Südafrika 1999

Eine Reise von West nach Ost mit dem eigenen Wagen. Kein 4WD, aber halbwegs Gelände tauglich. Kapstadt ist eine moderne Großstadt, wo man sich mit den üblichen Vorsichtsmaßnahmen frei bewegen kann, Johannisburg dagegen eine, in die wir uns nicht wirklich reingetraut haben. Die Weine der Region sind allesamt sehr lecker. Der ehemals englische Einfluss tritt noch an einigen Stellen deutlich hervor. Aber auch die Inder können ihre Spuren z.B. in Durban nicht verbergen. Eine Safari im Krüger-Nationalpark gehört zu einem Südafrika Besuch auf alle Fälle dazu. Wir haben von den Big-Five alle gesehen, außer einem Leoparden, der konnte sich zu den Zeiten, zu denen wir Zutritt zum Park hatten, gut getarnt verbergen.

15.09.1999 – 15.10.1999

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Inhalt

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Reiseroute und Fotoalbum

Reiseroute

Reiseroute

Fotoalbum

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Mittwoch 15.09.1999 – Anreise

Just in time liefert uns Peter am Flughafen ab. Kaum am Counter eingecheckt dürfen wir uns schon zum Gate in Gang setzen und dort direkt einsteigen. Die Platzbuchung – Fenster und Gang – erweist sich als glücklich. Die 3er Reihe gehört uns. So bleibt wenigstens etwas Gemütlichkeit übrig.

Ansonsten verläuft der Flug ereignislos. Wir schlafen die Nacht durch, um 6:00 wird das Frühstück serviert und nach der Landung in Jo’burg leert sich der Flieger deutlich, ohne neue Gäste aufzunehmen. In Jo’burg scheint immerhin die Sonne. Zwei Stunden später steigen wir in Kapstadt aus. Wolken und +16°C begrüßen uns. Der Tafelberg hält sich eher bedeckt.

Unser Mietwagen ist taufrisch – ganze 4 km alt, dafür ohne 4-Rad-Antrieb!! Aber der Linksverkehr ist definitiv gewöhnungsbedürftig, auch die spiegelverkehrte Schalterei hat es in sich. Nach landschaftlich schöner Strecke finden wir dann auch endlich die ausgedeutete B&B-Unterkunft. Wir machen uns kurz stadtfein und los geht’s. Kapstadt wartet. Das Castle, eine der Hauptattraktionen, enttäuscht eher, als Ausgleich zeigt sich Kapstadt von seiner nassen Seite. Wir suchen uns ein Café, um den Schauer abzuwarten, aber es entwickelt sich ein ordentlicher südafrikanischer Landregen. Klitschnass zurück im B&B. Wir legen uns kurz trocken, dann ruft das Dinner an der Waterfront. Der vorzügliche Fisch versöhnt uns wieder mit dem Tag.

Allmählich finden wir (sprich: Jan) uns auch besser mit dem Linksverkehr zurecht, so dass die Fahrerei etwas entspannter wird. Bei Rotwein und Canaster beschließen wir den Abend auf dem Zimmer. Reisetage haben es doch in sich, wir sind etwas groggy.

Freitag 17.09.1999 – Kapstadt

Zuerst sieht’s aus wie eine große blaue Wolke, aber dabei bleibt es leider nicht. Nach dem Frühstück entschließen wir uns doch für die Capetour. Immerhin haben wir den Tafelberg nun schon mal im Ganzen gesehen.

Wir beginnen am Bloubergstrand nördlich von Kapstadt mit klassischem Blick auf Kapstadt und Tafelberg. Heute dargeboten mit RegenboBlick vom Bloubergstrand auf Kapstadt mit Tafelberggen und –schauer. Lange lädt es uns nicht zum Verweilen ein, so wenden wir uns wieder gen Süden. Sea Point wartet auf uns mit riesigen Gischten und menschenleerer Promenade. In Hout Bay begnügen wir uns mit den Seelöwen im Hafenbecken, denn die Seehund-Touren für heute sind bereits wieder zurück – Vorsaison hat eben auch Nachteile! Weiter gen Süden müssen wir die Halbinsel durchqueren, denn die spektakuläre Küstenstrasse ist leider gesperrt. Aber der alte Kaapse Weg führt auch ganz nett über einen Pass. In Kommetije ist der Hund begraben, aber in Scarboroughs gibt es wenigstens was zu essen. Gut gestärkt besuchen wir das Cape of Good Hope Nature Reserve. Mittlerweile verwöhnt uns die Sonne, Wind gibt’s hier vermutlich eh immer.

Die Landschaft ist sehr karg, der Atlantik rollt wütend mit lautem Getöse gegen Strände und Felsen. Dagegen verhält sich der Indische Ozean nahezu Blick auf die Hout Baygeräuschlos. Der Cape Point zeigt dies überdeutlich. Einen schönen Ausblick gewähren das Kap der Guten Hoffnung und der Cape Point gleichermaßen. An Tieren entdecken wir einen Strauß, Oryx-Antilope und Klippschliefer. Am Spätnachmittag erwischt uns mal wieder eine schwarze Wolke, so beschließen wir, den Rückweg anzutreten. In Simons Town bleiben uns die Pinguine leider verwehrt, da wir zu spät dran sind und die Pinguin-Kolonie bereits Feierabend hat. Leider! Dafür gönnen wir uns in Groot Constantia ein leckeres Weinchen und Abendessen. Dieses Weingut ist eines der Ältesten der Gegend und das Restaurant im Landhofstil gemütlich eingerichtet. Ambiente, Preis und Leistung sind hier erfreulich ausgewogen.

Zurück in Kapstadt thront der Tafelberg unter fast klarem Sternenhimmel über der Stadt. Das lässt hoffen ….

Samstag 18.09.1999 – Kapstadt ff.

Kap der Guten HoffnungHurra, der Tafelberg in ganzer Pracht! Wir beginnen den Tag am Rhodes Memorial. Ein eindrückliches Bauwerk mit genau dem richtigen Sonnenstand für die Reiter-statue, deren Hand Schatten fürs Gesicht spendet. Ein Stückchen weiter befindet sich der Kirstenbosch Botanische Garten. Wunderschön angelegt am Fuße des Tafelbergs. Hier können wir alle hiesigen Frühlingsblumen bewundern. Einige Perlhühner lockern die Rasenflächen auf.

Gegen Mittag wenden wir uns dem Tafelberg zu. An der Talstation gestaltet sich das Parken etwas schwierig, denn die gleiche Idee hatten offensichtlich noch einige andere. Aber etwas weiter entfernt finden wir noch eine Lücke. Jan stärkt sich kurz, dann ruft der Berg laut und deutlich. Der Weg führt geradewegs direkt und geradeaus den Berg hinauf – Cableway eben. Zuerst über Stufen, dann beginnt die Kraxelei. Der eine oder andere Kamin will durchklettert werden, einige Tritte schreien nach längeren Beinen. Aber es gelingt doch. Nach knapp 3 Stunden haben wir den Berg bezwungen. Obern erwarten uns Klippschliefer und phantastische Ausblicke. Mit der Cable Car gleiten wir im 360°-Modus hinunter. Wir nutzen das Tageslicht für ein paar Stadtansichten per Kamera und dann nix wie plantschen unter der Dusche.

Das Abendessen gibt’s lecker an der Waterfront mit Steak und Linefish. So kommt jeder zu seinem Recht.

Sonntag 19.09.1999 – Weinregion

Wir verlassen Kapstadt bei strahlendem Sonnenschein und unverhülltem Tafelberg. Das zarte Tischtuch der Nacht hat die Sonne bereits aufgelöst. Via Paarl – Weingut mit Blick auf das Afrikaans DenkmalAutobahn fährt es sich flott nach Paarl.

Der Ort selbst hat nicht viel zu bieten, die Umgebung insbesondere der Jan Phillips Mountain Drive ist eher nach unserem Geschmack. Paarl ist die Wiege des Afrikaans. Das Denkmal oben am Berg zeugt davon.

