowie eine Tüte voller nackiger Ananas. Das Mittagessen lassen wir uns zum Spottpreis von 17.000 Dong inkl. Bier auf dem Markt schmecken.
Den restlichen Nachmittag verbringen wir sonnenbadend auf der Dachterrasse des Hotels. Im gegenüberliegenden Com Pho wird das Abendessen ganz vietnamesisch auftragen. Die Dame und Köchin des Hauses gibt alles, um ihre Gäste zufriedenzustellen. Wir sind restlos begeistert, das Essen ist superlecker, wird absolut frisch für uns zubereitet und der Preis stimmt dazu.
Auf unserem Verdauungsspaziergang kann Jan die Dampflok, die am benachbarten Bahnhof zum rangieren verwendet wird, an einem Bahnübergang ganz aus der Nähe betrachten. Bestimmt wollte er als kleiner Junge mal Lokführer werden.

Sonntag, 22.12.96 – unterwegs

Wir stehen extra früh auf, da wir uns um 7:30 am Bahnhofsschalter einfinden sollen, um Fahrkarten zu kaufen. Das bedeutet Frühstück um 7:00 und dann direkt die 50 m bis zum Bahnhof. Dort erfahren wir, daß der Zug erst um 12:00 erwartet wird (statt 8:50) und wir ab 11:30 Tickets erhalten können, da erst zu diesem Zeitpunkt bekannt sein wird, wieviel Plätze noch frei sind.
Wir haben also einige Zeit zu überbrücken. Wir rüsten uns am Markt mit Obst, Brot und Tomaten aus. So läßt es sich auf der Hotelterrasse in der Sonne aushalten.
Der Zug fährt tatsächlich kurz nach 12:00 ein und hat auch noch ausreichend Softseats frei. Bequem ist allerdings etwas anderes. 3h später erreichen wir Hanoi. Bereits beim Ausstieg werden wir von Cyclo-Fahrern umlagert. Wir geben demjenigen den Zuschlag, der uns zu zweit inklusive der Rucksäcke auf einer Cyclo zum Hotel strampelt. Dieses Mal müßte uns sogar der local Preis geglückt sein.
Hanoi sieht richtig nett aus: schmalere Straßen, hübschere Häuser und weniger Hektik als in Saigon. Das ausgesuchte Hotel hat ein Zimmer für uns, so können wir unmittelbar auf Entdeckungsreise gehen. In einem Souvenirshop wechseln einige Parfümfläschchen für harte USD den Besitzer. In den Cafés vergleichen wir die Tourpreise und -angebote zur Halong Bay, um dann schließlich doch das Angebot im Hotel wahrzunehmen. Dort erhalten wir zusätzlich einen Rabatt auf den Tourpreis.
Jan kommt zu einem opulenten Abendessen und ist endlich ein Mal rundherum satt. Angeblich muß er den Gürtel schon im letzten Loch tragen – unterm Bauch!

Montag, 23.12.96 – Hanoi

Wir dürfen ausschlafen, da wir uns self-guided durch Hanoi bewegen werden. Die Wellensittiche im Foyer des Hotels machen Radau für 10, aber ansonsten scheint die Stadt noch ziemlich ruhig zu sein, obwohl es schon weit nach 5:00 ist. Wir frühstücken gegen 8:30 ausgiebig in aller Ruhe im Hotel, dann steuern wir durch das Old Quartier einer Bank entgegen. Die ANZ-Bank am See verfügt sogar über einen Geldautomaten (wir glauben, dies ist der erste und einzige in ganz Vietnam zu diesem Zeitpunkt), der die preiswerteste Möglichkeit bietet, Cash-Dollar zu erhalten. Wir wandern weiter zur Vietcom-Bank, die USD sowie Travellerschecks kostenfrei in Dong wechselt.
Mittlerweile befinden wir uns nur noch einen Katzensprung entfernt vom Ho Chi Minh Mausoleum, das jedoch Montags grundsätzlich geschlossen ist. Die Einsäulen-Pagode liegt direkt nebenan sowie 2 Schritte weiter die Dien Huu Pagode. Wir haben damit noch nicht genug Pagoden für den Tag, so laufen wir weiter zur Literatur-Pagode, die von einer hübschen Gartenanlage umgeben ist. Den Rückweg ins Old Quartier wollen wir vietnamesisch im Cyclo bewältigen, aber direkt vor der Pagode sind diese einfach nur teuer. Auch Cyclo-Fahrer kennen ihren Marktwert in exponierten Lagen. Touris sind zum Abzocken da. Wir entfernen uns einige Meter vom Eingang der Pagode und versuchen erneut unser Glück bei einem anderen Cyclo. Dieses Mal haben wir mehr Erfolg. Nach zähem Verhandeln geht er auf unser Angebot ein. Den restlichen Nachmittag stromern wir durch die Gassen des Old Quartiers.
Am Abend gönnen wir uns eine typisch vietnamesische kulturelle Veranstaltung – das Wasserpuppentheater. Diese Aufführungen wurden in den Reisfeldern geboren, auf denen sie zu irgendwelchen familiären oder anderen Festivitäten abgehalten wurden. Das Puppenspiel ist aussagekräftig und selbst für Europäer verständlich, da alltägliche Szenen des bäuerlichen Alltags dargestellt werden. Die Puppen sind allerliebst, wir sind restlos begeistert.
Nach dem Theater – es ist 10:50 – liegt die Stadt wie ausgestorben vor uns. Auch unser Hotel läßt gerade den Rolladen herunter. Wir können gerade noch so eben durchschlüpfen.

