Spanien 2002

Gabi nutzt ihre freie Zeit für einen Sprachkurs, Jan kommt dann für den zweiten Teil der Reise nach. Salamanca ist Kulturhauptstadt Europas, während Gabi ihre spanisch Kenntnisse aufbessert. Am Wochenende ist die alles proppe voll. Während der Urlaubszeit überrascht uns noch Schnee eines Morgens, die verschiedenen Gebiete stellen sich sehr unterschiedlich dar. Wir stellen fest, dass es bei bescheidenem Service in der Gastronomie von Vorteil ist, wenn man Spanisch sprechen kann.

Sprachferien 06.04.2002 – 03.05.2002
Rundreise 03.05.2002 – 31.05.2002

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Inhalt

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Reiseroute

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Fotoalbum

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Die Sprachreise

06. + 07.04.2002 Anreise

Um 10:00 verabschiede ich mich von Jan und Pico und brause dem Süden entgegen. Die Sonne lacht, die Strasse ist frei, so komme ich gut voran.

Dank Jans Routenplan verschwende ich keinen Blick in den Straßenatlas. Was natürlich nur so lange gut gehen kann, bis frau diesen vorgegebenen Weg aus welchem Grund auch immer verlässt. So passiert bei Paris, wo ich wohl ein Schild missverstanden habe und mich dann in einem Stau wiederfinde. Aber bereits 30 Minuten später befinde ich mich wieder auf dem rechten Weg, ohne die Straßenkarte konsultieren zu müssen.

Am Spätnachnachmittag kommt der eine oder andere Schauer auf. Das Wetter verschlechtert sich zusehends. Kurz vor der spanischen Grenze reicht es mir und ich quartiere mich gegen 21:30 in einer französischen Auberge ein. Mit einem Glas Vin Rouge ziehe ich mich auf mein Zimmer zurück. Das Handy nutzt hier auch nicht wirklich etwas –  kein Netz – und damit auch kein Gute-Nacht-Bussi durch den Äther.

Ausgeschlafen mache ich mich am nächsten Morgen nach typisch französischem Frühstück – Café au Lait, Baguette und Croissant zum stippen – wieder auf den Weg. 1 h später lasse ich Frankreich hinter mir.

Die Carretera durch die Pyrenäen erweist sich als sehr kurvenreich durch wilde Landschaft. Danach folgt Hochebene an deren Horizont man Berge ausmachen kann und ich staune nicht schlecht – auf den Bergkämmen liegt Schnee!?!

Gegen 14:00 stehe ich in Salamanca ohne Zwischenfall vor meiner Bleibe für die nächsten
4 Wochen. Aber ich kann klingeln solange ich will – kein da. Also versuche ich mich mit dem Telefon ganz in spanisch. Das glückt. Um 16:00 soll jemand da sein, um mich hinein zu lassen. Gegen 18:00 wollen dann die Vermieter kommen. Also erkunde ich schon mal Salamanca. Die Sonne scheint zwar, aber es bläst ein kalter Wind. Die Stadt ist voller alter Steine und macht einen guten Eindruck.

Um 16:00 erscheint tatsächlich die „Hausdame“, lässt mich ein, zeigt mir mein Zimmer und geht wieder. Kurz nach 18:00 kommen die Vermieter und erklären mir den Rest: wo die Schule ist, wohin mit dem Auto und und und …

Zum Abendessen gibt es ein Bocadillo mit Käse. Ich bin ziemlich platt  und lege mich schnell ab.

08.04 – 03.05.2002 Salamanca

Sprachschule: Stundenplan

09:00 – 10.45 Grammatik mit Julián bzw. Aracelí
11:15 – 13:00 Kommunikation mit Basi
14:00 – 14:50 Kultur mit Eugenia

Am 1. Tag werden alle Neuankömmlinge einem Test unterzogen und ihrem Können entsprechend einer Klasse zugeordnet. Ich lande im mittleren Niveau. Wir sind zwischen 5 -7 Schüler in der Klasse.

Nun werde ich mit Grammatik gequält, die ich bisher weitestgehend erfolgreich vermeiden konnte. Dazu machen sich auch einige südamerikanische Abweichungen bemerkbar.

Das Verstehen wird mit der Zeit immer besser, aber den Mund mache ich dennoch nur auf, wenn ich muss. Insbesondere in der Kommunikationslektion fehlen mir die Vokabeln gleich haufenweise. Aber irgendwie geht es dann doch. In der Kulturstunde hören wir einiges über Land, Leute, Historie, Umgang und Kultur.

Die Schule befindet sich in einem alten Gemäuer direkt neben den Fakultäten der Chemie und Physik hoch über dem Rio Tormes. Vom Garten kann man einen hübschen Blick über den Rio und die römische Brücke genießen. Unter den Schülern dominieren Schweizer und Brasilianer. Dem abendlichen eigentlich eher nächtlichen Treffen schließe ich mich nur
sporadisch an. Um 23:00/ 24:00 los zu ziehen ist irgendwie nicht mehr meine Zeit.

Unterkunft

Das Zimmer ist ganz o.k., auch wenn ich mir unter einem Appartement deutlich etwas anderes vorstelle. Ich habe einen kleinen Balkon und direkt über den Flur das Bad. Auf dem gleichen Stockwerk befinden sich der Speiseraum und das Fernsehzimmer.

Mitbewohner

Lauter 18 – 20 jährige. Ich wohne in einem verwöhnten Mädchenpensionat! Die Mädels sitzen jede freie Minute vor der ohrenbetäubend lauten Glotze. Die läuft täglich bis 0:30 oder 1:30. Dann gehen sie wohl ins Bett oder ….

Außer ¡Hola! und ¡Que aproveche! wechseln wir keine wesentlichen Sätze. Sobald sie mit dem Essen fertig sind, brennt die Zigarette unabhängig davon, ob noch jemand isst oder sie wechseln über zum Fernseher. Nada mas.

Essen

Essenszeiten:
08:00 – 09:30 Frühstück
13.15 – 14:30 Comida           jeweils
21:00 – 21:30 Cena               warm!!

Fleisch habe ich abbestellen können. ¡Que suerte! Aber 2 x täglich warmes Essen kommt mir bald an den Ohren `raus, denn es gibt immer 1ro plato und 2do plato und postre, wobei 1. und 2. Gang in unserem Sinne als „Trennkost“ durchgehen könnten.

1roPlato:    Suppe oder Gemüse
2do Plato:   Salat, patatas fritas und pollo/ pescado/ empanada
Postre:        Obst oder Joghurt.

Aber am tragischsten fällt das desayuno aus: kalter Kaffee mit Milch in der Mikro erwärmen begleitet von Toast mit Margarine und Marmelade. Ich substituiere dieses meistens mit Obst und Joghurt. Erdbeeren, Grenadille und Chirimollas bereichern meinen
Speiseplan. ¡Que rico!

Salamanca

Die Stadt bietet viele Sehenswürdigkeiten. Die neue und alte Kathedrale, die Monasterien San Sebastian und Las Duenas, die alte Universität, den Kräutergarten Huerta de Calixto y Melibea, die Puente romano, die Clerecía, die Puresma, aber das absolute Prachtstück ist unbestritten die Plaza Mayor – riesig groß, eingefasst mit Arkaden und der zentrale belebte Teil der Stadt zu jeder Tages- und Nachtzeit. Daneben sind noch einige Absonderlichkeiten erwähnenswert

  • der Frosch – la rana an der Fassade der Uni sitzend auf einemTotenschädel,
  • der Astronaut und der eisleckende Löwe am Nordportal der neuen
    Kathedrale.

100te von Storchenpaaren nisten auf jedem denkbaren Gebäude Salamancas. Die Jungen sind bereits geschlüpft. Die Alten fliegen unablässig, um Futternachschub heran zu schaffen oder das Nest aufzuputzen.

Ansonsten ist es die Stadt der Studenten und Sprachschüler. Das gesamte Angebot und Nachtleben ist auf sie abgestimmt. Man geht hier frühestens um 21:00 zum Essen, ab 0:00 bzw.1:00 in die Disko oder Kneipe und in den Morgenstunden wieder nach Hause.

Das kostet mich allerdings meinen nächtlichen Schlaf. Jede Nacht ab 4:00 turnen stündlich lärmende Heimkehrer durch mein Bett. Die Häuserschluchten verstärken jedes Geräusch zusätzlich. Ich freue mich über jede Nacht, die ich durchschlafen darf.

Nach 14 Tagen habe ich alles gesehen, alle 2-3 Tage gehe ich zum Joggen auf das Unigelände und renne im Kreis. Auch die allgegenwärtigen Störche erregen nicht mehr so viel Aufmerksamkeit. Ich denke, ich hätte einen Ortswechsel vorsehen sollen, aber meine Besucher (Jan und Maritza) haben die Szene etwas aufgelockert.

Wetter

Die ersten 2 Wochen herrschte Eiseskälte inkl. Graupel und Regen. Ab Jans Wochenendbesuch wurde es warm bzw. heiß und sonnig. Die letzten Tage gestalteten sich wieder kälter mit etwas Regen.

Wochenende 18.04. – 21.04.2002 Jan zu Besuch

Am Donnerstag ziehe ich nach der Schule ins Hotel um, denn in einem Mädchenpensionat dürfen natürlich keine Jungs übernachten.

Ich hole Jan kurz vor 22:00 in Madrid am Flughafen ab, aber Iberia macht ihrem Namen alle Ehre und kommt mit 45 Minuten Verspätung an. Gegen 1:00 erreichen wir Salamanca und fallen direkt ins Bett.

Ich gehe Freitag brav in die Schule, Jan schläft aus und geht auf Sightseeing Tour, die wir am Nachmittag gemeinsam fortsetzen. Am Samstag (20.04.2002) unternehmen wir einen Ausflug in die Sierra de la Peña de Francia. Wir verschaffen uns zunächst einen Überblick vom Monasterio Peña de Francia, das auf 1.732 m wie ein Vogelhorst wirkt. ¡Dort finden wir sogar noch Schneereste!

Das Kloster wirkt sehr düster und ähnelt eher einer Kaserne, aber der Blick ist wirklich umwerfend. Die Strasse hinauf windet sich in engen Kurven durch „Geisterwald“, der für eine ganz eigene Stimmung sorgt. Einige Km weiter liegt La Alberca, ein hübsches kleines
Bergdorf mit engen Gässchen und hübschen Häuschen. Auf der idyllischen Plaza Mayor gönnen wir uns einen Imbiss, der jedoch sehr üppig ausfällt mit 2 Raciones surtido und 1 Racion queso. Ich habe mich offensichtlich missverständlich ausgedrückt. Wir packen die Reste ein, so hat Jan noch jamon und chorizo für zu Hause.