Wählt man die Piste für die Weiterfahrt, so kommt man unweigerlich zum Roten Felsen. Für den stand wohl der Ayers Rock Pate. Entlang einer Kette klettern wir den glatten Felsen hinauf. Die runden Monolithen sind wohl eine Laune der Natur, die Kletterer anziehen, hübsch anzusehen sind und einen phantastischen Panoramablick bieten. Selbst der Tafelberg ist allgegenwärtig.

Wir fahren weiter nach Franschhoek. Das kleine Dorf liegt in einem hübschen Tal gesäumt von Bergen. Wir gönnen uns einen Snack im alten stillgelegten Bahnhof, dann geht’s weiter nach Stellenbosch. Am Weingut Boschendal darf natürlich kein ordentlicher Touri vorbeifahren ohne anzuhalten. Hierbei handelt es sich um das älteste Weingut des Kaps, das sich in erstklassigem Zustand befindet.

Am Nachmittag 15:30 erreichen wir endlich Stellenbosch. Sonntags sind Wein-proben eher dünn gesät, aber einige wenige haben geöffnet. Wir landen im Weingut Stir. Der offerierte Wein schmeckt ganz lecker, auch wenn wir in der ländlichen Ausgabe des Ausschanks gelandet sind. Auf dem Rückweg entdecken wir an der Hauptstrasse den Hauptausschank, dort sieht die gesamte Infrastruktur professioneller aus, aber eben auch mit mehr Leuten. Stellenbosch selbst verfügt über viele koloniale Bauten, die das Stadtbild prägen und sehr gut in Schuss sind.

Unser B&B ist zwar recht teuer, dafür fällt das Zimmer mit Himmelbett, Badewanne mit Füssen auch sehr exklusiv aus. Abendessen nehmen wir in Jans Cat Bar und Restaurant in netter Atmosphäre und leckerem Chappy unter vielfältigen Katzen- portraits.

Montag 20.09.1999 – unterwegs

Stellenbosch verabschiedet uns feucht. Dicke graue Wolken hängen über dem Ort. Kurz hinter Lawry’s Pass klart es wieder etwas auf. Ab und zu zeigt sich eine blaue Wolke.

Unser erstes Ziel liegt an der Küste – Hermanus bekannt für seine Wale. In der Walker Bucht kalben zwischen Juni und November Orkas, die selbst vom Ufer aus beobachtet werden können. An der Promenade brauchen wir uns nur zu der Menschentraube zu gesellen und das Fernglas auszupacken. Wale sind fast garantiert. So sehen auch wir mal den Kopf, dann Rücken, Schwanzflosse oder Fontäne. Insgesamt erahnt man die Tiere mehr, als dass man sie wirklich sehen kann.

Weiter geht’s zum absolut südlichsten Punkt Afrikas – L’Agulhas. Die Gewalten des Atlantik und des Indischen Ozeans treffen hier allgewaltigKap L‘Agulhas zusammen. Über allem thront der Leuchtturm, der noch im Dienst ist, aber besucht und bestiegen werden kann. Er beherbergt u.a. Postkarten vieler Leuchttürme dieser Welt. Wir nehmen zu seinem Fuße ein leckeres, wenn auch sehr windiges Picknick zu uns.

Unser Tagesziel Swellendam erreichen wir gegen 17:30 nach einer Fahrt durch riesige Weizenfelder, Schaf-, Kuh- und Straußenherden. Wir mieten uns in einem B&B ein – old-fashioned von innen und außen. Unsere Vermieterin empfiehlt denn auch ein exklusives Restaurant, in dem wir vorzüglich und nobel speisen.

Dienstag 21.09.1999 – Karoo

Die B&B-Mutter verabschiedet uns bei Regen herzlich nach reichhaltigem Frühstück. Wir hoffen auf besseres Wetter auf der anderen Seite der Berge in der Kleinen Karoo. Wir werden nicht enttäuscht.

Doch der Reihe nach. Der Tradouw Pass wurde dem Berg abgerungen. Obwohl er nur 350 m hoch ist, wirkt die Passstrasse wildromantisch und gebirgig. Die Straßenführung durch die Schlucht ist durchaus sehenswert. Nach dem Pass klart der Himmel zusehends auf bis schließlich nur noch ein paar Fotografierwölkchen übrig bleiben.

Die Kleine Karoo ist eine hügelige Halbwüste, die durchaus grün wirkt, solange der direkte Vergleich frischen Grüns fehlt. Je mehr wir uns Oudtshorn nähern desto mehr Strauße. Gegen Mittag erreichen wir Oudtshorn, wo wir eigentlich die Nacht ver-bringen wollen. Zunächst starten wir jedoch direkt zu einer Straußenfarm durch. Dort beginnt die Tour im Straußenstreichelzoo! Jeder darf auf der ausgestreckten Hand ausgewählte Strauße mit Maiskörner füttern. Außerdem lernen wir natürlich eine Menge über diese Tiere mit diesem unglaublichen Gesichtsausdruck. Das Straußenreiten findet nicht den riesigen Anklang, Jan ist hingegen von der Straußenmassage total begeistert.

Weiter geht’s zur Cango Cave. Sie ist in total 6 Meilen lang, 4 Meilen breit und 1 Meile hoch. Wir buchen die Adventure Tour zusammen mit einer schwarzen Schulklasse. Die vorderen Säle sind eindrucksvoll und gut ausgeleuchtet, in der zweiten Hälfte verlassen wir das ausgetretene Terrain: es beginnt das Abenteuer. Wir klettern, kriechen und rutschen durch Engen, Kamin, Schläuche und Rutschen. Die Kids absolvieren natürlich alles mit Bravour. Nur Jan erhält an einer besonders engen Stelle spontanen Beifall der Kids, nachdem er problemlos durchgerutscht ist (die Kids rechneten wohl damit, dass er stecken bleibt!). Auf dem Rückweg gen Ausgang sind die vorderen Säle ein Genuss – allein ohne andere störende Touris! Die Frischluft tut uns dennoch gut.

Wir fahren weiter über den Swartberg Pass (ca. 1.500 m hoch). Die Passstrasse ganz in Piste teilweise mit Mäuerchen befestigt ist eine wundervolle Strecke, die dem Fahrer einiges abverlangt, aber hübsch von der Spätnachmittagssonne beschienen wird. Die Landschaft ist grandios.

Gegen 18:00 erreichen wir Prince Albert, ein verschlafenes kleines Karoo-Dorf mit hübschen Häuschen. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Wir Strauss in der kleinen Karoobeziehen B&B im alten Doktorhaus. Traumhaft schön und ganz für uns allein.

Zum Abendessen verschlägt es uns in eine dunkle Seitenstrasse, die wir sicher nicht weiterverfolgt hätten, wenn unser Vermieter uns nicht zuvor den entscheidenden Hinweis gegeben hätte. Wir landen in einem familiären Restaurant ohne Lizenz. Aber die Wirtin fährt mit Jan zurück zu unserem Doktorhaus und holt eine Flasche Wein. Dann schmeckt das feine Menü gleich doppelt gut.

Mittwoch 22.09.1999 – Karoo ff.

Strahlender Sonnenschein begrüßt uns. Prince Albert erscheint mit seinen netten kapholländischen Häuschen im rechten Licht. Unsere Wirtin ist eine vor 27 Jahren ausgewanderte Deutsche, die uns herzlich das Frühstück serviert und mit Reisetipps versorgt.

Wir unternehmen daraufhin noch eine Stippvisite in die Grosse Karoo, die deutlich trockener aussieht als die Kleine. Bald kehren wir wieder um und schlagen den Weg gen Küste ein. Etwa auf halber Strecke legen wir eine kurze Mittagspause auf der Terrasse eines wunderhübsch gelegenen Hotels ein. Mit dem Blick auf die Berge und der Sonne auf dem Bauch lässt es sich gut aushalten. Wilde Schluchten und Pässe forderten die Straßenbauer heraus, gestalten die Fahrt jedoch abwechslungsreich.