Dienstag, 24.12.96 – Halong Bucht

Wir werden kurz nach 6:00 abgeholt, dann setzt der Bus seine Abholtour durch die Stadt fort. Am See wird fleißig Frühsport betrieben. Gegen 7:00 geht’s dann endgültig los. Der Bus hat sich ordentlich gefüllt, alle Sitzplätze sind belegt, dafür muß das Gepäck sehen wo es bleibt – kein Platz mehr übrig.
Die Straße ist ordentlich holprig, halt wie gewohnt. Wir fahren durch Felder, auf denen schon kräftig gearbeitet wird. 5 h später erreichen wir Halong City West. Nach einem dürftigen Lunch steigen wir um aufs Boot und genießen die Felsformationen der Halong Bucht. Etwa zur Halbzeit gehen wir auf Landgang, um eine Höhle zu besuchen. Der hintere Raum der Höhle zeigt außerordentlich beeindruckende Stalagmiten- und -titen. Eine der Tropfsteinformationen kann als Orgel benutzt werden. In einer benachbarten Bucht bringt uns ein Fischerboot für Dong 15.000,– pro Person durch einen kleinen Tunnel zu einem See. Ganz nett, aber der Fischer hat der Bootsfuhre wohl schon sein Monatssalär verdient. Bei völliger Dunkelheit, einzig erhellt durch den Vollmond, kehren wir nach Halong City West zurück.
Das Weihnachtsessen ist inklusive vietnamesischem Champagner in der Kneipe gerichtet, in der wir bereits den Lunch bekommen haben. Aber auch das Weihnachtsessen ist eher mäßig. Der anschließende Verdauungsspaziergang durch den Ort zeigt auch nichts  Aufregendes.

Mittwoch, 25.12.96 – Cat Ba Insel und Nationalpark

Wir starten morgens um 7:00. Frühstück wird auf dem Boot serviert. Der Himmel verspricht einen sonnigen Tag, aber noch kann man die Jacke gut vertragen, denn die Außentemperatur ist eher kühl. Sobald die Sonne jedoch etwas an Höhe gewonnen hat, avanciert das Sonnendeck zu einem beliebten Platz um zu relaxen, sonnenzubaden und die vorübergleitende Landschaft in sich aufzunehmen.
Wir ziehen durch die versprengten Felsformationen, die die Phantasie beflügeln, geradewegs zur Cat Ba Insel. Dort legen wir pünktlich zur Mittagszeit an. Für den Nachmittag steht entweder Strand oder Cat Ba Nationalpark zur Auswahl. Wir entscheiden uns fürs Trekking im Cat Ba Nationalpark. Der Bus benötigt ca. 30 Minuten Fahrzeit bis zum Parkeingang, dann geht’s nur noch zu Fuß weiter. Unser Ziel ist ein kleiner Berg, der indonesisch zu besteigen ist (d.h. geradewegs bergauf und nicht in Serpentinen). Nach ca. 1 h Aufstieg ist der Gipfel geschafft und wir werden mit einem hübschen Rundblick auf Wald und Berge belohnt. Runter geht’s dann etwas schneller, obwohl der steile Lehmweg in eine ziemliche Rutschpartie ausartet.
Jan haut sich vor dem Abendessen aufs Ohr, denn er ist etwas leidend. Montezuma läßt grüßen. Das wirkt sich für ihn leider auch auf das Abendessen aus, das ganz vorzüglich mundet. Jan beschränkt sich auf Tee, der Magen dankt es ihm. Ich genehmige mir zum Nachtisch in einer anderen Kneipe einen Bananenpfannkuchen. Dort treffen wir zudem ein kanadisches Pärchen aus unserer Gruppe. Sie probieren auch Bananenpfannkuchen. Zwischen uns entwickelt sich ein nettes Gespräch über Victoria (ihr Wohnort), dem West Coast Trail und anderen Gemeinsamkeiten.

Donnerstag, 26.12.96 – Halong Bucht

Morgens um 7:00 ist die Welt noch in Ordnung und der Frühstücksservice an Bord funktioniert auch wieder. Der Himmel zeigt sich in strahlendem blau, doch eine frische Brise läßt es nicht so warm werden wie gestern. Das Sonnendeck ist dennoch ein netter Platz, um die Umgebung zu beobachten und Sonnenstrahlen aufzufangen. Jan liegt in der Kabine langgestreckt, im Versuch den Magen und Darm zu beruhigen.
Während dieser 3-tägigen Bootsfahrt konnten wir an Seetieren lediglich 1 fliegenden Fisch und 1 Qualle entdecken. Wo steckt nur das übrige Viehzeug? Gegen 11:00 haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Jan verzichtet auf den Lunch, ich leiste ihm mit einer Kokosnuß an der Uferpromenade Gesellschaft. Kurz nach 12:00 beginnt die Shakertour – 5h bis Hanoi. Rechts und links der Straße arbeiten fleißige Vietnamesen mit ihren Wasserbüffeln auf den Feldern.
In Hanoi angekommen beziehen wir unser altbekanntes Hotel. Wir bekommen sogar dasselbe Zimmer. Das Abendessen gönnen wir uns im Red River Café, dessen Essen lecker ist, aber nicht zu den billigsten zählt. Selbst Jan traut sich an Cola und Sandwich. Mal sehen, ob es ihm guttut.