Hinter La Alberca führt die Strasse über einen Pass und windet sich ins Valle de las Batuecas hinab in der Extremadura. Der Abstecher in die Extremadura fällt nur kurz aus, dann hat uns Castilla y León wieder.

Wir besuchen nun das mittelalterliche Miranda del Castañar dessen Ambiente dem La Albercas ähnelt, jedoch mit viel weniger Touris! Das Dorf besteht wohl nur aus alten Menschen. Die alten Männer sitzen tratschend vor der Kirche und die alten Frauen strickend, häkelnd oder stickend in den Hauseingängen.

Nach einer kurzen Kaffeepause machen wir uns wieder auf den Rückweg nach Salamanca. Dort verwöhnen wir uns mit leckerem Abendessen. Diese Nacht schließen wir das Fenster, so bleibt der Lärm draußen. Am Sonntag (21.04.2002) nähern wir uns Madrid bis zum
Abend etappenweise.

Den 1. Stop legen wir in Ávila ein. Die Stadtmauer umgibt das Städtchen vollständig und kann etwa auf ¼ begangen werden. Ein sehr eindrückliches Bauwerk. Auch hier sieht man überall Störche. Verglichen mit Salamanca, wo man an Wochenenden kaum einen Fuß vor den anderen setzen kann, da Touris alles verstopfen (das ist der Tribut, wenn man Europäische Kulturhauptstadt 2002 ist), hält sich der Touristrom hier in Grenzen. Wir
stärken uns mit einem Bocadillo und fahren weiter nach Segovia. Der Alcazar und das Äquadukt sind ein MUSS. Wir beschließen den Ausflug mit einem Kaffee auf der hübschen Plaza Mayor und dann nichts wie nach Madrid.

Die Zeit drängt zwischenzeitlich. Wir geraten in einen Megastau und Jan verpasst den Flieger ¡Que pena! Er bucht um auf Montag morgen und sich in ein nahes Hotel ein. Ich fahre mit etwas schlechtem Gewissen zurück nach Salamanca. Ein etwas unglückliches Ende für solch ein schönes Wochenende!

Dienstag 23.04.2002 Ciudad Rodrigo, Tag der Bücher – Regionaler Feiertag in Castilla y León

Auf und um die Plaza Mayor werden Bücher an Ständen verkauft. Es wimmelt vor Menschen. Ich flüchte in die Ciudad Rodrigo.

Nach 1 h Fahrzeit habe ich das ruhige hübsche Städtchen nahe der portugiesischen Grenze erreicht. Die Sonne sticht, so dass die kurze Hose ausreicht. Ich schlendere durch die Gassen. Die Plaza Mayor ist ein hübscher Fleck, um sich bei einem Cortado von der Autofahrt zu erholen und Leute zu beobachten. Vor einer Kirche sammeln sich Menschen in Trachten, besonders die Frauen in ihren bunt bestickten traditionellen Trachten sind eine Augenweide.

Die Stadt ist ebenfalls vollständig von einer Stadtmauer umgeben, die ¡völlig kostenfrei! begangen werden darf. Für den Rundgang benötigt man ca. 30 Minuten. Im Kastell befindet sich heutzutage ein Parador, der alt und neu harmonisch und perfekt miteinander verbindet.

Am Nachmittag mache ich mich wieder auf den Rückweg, unternehme jedoch noch einen Abstecher nach Ledesma. Ich wähle die Strecke über Land, die über eine schmale einspurige Strasse durch Felder, Höfe und Pueblocitos führt. Sehr idyllisch. Herden schwarzer Schweine, dem sogenannten cerdo iberico, dürfen natürlich im Landschaftsbild nicht fehlen.

In Ledesma gibt es nicht wirklich viel zu sehen. Hoch über den Ufern des Rio Tormes gelegen, kann man eine römische Brücke bewundern und sich die Gesellschaft alter Männer einhandeln. Eine Gruppe alter Männer sitzt in einer Parkanlage mit Blick auf den Rio Tormes und freuen sich natürlich über jede Abwechslung, die ihnen ein Touri bringt. Mich begleitet so ein altes Modell rund um den Häuserblock, der wie eine Klette an mir hängt, so dass ich diesen Ort sobald möglich fluchtartig verlasse.

Wochenende 26.04. – 28.04.2002 Ávila, Sierra Candelario mit Maritza

Freitag nachmittag direkt nach der Schule fahre ich nach Ávila und beziehe das vorgebuchte Hostal. Ich habe noch etwas Zeit durch die Gassen zu schlendern, bevor ich gegen 22:00 Maritza in Madrid abhole. Kurz nach 0:00 kommen wir in Ávila an und fallen direkt ins Bett.

Samstag schlafen wir aus, organisieren uns dann in einem Café Frühstück bevor wir gemeinsam die Stadt erkunden. In einer Mischung aus Sightseeing und Shopping vertreiben wir uns den Tag. Zur Comida kehren wir ins Hostal zurück, dass bekannt ist für seine gute und preiswerte Küche. Die Gasträume sind voller Spanier! Wir ergattern trotzdem einen Tisch und können die Küche nur weiter empfehlen. Menu mit ½ Liter Wein für 12 EUR!

Zum Sonnenuntergang bewaffnen wir uns mit Rotwein, Brot, Käse, Tomaten und Oliven, begeben uns zum Aussichtspunkt Cuatro Postes, um auf die Dunkelheit zu warten. Die angestrahlte Stadtmauer muss einfach auf Platte gebannt werden.

Für Sonntag morgen stellen wir den Wecker. Die Sierra de Candelario wartet. Wir fahren durch landschaftlich reizvolle Gegend, Pässe hinauf und hinunter bis wir schließlich bei La Plataforma (ca.
auf 1.800 m) das Deadend erreicht haben. Wir rüsten uns. Ab sofort geht’s nur noch zu Fuß weiter. Die Laguna Grande soll das Ziel sein. Der Parkplatz ist bereits gut besetzt, einige präparieren die Tourenski. ¡Neid kommt auf!

Und tatsächlich wandern wir weite Strecken durch Schnee und Matsch. Spanische Gämsen säumen den Weg. Gar nicht scheu beobachten sie die ambitionierten Wanderer. Die Wiesen blühen gelb und lila, sobald sie schneefrei sind. Auch hier sind Krokusse die ersten Frühlingsboten. Etwa ½ h vor der Lagune suchen wir uns einen aussichtsreichen Picknickplatz. Der Rest des Weges liegt wie die Lagune noch völlig unter Schnee. Deshalb beschließen wir hier zu rasten und anschließend umzukehren. Unsere leichten Hikingschuhe haben den Kampf gegen Matsch und Schnee bereits aufgegeben. Die Füße werden zunehmend nasser.

Die Tourenskigänger erreichen einer nach dem anderen den Pico de Almanzor 2.592 m. Die Abfahrt sieht jedoch nicht so begeisternd aus aufgrund der nassen Schneeverhältnisse.

Zurück am Auto legen wir unsere Füße trocken und machen uns wieder stadtfein. Wir legen einen weiteren Zwischenstopp im pittoresken Bergdorf Candelario ein. Enge Gassen mit Wasserrinnen am Rand, hübsche Häuschen und eigenwillige halbe Holztüren vor der Haustüre (die Tür vor der Tür) zeichnen das Pueblo aus.

Am Abend fahren wir in Salamanca ein.

Feiertag 30.04. – 01.05.2002 Sierra de Francia mit Maritza

Direkt nach der Schule verlassen wir Dienstag Nachmittag Salamanca in südlicher Richtung mit Ziel La Alberca. Wir beziehen dort das vorgebuchte Hostal.

Um die klare Sicht auszunutzen, fahren wir dann zum Peña de Francia hinauf. Aussicht und Stille genießen wir bei frischem Brot, Käse, Tomaten und Tinto. Auf dem Rückweg hält uns doch tatsächlich eine Polizeikontrolle an. Sie kontrollieren die Papiere, ermahnen uns beim Fahren nicht zu essen und das war’s. Den Tinto in der Thermoskanne entdecken sie Gott
sei Dank nicht.

Die letzten Sonnenstrahlen nutzen wir zu einer Copa Tinto auf der Plaza Mayor La Albercas. Die spielenden Kinder liefern das Unterhaltungsprogramm dazu.

Wir stehen Mittwoch beizeiten auf, es hat deutlich abgekühlt und fahren ins Valle de las Batuecas hinunter. Am Monasterio stellen wir das Auto ab und begeben uns auf die Suche prähistorischer Zeichnungen im Fels. Noch ist es recht still. Wir begegnen nur wenigen anderen Wanderern. Die Grotte mit den prähistorischen Zeichnungen finden wir mit fremder Hilfe. Die
Ausschilderung ist echt spanisch! Für die Zeichnungen benötigt man jedoch reichlich Phantasie, um überhaupt irgendetwas erkennen zu können.

Auf dem Rückweg zum Auto legen wir am Bach eine Picknickrast ein und genießen das Flussgemurmel. Zwischenzeitlich strömen die Menschenmassen über den schmalen Pfad. Der Parkplatz ist nun brechend voll. Wir machen wieder einen Stellplatz frei und setzen unsere Fahrt nun über die kleinen Dörfer der Sierra de Francia fort. Die Dörfer ähneln sich alle sehr. Ein Unterschied besteht allenfalls in der Existenz oder Anzahl der touristischen Einrichtungen.

Wochenende 03.05. – 06.05.2002 Segovia, El Escorial, Sierra de Guadarrama

Freitag Nachmittag, ich schwänze die Kulturstunde, verlassen wir Salamanca endgültig mit Ziel Segovia. Für den Alcazar reicht die Zeit gerade noch aus. Die Nacht gestaltet sich vor allem super-laut, die Discogänger stehen denen Salamancas in nichts nach.

Am nächsten Morgen verlassen wir etwas übernächtigt fluchtartig diesen gastlichen – kalten und lauten – Ort. Die Scheiben der Autos sind gefroren! ¡4°C! Für eine Stippvisite Madrids reicht die Zeit gerade so aus bis Maritza zum Flieger muss. Wir nehmen das Frühstück auf der Plaza Mayor in der wärmenden Sonne sitzend. Diese Plaza enttäuscht doch etwas – im direkten
Vergleich zur Plaza Mayor in Salamanca. Anschließend besuchen wir den Palacio Real. Zu mehr reicht die Zeit leider nicht aus. Ich setze Maritza am Flughafen ab.