In Mossel Bay müssen wir natürlich halten. Der Ort gibt nicht viel her, aber ein Familienfoto unter einem Mossel-Bay-Schild muss schon sein. Die Autobahn führt an der Küste entlang der sogenannten Garden Route entgegen. Wir mieten uns im Wilderness Nature Park ein Rondavell mit Feuerplatz und Selbstversorgung. Nun steht etwas Lagerfeuerromantik nichts mehr im Wege. Die letzten Sonnenstrahlen genießen wir am Strand und anschließend die wärmenden Strahlen unseres Lagerfeuers.

Donnerstag 23.09.1999 – Garden Route

Lagune von KnysnaNach einer etwas unruhigen Nacht (wegen der vielen fremden Geräusche) starten wir Richtung Knysna. Vorher bannen wir noch die Dampflok auf Platte, die direkt durch den Nature Park hindurch fährt. Den Rest des Tages gibt es Sand, Wald, Berge, Schotterpiste und Strand. Für die Nacht nehmen wir in Nature‘s Valley ein Appartement mit Self-Catering (eine Doppelhaushälfte) bei einer sehr freundlichen Dame (deutsch-namibischer Abstammung). Mit Gabi ist an diesem Abend nichts anzufangen, sie versucht sich an einem 1-Personenspiel – erfolglos. Falsch! Verleumdung! Lüge!

Wir sind nun bis zum Tsitsikamma Nationalpark vorgedrungen. Vor dem Ort verläuft Sandstrand so weit das Auge reicht sowie eine ordentliche Brandung. Jan in der Badehose bleibt uns wider Erwarten erspart. Dafür teilt er seine Spareribs mit der Restaurantkatze „Wild Thing”.

Freitag 24.09.1999 – Tsitsikamma NP

Wir verlassen Nature’s Valley gut gerüstet für den Otter Trail. Kurz nach 10:00 erreichen wir den Eingang des Nationalparks. Im Information Center erfahren wir, dass leider kein Permit mehr da ist – weder für heute noch morgen noch …..

So beschließen wir nur den permitfreien Teil des Trails bis zum Wasserfall zu marschieren. Über Stock und Stein geht’s die Küste entlang begleitet von endlosen Wellenbrechern gegen die Küste. Am Wasserfall treffen wir auf die 12 glücklichen Permitinhaber des Ottertrails. Nun denn, zumindest unser Daypack ist leichter als deren Backpacks. Damit wandert es sich definitiv entspannter. Wir genießen eine Weile den Wasserfall, die Sonne und die heranstürmenden Wellen.

Zurück am Auto nehmen wir einen kleinen Snack aus unserem Vorrat, danach unternehmen wir frisch gestärkt eine kleine Bootsfahrt durch den schmalen hoch aufragenden Canon des Stormy Rivers. Wenig später sehen wir den Cañon nochmals aus der Vogelperspektive – von der Paul-Sauer-Brücke auf dem Weg nach Jeffrey Bay.

Jeffrey Bay ist ein Surfer- und Wellenreiterparadies mit den angeblich schönsten Wellen Südafrikas. Das werden wir uns morgen aus nächster Nähe anschauen. Zunächst kümmern wir uns bei Meerblick und Vollmond um unser leibliches Wohl mit einer deliziösen Fischplatte.

Samstag 25.09.1999 – Addo NP

Jan will nicht baden! Trotz des schönsten Stück Strands Südafrikas. Aber der Himmel zeigt sich eher von seiner grauen Seite – wenn auch die Wolkendecke dünn ist. Die Wellenreiter stört dies rein gar nicht. Sie tummeln sich bereits in und auf den Wellen. Na ja, die Haie wollen auch bei trübem Wetter leben.

Wir starten durch zum Addo Nationalpark. Die Elefanten warten.

„Rosa" Elefant im Addo NPDieser relativ kleine Nationalpark beherbergt die Addo-Elefanten, die etwas kleiner und rosaner ausfallen als ihre nördlicheren Verwandten. Ca. 130 Stück leben hier vom Spekboom (= Fette Henne). Aus dem Auto darf man nur an vorgegebenen Punkten aussteigen. Aber wir haben bereits am ersten Wasserloch Glück. Ein Dickhäuter erscheint und zelebriert seine spätvormittägliche Toilette. Ansonsten stolzieren Strauße, Schildkröten und Halbmondantilopen mehr oder weniger all-gegenwärtig einher. Das ganze Gebiet ist mit Spekboom bewachsen, in dem sich selbst die Elefanten gut verbergen können. Aber Elefanten sehen wir viele – Einzeltiere, Mama mit Kind oder große Herden. Zum guten Schluss läuft uns eine Familie Warzenschweine über den Weg.

Der Zeltplatz des NP ist leider voll, so finden wir uns auf der Strasse wieder und fahren weiter mit Ziel Grahamstown. Zwei Stunden und einige Affenspaliere später (= Meerkatzen) erreichen wir Grahamstown – eine Siedlerstadt (um 1820), aufgeräumt und leer.

Aber ein B&B und ein Restaurant finden sich dennoch.

Sonntag 26.09.1999 – Hogsback

Schande über unser Haupt: Hochzeitstag vergessen! Beide!

Die Strassen sind leer, der Kirchturm läutet. Hier soll es 40 Kirchen geben und alle angeblich voll. Rund um die Kirche im Zentrum sind jedenfalls einige prächtige Siedlerbauten versammelt. Nach den obligatorischen Fotos verlassen wir Grahamstown gen Berge in ca. 100 km Entfernung nordwestlicher Richtung.

Die Landschaft ist grün und hügelig. Ab und zu säumt eine Affenhorde (grüne Meerkatzen) den Straßenrand oder Kühe oder Schafe. Ab Alice – auf der Uni Fort Hare in Alice studierte u.a. Nelson Mandela – geht’s bergauf. Hogsback liegt auf ca. 1.300 m und hüllt seine Hogsbacks (Berge im Wildschweinrückenformat) in Wolken.

Ein Zimmer ist schnell gefunden. Die Lodge im klassischen Rondavellstil sehr nett. Zunächst wärmen wir uns am offenen Kaminfeuer auf, dann begeben wir uns auf Entdeckungsreise. Ein kleiner Wanderführer rund um Hogsback hilft dabei. Die Wanderwege führen durch dichten Wald und viele enden an Wasserfällen. Auf unserem Hike entdecken wir hübsche Vögel und eine Affenhorde, die in die Bäume flüchtet und wir dann mehr hören als sehen.

Dinner nehmen wir in der Lodge old fashioned. Den restlichen Abend verbringen wir kartenspielenderweise und lesend vor dem wärmenden Kamin. Draußen stürmt es unentwegt.

Montag 27.09.1999 – unterwegs durch die Transkei

Hogsback verabschiedet uns mit Landregen. Von Bergen keine Spur. Ich glaub‘, die gibt’s hier gar nicht! Unsere Fahrt durch die Katberge mit angeblich schöner Aussicht fällt somit den Wolken zum Opfer. Kurz vor der N6 reißt es auf, der Regen hört auf und Berge, Felder und Dörfer zeigen sich im Sonnenspot.

Rondavells am WegesrandWir fahren durch eine riesige trockene Hochebene gepunktet mit lauter hübschen bunten Rondavells – von zartgelb bis mintgrün ist alles dabei. Dieser Landstrich entspricht einem ehemaligen Homeland und wird überwiegend von Schwarzen bewohnt. In Butterworth, ein kleiner Ort an der Strecke, sehen wir erstmals einen Straßenmarkt und Menschen. Wir frischen unsere Vorräte auf und vervespern diese eine Stunde später im Auto auf offenem Feld und jeder Menge Wind. Kein Baum, kein Strauch, dafür hübsche Dörfer, Schulklassen auf dem Heimweg, Schafe, Ziegen und Kühe am Straßenrand. Ab und zu tapern die Viecher völlig unmotiviert auf die Strasse. Jan kämpft also mit Viechzeug und Schlaglöchern.