Freitag, 27.12.96 – Hanoi

Endlich mal wieder ausschlafen! und in Ruhe frühstücken.
Wir mieten uns Fahrräder im Hotel und steigen kurz vor 10:00 auf die Drahtesel. Zuerst radeln wir gen Süden zum Lenin Park, der sich als eine ruhige Oase mitten in der Stadt entpuppt. Danach wenden wir uns in nördliche Richtung zum West Lake. Die hiesigen Verkehrsverhältnisse sind verglichen mit europäischen ziemlich gewöhnungsbedürftig, doch wir sind immer wieder verwundert, wie dieses Chaos funktioniert. Alle fahren aus allen Richtungen gleichzeitig in eine Kreuzung hinein, keiner verlangsamt sein Tempo oder weicht gar aus und trotzdem kommt jeder heil auf der anderen Seite an. Nach kurzer Eingewöhnungszeit haben wir unsere Fahrweise angepaßt und wissen, man darf vor allem nicht an einer Kreuzung stehenbleiben, dann schafft man es nie hinüberzukommen.
Unsere Räder machen es uns nicht gerade leicht. Jans Lenker sowie sein und mein Sattel sind beweglich, so daß wir schon eine besondere Technik entwickeln müssen, um uns fortzubewegen. Gegen 14:00 haben wir genug und liefern die Räder am Hotel wieder ab. Wir vertrauen nun wieder auf Schusters Rappen und suchen uns ein kleines Café am Straßenrand im Old Quartier. Wir trinken Tee und Café und beobachten die vorbeiziehenden Menschen. Nachdem alles ausgetrunken ist, verlegen wir unseren Standort an den See. Dort vertreiben wir uns mit Kartenspielen und dem Abwehren der fliegenden Händler die Zeit.
Das Hotel lädt zum Abendessen ein. Sie feiern den Geburtstag eines bereits verstorbenen Familienangehörigen. Das Essen schmeckt superlecker. Zum allerersten Mal wird Ente serviert. Bis jetzt haben wir Ente auf keiner Speisekarte entdecken können. Selbst Jan vergißt alle Vorsicht, zudem Montezuma langsam aber sicher die weiße Flagge hißt und sich zurückzieht.

Samstag, 28.12.96 – Parfümpagode

Der Tourbus holt uns verspätet im Hotel ab, da er ein Problem mit der Batterie hatte. Eine weitere Stunde verbringen wir mit dem Einsammeln der übrigen Teilnehmer. Der Tourbus wird trotz allem nicht voll.
Dieses Mal verlassen wir Hanoi auf der Südroute mitten in der Rush-hour. Auf der Straße befinden sich vor allem unbeschreibliche Mengen von Motor- und Fahrrädern in allen Richtungen. Aber sobald wir die Stadtgrenze hinter uns gelassen haben, lichtet sich der Verkehr und wir kommen mit gewohnter Geschwindigkeit durchs Land. Wir passieren Felder und kleine Dörfer. Überall geht die Bevölkerung bereits fleißig ihrem Tagwerk nach.
Im 60 km entfernten My Duc steigen wir in Boote um. Wir sitzen jeweils zu dritt in einem der typischen Flachboote. Die Bootsführer sind durchweg Frauen, die einfache Strecke 1 ½ h feste zu rudern haben. Auch hier geht man am Ufer rechts und links von uns eifrig der Feldarbeit nach, die sehr beschwerlich aussieht, da offensichtlich aufgrund der Gegebenheiten keine Wasserbüffel eingesetzt werden können. Die Feldarbeiter stehen bis  zur Hüfte im Wasser.
Wir werden am Fuße des Berges zur Parfümpagode an Land entlassen. Nun geht’s zu Fuß weiter. Vorbei an mehreren größeren und kleineren Pagoden laufen wir treppensteigenderweise bis zur Grotte, in der sich die Parfümpagode befindet. Wir benötigen für die Strecke einfach ca. 45 Minuten. Die Parfüm Pagode ist einer der heiligsten Plätze, die Vietnam zu bieten hat. An Festtagen sollen bis zu 40.000 Gläubige zu diesem Ort pilgern.
In der Grotte stockt uns der Atem vor lauter Weihrauch. So bestaunen wir den Altar, die Hölle, den Himmel, die Stalagmiten und -titen ziemlich zügig, um möglichst schnell wieder frische Luft zu atmen. Einige Mönche leben ständig in den Weihrauchschwaden der Höhle.
Wir kehren auf exakt demselben Weg zurück nach Hanoi. Das Abendessen gestalten wir zur Abwechslung etwas edler. Gedeckte Tische mit sauberer Tischwäsche und Live-Musik zeichnen das Restaurant aus. Wir haben Krebs in verschiedenen Variationen bestellt. Sehr lecker und sein Geld wirklich wert.