Wieder alleine fahre ich zum El Escorial, der mir in meiner Sammlung noch fehlt, da er beim letzten Madridbesuch wegen der Anwesenheit des Königs geschlossen hatte und nur von außen betrachtet werden konnte. Der königliche Sommerpalast beeindruckt durch Größe und Pracht. Insbesondere die Bibliothek ist unbedingt empfehlenswert. Vom „El Sillo de Filipe
II“ hat Felipe II anno dunnemals den Baufortschritt des Palastes beobachtet. Heute kann man hier einen hübschen Blick auf den Palast genießen und die ihn umgebenden Berge.

Ich fahre weiter in die Sierra de Guadarrama und miete mich in Cercedilla in einem Hostal ein. Zum abendlichen Tinto setze ich mich in die Bar, in der Einheimische einen Stierkampf am Fernseher gebannt verfolgen. Mit Ende des Kampfes leert sich die Bar sichtlich.

Am Sonntag lässt mich das Wetter leider im Stich. Es regnet. So fällt meine geplante Wanderung ins Wasser. Ich plane kurz entschlossen um und besuche das Schlösschen El Real Manzanares.

Von außen eine Burg und innen hübsch restauriert. Im benachbarten Parque Regional La Pedriza komme ich doch noch auf meine Kosten. Unbeeindruckt von einzelnen Schauern wandere ich den Fluss entlang und durch die Felsen hinauf. Eine hübsche Kulisse und kaum Menschen. Die Spanier entpuppen sich ebenfalls als fleißige Wanderer. Insbesondere am Parkplatz sehe ich gut ausgerüstete Gruppen mit Rucksack.

Auf der Rückfahrt nach Cercedilla unternehme ich einen Abstecher zum Puerto de Navacerrada, einem kleinen Skigebiet auf gut 1.800 m Höhe. Leider liegt alles im Nebel.

Den Abend beschließe ich wieder mit Tinto und Tagebuch in der Bar, die wieder voller Einheimischer steckt, die dieses Mal enthusiastisch ein Fußballspiel verfolgen. Gegen 10:00 leert sich die Bar, alle gehen heim…

Montag morgen, die Sonne blinzelt in mein Zimmer. Dennoch beginne ich den Tag gemütlich lesend im Bett. Gegen 10.30 nehme ich das Frühstück. Um 11:00 verlasse ich Cercedilla bei herrlichem Sonnenschein. Aber sobald ich mich den Bergen zuwende, gewinnen die Wolken die Oberhand. In Puerto Navacerrada auf 1.880 m hat es noch 1°C und Tau. Das Skigebiet sieht auch nicht
so aus, als ob wir nächste Skisaison dringend hierher müssten.

Also gucke ich mir noch Valdesqui  an, dessen Skigebiet größer sein soll. Valdesqui, ebenfalls um 1.900 m besteht aus 5-6 Sesselliften und einem Riesenparkplatz. Außerdem hängen die Wolken sehr tief bei 0°C. Die Hänge glitzern teilweise weiß. Ansonsten kein Mensch da.

Die weitere Fahrstrecke führt jedoch wildromantisch durch dichten Pinienwald mit wegelagernden Kühen. Ich fahre so ziemlich alle Pässe der Gegend ab, ehe ich mich gen Madrid wende, um Jan abzuholen.

Rundreise 06.05.2002 – 01.06.2002

Montag 06.05.2002 Madrid – Cuenca

Ich finde mich en punto am Flughafen Madrid ein. Jan‘s Maschine landet pünktlich und mit einigen Hindernissen finden wir uns auch. Den richtigen Weg aus dem Madrider Umfeld zu erwischen kostet uns einige Zeit, aber schließlich gelingt es doch.

Kurz vor 20:00 checken wir in Cuenca im vorreservierten Hotel ein. Es regnet. Wir gehen bald an die Hotelbar und dann ins Restaurant. Das Essen schmeckt uns ausgezeichnet. Jan versucht sich am Cochinillo (eine Art Spanferkel), gibt jedoch vorzeitig auf.

Dienstag 07.05.2002 Cuenca, Albarracín

Regen, Regen, Regen …

Wir absolvieren die casas colgadas (hängende Häuser) im Eiltempo.

Cuenca könnte so nett sein, wenn es nicht gerade Bindfäden regnete. Wir entschließen uns, das Notwendigste einzukaufen und dann Richtung Osten zu starten.

30 Km östlich in den Bergen liegt die ciudad encantada, die verwunschene Stadt, die wir ebenfalls im Schnelldurchgang absolvieren. In dieser Höhe hat sich der Regen mit Schnee angereichert. Die Steinformationen sind wirklich klasse, aber die Witterung lädt wahrlich nicht zum Verweilen ein. Also setzen wir unsere Fahrt 1 h später ostwärts fort.

Jan scherzt noch über die fehlenden Schneeketten, aber bald finden wir uns im Schneematsch wieder. Die Montesi universales zeigen sich im weißen Kleid bis auf 1.300 m hinunter. Die Passstrasse verläuft abenteuerlich einspurig und holperig, aber immerhin asphaltiert, durch wildromantische Berglandschaft. Warum nur haben wir die Tourenski nicht dabei?

In Albarracín auf 1.182 m jedoch regnet es wieder Bindfäden. Wir mieten uns in einer hübschen Pension mit spektakulärem Gorgeblick ein, dann kümmern wir uns um unser leibliches Wohl. Direkt an der Plaza Mayor finden wir eine kleine Taverna, die geöffnet hat. Der Wirt macht zwar nicht den Eindruck, als ob er wild sei auf neue Gäste, da wir ihn bei seinem eigenen Essen stören. Das Essen und der Wein schmecken trotzdem vorzüglich bei ausgezeichnetem Preis-/ Leistungsverhältnis. Der Rundgang durch das hübsche mittelalterliche Dorf fällt ob der Witterungsverhältnisse recht kurz aus. Jan zieht es zurück ins Zimmer zum Aufwärmen und ich versuche noch ein paar Dorf- und Stadtmaueransichten auf Platte zu bannen. ¡Wetter hin oder her! Den Abend verbringen wir gemütlich bei Tinto und Canasta.

Mittwoch 08.05.2002 … auf den Spuren Don Quijotes …

Die Wolken hängen noch tiefer als gestern, es regnet nach wie vor, aber von Schnee ist wenigstens nichts mehr zu sehen. Die Temperatur scheint etwas höher zu sein. Gegen 10:30 nehmen wir Fahrt auf.

In Teruel legen wir 30 km später einen Zwischenstopp ein. Mujedartürme stehen zur Besichtigung an. Einen dieser maurischen Stadttürme kann man auch besteigen. Wir stehen pünktlich zum Messegebimmel neben den Glocken. Ein echter Angriff auf das Trommelfell. Aber die Aussicht auf die Stadt kann sich durchaus sehen lassen.

1 h später sitzen wir wieder im Auto. Die Windmühlen warten.

Gut 200 Km weiter südwestlich ködert Belmonte mit denkmalgeschützter Altstadt, vollständiger Stadtmauer und über allem thronender Burg die Touris. Die Altstadt sieht ganz nett aus mit den überwiegend weiß gekalkten Häusern. Wir stellen jedoch einige Unterschiede zu unseren bisherigen mittelalterlichen Dörfern fest, denn die Strassen sind breiter und weniger verwinkelt. Alles sieht etwas großzügiger aus. Das imposante Kastell hat leider gerade geschlossen, es öffnet erst wieder um 17:00 seine Pforten für Besucher. So lange wollen wir nicht warten, denn die Windmühlen …

In Mota del Cuervo geht es dann endlich los. Hübsche weiße Windmühlen zieren das Feld und das graue Himmelseinerlei. Es gelten amerikanische Verhältnis, denn man kann bis ans Objekt heranfahren und bräuchte nicht mal auszusteigen für das unvermeidliche Photo. Bei den Witterungsverhältnissen eigentlich ganz angebracht. Jedenfalls sorgen die Windmühlen für eine nette Stimmung.

Ein paar km weiter stehen in Campo de la Criptana gleich doppelt so viele Mühlen herum, die teilweise ins Dorf integriert sind. Freistehend gefallen sie mir eigentlich besser. Eine darf auch ¡gebührenfrei! besichtigt werden. Und das trotz Bussen voller Touris.

In Consuegra, weitere 50 km entfernt, stehen ebenfalls viele Windmühlen auf einem Hügel eine Burg flankierend. Die Besuchszeit dieser Burg endet bereits um 17:30. Wie soll sich ein Touri nun auf derart variierende Öffnungszeiten einstellen? So bleibt uns nur die Außenansicht im Ensemble mit den Windmühlen. Der Platz für die Mühlen ist offensichtlich bestens gewählt, denn zum Regen gesellt sich hier auch noch ordentlich Wind. Obergemütlich!

Wir frischen in Consuegra unsere Vorräte auf, dann setzen wir unsere Fahrt gen sonnigem Süden fort. In Puertollano betten wir uns für die Nacht.

Donnerstag 09.05.2002 Cordóba

Der Himmel zeigt sich immer noch im grauen Kleid, aber immerhin regnet es nicht.
Zunächst …

Kurz nach 10:00 sitzen wir wieder im Auto. Unser Ziel Cordóba befindet sich in 200 km Entfernung. Endlose Olivenhaine begleiten unsere Fahrt. Irgendwo muss das ganze Olivenöl ja wachsen! Die Dörfer zeichnen sich jetzt durch weißgekalkte Hauswände aus. Ein letzter Bergzug dann fahren wir hinunter nach Cordóba.

Auch hier zeigt sich der Himmel bedeckt, aber momentan trocken und vor allem wärmer. Während der Suche nach unserem gestern vorgebuchten Hostal verlieren wir uns in den kleinen Gässchen, die häufig ganz ohne (für uns) sichtbaren Namen daher kommen. Der Stadtplan im Reiseführer hilft auch nur bedingt. Aber schließlich gelingt uns die Orientierung. Das Hostal gefällt uns mit Patio im maurischen Stil recht gut. Nun muss nur noch das Auto einen sicheren Platz finden. Mithilfe eines Polizisten gelingt auch dieses … 1 h später. Die Tiefgarage liegt zwar einen 20 minütigen Fußmarsch vom Hostal entfernt, ist dafür aber 24 h bewacht. Hier sicher nicht verkehrt.

Auf dem Rückweg zum Hostal gönnen wir uns ein ausgiebiges Mittagessen, dafür regnet es wieder als wir aufbrechen. Den Nachmittag verbringen wir mit Housekeeping und schlendernd durch das Judenviertel.

Zur Zeit findet in Cordóba das Festival der Patios statt. D.h. viele Patios sind offen, können besichtigt werden und in ihnen wird teilweise kulturelles Abendprogramm angeboten – kostenfrei! So soll es um 22:00 in einem Patio eine Flamenco-Darbietung geben. Wir finden uns pünktlich in besagtem Patio ein, aber aufgrund der Witterungsverhältnisse fällt alles aus. ¡Que pena! Alternativ versuchen wir im Tabloa Cardenal in die Flamenco-Show zu gelangen. Immerhin können wir für morgen Karten erstehen.