Am späten Nachmittag erreichen wir unser Etappenziel – Port St. Johns, ein kleines schwarzdominiertes Fischerdörfchen. Wir mieten uns im benachbarten Nature Reserve in einem Rondavell ein. Unser kleiner Strandspaziergang kollidiert ganz

offensichtlich mit der Startzeit der Bads. Sie schwirren uns nur so um die Ohren. Also machen wir ihnen den Weg frei und nehmen unser Rondavell in Beschlag. Das Licht ist funzelig, schließlich fällt der Strom ganz aus – nach dem Essen!! Unsere kleine Campinglaterne leistet gute Dienste bis der Strom und volles Licht wiederkommen.

Dienstag 28.09.1999 – Port St. Johns

Statt Baden und Wandern: ein Regentag mitten in Afrika!

Wir nutzen den feuchten Vormittag zum Einkaufen, Geldmachen ……. Bäcker, Metzger, Gemüseladen, Supermarkt, Geldautomat, es fehlt wirklich an nichts in dem Fischerdorf. Der Himmel macht uns wenig Hoffnung – alles grau in allen Schattierungen. Auf der Rückfahrt zu unserem Rondavell stoppen wir kurz am Beach #2. Eigentlich eine hübsche Bucht, aber ein ordentlicher Regenschauer jagt uns zurück ins Auto.

Zurück an unserem Rondavell beschließt Jan trotz aller Widrigkeiten in die Fluten zu springen. So wandern wir regenfest verpackt zum Beach #3 hinunter. Jan badet, ich sammle Muscheln. Die Brandung ist sehr nett, das Wasser warm – nur das Rauskommen ist ziemlich frisch, da eine heftige Brise den nassen Körper umschmeichelt.

Den restlichen Nachmittag vertreiben wir uns mit Spielen. Gegen 16:00 können wir tatsächlich eine kleine blaue Wolke erblicken und rüsten uns sofort für Ausgang. Wir erkunden ein wenig das Silaka Naturreservat. Allerdings lässt uns Petrus nicht viel Zeit. Kaum eine Stunde später schickt er wieder nass von oben. Die Vögel zwitschern dessen ungeachtet unvermindert weiter. Nur ein paar wasserscheue Exemplare sitzen aufgeplustert auf einem Balken unter unserem Vordach.

Zum Ausgleich verwöhnen wir uns am Abend mit Hackfleisch-Gemüsepfanne an Süßkartoffeln.

Mittwoch 29.09.1999 – unterwegs durch die Transkei

Rondavells in der TranskeiÄffchen vorm Frühstück und mehrere blaue Wolken am Himmel. Nach ordnungs-gemäßer Inventur dürfen wir abfahren. Die R61 gestaltet sich erst mal als Schotterpiste, aber nach der ersten Bergkette fahren wir wieder über geordneten Asphalt. Wie immer stehen Kühe, Schafe, Ziegen, Pferde und Esel neben oder auf der Strasse. Selbst auf Hupen reagieren die wenigsten Tiere.

Nette Dörflein mit schmucken Rondavells zieren die Landschaft. Die meisten Menschen sind reichlich beschäftigt – mit Landarbeit oder dem Tragen von irgendwas irgendwohin. Hauptsache auf dem Kopf (nur Frauen) – Taschen, Körbe, Getränkekisten, Holzbündel, Axt und was man/ frau sonst noch so transportieren muss, hat auf dem Kopf den richtigen Platz.

Am frühen Nachmittag verlassen wir die Transkei (= Ostkap) und befinden uns jetzt im Kwa Zulu Natal. Kurz vor der Küste besuchen wir die Oribi Gorge, die von oben und unten zu bewundern ist. Gegen 18:00 erreichen wir Durban. Durch Alleen mit lautem Vogelgezwitscher finden wir ein B&B am Berg im Viertel der Weißen.

Am Abend gönnen wir uns lecker Fisch. Die Temperatur ist noch angenehm, so dass wir sogar draußen sitzen können. Kartenspiel und Roibostee beschließen den Tag.

Donnerstag 30.09.1999 – Durban

Sonnenschein lädt zur Stadtbesichtigung ein. Wir stärken uns mit reichhaltigem Frühstück (Müsli, frisches Obst, Spiegelei) und stürzen uns dann in den Nahverkehr Durbans. Der nächste Minibus gehört uns. Voll ist er zwar schon, aber mit Drücken und Quetschen passen wir sicher noch hinein.

Blühende Jacaranda-Allee in DurbanAb geht’s in die City. Kurz vor der City Hall setzt uns der Fahrer vor die Tür. Wir streifen ein wenig durch die Innenstadt. Vom indischen Markt sind wir eher enttäuscht, nur Obst und Gemüse. Wir hatten zumindest größere Mengen an Gewürzen erwartet. Den Nachmittag vertreiben wir uns an der Waterfront. Auf der Promenade herrscht reger Badebetrieb.

Den Sundowner genehmigen wir uns an der Hafeneinfahrt „The Point”. Leider fährt gerade kein Pott ‘rein. Durbans Hafen rangiert unter den Top 10 der Welt. Zum Abendessen halten wir es ganz indisch. Tierisch lecker und schön spicy. Den rest-lichen Abend verbringen wir in unserem B&B bei Rotwein und Canasta.

Freitag 1.10.1999 – Durban ff.

Den Vormittag verbringen wir bei bedecktem Himmel im botanischen Garten, dem Hare Krishna Tempel (der größte Tempel der südlichen Hemisphäre) und im Café im Medgewood Park eine kleine ruhige Oase mitten in der City bei Tee und Postkarten.

Langsam klart der Himmel auf. Bevor Jan jedoch in den Indischen Ozean hupfen darf, ist zuerst der richtige indische Markt im Viktoria Street Market an der Reihe. Nun haben wir endlich den wirklichen indischen Markt entdeckt mit Gewürzen, Fisch, Fleisch, Souvenirs, Gerüchen und was man sonst noch so alles braucht oder auch nicht. Wir schießen ein paar Souvenirs, danach darf Jan am South Beach die Badehose auspacken und in die übermannshohen Wellen hüpfen. Ein weißer Wal unter lauter Schwarzen!

Ich pflege meinen Schnupfen am Strand – Jan hat ihn wohl gestern an mich weitergereicht. Also verwöhne ich mich am Abend mit literweise Tee und frischgepresstem Orangensaft. Wenn das die Viren nicht erzittern lässt!

Samstag 2.10.1999 – Valley of 1000 Hills

Kleiner Zulu-JungeWir begeben uns ins Zulu-Gebiet. Das Valley of 1000 Hills ist allerdings schon ziemlich zersiedelt. Also fahren wir die klassische Touriroute ab. Der Besuch eines Zulu-Dorfes mit klassischer Tanzdarbietung darf selbstverständlich nicht fehlen. Die Tänze sind ganz nett, aber die kleinen unbeteiligten Zulukinder stehlen den Tänzern eindeutig die Show. Außerdem kann man vom Auditorium einen hübschen Blick über die Gegend genießen.

Am frühen Nachmittag legen wir einen Zwischenstopp in Pietermaritzburg ein. Die City Hall und die blühenden Jacaranda-Alleen sind definitiv sehenswert. Allzu lange halten wir uns jedoch nicht auf, bald fahren wir weiter in Richtung Drakensberge. In Winterton schlagen wir unser Quartier auf. Die Lodge ist hübsch mit den klassischen Rieddächern gestaltet. Ansonsten hat der Ort nicht viel zu bieten.

Sonntag 3.10.1999 – Drakensberge, Giants Castle

Giants Castle und seine Wandmalereien der San stehen auf dem Programm. Teer- und Schotterpisten führen dorthin. Am späten Vormittag erreichen wir das Camp.

Die nächste Tour zur Besichtigung der Cave schaffen wir just-in-time. Vom Camp liegen noch 2 km Fussmarsch bis zur Höhle vor uns. Kurz vor 12:00 stehen wir dennoch am Höhleneingang. Mit sachverständigem Führer sehen und verstehen wir die Malereien auch viel besser. In der Main Cave sind hauptsächlich Jagdszenen ab-gebildet, aber auch der Alltag und die Tiere der Umgebung (wie Elefanten, Gepard, Löwe, Leopard).