Sonntag, 29.12.96 – Hanoi

Unser letzter Tag in Vietnam ist angebrochen. Das Ho Chi Minh Mausoleum steht als letzter offener Punkt auf unserer To-Do-Liste. Dies müssen wir in jedem Fall am Vormittag besuchen, da es nur bis 11:00 geöffnet ist. So lassen wir uns direkt nach dem Frühstück in einem Cyclo zum Mausoleum strampeln. Eine lange Schlange von Besuchern wälzt sich durch das Mausoleum. Erstaunlicherweise befinden sich in der Schlange hauptsächlich Vietnamesen und kaum Touris. Ho Chi Minh sieht aus, als ob er in den nächsten Minuten erwacht und aufsteht. Das Leitsystem führt dann die Massen weiter zu seinem Wohnhaus, Büro und Amtssitz. Wir lassen uns einfach mittreiben. Leider ist hier jegliches photographieren verboten. Wir mußten alle Utensilien am Eingang abgeben.
Den restlichen Tag verbringen wir in den Straßen des Old Quartiers. Nahezu an jeder Ecke wurde ein Festzelt aufgebaut. Dieser Tag ist sehr beliebt für Hochzeiten, wie wir im Reiseführer nachlesen können. Sämtliche Festzelte beherbergen Hochzeitsgesellschaften. Auf den Straßen stehen blumengeschmückte Autos, die auf ihre lebenslängliche Fracht warten. Wir sitzen den größten Teil des Nachmittags in einem Straßencafe auf kleinen Hockern, spielen Karten und beobachten das Geschehen um uns herum.
Unser letztes vietnamesisches Abendessen, das wir direkt am See einnehmen, ist eher ein Reinfall – eher ungenießbar und dafür wenigstens teuer. Als kleine Entschädigung erhalten wir im Hotel ein kleines Abschiedsgeschenk, das die Legende des Hoan Kiem Sees verkörpert – eine Schildkröte mit einem Schwert im Fang.

Montag, 30.12.96 – Abflug nach Hongkong

Das Taxi steht überpünktlich vor der Tür, dafür will der Taxifahrer den dritten Mitfahrer, der vor dem Lonely Planet Café auf uns wartet, einfach stehen lassen. Wir können es gerade noch verhindern, so daß wir alle pünktlich zum Flughafen kommen. Der Duty Free gibt nicht besonders viel her, daher vertagen wir diese Einkäufe auf Hongkong.
Wir fliegen mit Vietnam Airlines. Der Flug ist ziemlich ereignislos, das Essen eher mäßig. Der Landeanflug erfolgt aufgrund der Windverhältnisse spektakulär unmittelbar über die Hochhäuser der Stadt und rollen auf der ins Meer ragenden Landebahn aus. Der Buszubringer in die Stadt ist preiswert, regelmäßig getaktet und gut organisiert. Wir können fast vor unserem Hotel – Hotel Imperial mitten im Touristenviertel von Kowloon – aussteigen.

 Dienstag, 31.12.06 – Dienstag 7.01.97 Hongkong

Hotel

Unser Hotel befindet sich an der Nathan Road in Tsim Sha Tsui in direkter Nachbarschaft von einer Vielzahl der Shopping Malls.
Unser Hotelzimmer besitzt zwar ein Fenster, ist aber ganz aus Milchglas und nicht zu öffnen. Einige Schrauben im Fensterrahmen sollen den Gästen wohl den Ausblick vorenthalten. Aber bereits vor uns gab es schon Neugierige, so daß sich die Schrauben ohne Gewalt lösen lassen und wir die Aussicht “genießen” können. Vor uns tut sich der Hinterhof des berüchtigten Chungking Mansions House auf. In diesem Wohnblock ist es nicht üblich, den Müll hinunterzutragen, sondern man wirft ihn einfach aus dem Fenster. Den Weg nach unten findet er dann schon von allein. Aus diesem Grund sind sämtliche Wäschegestelle vor den Fenstern auch mit einem Dach ausgestattet. Wir verschrauben das Fenster wieder, in der Erkenntnis dies bestimmt nicht wiederholen zu müssen.

Öffentlicher Nahverkehr

Für die öffentlichen Verkehrsmittel benötigt man Unmengen von Kleingeld, da das Fahrgeld immer passend zu entrichten ist. Es gibt kein Wechselgeld! Als Touris tun wir uns etwas schwer ausreichend Kleingeld bei unseren Einkäufen zu ergattern, daher suchen wir eine Bank auf. Dort erhalten wir jeweils einen Beutel 20 und 50 Cent-Stücke. Jeder Beutel enthält HKD 50. Nun müssen wir zusehen wie wir das ganze Kleingeld wieder loswerden. Eins ist jedenfalls sicher, wir können nun jedes Verkehrsmittel auf den Cent genau bezahlen.

Essen

Zu empfehlen ist in jedem Fall einen Abend im Drehrestaurant im 30. Stock des Hotels Furama in Central (Hongkong Island) zu verbringen. Eine frühzeitige Reservierung ist definitiv erforderlich.  Aber selbst mit einigen Tagen Vorlauf ist nicht gewährleistet, daß einem ein Platz in der 1. Reihe sicher ist. Wir reservieren einige Tage im voraus für unseren letzten Abend in Hongkong – leider müssen wir in die 2. Reihe. Das Buffet bietet Gerichte aus allen Kontinenten in einer gelungenen und köstlichen Mischung an. Wir essen fast bis zum Platzen. Die Sicht auf die umliegenden Lichter der Stadt ist auch aus 2. Reihe lohnend. Die Drehung um 360° dauert eine Stunde. Das Buffet nimmt demzufolge ständig eine neue Position zu unserem Tisch ein. Aber wir verlaufen uns dennoch nicht.
Ein Brunch mit Dim Sum ist ein unbedingtes MUSS. Die meisten Dim Sum Restaurant öffnen um 11:00 und servieren bis 15:00. Wir suchen uns einige kleine Leckereien aus, von denen dann jeder nimmt, was er mag. Zu meinem Leidwesen haben wir viele fleischige Angelegenheiten erwischt. Na ja, Pech gehabt.
Sofern man es scharf mag, empfiehlt sich das Abendessen in einem Szechuan Restaurant in Tsim Sha Tsui. Dort wird gut gewürzt und reichlich serviert.