Mich drängt es nun mächtig in die Fliesenabteilung. Montezuma scheint erwacht. Mal sehen, wie ich ihn beschwichtigen kann.

Freitag 10.05.2002 Cordóba ff.

Ausgeschlafen machen wir uns auf den Weg, das Judenviertel, die Mesquita und die Römerbrücke tourimäßig zu erforschen. Der Himmel zeigt sich nach wie vor grau in grau, aber es bleibt wenigstens trocken. Gegen Abend tauchen sogar ein paar blaue Wolken auf.

Wir schlendern durch die schmalen verwinkelten Gassen, die mehr oder minder touristisch kontaminiert sind. Die Mesquita beherbergt Moschee und Kathedrale zugleich, denn die Spanier versuchten die Moschee in eine Kathedrale umzuwandeln. Daraus entstand eine interessante Mischung, in der aber das maurische durch die beeindruckenden Bogengänge eindeutige Zeichen gesetzt hat. Mich stören die christlichen Elemente in diesem Umfeld eher. Riesige Tourigruppen touren durch das Gemäuer.

Anschließend ziehen wir über die alte Römerbrücke zum Torre de la Calahorra. Auf der Brücke humpelt ein alter Hund, der wohl zu niemandem gehört. Noch halten alle Autos und umfahren ihn. Ob er den Tag wohl überlebt? Im Torre befindet sich ein Museum, das das mittelalterliche Denken der Muslime, Juden und Christen vermittelt. Hochtechnisch ausgestattet kann eigentlich fast jeder Besucher für sich etwas mitnehmen. Nett und informativ.

Wir schlendern noch weiter durch die Gassen, gönnen uns ein ausgiebiges Mittagessen und nehmen die Atmosphäre auf.

Am Abend besuchen wir um 22:30 die gebuchte Flamenco-Show. Reine Touriveranstaltung, aber dennoch ganz gelungen.

Samstag 11.05.2002 Zafra

Blauer Himmel und Sonnenschein! Increible!

Gegen 12:00 haben wir es endlich geschafft mit dem Auto am Hostal vorzufahren. Die „Einbahn“-Gässchen haben es in sich. Ein Mal falsch abgebogen und schon hat man keine Chance mehr in diesem Einbahnstrassengewirr.

Kurz hinter Cordóba besichtigen wir die Ausgrabungsstätte Madinat al-Zahra, die den Berbern zum Opfer fiel. Seit ca.10 Jahren buddeln und rekonstruieren die Archäologen bereits mit EU-Geldern. Deshalb haben EU-Bürger hier freien Eintritt! Einiges wurde bereits freigelegt, aber es stecken bestimmt noch weitere Jahrzehnte Arbeit darin, um diese Stätte vollständig zu rekonstruieren.

Auf schmaler Landstrasse fahren wir weiter durch bunte und blühende Olivenhaine. Eine wahre Augenweide. Wir setzen uns mitten in die bunte Wiese, um zu picknicken. Die Ameisen lenken wir mit kleinen Abfallresten ab, so lassen sie uns in Ruhe.

Am Spätnachmittag erreichen wir Zafra. Es wird auch Klein-Sevilla genannt wegen seiner weißen Häuser, den schmalen Gassen und den hübschen Plätzen.

Am Abend geht der Punk ab. Die Plaza Grande, an der sich unser Hotel befindet, mutiert zur Open-Air-Disco. In den meisten Gaststätten finden Gesellschaften statt, die was auch immer zu feiern haben.

Das verspricht ruhige Träume …

Sonntag 12.05.2002 Zafra ff.

Gegen 10:30 sitzen wir vor unserem Hotel auf der Plaza Grande in der Sonne beim Früh-stück. Nach einiger Überredungskraft gelingt es den Hotelier dazu zu bewegen, Tisch und Stühle draußen aufzustellen.

Die Nacht verlief wider Erwarten erträglich, allerdings hatten wir vorgesorgt und alles verrammelt. Die Plaza wurde bereits gereinigt, so dass alles wieder wie neu aussieht. Denn die Spanier lassen insbesondere in Kneipen einfach alles fallen.

Im Oficina del tourismo werden wir sehr hilfsbereit mit Faltblättern, Heftchen und Karte ausgestattet. Nun verfügen wir über einen Stadtplan von Zafra und können gezielt die fehlenden Highlights ansteuern. Die 2 Stadttore sind schnell gefunden, dann zieht es uns in die weitere Umgebung ins gut 40 Km entfernte Jerez de los Caballeros.

Dort ist heute Fiesta angesagt, was zu einem mittelschweren Verkehrschaos führt. Die „regelnden“ Polizisten tun ihr Möglichstes, um diesen Zustand weiter auszubauen. Der Ort weist eine schöne Burg mit Ausblick, hübsche Kirchen und enge Gässchen auf. An der Plaza España lässt es sich gut rasten und stärken.

Für die Rückfahrt wählen wir eine kleine lokale Strasse, die in erbärmlichem Zustand ist. Schlagloch an Schlagloch, rechts und links Olivenhaine, Weinfelder und Weiden mit Kühen, Schafen oder iberischen ¡schwarzen und kleineren! Schweinen oder wie Jan sagen würde: „Mmmh, lecker!“.

Gegen 16:00 sind wir wieder in Zafra. Jan zieht es ins Hotel und mich noch ein wenig in die Natur. Ich finde neben dem Nachbarort ein Wäldchen mit einem 1-stündigen Rundkurs.

Am Abend gönnen wir uns das Abendessen sehr stilvoll im Parador. Jan hat hierfür seine beste schwarze Jeans bemüht. Wir beschließen den Abend lauschig auf der Plaza Grande bei einer Flasche Tinto.

Montag 13.05.2002 Mérida

Um 11:00 verlassen wir Zafra mit Ziel Mérida, das nur gut 60 Km entfernt liegt.

1 h später sitzen wir bereits im Hostal in Mérida. Wir deponieren nur unsere Rücksäcke, parken das Auto, dann sind wir bereit für alte römische Steine. In Mérida gibt es die meisten und besterhaltensten römischen Hinterlassenschaften Spaniens.

Wir beginnen mit der Römischen Brücke, die 792 m lang ist und auf unglaublichen 60 Granitbögen fußt. Die erste Brücke dieser Art, die tatsächlich für den Autoverkehr gesperrt ist. Auf der stadtzugewandten Seite schließt sich der Alcazar an, oder besser was davon noch übrig ist. Für den Publikumsverkehr sind kaum mehr als die Grundmauern freigegeben. In den etwas besser erhaltenen Gebäuden hat sich die Stadtverwaltung eingenistet – kein Zugang für Normalsterbliche. Die Öffnungszeiten der Highlights orientieren sich, wie nicht anders zu erwarten, jenseits der Siesta. So nehmen wir das Mittagessen an der Plaza España ein, denn Amphitheater und Theater öffnen erst wieder um 16:00.

Das Äquadukt Los Milagros kann dagegen ohne Einschränkungen besucht werden. Auf den obersten Stelen dieses imposanten Bauwerks hat sich eine Reihennestsiedlung Störche niedergelassen, die alle Schnäbel voll zu tun haben, ihre Brut zufrieden zu stellen.

Über die Stadt verteilt finden sich noch ein paar kleinere Ausgrabungen, die mehr oder weniger sehenswert sind, wie z.B. der Templo Diana. Aber als Lückenfüller taugen sie in jedem Fall.

Endlich ist es soweit. Das Amphitheater lässt uns ein. Amphitheater und Theater liegen
direkt nebeneinander. Wir sind etwas enttäuscht, denn von den Rängen ist nicht mehr gar viel erhalten. Das kenne ich aus der Türkei besser. Die Ränge des Theaters wurden künstlich, aber antik aussehend nachgebaut, denn es werden in dieser Kulisse nach wie vor kulturelle Veranstaltungen abgehalten. Im benachbarten Casa Anfiteatro finden sich einige wunderschöne Bodenmosaike.

Wir laufen weiter zum Circo. Der befindet sich allerdings in noch erbärmlichem Zustand. Die Ausgrabungen laufen wohl gerade erst so richtig an. Das benachbarte Acueducto San Lázaro hingegen lohnt schon eher den Fußmarsch.

Wir bummeln zurück durch die Einkaufsstrassen ins Hostal mit einem Abstecher zum Parador, der sich in einem ehemaligen Konvent befindet. Im Hostal-Innenhof genießen wir noch etwas die Sonne und relaxen bis wir wieder auf die Piste gehen können.

Das Abendessen lassen wir uns unter Efeu vor der Casa Bendito gut schmecken. Vor Vamps sind wir diese Nacht in jedem Fall sicher. Sowohl die Shrimps als auch die Champignons waren mit einer Überdosis Knoblauch versehen.

Dienstag 14.05.2002 Cacéres

Ups, der Himmel hängt voller Wolken. Wir gehen erst mal frühstücken und in der Markthalle einkaufen. Dann haben die blauen Wolken wieder die Oberhand gewonnen.

Wir fahren etwa 70 Km weiter nordwärts nach Cacéres. Die Landschaft sieht streckenweise so aus, wie man sich landläufig die Extremadura so vorstellt – weites Land, Wiese mit gestreuten Olivenbäumen, ab und zu eine Burg am Wegesrand. Aber zwischendurch setzen sich doch leuchtend gelbe und lila Blumenwiesen durch.

Um 12:00 beziehen wir das Hotelzimmer in Cacéres unweit der Ciudad Monumental und der quirligen Plaza Mayor.

Wir nutzen die Zeit vor der Siesta und schlendern durch die schmalen Gassen der mittelalterlichen Altstadt, die überwiegend Kirchen, Klöster und Palacios beherbergt. Die Palacios befinden sich erstaunlicherweise fast alle noch in privater Hand, obwohl kaum jemand darin wohnt. In den Gassen schwirren die Schwalben und auf den Dächern hausen die Störche.

Mit Beginn der Siesta um 14:00 ziehen wir uns an die Plaza Mayor zum Mittagessen zurück. Hier sitzen wir zwar ganz nett im Freien, das Essen fällt jedoch eher mittelmäßig aus. Den Spätnachmittag verbringen wir schlendernd in Alt- und „Neu“stadt. Selbst zum Abendessen kann man hier noch draußen sitzen. Der hiesige Schafs- und Ziegenkäse, insbesondere la torta, munden ausgezeichnet.

Altstadt

Mittwoch 15.05.2002 Plasencia

Für ein Frühstück im Hotel ist es zur spät. Jan kam mal wieder nicht aus den Federn. Aber in einem Café an der Plaza Mayor sind sie auch auf Spätaufsteher eingestellt.