Zulu-Mädchen mit PerlenschmuckDer Park wurde zum Schutz der Elenantilope gegründet. Die Tiere verbergen sich jedoch gut vor dem interessierten Touri. Trotz offener Prärie entdecken wir keine eine. Nach der Höhlenbesichtigung erwandern wir den Giants Ridge. Leider verhüllt sich der eine oder andere Berg in Wolken, aber die Landschaft beeindruckt uns auch ohne Bergkulisse durch ihre Kargheit, Schroffe und Stille.

Zusammen mit den ersten Regentropfen erreichen wir wieder das Auto. Immerhin haben wir Klippschliefer und Paviane beobachten können. Ein Pavian plündert sogar im Picknickbereich die Mülltonnen, um dann mit seiner Beute im Unterholz zu verschwinden. Ob er wohl mit seiner Horde teilt?

Wir machen uns auf den Weg gen Royal Natal NP in den nördlichen Drakensbergen. Mitten auf unserem Weg mieten wir uns in Bergville im einzigen Hotel des Ortes ein. Ganz SA scheint ausgestorben zu sein, nur in der Ladies Bar tobt’s: zur Zeit findet die Rugby-Weltmeisterschaft statt und SA spielt gerade gegen Schottland. Mit dem Abendessen müssen wir uns wohl bis zum Ende des Spiels gedulden. Kleine giftgrüne Springboks versüßen die Wartezeit (Pfefferminz- und Kaffeelikör – vor allem farblich interessant). Nach dem Spiel sind jedenfalls die Vorräte hierzu leer getrunken.

Montag 4.10.1999 – Drakensberge ff., Royal Natal NP

Das Frühstück im Hotel Walter ist ähnlich gut wie das Abendessen – Kategorie essbar. Aber dafür scheint die Sonne. Die Drakensberge rufen! Die Kulisse ist in jedem Fall schon mal vielversprechend.

Wir mieten uns im NP-Hotel des Royal Natal NP zu Füssen des Amphitheaters in einem hübschen Rondavell ein. Kurzes Umziehen dann brechen wir auf zur Tugela Gorge. Der Wandelpad führt immer am Berg entlang des Tugela Rivers durch Protea Haine und andere kleine Wäldchen. Irgendwo zeigen sich ein paar Paviane am Wegesrand. In der Gegend gibt es drei Pavianhorden.

Blick auf Amphitheater des Royal Natal NPKurz vor der Gorge führt eine Kettenleiter über glatten Fels hinauf, es schließt sich ein kleiner Klettersteig an. Nach einer Wegkonfusion finden wir auch den richtigen Pfad zum Lookout in die Gorge. Außerdem können wir bis zu einem türkisfarbenen Pool hinunter klettern. Hübsch still und beschaulich lässt es sich hier pausieren. Eisenschlaufen weisen auf eine Leiter in bzw. aus den Pool in der Vergangenheit. Wir müssen jedoch auf ein erfrischendes Bad verzichten, sondern gehen alles wieder zurück – erst Klettersteig, dann Leiter. Nun nehmen wir den direkten Weg durch die Gorge und landen vor dem türkisen Pool. Wir könnten fast plantschen, treten dann aber doch den Rückweg an.

Am späten Nachmittag erreichen wir wieder unser Hotel. Der Hotelpool wartet – eiskalt, brrrr! Nun ist es an der Zeit sich für das Dinner vorzubereiten. Die Kleiderordnung sagt: NO T-Shirts, NO Boots, NO Sportshoes, Jeans hingegen sind erlaubt. Wie auch immer, wir suchen von allem das Beste heraus. Die Luft ist noch schön warm, so dass wir uns mit einem Drink auf der Terrasse die Wartezeit bis zum Dinner überbrücken. Die Bad-Flugzeit hat jedenfalls schon begonnen. Das Dinner ermöglicht zwar viele Gänge, entspricht aber sicher nicht dem veranschlagten Preis. Das Ganze vermittelt eine ziemlich britische Atmosphäre. Sie leben sicher noch vom Besuch der britischen Königsfamilie anno muff.

Dienstag 5.10.1999 – Drakensberge ff., Royal Natal NP

Blaue Wolken über dem Amphitheater. Wir nutzen den Vormittag zu einer Runde zum Tiger Fall. Bergauf nehmen wir alle Höhenmeter am Stück bei praller Sonne. Der Proteahain wirft halt nicht so gewaltig viel Schatten. Am Lookout Rock werden wir mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Der Tiger Fall fällt ganz trocken, wie bereits der Tugela Fall. Zurück am Hotel gönnen wir uns noch einen Drink auf der Verandah, dann machen wir uns auf den Weg gen Norden. Mittlerweile brauen sich wieder mal Wolken über den Gipfeln zusammen.

In Ladysmith legen wir eine längere Pause ein – Einkaufen und Geldmachen. Wir gehen den Traveller Cheques an den Kragen. Die Rand-Travellers sind absolut problemlos und gebührenfrei, was man von den Dollar-Travellern nicht gerade behaupten kann (fast DM 20,00 pro Transaktion). Nach einer Stärkung befinden wir uns kurz vor 16:00 wieder auf der Strasse.

Hauptsächlich Weideland rechts und links und irgendwann ein ordentliches Gewitter mit Hagel und tollem Regenbogen. Gegen 19:00 haben wir genug vom Fahren bei Dunkelheit. Schlaglöcher sind einfach nicht ausgeleuchtet und gestalten die Fahrerei ziemlich anstrengend. Also Pause in Ermelo bis morgen früh.

Mittwoch 6.10.1999 – unterwegs

Strahlender Sonnenschein in Ermelo. Wir stehen zur gewohnten Zeit, 8:00, auf und starten nach gutem Frühstück gegen 9:30. Wir haben noch ca. 280 km bis zum Krüger NP Gate Madelane vor uns.

Ab 13:00 begeben wir uns auf Großwildjagd. Bereits auf den ersten km wurde einiges für uns aufgestellt: Impalas, Büffel und Elefanten. Wir verlassen bald die geteerte Strasse und fahren entlang des Crocodile Rivers. In Schleichfahrt, denn erstens beträgt die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Schotterpiste 40 km/h, zweitens sieht man sonst nichts und drittens entdecken wir auch einiges Beobachtenswertes. Wir können unser Tierpotpourri um Gnu, Zebra, Giraffe, Hippo, Paviane, Meerkatzen, diverse Vögel, Geier, Schildkröte, diverse Leguane, Warzenschweine, Adler, Manguste und Perlhühner ergänzen. Selbst Giraffen sind erst auszumachen, wenn man quasi vor ihnen steht. Perfekte Tarnung! Insbesondere wenn sie absolut still stehen. Impalas gibt es in jedem Fall ohne Ende. Sie säumen die Strasse links und rechts. Einige haben Putzervögel als Fahrgast dabei. Zebras laufen mit Baby vor uns über die Strasse. Zebramama scheint etwas aufgeregt. Die Giraffen direkt neben der Strasse haben dagegen die Ruhe weg. Von den Nilpferden sind nur Augen und Ohren im Fluss zu entdecken. Sie verlassen das Wasser erst bei Dunkelheit.

Gegen 17:00 fahren wir ins Camp Crocodile Bridge ein. Ein Campground ist kein Problem und so suchen wir uns einen passenden Flecken aus, sortieren unsere 100.000 Plastiktüten und stellen das Zelt auf. Jan nimmt die Feuerstelle in Betrieb, Tisch und Stühle dürfen wir der Picknick Area entleihen. Ab 18:30 ist es stockfinster, der Himmel blinkert voller Sterne und in den Bäumen grillt und zirpelt es in unglaub- licher Lautstärke. Es gibt eine Camp-Küche, so kann unser Kocher kalt bleiben. Zum Abendbrot kommen die Chinesennudeln mal wieder zum Einsatz. Tomaten-Avocado-Salat vervollständigt das Menü.

Bald ist Bettzeit, denn ab morgen schrillt bereits um 6:00 der Wecker!! Frühpirsch ist angesagt.