Sonstiges

Irgendwie ist es in dieser Stadt vollständig egal, wo die Sonne gerade steht, sie erreicht durch die immensen Hochhausschluchten sowieso nicht den Erdboden. Die Kulisse beeindruckt dennoch. Etwas nerven die ständig und überall klingelnden Handies, ohne das ein ordentlicher Hongkonger egal welchen Alters kaum aus dem Haus gehen kann.

Silvester in Hongkong:

Wir starten mit einem spanischen Diner in Kowloon. Unsere weiteren Aktivitäten spielen sich auf Hongkong Island ab. Also setzen wir mit der Starferry – Lower Deck! – über und steigen um in eine der Doppeldecker -Trams in Richtung Victoria Park. Auf dem Festplatz des Parks soll angeblich  Karneval stattfinden. Fahrgeschäfte und Buden suchen wir jedoch vergebens. Das Angebot soll wohl Familien mit Kindern ansprechen, in unseren Augen reicht das Dargebotene allenfalls zum Kinderlangweilen. So fahren wir wieder zurück mit der Tram bis nach Sheung Wan, um uns dort in Lan Kwai Fong ins Gewühl dieses Kneipenviertels zu stürzen. Die Polizei übt regelnden Großeinsatz. Wir schaffen es bis in eine Disko – Eintritt DM 40,– pro Person – und warten dort den großen Augenblick des 0:00 01.01.1997 ab. Vor der Tür geht mittlerweile nichts mehr. Mit großem Hallo wird das neue Jahr begrüßt. Keine einzige Rakete geht in die Luft – verboten! Statt dessen findet vor den Toren der Stadt in den New Territories ein großes Feuerwerk statt, dies ist jedoch vom Grund der Hochhausschluchten der Stadt nicht zu sehen. Nach dem großen “Bang” verläuft sich das Volk relativ schnell wieder, so daß wir ohne Gedränge den Heimweg antreten können. Die Fähre tut heute Dienst bis 3:00, so daß wir keine Probleme mit dem Überqueren des Hafens haben.

Kowloon, Tsim Sha Tsui

Unser erster Besuch der Promenade beschert uns die erste und einzige Dschunke vor der Skyline Hongkongs. Die Promenade ist an der einen Seite von Wasser und auf der anderen Seite von Shopping Malls gesäumt. Ansonsten bietet sich ein hübscher Blick auf die Skyline von Hongkong Island und auf die spärlichen Fischer, die ihrer Arbeit nachgehen. Der Appetit auf Fisch hält sich in diesen Augenblicken dann aber eher in Grenzen.
In den wuseligen Straßen schließt sich Shopping Mall an Tag- bzw. Nachtmarkt, gefolgt wieder von einer Shopping Mall. Zu jeder Tages und Nachtzeit sind Straßen und Läden voller Menschen im Einkaufsrausch – Touris und Einheimische! Die meisten Geschäfte schließen erst gegen 22:00 oder später.
Innerhalb des quirligen Stadtteils Tsim Sha Tsui stellt der Kowloon Park eine kleine stille Oase dar. Jedoch von Grün ist auch hier nicht mehr viel zu sehen. Der kleine künstliche See zaubert eine Schar Flamingos zu Füßen der benachbarten Hochhäuser, die den Park Stück um Stück verkleinern. Ein bizarres Bild.
Wechselnde Veranstaltungen werden im Convention and Exhibition Center (neben dem Anleger der Starferry) angeboten. Während unseres Aufenthalts können wir einer Tanzdarbietung beiwohnen. Die Tänzerinnen tragen hübsche farbenfrohe Kostüme jeweils passend zum aufgeführten Tanz. Die Tänze stammen aus den verschiedenen Regionen Chinas. Nach einer Stunde werden sie unter großem Applaus in den Feierabend entlassen.

 Kowloon, Yaumatei

Wandert man weiter in nördlicher Richtung erreicht man Yaumatei. Die Temple Street beherbergt den größten Nachtmarkt, aber bei Tageslicht sind die Straßen leergefegt. Die Stände scheinen jeden Abend neu aufgebaut zu werden. Während der Abendstunden tobt hier und in den Seitengassen jedoch buntes Leben. Es werden hauptsächlich Klamotten, wie Krawatten, T-Shirts, Anzüge, Jacken, Hemden usw. angeboten. Dazwischen bieten verschiedene Garküchen und Streetstalls alles Erdenkliche zur Stärkung der Kunden an. Wir landen in einem fischigen Streetstall zum Abendessen. Neben uns zappeln die dekorierten Schalentiere, Muscheln und Schnecken. Nebenan werden Frösche geschlachtet. Wir lassen uns den Appetit trotzdem nicht verderben.
Etwas weiter nördlich befindet sich der Jademarkt, auf dem – wen wundert’s – nichts als Jade verkauft wird. Der benachbarte Tin Hau Tempel ist den Seefahrern gewidmet  und zeigt uns etwas Neues im Vergleich zu den vietnamesischen Tempeln – nämlich dicke spiralförmige Räucherkerzen. Sie brennen ca. 10 Tage und sorgen in dieser Zeit für Glück und Gesundheit für die Personen, denen sie gewidmet wurden. Insgesamt scheinen die Chinesen reichhaltige Schnörkel, jedwede Verzierungen und die Farbe rot zu lieben.