Wir holen das Auto aus dem Parkhaus und machen uns auf den Weg nach Plasencia über den Parque Nacional Monfragüe. Der NP ist bekannt für seine Greifvögel, auch wir können sie bewundern und schießen (mit der Kamera).

Mittags gönnen wir uns ein Picknick im Schatten, zur Verdauung versuchen wir uns an einem Trail. Irgendwann verlieren wir die Markierung – oder sie fehlt einfach – wir finden jedenfalls nicht mehr den rechten Weg und gehen deshalb den gleichen Weg zurück.

Weiter geht es dann mit dem Auto. Kurz vor Verlassen des NP entdecken wir sogar noch einen schwarzen Storch mit dem Ferngucker.

In Plasencia angekommen und eingemietet, schaffen wir gerade so vor Toresschluss den Besuch der Kathedrale.

Abends will Jan eine regionale Spezialität probieren, nämlich Zickleinkeule aus dem Ofen, unser Hotel-Restaurant hat so was auf der Karte, aber leider nicht in der Küche (ist aus). Die Alternative heißt Zicklein in Knoblauch – auch sehr lecker, aber eine ziemliche Puhlerei. Meine Speisewahl ist weniger kompliziert, der ungewöhnliche Orangensalat ¡als Vorspeise! ist jedenfalls klasse. Zur Verdauung schlendern wir durchs nächtliche Plasencia, bannen die beleuchtete Stadtmauer und ein Stadttor auf Platte und statten dem Parador einen Besuch ab. Der Parador ist in einem wunderschönen alten stilvoll restaurierten Kloster untergebracht. Im Kreuzgang nehmen wir die Gute-Nacht-Drinks.

Morgen planen wir über Ávila nach Coca zu fahren.

Donnerstag 16.05.2002 … unterwegs …

Frühstück gibt es an der Plaza Mayor. Dann besorgen wir uns ein neues Abblendlicht in einer Fiat-Vertragswerkstatt – was heißt bloß Abblendlicht auf spanisch? Zum Plasencia-Abschluss stürmen wir den Carrefour – eine spanische Warenhauskette.

Durch das Valle de la Vera fahren wir hinauf zum Monasterio Yuste. Dort verbrachte Carlos V. seinen Lebensabend. Das Kloster beherbergt einen geschlossenen Orden, die Räume des spanischen Königs können jedoch im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Das Kloster nett am Hang gelegen, bietet einen hübschen Blick über das Tal.

Weiter geht es über eine schmale Passstrasse hinüber ins Valle del Jerte. Sowohl das Valle de la Vera als auch das Valle del Jerte säumen Hunderte von Kirschbäumen, die jetzt lachsrot leuchten. Zur Blütezeit muss dies einem weißen Meer gleichen. Wir erstehen in einem Dorf an der Strasse eine Stiege Kirschen als Wegzehrung.

Dann starten wir über den Puerto Tornavaca (was soviel heißt wie Ort an dem die Kühe umkehren) auf 1.275 m durch nach Ávila. Gegen 15:30 erreichen wir Ávila und kehren zu einem späten Mittagessen gerade noch rechtzeitig im El Rastro ein. Mmh, muy rico! Gut gestärkt können wir nun noch die Strecke bis Coca bewältigen. Dort wartet eine mächtige Burg im Mudejarstil auf uns.

 

Gegen 17:30 taucht die imposante Burg vor uns auf. Sie darf in Eigenregie besichtigt werden. Wir steigen die diversen Türme hinauf und hinunter, entdecken wunderschöne Turmzimmer, Mosaike und Wandmalereien. Der arabische Einfluss ist unverkennbar.

Wir finden in Coca sogar eine sehr passable Unterkunft in einer Posada. Das scheinen die einzigen Betten vor Ort zu sein. Das Bad ist mit einer Blubber-Badewanne ausgestattet, die wir natürlich unverzüglich ausprobieren müssen. Porentief rein lassen wir uns das vorzügliche Essen im posadaeigenen Restaurant munden. Nur die Burg wird nächtens nicht beleuchtet. Diesen Luxus leistet sich der Ort nur am Wochenende. İQue pena!

Freitag 17.05.2002 León

Die Chefin der Posada serviert das Frühstück selbst. Nur beim Bezahlen mit der tarjeta muss der marido helfen.

Der Himmel sieht bedeckt aus, die Temperaturen haben sich deutlich abgekühlt. Wir starten trotzdem in kurzer Hose, aber bald fällt uns der Himmel auf den Kopf. Es schüttet.

Gegen 13:00 checken wir im Parador in León ein. Die Regenwolken verfolgen uns offensichtlich. Ein heftiger Regenguss hält uns im Hotel fest. Pünktlich zur Siesta hört auch der Regen auf. Natürlich ist der ganze Ort wie ausgestorben, das nervt echt! Also nutzen wir die Zeit und fahren in den El Cortes Ingles (eine große spanische Warenhauskette), die glücklicherweise durchgehend geöffnet haben. Wir studieren das Warenangebot und versuchen eine Olivenölkanne zu erstehen, die in keinem spanischen Haushalt fehlen darf – dann selbstverständlich auch nicht in Jans! Außerdem suchen wir verzweifelt eine Coin-Laundry. Am Spätnachmittag gelingt es tatsächlich die einzige Lavandería in ganz León aufzutreiben, die die Wäsche sogar am gleichen Tag wieder zurückgibt. In der Zwischenzeit erkunden wir den Parador, der in einem Konvent haust. Der Kreuzgang und die antiken Möbel sind echt klasse. Ob das auffällt, wenn wir so eine winzige Kommode mitnehmen?

Gegen 21:00 begeben wir uns sauber und geschniegelt ins Parador-Restaurant und lassen uns gebührend verwöhnen. Gut gesättigt widmen wir uns den fälligen Nachtaufnahmen.

Samstag 18.05.2002 … unterwegs …

Zur Abwechslung gibt es mal ein Frühstückbuffet im großen Stil. Dies stellt eine leckere Alternative zu den ewigen Tostadas dar.

Danach geben wir uns den Highlights von León hin. Die Kathedrale zieht viele Pilgerer an, wie auch nicht anders zu vermuten steht, denn der Camino de Santiago führt durch León. Die Kathedrale bildet eine der wichtigsten religiösen Zentren. An einer der Türen konnten sich geschwächte Pilgerer bereits hier den erwünschten Ablass erteilen lassen. Die Fenster sehen von innen mit Sonnenlicht beschienen hübsch buntig aus. Leider sind keine Photos erlaubt.

Auf der Plaza Mayor tummelt sich ein quirliger Wochenmarkt und auch in den benachbarten Gassen wird mächtig für das Wochenende eingekauft. Vor einem Käsegeschäft steht eine riesige Schlange. Der Laden sieht nett aus und der Käse muss einfach gut sein.

Vor dem Gaudi-Palacio tanzen Maragotas zu Dudelsackklängen in klassischer Tracht. An vielen Straßenecken versuchen Straßenmusiker ihr Glück.

Gegen 13:00 verlassen wir León mit Ziel Astorga, das etwa 60 Km entfernt liegt. Kurz vor 14:00 parken wir das Auto vor der Kathedrale Astorgas – unmittelbar vor der Siesta!

Pünktlich um 14:00 schließen alle Türen und rattern die Rollläden hinunter. So schauen wir uns die Kathedrale und das Gaudi-Schlösschen halt nur von außen an.

Wir fahren weiter durch die Montes de León, das Land der Maragotas.

Castrillo de los Polvazares ist sicher einen Zwischenstopp wert. Das kleine Nest mit schmalen Kopfsteingassen, den orangefarbenen Steinhäusern und grünen Türen und Fenstern scheint in der Zeit stehen geblieben zu sein. Nur die vielen Restaurants zeigen, dass auch hier die Neuzeit eingezogen ist. Die Restaurants sind voll besetzt mit mittagessenden Städtern! Der Ort liegt an der Hauptroute des Camino de Santiago. Für die allgegenwärtigen Pilger ist dies bestimmt ein beschaulicher Übernachtungsort.

Wir setzen unsere Fahrt über die Montes fort. Der Jakobsweg findet nun teilweise direkt auf der Strasse statt und da der Verkehr hier eher gering ist, mag das annehmbar sein. Die Landschaft sieht recht karg aus, die Berghänge blühen jedoch lila vor Erika. Hübsche kleine Dörflein säumen die Strasse. Alle bieten die notwendige Infrastruktur für Pilger an. Kurz bevor wir die Montes verlassen, finden wir einen idyllischen Picknickplatz mit Montesblick.

Ponferrada lassen wir einfach links liegen, denn es hat außer industriellen Einrichtungen nicht viel zu bieten. Unser nächstes Ziel heißt Las Médulas. Diese Region war einst eine der Hauptabbaustellen der Römer für Gold. Sie haben zuerst riesige Tunnels in das Gestein gegraben und diese dann geflutet. Im Winter hat der Frost die gefluteten Tunnels aufgebrochen. So gelangten sie an das wertvolle Metall. Das Ergebnis ist heute ein ziemlich skurriles Landschaftsbild. Auf einer kleinen Wanderung schauen wir uns die eine oder andere Grotte aus der Nähe an. Von einem Mirador bewundern wir die ausgeleuchteten roten Türme und Hügel im Abendlicht.

Obwohl es bereits ziemlich spät geworden ist, setzen wir unsere Fahrt gen Galicia fort. Irgendwo etwa 100 Km vor Orense machen wir Quartier.

Sonntag 19.05.2002 Rio Sil, Tuy

Das Frühstück fällt mit Milchkaffee und Magdalenas doch recht spa(rta)nisch aus. Wieder auf großer Fahrt reichern wir es mit Obst an.

Entlang des Rio Sil entwickelt sich die Strasse mit der Zeit. Insbesondere mit Verlassen der Bundesstrasse wandelt sich der Belag in eine windige Gasse, die den Flussbiegungen und den Bergwindungen hinauf folgt. Ein Stauwehr folgt nach dem anderen. Der Fluss liegt immer tiefer unter uns, die Umgebung ist sehr grün und der Himmel blau.

Das angepeilte Kloster ist leider geschlossen und wird einer neuen Bestimmung zugeführt. Es gleicht einer großen Baustelle und wird aktuell in ein Hotel umgebaut. Schade auch, denn es liegt in sehr exponierter Lage über dem Rio Sil. ¿Ob es wohl zu einem Parador wird?