Donnerstag 7.10.1999 – Krüger NP

Camp Ein- und AusgangszeitenDer Wecker ist für 5:30 gestellt. Wir sind jedoch bereits vor dem Klingeln auf den Beinen. Die Vögel haben mittlerweile die Bads geräuschtechnisch abgelöst – der Gesang hört sich deutlich verändert an.

Um 5:50 verlassen wir das Camp und begeben uns auf Pirschfahrt. Neben dem Normalrepertoire – Impala, Zebra, Giraffe, Elefant, Kudu – können wir diverse Böcke, Rhino, Hippo, Büffel, Hyäne und Löwe ergänzen.

ImpalaDie Tüpfelhyäne versetzt eine Impalaherde in helle Aufregung, bevor sie sich ohne Beute wieder trollt. Dann geht die Herde wieder zur Tagesordnung über. Das Rhino läuft wie selbstverständlich zwischen Impalas und Giraffen umher und frisst in aller Seelenruhe. Von den Hippos gibt’s zunächst mal nur Teile – Augen, Nüstern, Nase, Ohren später dann auch Rücken. Kurz vor dem Lower Sabie Camp schläft eine Löwin ca. 5 m neben der Strasse in perfekter Tarnung. Wenn nicht bereits Autos davor gestanden hätten, keine Chance!

Wir checken im Lower Sabie Camp in eine einfache Hut mit Gemeinschaftsbad ein und setzen dann unsere Pirschfahrt bis Skukuza fort. Dort genehmigen wir uns ein Mittagessen. Direkt vor der Terrasse grasen Büffel fast zum Anfassen am Ufer des Sabie Rivers.

ZebraZurück am Lower Sabie ist’s Zeit für einen Sundowner am Sunset-Pool. Die Hippos bilden einen Haufen, die Krokodile lagern faul am Ufer, die Paviane betreiben Körperpflege und die Impalas treibt der Übermut um. Lange können wir uns jedoch leider nicht dort aufhalten, denn um 17:15 beginnt unsere Nachtpirschfahrt. Pünktlich nehmen wir unsere Plätze auf dem Coach ein. Inzwischen weht eine ordentliche Brise und es nieselt. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für Nightlife. Nichtsdestotrotz entdecken wir einige Tiere – Hippos im Ganzen und an Land, Ginster-katzen gleich mehrfach, Impalas, Zebramangusten, Elefanten, Rhinos. Ansonsten freuen wir uns über die Wolldecken an Bord, denn die Außentemperatur lässt zu wünschen übrig.

Freitag 8.10.1999 – Krüger NP ff.

Wir haben geschlafen wie Tote, aber wir raffen uns dennoch um 5:30 aus den Federn. Die Großwildjagd beginnt um 6:10. Das Frühstück mit Kaffee aus der Thermoskanne wird im Auto serviert.

Giraffen, Impalas, Rhino-Mama mit Jungtier, Zebras und Gnus sind auch schon auf den Beinen. Elefanten zählen ebenfalls zu den Frühaufstehern und als Morgen-Highlight finden wir drei Löwen (zwei Löwinnen und einer mit Mähne) die sich ihre Beute teilen. Nach ausreichendem Mahl verscharren sie die Reste ordentlich. Anschließend müssen wir mit dem Tierstandardangebot eine Weile auskommen, bis wir einige Stunden später auf eine Löwen-TeenieAutoansammlung stoßen. Grund der Auto-konzentration ist eine Gepardenmama mit zwei Jungen, die sich eine Impala

schmecken lassen. Einige Geier warten in unmittelbarer Nachbarschaft auf ihren Anteil. Durch das Fernglas lässt sich diese Szene hübsch beobachten, so dass wir uns natürlich nicht so schnell losreißen können. Wenige km später steht ein Auto mitten auf der Strasse und die Insassen schauen angestrengt zu einer Seite. Wir können dort nichts entdecken. Erst ihr Hinweis, dort habe sich ein Löwe nieder-gelassen, veranlasst uns zu bleiben. Die Mähne sieht aus wie ein Stück Holz im hohen Gras. Das andere Auto gibt nach einigen Minuten auf und wie übernehmen die Wache. Fünf Minuten später hebt der Löwe den Kopf, steht auf und quert vor uns die Strasse. Ein prachtvoller Bursche. Er entschwindet im Unterholz.

Am frühen Nachmittag checken wir im Satara Camp ein. Das Zelt ist schnell auf-gebaut, so können wir uns etwas erholen bevor wir nochmals zum Sundowner aufbrechen. Wir starten unseren Kurzausflug zum Damm, stellen uns dort auf und harren der Dinge, die da kommen mögen. Hier passiert nix. Auch das Krokodil im Wasser in Ufernähe wartet vergebens. Vorüberfahrende erzählen, dass drei Löwen am Straßenrand in Richtung Camp unterwegs seien. Also begeben wir uns unverzüglich auf die Suche. Die Dreier-Bande Jungmänner schlappt immer noch den Straßenrand entlang. Ihre Mähne ist noch nicht ausgeprägt – mehr Flaumansatz. Irgendwann werden ihnen die Autos wohl lästig und sie entschwinden im Gehölz. Das war ein katzenreicher Tag.

Zurück im Camp feuern wir den Grill an, auch der Salat ist schnell gemacht, so dass wir bei einem schönen Rotwein unsere Hühnerspieße knabbern können. Hyänen flanieren entlang des Zauns und werden gefüttert! Touris sind doch unbelehrbar!

Samstag 9.10.1999 – Krüger NP ff.

BüffelherdeWiederum mitten in der Nacht schälen wir uns aus dem Schlafsack und gehen auf Pirsch. Heute können wir jedoch nur das Standardprogramm verzeichnen. Dafür beobachten wir Zebras und Gnus bei ihrem vorsichtigen Gang zum Wasserloch. Ihre Anspannung ist fast fühlbar. Sie gehen meist 3 m vor – verharren – gucken sichernd in alle Richtungen – verharren weiter – gehen wieder 5 m vor und so weiter bis zum Rand des Wasserlochs. Je näher am Wasserloch um so länger dauert die Zeremonie. Endlich am Rand des Wassers scheint es Stunden zu dauern bis sie sich sicher genug fühlen den Kopf gen Wasser zu senken. Außerdem nähern sie sich einzeln oder in kleinen Gruppen dem lebenswichtigen Nass – nie alle gemeinsam.

Im Olifants Camp legen wir eine längere Pause ein. Das Camp liegt oben am Hügel, zu seinen Füssen der Olifant River gefüllt nicht mit Elefanten, sondern mit vielen Hippos – sonnend und badend, nicht zu verwechseln mit den gleichfarbigen Felsen im Flussbett.

ElefantAm frühen Nachmittag checken wir im Letaba Camp ein. Leider ist nur auf dem Campground Platz für uns und alle Huts belegt. So stellen wir also das Zelt auf und genießen die wunderbare Terrasse über dem Letaba River. Dort fressen und baden einige Elefanten, Breitmaul-Nashorntoben Paviane, Impalas und Wasserböcke auf der Suche nach Wasser. Mit Einbruch der Dunkelheit beginnen Hyänen ihre Patrouille den Campzaun entlang. Vielleicht hoffen sie auf mitfühlende Seelen. Wir essen unsere Pasta und den restlichen Salat, der nicht auf dem Boden gelandet ist, selber auf.

Die Grillen grillen und die Bads flattern. Unser Lagerfeuer unterstützt unsere Meditation, temperaturmäßig wäre es nicht nötig.

Sonntag 10.10.1999 – Krüger NP ff.

Wecken as usual. Die Hyänen haben das Weite gesucht. Kurz nach 6:00 beginnt unsere Pirschfahrt.

Kurz hinter dem Camptor wartet ein Schakal auf uns. Ansonsten ist mehr Standard angesagt – aber ohne Giraffen. Die Landschaft wird immer trockener, die wenigsten Wasserlöcher führen Wasser. Einige Impalas und Elefanten später erreichen wir das Mopani Camp – rechtzeitig zum zweiten Frühstück. Das Camp ist das neueste im Nationalpark und vollständig aus natürlichen Materialien erbaut worden. Alle Häuser zieren Strohdächer. Insgesamt eine hübsche Anlage gelegen an einem Stausee. Vogelfreunde sind hier sicher sehr gut aufgehoben.