Kowloon, Mongkok

Der Vogelmarkt in Mongkok, der sich anschließende nördliche Stadtteil, stellt hierzu einen lebhaften zwitschernden Gegensatz dar. Die Chinesen lieben diese kleinen buntgefiederten Freunde, da sie die einzigen Haustiere sind, die sie in ihren Minibehausungen halten können.
Zurück zur Promenade vertrauen wir uns dem öffentlich Bussystem an. Zumeist verkehren Doppeldecker. Für nicht-englische Europäer immer etwas Besonderes.

Hongkong Island, Central

Von Kowloon aus führt entweder die preiswerte Starferry oder die teurere Hoovercraft-Ferry quer über das Hafenbecken nach Hongkong Island.
10 Sonnen am Himmel sprechen in jedem Fall für einen Besuch des Peaks. An Sonn- bzw. Feiertagen sollte man sich es jedoch trotz Sonnenscheins verkneifen, denn dann will offensichtlich halb Hongkong die Aussicht auf die Stadt genießen. Lange Schlangen an der Talstation der Peaktram beweisen dies. Alternativ bietet sich der benachbarte Hongkong Park an, der zwar auch recht bevölkert ist, aber dennoch einen kleinen Ruhepol in der quirligen Stadt darstellt. Zudem bilden Grünflächen, Wasserspiele und begehbare Vogelvoliere einen interessanten Kontrast zwischen all den himmelwärts strebenden Hochhäusern. Auf dem Tai Chi Court führt leider niemand seine Übungen durch. Die Besucher ziehen das Relaxen unter den Laubengängen eindeutig vor.
An Wochentagen ist der Besuch des Peaks auch bei herrlichem Sonnenschein ohne Warteschlange möglich. Die Peaktram bringt die Besucher schnell und bequem zum Gipfel. Auf dem Gipfel befindet sich ein größeres Gebäude, das eine Einkaufsmall, Restaurant, Aussichtsterassen und ein kleines Disneyland beherbergt. Der Blick auf die Skyline Hongkongs und über den Hafen ist phantastisch. Zum richtigen Gipfel muß man noch einen ca. 20-minütigen Aufstieg unter die Füße nehmen. Die Aussicht von dort ist jedoch nahezu identisch mit der von den Aussichtsterassen. Die Peaktram verkehrt täglich bis 23:00, so daß man auch bei Nacht einen Blick auf die Lichter der Stadt erhaschen kann.

Hongkong Island, Sheung Wan

In Sheung Wan lockt der Mid-Level-Escalator, dessen Laufbänder vormittags bis 10:20 Passagiere den Berg hinab bringen und danach für den Rest des Tages ausschließlich bergauf fahren. Damit soll den Berufstätigen das Wohnen weiter oben schmackhaft gemacht werden. Wir steigen auf halber Wegstrecke aus und spazieren langsam durch die Straßen, gesäumt von Antiquitätengeschäften und Trödlern, wieder bergab.

Hongkong Island, Wanchai

Etwas weiter östlich vom Hongkong Park liegt Wanchai. Dort ist das alte Postamt und ein kleiner in den Felsen gekuschelten Tempel zu besichtigen. Beides wirkt ein wenig skurril zwischen den modernen Geschäftshäusern. Das Central Plaza ist das zweitgrößte Hochhaus der Welt liegt in 5-minütiger Gehentfernung in direkter Nachbarschaft. Leider auch an Sonn- und Feiertagen geschlossen. An jedem anderen Tag sind Besucher jedoch willkommen. An Arbeitstagen herrscht in den Büros arbeitsame Betriebsamkeit. Der 46. Stock ist eine für die Öffentlichkeit zugängliche Skylobby. Riesige Fensterscheiben gewähren gute Aussichten in 360°-Rundumblick. Wir mogeln uns in den 69. Stock, aber zu unserer Enttäuschung ist dort nicht viel zu sehen. Wir haben den Wachmann also umsonst ausgetrickst. Die letzten 9 Stockwerke (das Gebäude hat 78) bleiben uns vorenthalten. Aber der 46. Stock bietet eigentlich auch genug.

Hongkong Island, Causeway Bay

Nach Causeway Bay zieht es uns zur Mittagszeit, um die Noon-Day-Gun in Aktion zu sehen. Diese Gun wird täglich pünktlich um 12:00 mittags von einem Offizier abgeschossen. Sie befindet sich am Ufer der Causeway Bay Typhoon Shelter sicher umgittert. Wir sind 30 Minuten vor dem großen Augenblick vor Ort, setzen uns in den herrlichen Sonnenschein, beobachten das Hafenleben und warten. Je näher der entscheidende Moment naht, desto mehr Touris treffen ein – zu Wasser und zu Lande. Nach dem Traditionsschuß öffnen sich die Tore zur hautnahen Besichtigung der Gun.

Hongkong Island, Aberdeen

Vom Exchange Square fahren wir mit dem Bus nach Aberdeen. Mit den letzten Sonnenstrahlen schippern wir in einem Sampan durch den Hafen zwischen Fischerbooten, Sampans, Hausbooten und den Floating Restaurants. Die untergehende Sonne taucht die Szenerie in ein schönes warmes Licht. Schon mal hier, können wir natürlich an einem Abendessen in einem der Floating Restaurants nicht vorbei. Bis dahin schlendern wir über die Promenade, genehmigen uns einen Drink und beobachten das Hafenleben. Der restauranteigene Bootsshuttle chauffiert die potentiellen Gäste zu den Floating Restaurants. Von außen sehen diese ganz nett aus, aber innen strahlen sie soviel Gemütlichkeit aus wie eine Bahnhofshalle. Nebenbei bemerkt, es ist auch genauso warm wie in einer. Die Portionen sind eher übersichtlich aber teuer. Ich verlasse diesen Ort als Eisklotz. In unserer Not bewässern wir eine kleine Parkanlage auf dem Weg zur Bushaltestelle.