Wir setzen unsere Fahrt auf direktem Weg nach Tuy an der portugiesischen Grenze gelegen fort. In Tuy finden wir ein hübsches Hostal mitten im Weinberg, wenn auch etwas außerhalb gelegen. Da wir wieder mal um 14:00 ankommen, entschließen wir uns erst mal zu Mittag zu essen. Wir teilen uns ein gigantisches Mariscos-Karussel. Von Languste über Krabbeltiere, Muscheln bis hin zur Entenmuschel, eine galizische Spezialität – percebes, ist alles reichlich vorhanden. Und kein pulpo – Gott sei Dank! Für die Entenmuscheln brauchen wir eine Essensanleitung, die Bedienung kann auch nur eingeschränkt helfen, denn sie mag die Teile nicht. Nun zumindest Jan findet Gefallen an ihnen.

Anschließend nehmen wir uns die Altstadt und die Kathedrale Tuys vor. Grauer Granit bestimmt das Bild, schmale  holprige Gassen und eine äußerst wehrhafte Kathedrale mit beeindruckender Orgel.

Nach einem kleinen Spaziergang am Rio Sil unternehmen wir einen Abstecher auf die andere Flussseite nach Portugal. Valencas Altstadt thront wehrhaft gegenüber Tuy. Die haben sich in der Vergangenheit bestimmt ordentlich beharkt, denn die abgestuften Stadtmauern haben die Angreifer sicher zur Verzweiflung getrieben. Dafür ist die Grenzüberschreitung über die Brücke heute ein Klacks. Die Altstadt ähnelt einem Open-Air-Kaufhaus; Kaufwillige strömen durch die Gassen.

Zurück in Spanien nehmen wir in Tuys Parador einen Drink auf der Terrasse. Der Parador befindet sich dieses Mal in einem neuen Gebäude, allerdings auf alt getrimmt und nett zurecht gemacht. Von der Terrasse genießt man einen hübschen Blick auf die beiden Altstädte Tuys und Valencas.

Wir stromern wieder durch Tuys Altstadt und finden vor der Kathedrale eine Bühne vor. Dort spielt unter den letzten Sonnenstrahlen eine keltisch angehauchte Band. Was man bzw. frau so alles mit einer Blockflöte anstellen kann – schon erstaunlich. Die Tauben reagieren völlig irritiert, denn ihre Schlafplätze sind ihnen wohl zu laut. Aber vor dem endgültigen Einbrechen der Dunkelheit endet das Konzert, so dass die Tauben doch noch eine Chance haben, ihre Schlafplätze in den Fresken des Eingangsportals der Kathedrale zu erreichen.

Montag 20.05.2002 Rias Bajas

Der Himmel ist nicht mehr so nett zu uns. Bedeckt mit blauen Wolken.

Die Rias Bajas sehen schon sehr zersiedelt aus. Wir versuchen uns an einem Mirador, der den Blick über 2 Rias und der riesigen Brücke bei Vigo gewähren soll. Wir finden schließlich einen Platz mit dem entsprechenden Blick. Einige Pferde mit Glöckchen bimmeln freilaufend durch die Gegend.

Über Mittag bummeln wir über die hübschen renovierten Plätze von Pontevedra. Auf der Plaza Verduras lassen wir uns Bocadillos gut schmecken.

An der Ria Arousa lassen wir uns in einer idyllischen Casa nieder. Nach einem kräftigen Schauer erkunden wir diese Ria und die nächste. Mehrere Buchten mit feinem Sandstrand laden bei schönem Wetter bestimmt zum Baden ein. In allen Rias liegen bateas aus. Bateas sind schwimmende Gitterroste mit langen Seilen im Wasser zur Zucht von Miesmuscheln.

Am Abend gönnen wir uns Pimientos del Padrón, eine Spezialität der Gegend, Empanadas und eine Fischplatte. Bei den Pimientos handelt es sich um grüne kleine Paprika, die in Olivenöl angebraten und mit Hagelsalz gewürzt werden und man sagt eine scharfe sei immer dabei. Völlig genudelt fahren wir wieder zurück in unsere gemütliche Casa, um den Abend bei Tinto und Canasta ausklingen zu lassen.

Dienstag 21.05.2002 Santiago de Compostella

Regen, Wind, Regen, viel Wind. Santiago macht seinem Namen als feuchteste Stadt Spaniens alle Ehre. Das lädt nicht gerade zum Bummeln und Verweilen in den hübschen fußläufigen Gassen ein. Wir absolvieren das Pflichtprogramm, d.h. Kathedrale und den einen oder anderen sie umgebenden Platz inkl. Museum.

Zu einer stilvollen trockenen Pause lädt der Parador „Los reyes catolicos“ in einem alten Kloster neben der Kathedrale ein. Tolles Gemäuer mit antiken Möbeln gespickt. Selbst der Cortado oder das Glas Bier geraten in der Hotelbar zum Luxus. Auf dem Markt frischen wir unsere Vorräte auf, gönnen uns in einem kleinen Restaurant ein kurzes Mittagessen, dann holen wir das Auto aus der Tiefgarage, um dem Ende der Welt, dem Cabo Finisterre entgegenzufahren.

Ab und zu eine hellere Wolke, dann wieder horizontaler Regen. Das Wasser der Rias spiegelt die Windstärken nur unzureichend wider. Aber am Cabo Finisterre bläst es uns nahezu um. Die dortige Kneipe hat Dienstags geschlossen, der Hund knurrt uns eh an. Immerhin erwischen wir am Cabo eine Regenpause.

Wir fahren nun auf direktem Weg nach La Coruña weiter. Dort gibt es sogar blaue Wolken. Die Glasfassaden der Häuser sprechen jedoch für sich und die hiesige Regenhäufigkeit. Die Häuser wirken dadurch aber sehr attraktiv. Die Plaza ist riesig, kommt jedoch auch nicht an die Plaza Mayor Salamancas heran.

Zum Cena nehmen wir Pimientos del Padrón, Krebse und Venusmuscheln. Richtig lecker! Der anschließende Spaziergang tut gut und bläst uns noch mal ordentlich durch.

Mittwoch 22.05.2002 La Coruña, Rias Altas

Schaurig geht es weiter. Die Glasfassaden glitzern für das Photo jedoch während eines Sonnenlochs.

Das Casa de Peces gibt Kindern viele aktive Möglichkeiten, sich spielerisch den Meeres- und Fischangelegenheiten zu nähern. Die Seepferdchenaquarien gehören sicher zum attraktivsten Teil neben den Außenbecken mit Oktopussen und Seelöwen. Das Außenbecken der Seelöwen hat einen direkten Zugang zum Meer, das nebenan kocht und ab und zu die eine oder andere Gischt über die Brüstung schickt.

Das Casa del Hombre zeigt alles rundum und vor allem im Menschen. Auch hier kann man vieles durch Ausprobieren lernen. Interessant für groß und klein. Wie die vielen anwesenden Schulklassen bezeugen.

Am Torre de Herkules schauen wir auf La Coruña von oben herab, dann kehren wir der Stadt den Rücken.

Wir folgen der Küste ostwärts. Die Küste wechselt von spektakulär zu Badebucht und kleinen Fischerdörfern. Die Häuschen weisen meist ebenfalls die typischen Glasgalerías auf. Wir verlaufen uns sogar in einen winzigen Wallfahrtsort, San Andrés de Teixido, der hoch über dem Meer liegt und vor allem durch riesige Parkflächen besticht.

In Viveiro an der gleichnamigen Ria machen wir Quartier.

Insgesamt gefallen uns die Rias Altas besser als die Rias Bajas, da sie weniger zersiedelt und ursprünglicher sind.

Donnerstag 23.05.2002 Costa Verde, Luarca, Cudillero, Ribadesella

Gegen 10:30 verlassen wir Viviera nach schmalem Frühstück. Der Himmel zeigt sich wechselhaft aber mit deutlich freundlichen Abschnitten. Wir fahren die Küstenstrasse entlang der Costa Verde.

Bald haben wir Asturia erreicht. In Luarca legen wir einen Zwischenstopp ein. Das pittoreske Fischerdorf liegt an einer Flussmündung eng um den Fluss und hoch in die Felsen gekuschelt. Wir nutzen die Pause auch um unsere Vorräte aufzufrischen.

Kurz vor Cudillero zweigen wir zur Playa La Concha ab. In der kleinen Bucht rauscht das Meer ordentlich an, aber der Rücklauf produziert noch mehr Lärm auf den groben Kieseln. Wir suchen uns ein Mäuerchen und richten uns häuslich zum Picknick in der 1. Reihe ein. Der asturische Queso de Cabrales (Blauschimmel) schmeckt zum Tinto ausgezeichnet.

Zurück auf der Landstrasse gibt es wieder Kontrastprogramm. Alles ist grün, hügelig und bergig. Wir meinen fast durch das Allgäu zu fahren. Die Abfahrt nach Cudillero bringt uns auf Meereshöhe. Das Dorf kuschelt sich ganz eng und hoch in eine Bucht. Die bunten dicht gedrängten Häuschen sorgen für eine heimelige Atmosphäre. Der Sidra wird hier natürlich auch ganz stilecht mit hoch über das Glas erhobener Flasche eingeschenkt.

Nach rasanter Fahrt erreichen wir am späten Nachmittag Ribadesella, ein weiteres Fischerdorf an einer Ria. Wir suchen uns ein Quartier. Anschließend versuchen wir Wäsche zu waschen und scheitern kläglich. Coin Lavanderías sind in Spanien eher gar nicht verbreitet. So suchen wir uns an der Promenade eine nette Bar und lassen uns von der Sonne bescheinen.

Das Abendessen ganz in Fisch lassen wir uns in einer Sidrería gut schmecken. Das Sidra-Einschenken wird hier natürlich ganz besonders zelebriert. Für unsere Unterhaltung ist also gesorgt.

Freitag 24.05.2002 Picos de Europa

Bevor wir Ribadesella den Rücken kehren, wollen wir die Cueva de Tito Bustillo besichtigen. Es werden täglich maximal 375 Personen hinein gelassen. Wir erhalten Tickets für die Tour um 12:05. Also bleiben uns noch 1 ½ h Zeit uns anderweitig zu vergnügen. Ribadesella von oben betrachtet und ein Cortado an der Promenade sind gerade die richtigen Lückenfüller.

Wir finden uns pünktlich wieder am Höhleneingang ein. Durch mehrere Türen werden wir geführt, bis die eigentliche Höhle erreicht ist. Dem Tropfsteinteil wird keine besondere Beachtung geschenkt weder vom Guia noch der Beleuchtung, obwohl es einige Formationen gäbe, die man mit phantasievollen Namen hätte schmücken können. Die Hauptattraktion stellt eben alles in den Schatten: die guterhaltenen Pinturas von Caballos. In der Höhle liegen die Temperaturen bei etwa konstant 13° C.