Nach der Stärkung geht es weiter gen Norden. Die Tiere machen sich immer rarer und scheinen auch scheuer als im Südteil des Parks. Immerhin schießt ein weiterer Schakal im Galopp über die Strasse und rund um den Red Rock tarnen sich einige Giraffen.

GiraffeAm frühen Nachmittag checken wir in einer Hut im Shingwedzi Camp ein. Vögel, Hörnchen und Meerkatzen treiben sich im Camp herum – bettelnd. Abkühlung verschafft uns ein Bad im Pool bevor wir die Nachmittagspirsch starten. Die fehlende Katze, ein Leopard, lässt uns vor allem in den Bäumen nach ihr suchen. Aber sie tarnt sich entweder gut oder wir sind eh immer am falschen Platz. Auf jeden Fall – kein da. In der Confluence wartet ein Krokodil im Wasser in Ufernähe auf Beute. Wann es wohl Erfolg hat? Angeblich reicht ihnen alle zwei Jahre ein Zebra, Impala oder ähnliches.

Abendessen gönnen wir uns heute im Camprestaurant: Kudu- bzw. Straußensteak. Beides recht zäh. Aber auf unserer kleinen Verandah lässt es sich bei einem Glas Wein und Lagerfeuer fürs Auge gut aushalten. Um 20:00 herrschen immer noch 25°C. Das abendliche Konzert gibt es zudem gratis: die Grillen grillen, die Frösche quaken und die Bads piepsen.

Montag 11.10.1999 – unterwegs im Vendaland

Das Gezwitscher eines Vogels direkt über dem Fenster spielt Wecker. Kurz nach 6:00 starten wir durch. Das Morgenimpala grüßt, ansonsten reichlich Busch, Löwenmähnengras und Elefantendrops. Die Wasserlöcher sind zwar gefüllt, aber bis auf ein paar Vögel völlig verwaist. Büffel, Zebra, Giraffe und eine wütende Elefantenmama, die gen Strasse stürmt (ob sich ihre Wut gegen uns richtet oder den Gegenverkehr können wir nicht schlussendlich ermitteln), haben ihren Auftritt bis zum Punda Maria Camp. Dort gönnen wir uns ein zweites Frühstück und hängen noch eine Lust-Loop an. Dort treffen wir die nur hier lebende Nyala-Antilope an, die mit Streifen daher kommt. Viele Affenbrotbäume prägen das Landschaftsbild. Ein Elefant hat einen Wassertank als adäquaten Trinknapf entdeckt. Der scheint für

Elefanten und Giraffen gleichermaßen geeignet. Gegen 11:00 beenden wir die Pirsch und verlassen den Krüger Nationalpark.

Wir setzen unsere Fahrt durch das Vendaland fort. Viele Rondavells, Felder, Wälder und Hügel begleiten uns. In Thokoyandou stoppen wir, um das Einkaufszentrum ganz in schwarzer Hand mit vielen Straßenständen zu erkunden, Ghettoblaster sind für die Geräuschkulisse zuständig. Weiter geht’s zum Phiphidi-Wasserfall – einer der heiligsten Ort der Vendas. Trotzdem dürfen Besucher am Wasserfall herum- und herunter klettern. Picknickstellen säumen den Wasserlauf. Auf der Suche nach einem freien Picknickspot ruiniert Jan das Beifahrertrittbrett. Der Wagen setzt auf einer Wurzel auf. Das Hinterrad ist trotzdem noch frei gängig. Unser Picknick lassen wir uns davon nicht vermiesen sondern schmecken.

Satt und gestärkt setzen wir unsere Fahrt über den Vondo Damm bis nach Louis Trichardt fort. Die Dzata Ruinen lassen sich nicht von uns besichtigen, da geschlossen. So vertreiben wir uns den Nachmittag in Louis Trichardt mit einem kurzen Stadtrundgang. Ein absolutes MUSS stellt das phänomenale Fort dar. Es handelt sich hierbei um ein stählernes Zirkuszelt zum Schutz der Weißen vor den bösen Schwarzen. Ansonsten ist Körperpflege und Spielen bis zum Abendessen angesagt.

Dienstag 12.10.1999 – Pretoria

Offenbar noch an Pirschzeiten gewöhnt, wachen wir weit vor dem Wecker auf. Da wir das Frühstück erst für 8:30 bestellt haben, nehmen wir den ersten Kaffee im Bett. Der zimmereigene Warmwasserbereiter macht’s möglich. Das anschließende Frühstück ist genial – 1 x Omelette vegetarisch, 1 x normal und beide mit reichlich Käse. Die kleine Guesthouse-Mieze besucht Jan während seiner Sitzung, springt ihm auf die Schultern und putzt beide Ohren von innen! Die müssen vielleicht riechen!!

Kurz nach 9:00 verlassen wir die gastliche Stätte, nicht ohne das eiserne Fort Hendrina fotografisch dokumentiert zu haben. Via N1 fahren wir unaufhaltsam gen Süden. Der Wendekreis des Steinbocks dargestellt in einem Monument bleibt das einzige Bemerkenswerte auf der Strecke. Ansonsten viel Gegend, Kaktusse, Landwirtschaft, einige Felsmonolithen und Hügel.

Gegen 14:00 checken wir in Pretoria im Hotel Formula 1 ein. Den Nachmittag verbringen wir im Zoo, um Cheetah und Leopard nochmals aus der Nähe zu betrachten. Die Anlage ist recht hübsch, die Gehege teilweise großzügig. Sogar

einen Kodiakbären beherbergt der Zoo. Trotzdem gefallen mir Gepard, Leopard, Löwe, Elefant, Rhino, Hippo und Bär in Freiheit besser.

Das Abendessen fällt im Hotel Victoria sehr stilvoll und lecker aus. Das alte Bahnhofshotel ist perfekt renoviert und equippt. Die Atmosphäre entsprechend, das Essen klasse und überraschend preiswert. Der schwarze Ober scheint aus einer vormaligen guten alten Zeit zu stammen. Er gibt jedenfalls sein Bestes, damit sich alle Gäste rundum versorgt und wohl fühlen. In jedem Fall eine empfehlenswerte Adresse.

Mittwoch 13.10.1999 – Pretoria ff., Soweto

Das Formula 1 Frühstück fällt ganz Continental, also eher spartanisch, aus.

Den Vormittag nutzen wir zur Erkundung von Pretoria. Dieses Vorhaben kann man und frau durchaus zu Fuß angehen. Wir beginnen am Church Square, der rundum gesäumt ist von alten kolonialen Bankgebäuden. Weiter geht’s zum Strijdom Square, der sich voller Gegensätze präsentiert. Einerseits neoklassizistische Bauten, monumentale Statuen und daneben Straßenstände der Schwarzen, die unter den Augen der Büste von Strijdom (dies ist derjenige der die Apartheid einführte) gerade ihm zum Trotz ihre Waren anbieten. Etwas außerhalb des Zentrums befindet sich der Union Plaza, eine weitläufige Grünanlage, über der das Regierungsgebäude thront. Von dort oben bietet sich ein hübscher Blick auf die Skyline von Pretoria. Außerdem zweigt vom Union Square die Wessels Street ab. Ein Bild unter dem Straßenschild mit Jan ist ein absolutes MUSS.

Durch wunderhübsche Jacaranda-Alleen laufen wir wieder zurück zum Church Square. Dort gönnen wir uns einen Imbiss im Café Riche. Satt und gestärkt begeben wir uns über das Transvaal Museum, dessen Eingang das Skelett eines Wales überspannt, zurück ins Hotel. Uns bleibt noch ein wenig Zeit uns mental auf unseren Soweto-Ausflug einzustellen.