Hongkong Island, Repulse Bay und Stanley

Ebenfalls vom Exchange Square startet der Bus nach Repulse Bay und Stanley. Die Route über die Berge hat einiges an Straßenführung und Ausblick zu bieten. Stanley lockt am Tage mit einem großen Straßenmarkt, der zum Shopping und Feilschen verleitet. In Repulse Bay findet sich ein schöner Sandstrand, außergewöhnliche Architektur und ein überaus kitschiger Tin Hau Tempel. Bei sommerlichen Temperaturen trifft sich in dieser Bucht sicherlich halb Hongkong zum Badevergnügen gesichert durch ein haifestes Netz. Ein Hochhausgürtel rahmt die Bucht ein. Insbesondere das wellenförmige Hochhaus mit Durchguck für den Berggeist steht für moderne außergewöhnliche Architektur. Im krassen Gegensatz hierzu steht der verspielte Tin Hau Tempel am Rande des Sandstrands. Bunte, witzige und kitschige Figuren schmücken den Tempel, der bei Flut teilweise unter Wasser steht. Die ihn einrahmenden riesigen Figuren sind sicher schon aus weiter Entfernung vom Meer aus zu sehen. Bei einem Drink läßt sich auf einer der Cafe-Terassen der Sonnenuntergang hübsch beobachten und bildet so einen netten Abschluß für einen ereignisreichen Tag.

New Territories

Die KCR (Kowloon Canton Railway) bzw. die Hoover-Ferry verbinden Tsuen Wan mit Hongkong City. Die dortige Mall – Tsuen Wan Plaza – ist der ganze Stolz der Bewohner und bei Nieselwetter scheint Shopping genau das Richtige.
Den nahe gelegenen Tempel lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Sobald wir den richtigen Bus gefunden haben, ist der Weg nur noch ein Kinderspiel. Der Tempel liegt etwas erhöht über der Stadt, so daß wir ein hübsches Motiv über den Tempel und die Skyline von Tsuen Wan erhaschen. Die Tempelanlage ist sehr gepflegt und ruhig. Sie beherbergt die 3 größten Buddha-Statuen Hongkongs.
Etwas weiter westlich liegt Tuen Mun, schnell erreichbar mit der Hoover-Ferry von Central. Dies ist ein guter Ausgangspunkt für einen Rundkurs durch die New Territories. Nach Lam Tei geht’s weiter mit der LRT (Light Rail Transit). In der Nähe der LRT-Station von Lam Tei befindet sich das Miu Fat Kloster, das sich durch große Buddha-Statuen und -Abbildungen auszeichnet. Das Kloster ist prächtig bunt, aber innen ist leider jegliches Photographieren untersagt.
Das nächste Ziel heißt Kam Tin. Zunächst fahren wir mit der LRT bis nach Yuen Long. Dort müssen wir in den Bus umsteigen. Das Busfahren gestaltet sich etwas schwieriger, da die Busstationen nicht beschildert sind. Deshalb muß der Fahrer in die Bresche springen und uns rechtzeitig hinausbefördern. Nun stehen wir mitten in Kam Tin und suchen eines der alten Hakka-Dörfer der New Territories, das wir besichtigen wollen. Die umlaufende Dorfmauer grenzt das Dorf vom Rest ab. Die älteren weiblichen Bewohner stehen gerne gegen eine Apanage mit ihren eigenwilligen Hüten Modell. Gegen eine geringe Eintrittsgebühr darf der Besucher durch die schmalen Gäßchen vorbei an den alten Häusern schlendern, die bestimmt nicht die geltenden Sicherheitsvorschriften erfüllen. Photos dürfen grundsätzlich nur gegen Gebühr Menschen einfangen – alles ganz auf Touris ausgerichtet. Viel mehr gibt’s hier nicht zu sehen.
In Shatin wartet das nächste Highligt. Hierzu führt der Weg zunächst mit dem Bus nach Sheung Shui, dort Umsteigen in die KCR mit Ziel Shatin und dem Kloster der 10.000-Buddhas. Das Kloster ist bereits in der KCR-Station ausgeschildert, so daß selbst der unbedarfteste Touri den Weg dorthin finden kann. Statt der im LP beschriebenen 400 Stufen führt mittlerweile eine überdachte Rolltreppe den Berg hinauf. Im Tempel selbst sitzen angeblich 12.800 Buddhas in kleinen Schreinen an den Wänden und bestaunen die Besucher. Auf der Tempelanlage sind kleine Räume eingerichtet, deren Wände kleine Nischen für Urnen und Grabplatten aufweisen. Material und Ausstattung dieser Urnenräume erzählen etwas über den Besitzstand des Verstorbenen. Nach soviel Kultur bietet die benachbarte New Town Plaza als größte Shopping Mall das richtige Kontrastprogramm. Besonders stolz sind die Hongkonger auf die in der Mall befindliche Musikfontäne. Die Performance findet mehrere Male täglich statt, so daß es uns gelingt dem Schauspiel beizuwohnen. Es ist wirklich recht nett gemacht. Wir hatten gehofft, hier einige Mitbringsel zu finden, aber unsere Suche nach Bänkchen und Stäbchen können wir noch nicht abschließen. Wo Hongkonger ihre Haushaltswaren einkaufen, haben wir noch nicht enträtseln können.