Draußen ist es dagegen unangenehm schwül. Wir fahren nun einige Kilometer in südliche Richtung zu den Picos de Europa. Einige Schneeberge blitzen uns an. In Cangas de Onis mieten wir uns ein. Der Ort ist deutlich ganz auf Tourismus eingestellt. Aber zum Thema Lavandería gibt es auch hier eher Fehlanzeige. Ich finde zwar eine Wäscherei, in der ich die Wäsche abgeben könnte, aber ich erhielte sie erst 3 Tage später wieder zurück. Also heißt es Wäsche gut einteilen!

Wir starten am Nachmittag nach opulentem Mittagessen eine kleine Wanderung. Ab und zu trifft uns ein Tropfen, aber erst gegen Ende beginnt der Regen. Der Weg führt durch kleine Dörflein mit netten Hórreos und knurrenden Hofhunden. Ein freundlicher 4-Beiner begleitet uns bis nach Cangas. Hoffentlich findet er den Weg wieder zurück!

Kaum zurück im Hotel fängt es richtig an zu schütten. Wir setzen jedenfalls keinen Fuß mehr vor die Türe, obwohl die Spanier vor sich hin böllern, warum auch immer.

Samstag 25.05.2002 Picos de Europa ff., Lagos

Das Wetter sieht sogar ganz manierlich aus. Gegen 10:30 machen wir uns auf den Weg in die Picos zu den Lagos. Gegen 11:00 stehen wir auf dem Parkplatz am Lago Enol und rüsten uns.

Zuerst gehen wir hinauf zum Lago Ercina und dann wenden wir uns den Miradores zu. Bis zum Mirador del Rey führt fast noch die Fahrstrasse (Schotter), aber dann beginnt der Wanderweg. Die Lagos liegen auf ca. 1.100 m Höhe, dafür ist die Natur schon ziemlich spärlich und der Granit wild. Aber überall weiden Kühe mit ihren Kälbern.

Gegen 14:45 erreichen wir das Refugio Vegarredonda auf 1.500 m. Für Alpenverhältnisse ist das wahrlich nicht sehr hoch, aber hier wirkt alles schon ziemlich unwirtlich. Die Wolken hängen jetzt sehr tief. Wir kaufen uns ein Radler im Refugio, das ebenfalls recht spartanisch ausgestattet ist. Dann machen wir uns wieder an den Abstieg.

Das Abendessen nehmen wir im Hotelrestaurant, das unsere Verköstigung parallel zu einer Reisegruppe bewältigt. Die Sicherung hingegen fliegt alle paar Minuten ´raus. Irgendein Küchengerät scheint wohl unverträglich oder zuviel.

Sonntag 26.05.2002 Picos de Europa ff.

Etwas früher als gewohnt kriechen wir aus den Federn. Aber es regnet …

Wir fahren trotzdem zur Garganta. Aber auch dort erwartet uns … Regen … Ein paar unverwüstliche Wanderer starten trotzdem. Wir fahren zurück nach Arenas de Cabrales und besuchen das Käsemuseum. Ein Rezeptheft gibt es gratis dazu.

Wir beschließen uns den Picos nun von Süden zu nähern, werden jedoch jäh an einer Baustelle gestoppt. Wir müssen umdrehen und uns eine Umfahrung suchen, denn an der Baustelle gibt es kein Durchkommen. So kommen wir kurzzeitig an die Küste zurück und dort scheint – die Sonne!

In Llanes legen wir einen Zwischenstopp ein. Der Ort liegt auf einer Klippe. Die außergewöhnliche Promenade ganz in Rasen befindet sich ebenfalls hoch über dem Meer. Trotzdem gibt es eine ruhige feinsandige Badebucht. Die bunt angemalten Wellenbrecher vor dem Hafen geben mit den Bergen hinter dem pittoresken Ort ein attraktives Bild.

Dort holen uns Wolken und Schauer wieder ein. In Fuente Dé bringt uns eine Gondel in die unwirtliche Höhe. Kahle Felsen, ein wenig Schnee und wechselnde Beleuchtung erwarten uns.

Wieder unten angekommen fahren wir weiter nach Burgos. Das Wetter wird etwas freundlicher, wenn auch weiterhin wechselhaft. In Burgos ist heute ein autofreier Sonntag ausgerufen, was zu einem heillosen Verkehrschaos führt. Dafür gibt es vor der Kathedrale einen mittelalterlichen Markt, über den sich Menschenmassen schieben. Zu essen wird jedoch wenig vernünftiges angeboten. Ein dicker Schauer füllt alle Kneipen und Restaurants. Wir finden trotzdem eine Posada, die Minuten später also um 21:00 ihren Comedor den Hungrigen öffnet. Das altbackene Brot lassen wir zurück gehen, danach stimmt auch der Service.

Montag 27.05.2002 Burgos

Blauer Himmel! Aber ziemlich frisch, wie ich in meiner kurzen Hose feststellen muss.

Es gelingt uns tatsächlich unsere Wäsche in einer Lavandería abzugeben, die diese auch 3 h später wieder trocken und sauber ausliefert.

Wir nutzen die Zwischenzeit, um Burgos zu besichtigen. Die Kathedrale stellt sicher das zentrale Bauwerk dar. Sie wird zur Zeit renoviert und zeigt sich deshalb eher verhüllt. Der Kämper „El Cid“ hat ebenfalls seine Spuren hinterlassen, wie die eine oder andere Statue im Stadtbild beweist. Jede Menge Wanderer bzw. Pilger prägen das Stadtbild.

Jan kommt nun endlich zu seinem jamon iberico (7 kg wiegt das gute Stück) inkl. standesgemäßer Halterung. Pünktlich um 14:00 holen wir unseren sauberen Wäschehaufen wieder ab.

Nach einem letzten Blick auf die Stadt und einem Picknick im Parque de Castillo verlassen wir Burgos in östlicher Richtung. Wir steuern Santo Domingo de la Calzada an, das ebenfalls am Camino de Santiago liegt und wo viele Pilger Station machen. Wir versuchen im Parador, der in einer alten Pilgerstation untergebracht ist, unterzukommen, aber er ist completo. Schade auch. So schauen wir uns nur die Kathedrale an, in der ein weißes Hühnerpaar gehalten wird. Der Hahn kräht nach Leibeskräften. Das Paar wird monatlich ausgetauscht. Die Hühnerhaltung geht auf eine alte Legende zurück, in der einem Geistlichen sein gebratenes Hühnchen als weißes Hühnerpaar vom Teller flatterte. Muy raro.

Wir fahren 15 km weiter mitten ins Rioja-Weinanbaugebiet hinein nach Haro. Wir versuchen unser Glück in einem paradorähnlichen besten Haus am Platz, das sich in einem ehemaligen Kloster befindet. Wir bekommen das allerletzte Zimmer! Also eher eine Suite und die zum Freundschaftspreis. Wir können so richtig im Platz schwelgen.

Wir bummeln bis zum Ladenschluss durch einige Vinotecas, anschließend lassen wir uns im Hotel-Comedor verwöhnen.

Dienstag 28.05.2003 La Rioja, Bilbao

Unsere Suite kostete tatsächlich nur EUR 116,00!! Das Frühstücksbuffet war ebenfalls 1a – frisches Obst satt.

Wir finden uns kurz vor 11:00 bei der Bodega Muga ein. En punto für die Führung. Wir werden durch die gesamte Bodega geführt; sogar die Fässer stellen sie selbst her. Für das Klären des Rotweins verwenden sie nach alter Methode Eiweiß, das übrige Eigelb geht dann an die Klöster zur Yemas-Herstellung. Lediglich die anschließende Verkostung enttäuscht. Sie schenken einen weißen und einen roten Tafelwein aus, aber keine Reserva oder gar Gran Reserva. Uns wird bedeutet, dass wir zu deren Verkostung eine Flasche in einem Geschäft oder Restaurant kaufen müssten. So was wie Probierstuben sind offensichtlich völlig unüblich. Es gelingt uns eine Flasche Gran Reserva im Flaschenverkauf der Bodega einzeln zu erstehen – sogar inkl. Probiergläsern! Die Reserva gibt es als kleinste Einheit nur im 3er-Pack, so dass wir von ihrer Verkostung absehen. Aber die Gran Reserva schmeckt uns lecker. Wir schlagen ordentlich zu, was aber auch niemanden veranlasst uns etwa noch die Reserva kosten zu lassen. Wir packen das Auto um, um alle Kisten unterzubringen.

Wir fahren einen Bogen durch die Weinfelder bis Laguardia. Das kleine Dörflein präsentiert sich mit Stadtmauer, netten Häuschen mit blumenreichen Balkonen und schmalen Gässchen. Nach einem Cortado schlagen wir endgültig den Bogen zurück an die Küste mit Ziel Bilbao.

Wir finden in der Altstadt Bilbaos ein nettes Quartier, auch wenn den Preisen deutlich anzumerken ist, dass wir uns wieder in einer größeren Stadt befinden. Der Nachmittag steht ganz im Zeichen des spektakulären Guggenheim-Museums. Wobei der Schwerpunkt auf dem Gebäude liegt. Am Abend liegen die Wolken tief auf der Stadt – alles ganz im feuchten Hamilton-Look: „Aguas en Bilbao“ heißt der richtige Text dazu.

Wir lassen uns das leckere Abendessen dennoch nicht vermiesen, zumal die Kneipe gerade eine Strasse von unserer Unterkunft entfernt liegt.

Mittwoch 29.05.2003 Bilbao ff.

Grau aber trocken begrüßt uns der Tag. Nach gutem Frühstück schlendern wir noch ein wenig durch die Altstadt, an deren Rand sich auch der Mercado befindet. 3-stöckig bietet er Fisch, Fleisch und Obst in grosser Auswahl an. Wir frischen unsere Obstvorräte auf. Lediglich die Suche nach der leckeren Torta (aus der Extremadura) ist nicht von Erfolg gekrönt.

Nur unsere Suche nach dem Mirador über Bilbao und das spektakuläre Museo gelingt nicht. Nach mehreren Irrfahrten geben wir auf und verlassen die Stadt in östlicher Richtung gen San Sebastian.

In Gernika gelingt es uns einen Supermarkt zu stürmen und alles zu kaufen, was wir nach Hause mitnehmen wollen. Olivenöl, Oliven, Paprika, …. Der Kofferraum quillt langsam über.

Kurz hinter Gernika führt ein Abzweig zum bosque pintado, also besser gesagt zu dessen Parkplatz. Denn dort beginnt der Weg, dem man gut 30 Minuten lang folgen muss. Jan mault zwar so vor sich hin, aber der bemalte Wald entschädigt auch ihn. Die Motive sind mit Ölfarben jeweils über mehrere Bäume gemalt. Für die Betrachtung eines Motivs muss man also die richtige Stelle finden, um das baumübergreifende Kunstwerk betrachten zu können. Absolut witzig und in jedem Fall ungewöhnlich.