Unser Guide holt uns überpünktlich ab. Kurz vor 14:00 steht er vor uns zur Abfahrt bereit. Abie ist ungefähr in unserem Alter und unser sehr informativer Begleiter durch SOuthWEstTOwnship (kurz: SOWETO). Wir bilden eine Minigruppe, nämlich Abie und wir, so dass wir in Abies PKW ausreichend Platz haben. Beginnend mit den Vortrekkern bis zur Apartheid erhalten wir bereits auf der Anfahrt einen kompletten geschichtlichen Abriss. In Soweto selbst fahren wir durch alle unterschiedlichen Arten von Wohnvierteln.

Die unterste Klasse bilden die Squatter, hierbei handelt es sich um die sogenannten Landbesetzer, die ihre Wellblechhütten an jeder Soweto - SquatterStelle, derer sie habhaft werden können, aufstellen. Infrastruktur natürlich gleich null. Irgendwo gibt es einen Wasserhahn, an dem jede Familie ähnlich wie auf einem Campingplatz eimerweise Wasser holen kann. Eine unzureichende Anzahl Chemieklos stellt die Stadt bereit und säubert sie ein Mal pro Woche. Die Wellblechhütte, die wir besuchen, ist ausgestattet wie eine kleinbürgerliche Familie. Der 2-Flammenherd wird mit Gas, der Kühlschrank mit Petroleum, Radio und Fernseher mit einer Autobatterie betrieben. Ansonsten fehlen weder Tisch, Bett noch Schrankwand, wenn auch alles sehr einfach gehalten.

Die Mittelschicht lebt in sogenannten Matchbox-Häusern, die aus zwei Zimmern, Küche und Bad bestehen und mit Wasser und Elektrizität ausgestattet sind. Hierin wohnt meist eine Großfamilie also ungefähr neun Personen. Die Oberschicht lebt in exklusiven Bungalows bis zu den Zähnen abgeschirmt. Auffällig ist die makellose Sauberkeit in allen Vierteln. Die unvermeidlichen Plastiktütenhaufen lagern rundum die Township. Diese Knistertüten sind sicher eine der Geißeln der Menschheit. Die meisten Bewohner scheinen die gleichen Ziele wie die Weißen zu verfolgen – ein gesichertes Einkommen, eine nette Umgebung und eine bessere Zukunft für die Kinder. Auf den Strassen toben die Kids wie bei uns daheim auch.

Unsere Besichtigungstour darf natürlich die offiziellen Highlights nicht auslassen: von der Kirche in der die Gegenwehr gegen die Apartheid begann bis zum Nelson Mandela House ist alles dabei. Zum Abschluss besuchen wir eine Shebeen, die klassische Kneipe der Schwarzen. Dort gibt es definitiv afrikanisches Essen, sehr lecker. Diese Kneipe besuchen allerdings auch eher die gehobenen Schwarzen. Der Besuch Sowetos hat uns tief bewegt und beeindruckt. Auffällig sind außerdem die Freundlichkeit und der anhaltende Optimismus in eine bessere Zukunft.

Zurück in Pretoria nehmen wir im Studentenviertel zusammen mit Abie noch ein bis drei Absacker, bevor er uns wieder im Hotel abliefert. Abie war eine unserer wenigen Quellen, der viele unserer Fragen beantworten konnte und uns seine ganz persön-lichen Erfahrungen im Zusammenleben mit den Weißen geschildert hat. Aus einer geplanten 3-Stunden-Tour sind so 8 interessante Stunden geworden.

Donnerstag 14.10.1999 – Pretoria ff.

Der Wecker weckt uns tatsächlich mal. Nach dem Frühstück streben wir glitzernden Steinen entgegen. In Cullinan befindet sich die erste Diamantenmine SAs. Sie gehört wie alle Diamantenminen SAs De Beers, der sich bereits bis heute eine diamantene Nase verdient hat. Sie ist noch aktuell in Betrieb, fördert täglich ca. 6.000 Karat und 18.000 Tonnen Abraum. Die Steine werden in der Regel als Rohdiamanten an Schleifer zur Vollendung gegeben werden, die die geschliffenen Steine dann weitervertreiben.

Bücken und Steine sammeln verboten! Die Tour findet zwar ausschließlich an der Oberfläche statt, ist aber trotzdem hochinteressant. Wir betreten und verlassen die Mine auf demselben Weg wie die Minenarbeiter. Insbesondere beim Verlassen des Minengeländes gilt das Interesse dem Zufallsgenerator in der Vereinzelungsanlage: grün = go, rot = Leibesvisitation. Wir kommen ohne davon. Den Diamanten widerstehen wir ebenfalls.

Wir folgen nun der Spur des Nbedele Stammes in Richtung Khwamalanga. Da wir offensichtlich eine ungewöhnliche Anfahrt (über Cullinan) gewählt haben, müssen wir das Village suchen. Die Ausschilderung klappt nur aus einer (der Gegen-) Richtung. Aber sobald wir umkehren und nun aus der richtigen Richtung kommen, entdecken auch wir an der beschriebenen Stelle der Wegweiser.

Nbdele-Frau mit BeinringenDas Musterdorf zeigt die traditionellen Rondavells mit bunter Bemalung in grafischen Mustern und einige Frauen in klassischer Tracht. Dazu gehören Hals-, Arm-, Bauch- und Beinreifen. Die angebotenen Perlenarbeiten erscheinen uns doch etwas überteuert.

Zurück in Pretoria bringen wir unsere Resteinkäufe in Hatfield hinter uns und bereiten unser Gepäck vor. Das Abendessen nehmen wir auf der Hatfield Plaza im Freien. Hier scheint uns heute viel mehr los zu sein als gestern. Vielleicht liegt es an der Uhrzeit? Weiße Pärchen, kleine Studentengruppen und einzelne schwarze Pärchen verbringen den Abend auf der Plaza. Vergleiche mit Schwabing oder Sachsenhausen sind durchaus zulässig.

Freitag 15.10.1999 – Johannesburg, Rückflug

Unser Flug geht erst um 19:00. Also haben wir noch einen vollen Urlaubs- bzw. Besichtigungstag zur Verfügung.

Wir fahren zur Gold Reef City – einer Art Disneyland in klein, das auch eine Gold-mine beherbergt. Die Goldmine ist nicht mehr in Betrieb, aber man kann einfahren und einen der oberen Stollen besichtigen. Ansonsten finden sich viele Attraktion – vom Goldbarren gießen über Geldstücke prägen, aber auch Fahrgeschäfte und Stammestänze. Wen wundert es da, dass sich sehr viele Schulklassen und Familien mit Kindern hier herumtreiben.

Am frühen Nachmittag suchen wir das Weite und versuchen über Jo’burg Downtown uns dem Flughafen zu nähern. Dies ist leider schier unmöglich, da jegliche Be-schilderung diesbezüglich fehlt. Über eine der großen Einfallstrassen gelingt es uns dann doch. So finden wir uns frühzeitig am Flughafen ein, können stressfrei das Auto abgeben und uns dem Duty Free hingeben. Der Flug startet planmäßig. Die Maschine ist voll besetzt, der Flug verläuft ruhig und ereignislos. Wir landen pünktlich um 6:00 in Frankfurt mit unserem Gepäck.

Fazit

Wir sind über 6.500 km durch das Land gefahren, wobei wir uns auf den Osten konzentriert haben. Die Entfernungen sind groß, dadurch sitzt man sehr viel im Auto und frisst km. Die Bewegung kommt so etwas zu kurz.

Das Land ist sehr weiß dominiert und kann meinem Empfinden nach nicht wirklich Afrika sein. Auf dem Land lebt die „alte” Apartheid weiterhin fort (sie wurde auch erst vor 5 Jahren offiziell aufgehoben). Die „neue” Apartheid wird über die Verteilung des Geldes institutionalisiert.

Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Die Landschaften sehr vielfältig und abwechslungsreich. Da ist wirklich für jeden was dabei. Der Krüger NP bietet die schöne Möglichkeit zur Do-it-yourself-Safari mit seiner sehr guten Infrastruktur und man sieht trotz sehr viele Tiere aus nächster Nähe. Mit Glück sogar die Big Five.

Das Obstangebot ist im frühen Frühling eher bescheiden (mehr der europäische Standard), dafür säumen zahllose lila blühende Jacarandabäume die Strassen in den Städten.