Cheung Chau

Nach einigen Tagen in Lärm und Hektik der City ist ein Besuch der Outlaying Islands wirklich eine Erholung. Bei blitzendem Sonnenschein ist Cheung Chau sicherlich ein lohnender Ausflug. Die Fährenüberfahrt dauert 45 Minuten, dann können wir die autofreie Insel entdecken. Wegen des derzeitigen hiesigen Winters (durchschnittliche Tagestemperatur 20°) haben wir die Nebensaison erwischt. Aus diesem Grund ist nicht alles bewirtschaftet und es versammeln sich weniger Besucher. Alle Wege sind asphaltiert, aber verlaufen kann man sich hier eh nicht. Wir entdecken ein paar hübsche Buchten mit Sandstrand, klettern durch eine Cave, in der sich angeblich ein Pirat versteckt haben soll und laufen von einem Inselende zum anderen. Das gelingt einem locker während eines Tagesausfluges. Die Inselruhe tut gut nach den Menschen- und Automassen Hongkongs. Zeitweise treffen wir keine Menschenseele und hören gar dem Vogelgezwitscher zu. Zum Abschluß lassen wir uns auf der Promenade Seafood im schwindenden Tageslicht schmecken. Der Feuerwehreinsatz mit Blaulicht und Elektroautos hat zwar was spielerisches, gehört aber wohl doch nicht zum täglichen Routineprogramm. Mit dem Sonnenuntergang fähren wir wieder zurück in die City.

Lantau

Lantau ist eine der größten Inseln der Outlaying Islands. Ein MUSS ist der Besuch des Po Lin Klosters, das die größte Buddha-Statue unter freiem Himmel aufweist. Diesen Ort sollte man jedoch an Sonn- und Feiertagen bei Sonnenschein in jedem Fall meiden. Selbst an einem gewöhnlichen Wochentag sind bei blauem Himmel schon genug Touris unterwegs. Die Fährüberfahrt mit der normalen Fähre dauert 1 Stunde, mit der Hoover-Fähre 30 Minuten. Vor dem Fähranleger warten bereits einige Busse, um die Besucher zum Kloster zu bringen. Die Busfahrt in die Berge Lantau’s bietet einige hübsche Ausblicke und dauert ca. 45 Minuten bis zum Kloster. Der Buddha thront hoch oben über dem Kloster, eine lange Treppe führt hinauf zu seinen Füßen. Von der buddha-umlaufenden Terrasse blickt man über die Berge und die Klosteranlage. Die Mönche haben zwischenzeitlich ein Zubrot entdeckt und bieten in 30-minütigen Abständen ein vegetarisches Menü an, für das jeder Teilnehmer einen Coupon für die gewünschte Zeit erstehen muß. Das Essen schmeckt phantastisch, selbst Jan ist begeistert. Die Tempelanlage ist sehr gepflegt. Das verdiente Geld scheint direkt wieder für die Klosteranlage verwendet zu werden.

Dienstag, 7.01.97 – Rückflug

Wir versuchen am Vormittag vergeblich unser Gepäck beim City-Check-In der Cathay abzugeben. Der LP hinkt seiner Zeit wohl hinter her. Er existiert nämlich nur noch auf Hongkong Island und nicht mehr in Kowloon. Also deponieren wir unser Gepäck doch bis zum Abend im Hotel und begeben uns dann auf unseren geplanten Tagesausflug. Am späten Nachmittag unternehmen wir die letzten Einkäufe in Kowloon bevor wir mit unserem Gepäck den Airbus-Shuttle zum Flughafen besteigen. Wir checken frühzeitig ein und machen dann den Duty Free mit unseren letzten Mäusen unsicher. Der Flieger startet pünktlich um 23:00 Ortszeit. Der Flug verläuft ruhig. Sogar Jan kann dieses Mal gut schlafen und so landen wir relativ ausgeschlafen um 5:30 Ortszeit in Frankfurt. Die Flugzeit beträgt ca. 12 Stunden. Wir landen in eine vollkommene Winterlandschaft. In unserer Reihe sitzt ein philippinischer Seemann, der wohl zum ersten Mal in seinem Leben Schnee sieht, denn er fragt uns: “The white colour on the ground ist that snow?”.
Unser Gepäck ist mit uns angekommen, so daß wir schon um 6:30 wieder in unseren 4 Wänden befinden.

Resümee

Vietnam
Pros Cons
Land im Aufbruch insbesondere Männer pinkeln, wo sie gehen und stehen
noch der richtige Zeitpunkt für einen Besuch. Einerseits muß
man noch improvisieren, andererseits sind schon einige Annehmlichkeiten
vorhanden.
das Overchargen der Touris haben Sie an einigen neuralgische Punkten
bereits gelernt
freundliche, hilfsbereite, fleißige, schwer arbeitende
Menschen
das Government zockt bei Eintrittsgeldern und Bahnfahrt bei Ausländern
und “Obersea-Vietnamese” sozialistisch kräftig ab
Hongkong
Pros Cons
 tolle Symbiose unglaubliche Hektik und Lärm
irres Warenangebot, wenn man hier etwas nicht bekommen kann,
gibt es das Produkt nicht
ständiges Spuken