Irgendwo verstecken sich 2 gemalte Motorradfahrer auf mehreren Baumstämmen. Vor Ort haben wir sie nicht bewusst gesehen, aber fotografiert haben wir sie beide.

Zurück am Auto stärken wir uns bei einem Picknick für die Weiterreise. In Fischerdorf Lekeitio legen wir einen weiteren kurzen Stopp ein. Rund um die hübsche Hafenpromenade zeigen sich typische bunte Häuser gepaart mit zahllosen Fischerbooten im Hafenbecken.

1 h später erreichen wir San Sebastian. Die Zimmersuche gestaltet sich zunehmend schwieriger. Erst beim 2. Anlauf gelingt es uns eine Bleibe zu finden. Die Promenade streckt sich entlang der weit geschwungenen Bucht mit feinem Sandstrand – zumindest während der Ebbe. Den Abend verbringen wir ortstypisch schwelgend in Wein und Tapas.

Donnerstag 30.05.2003 San Sebastian

Strahlend blauer Himmel empfängt uns. Wir deponieren das Gepäck in der Pension, dann suchen wir uns eine Bar für das Frühstück. Eine Bar neben der Kathedrale verwöhnt uns gerne mit dem gewünschten. Die Theke ist bereits wieder mit vollen Tapa-Tellern dekoriert. Jan findet hier auch mal wieder Tostadas con jamón.

Gut gestärkt erkunden wir nun die Einkaufsstrassen, ein bisschen Shoppen muss auch sein, und die Altstadt, die wir bei Dunkelheit ja bereits vom gestrigen Abend kennen. Der Monte Urgüll direkt über der Altstadt gewährt uns einen hübschen Blick über San Sebastian und die Bucht. Die den Monte krönende Statue ist leider renovierungsbedingt für Besucher gesperrt.

Zurück in der Altstadt genehmigen wir uns auf der Plaza de la Constitución ein paar letzte spanische Tapas. Dann lösen wir das Auto im Parkhaus aus, holen das deponierte Gepäck ab und wenden uns dem 2. Aussichtsberg auf der anderen Seite der Bucht über San Sebastian zu. Auf der Promenade tummeln sich Touris und Einheimische. Der Strand dagegen wird von den Sonnenhungrigen belagert. So haben die Promenadenflanierer wenigstens was zu gaffen. Vom Monte Igueldo fällt der Blick über Stadt und Bucht noch schöner aus. Aber wir reißen uns dennoch gegen 15:00 los und treten die Heimreise an.

Die Autopista gen Norden wartet. Wir fahren in einem Rutsch bis Paris durch. Im weiteren Einzugsgebiet finden wir ein Formula 1, in dessen Nachbarschaft auch einige Restaurants auf Kundschaft warten. So kommt Jan auch um 22:30 noch zu einem nächtlichen Snack.

Freitag 31.05.2003 Paris

Um 7:00 sitzen wir senkrecht im Bett, denn die Flieger scheinen direkt auf uns zu landen. Nachdem der Van vor unserem Fenster verschwunden ist, können wir die Flieger fast greifen. Also nichts wie raus aus den Federn und hinein in den Tag. In einem Einkaufszentrum kaufen wir uns ein Frühstück und machen uns dann auf den langen Weg nach Roland Garros.

Wir quälen uns stundenlang über die Paris umgebende Ringstrasse, fahren 2 mal falsch ab und kurven dann endlos durch Paris, da U-Turns offensichtlich völlig unbekannt sind in der hiesigen Straßenführung. Nun ja, Stunden später haben wir uns der Sportanlage doch noch genähert und ergattern in einem Parkhaus einen freien Platz. Der Buspendeldienst zur Tennisanlage klappt gut und ist völlig kostenfrei. Leider gelingt es uns nicht, Eintrittskarten zu ergattern, es sei denn wir wären dem Schwarzmarkt zu völlig überteuerten Preisen erlegen. Statt dessen beschließen wir Paris zu besichtigen.

Das Auto lassen wir, wo es ist. Die Parkgebühr für den Tag ist eh schon bezahlt und in die Innenstadt geht es bequem mit der Metro. Unser 1. Ziel soll der Eiffelturm sein. Riesige Schlangen vor den Kassen schrecken uns nicht ab, sondern wir stellen uns an. Wir fahren bald bis ganz nach oben und genießen den Blick über die Stadt. Für den Runterweg nehme ich die Treppen unter die Füße, während Jan den Fahrstuhl vorzieht. Am Fuße des berühmten Turmes treffen wir uns wieder. Dort werden die Touris von hunderten fliegenden Händlern belagert, die jedoch plötzlich in alle Himmelsrichtungen im Galopp entschwinden. Was wohl den Alarmstart verursacht hat?

Der Weg zum Arc de Triomphe führt entlang und über die Seine vorbei an weiteren monumentalen Bauten sowie über die Champs Elysee, in der viele Designer von Rang und Namen ihre Haute Couture verkaufen. Der riesige Bogen befindet sich inmitten eines Kreisverkehrs. Geregelt ist auch der Zutritt auf diese Verkehrsinsel und den Bogen. Hier heißt es wiederum anstehen für das Eintrittsticket. Der Arc darf bestiegen werden und gewährt eine hübsche Aussicht in alle Richtungen.

Wir gehen weiter zu Notre Dame. Auch hier stolpert man vor allem über Menschen, die diese tolle Kathedrale ebenfalls besichtigen und den Turm besteigen wollen. Den Turm sparen wir uns, ob der Warteschlange. Der Besucherstrom ins Innere der Kathedrale wird auch durch den stattfindenden Gottesdienst in einem abgetrennten Bereich nicht unterbrochen. Der Kioskverkauf im Kirchenschiff geht ebenfalls ungehindert weiter. So können die Touris fast rund um die Uhr die wunderschönen bunten Fenster der sonst eher schlichen Kirche mit hohem Kirchenschiff besichtigen. Direkt neben der Kathedrale gönnen wir uns in einem Café eine Mass Bier (EUR 17,00), einen Milchkaffee (EUR 4,30) und 0,33 Wasser mit Blubb (EUR 4,30). Wir fühlen uns nicht nur erfrischt, sondern vor allem ordentlich abgezockt.

Langsam ist es Zeit den Weg zum am Morgen über Hapag in Frankfurt gebuchten Hotel aufzunehmen. Zurück zum Auto gelangen wir dank Metro recht zügig. Die Weiterfahrt gestaltet sich dann eher zäh. Über den Stadtring kann man offensichtlich fahren, wann man will, es staut immer. Wir finden das Hotel und erfahren dann dort, dass man uns in ein anderes Hotel derselben Hotelkette umgebucht hat aufgrund irgendwelcher Buchungsprobleme. Das neue Hotel ist zwar schnell gefunden, aber mit der Hauptstrasse und dem Bahnhof vor dem Fenster fällt es unerträglich laut aus.

Das Hotel befindet sich in einem netten Viertel, so dass wir in Laufentfernung einen Libanesen finden, der zwar leckeres Essen serviert, dafür die Getränke ganz alkoholfrei anbietet (und das bei Jan‘s schönem Bierdurst!) und sich durch miserablen Service auszeichnet.

Alles in allem war Paris nicht sonderlich freundlich zu uns.

Samstag 01.06.2003 Rückfahrt

Am Morgen nehmen wir noch ein typisch französisches Petit Dejeuner mit Café au Lait und einem Croissant, beladen das Auto und machen uns dann auf die Socken gen Heimat.

Die Fahrt verläuft ohne weitere Zwischenfälle. Am Nachmittag erreichen wir Köppern und werden von Pico freudig empfangen.

Fazit

Die Essenszeiten sind für uns besonders gewöhnungsbedürftig. Darüber hinaus wird viel Frittiertes gereicht, was man auch irgendwann nicht mehr sehen kann. Der Service ist meist unfreundlich. Wir hatten häufig den Eindruck, dass die wenigsten Beschäftigten Spaß an ihrer Arbeit haben. Außerdem ist Dünkel eine weitverbreitete Eigenschaft, was insbesondere in Restaurants zum Tragen kommt.

Die Ladenöffnungszeiten verlangen dem Reisenden viel Geduld ab. Die lange Siesta, die auch bei Eis, Schnee, Regen und Kälte eingehalten wird, ist zum Abgewöhnen. Denn leider kann man sich nicht immer und überall auf die gleichen Zeitmodelle verlassen, was eine Reiseplanung ja auch nur vereinfachen würde. Wie langweilig!

Für den geneigten Reisenden, der nicht gerade einen Schrankkoffer mit sich führt, wird Wäschewaschen in einem Waschsalon irgendwann zwangsläufig zu einem leidigen Thema, denn Coin Laundry`s sind eher Fehlanzeige – oder anders gesagt: mit Sicherheit für jemanden, der sich in Spanien selbstständig machen möchte, eine echte Geschäftsidee.

Das Wetter hat uns nicht übermäßig verwöhnt, dennoch konnten wir viel unternehmen. Wir haben in alten mittelalterlichen Steinen geschwelgt und schöne Landschaften genossen. Die bunten Blumenwiesen der Extremadura leuchteten besonders schön im Sonnenschein. Leider befindet sich das Land überwiegend in privater Hand, so dass Wandern nicht überall möglich ist. Dies trifft sogar für National Parks zu.

Ab Donnerstag beginnt in vielen Städten das exzessive Nachtleben und es endet Montag früh. Wohl dem, der dann dezentral wohnt, sonst ist es um die Nachtruhe geschehen. Denn Spanier sind immer, überall und jederzeit vor allem laut!

Zu Müll haben sie ebenfalls ein sehr eigenes Verständnis. Alles fliegt wo sie gehen und stehen auf den Boden. Besonders gruslig fällt es uns in den Kneipen auf.

Heraus zu heben ist sicher das Speise- und Lebensmittelangebot. Leckeres Obst, viel frisches Gemüse und Salat werden fast überall angeboten. Daneben gibt es superfrischen Fisch und anderes Meeresgetier, das man insbesondere an der Küste bedenkenlos genießen kann. Nicht vergessen darf natürlich der jamón iberico und die regional unterschiedlichen Käse, die jeder eine Klasse für sich sind und himmlisch schmecken zu dem unvermeidlichen Tinto. Bei Tinto ist man eigentlich mit dem einfachen Tinto de la Casa nahezu immer gut bedient.

In der Region der Rias Bajas darf man die Pimientos del Padrón nicht auslassen. Tapas werden zwar landesweit angeboten, aber so richtig exzessiv kann man sie im Pais Basco verkosten. Die Altstadt von Bilbao oder San Sebastian muss man einfach nach Tapas abgrasen.